Obgleich in immer weiteren Kreisen zugegeben wird, daß die Christliche Wissenschaft sowohl Krankheit als Sünde heilt, so herrscht doch immer noch sehr viel Unwissenheit in betreff der Art und Weise, wie dies geschieht. Viele Leute denken, die Christliche Wissenschaft heile durch Willenskraft oder Suggestion. Tatsächlich aber hat sie mit diesen Erscheinungen nichts gemein, ist ihr direktes Gegenteil. Wir müssen mit dem Apostel Paulus erkennen lernen, daß wir mit zwei verschiedenen Sinnesarten zu rechnen haben. Römer 8 lesen wir: „Fleischlich gesinnet sein ist der Tod, und geistlich gesinnet sein ist Leben und Friede.” Wie unterscheiden wir nun zwischen dem Fleischlichen und dem Geistlichen? „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.” Zu den Früchten des fleischlichen Sinnes oder des sterblichen Gemüts gehören der menschliche Wille, Suggestion, Zorn, Groll, Rachsucht, falsche Kritik usw. Sie Widerstreiten fortwährend den Früchten des Geistes, die da sind: Lauterkeit, Ehrlichkeit, Gesundheit, Friede, reine Zuneigungen und dergl. Der wahre Mensch spiegelt diese göttlichen Eigenschaften wieder. Sie verbinden ihn auf ewig mit Gott. Sie übermitteln dem menschlichen Bewußtsein die Kraft Gottes und tragen zur Gesundheit und zum Frieden bei.
Wir wollen nun einige Kennzüge des fleischlichen Sinnes oder des sterblichen Gemüts näher betrachten. Eifersucht ist einer derselben. Sie ist stets das Ergebnis irgendeiner Art von Unwissenheit. Sie verdunkelt den Blick für das Wahre. Unehrlichkeit ist ein weiterer Kennzug. Ein unehrlicher Mensch vermag nicht klar zu beurteilen, ob ein andrer Mensch ehrlich ist oder nicht. Wie die meisten Menschen, die sich der Sünde ergeben, so hat auch er andre im Verdacht, ebenso schlecht zu sein wie er selbst, und zwar sehr oft mit Unrecht. Nur ein ehrlicher Mensch ist imstande, Ehrlichkeit in einem Mitmenschen zu erkennen. Gesetzt den Fall, Sie hätten in Ihrem Geschäft einen Gehilfen nötig. Sie annoncieren in der Morgenzeitung, worauf sich ein Dutzend Personen melden. Unter diesen ist einer, den Sie für einen ehrlichen Menschen halten. Wie gelangen Sie nun zu diesem Urteil? Sie erwidern, die Ehrlichkeit schaue ihm aus dem Gesicht. Was ist es aber, das Sie befähigt, die in dem Antlitz eines Menschen zum Ausdruck kommende Ehrlichkeit zu erkennen? Vermögen Sie sie zu beschreiben? Geben Ihnen Ihre Augen diese Auskunft? Selbst die Physiologie lehrt, daß nicht das Auge sieht, sondern der denkende Geist oder die Intelligenz. Ist es nun nicht die in Ihnen durch Ehrlichkeit zum Ausdruck kommende Intelligenz, die Sie befähigt, Ehrlichkeit in andern zu erkennen? Die Heilige Schrift sagt in bezug aus Gott: „In deinem Licht sehen wir das Licht.” Ehrlichkeit ist geistiges Licht; sie erleuchtet das Antlitz, so daß sie vermöge der Intelligenz wahrgenommen werden kann. Sie bringt positive Intelligenz zum Ausdruck. Unehrlichkeit hingegen ist negativ und ermangelt der Intelligenz. Dasselbe ist in bezug auf alle Kennzüge des fleischlichen Sinnes der Fall. Dieser fleischliche Sinn maßt sich jedoch Intelligenz an, ebenso wie der Satan hinsichtlich Hiobs Frömmigkeit ein intelligentes Urteil zu haben behauptete. Ferner macht er Anspruch auf Ehrlichkeit. Er gibt vor, derselbe Sinn zu sein, vermöge dessen Jesus heilte. Jesus aber sagte von diesem fleischlichen Sinn, der als Teufel personifiziert wird: „Er ist ein Lügner und ein Vater derselbigen.” Da eine Lüge unwahr ist, so ist sie im Grunde genommen unwirklich. Deshalb kann sie nie verstanden werden. Der Psalmist fragt: „Wer kann seine Irrtümer verstehen?” (nach der engl. Bibelübersetzung). Niemand kann es! Nur das Wahre kann verstanden werden. Niemand vermag einen Irrtum in einem Rechenexempel zu verstehen, und kein denkender Mensch verbringt seine Zeit damit. Vielmehr macht er sich mit der Wahrheit bekannt, die auf das Problem Bezug hat, und handelt ihren Vorschriften gemäß. Alsdann verschwindet der Irrtum. Wohin geht er? Er kehrt in sein ursprüngliches Nichts zurück. Deshalb sagte Jesus: „Und werdet die Wahrheit erkennen”. nicht den Irrtum, „und die Wahrheit wird euch freimachen.” Was der Wahrheit entbehrt, ist notwendigerweise unverständlich und sinnlos.
Der fleischliche Sinn oder das sterbliche Gemüt äußert sich auch als Suggestion. Sie ist anfangs milder Art und wird nur dadurch stärker und gefährlicher, daß man sie glaubt und duldet. Dies allein gibt ihr ihre scheinbare Kraft. Die Psychologie hat diese Äußerung des sterblichen Gemüts zu verschiedenen Systemen entwickelt, welche sie Hypnotische Suggestion, Vibrations-Suggestion, Auto-Suggestion, Therapeutische Suggestion, Psycho-Therapeutik, ja sogar Christliche Psychologie nennt. Sie beruhen zugestandenermaßen auf der Wirksamkeit des menschlichen Gemüts; sie sind das Produkt des fleischlichen Sinnes, dessen Grundlage eine Lüge ist. In alten Zeiten wurden diese Systeme der Suggestion von den Zauberern, Magiern und Astrologen in Anwendung gebracht. Es ist historische Tatsache, daß diese Art Leute beständig gegen Moses. Daniel und die Urchristen ankämpften, geradeso wie die Vertreter der modernen Systeme der Suggestion sich beständig der Christlichen Wissenschaft widersetzen. Und warum? Weil diese Systeme das Erzeugnis des fleischlichen Sinnes sind und dieser fleischliche Sinn „eine Feindschaft wider Gott” ist, wie die Heilige Schrift erklärt. Auf Grund der eigentümlichen Wirksamkeit dieses fleischlichen Sinnes können wir genau beurteilen, ob unsre Gedanken gut oder böse sind; denn das Böse wirkt durch Suggestion und appelliert an die Nerven, die Kraft Gottes hingegen kommt durch göttliche Eigenschaften zum Ausdruck und appelliert an das Verständnis oder das Unterscheidungsvermögen. „Wisset ihr nicht: welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?”
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