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„Die Wege des Christentums“

Aus der Dezember 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Wege des Christentums haben sich nicht verändert,“ schreibt Mrs. Eddy in „Rudimental Divine Science“ (S. 17), „Demut, Selbstlosigkeit und Liebe sind die Pfade Seines Zeugnisses und die Fußtapfen Seiner Herde.“ In allen ihren Werken hebt Mrs. Eddy die Einheit des Christentums und der Christian Science hervor. Darum sind die Wege des Christentums die Wege der Christian Science, und ein Christian Scientist muß ein ganzer Christ sein. Das Wort Christ hat viel seiner Kraft verloren und ist die Benennung solcher geworden die wirklich oder angeblich an Christus Jesus glauben. Ein wahrer Christ, aber, ist nicht jemand der einfach an Christus Jesus glaubt, sondern jemand, der des Meisters Mission versteht und in seinen Fußtapfen nachfolgt; in anderen Worten, jemand der die Eigenschaften Christi ausdrückt.

Jesus wandelte auf Pfaden der Demut, der Selbstlosigkeit und der Liebe. Wir denken oft in einem nachteiligen Sinn von Demut, was ein Beweis ist, wie Worte ihre Macht verlieren, wenn wir ihre Bedeutung nicht kennen. Demut bedeutet Geduld, Langmut, Gehorsam und Bescheidenheit. Gewiß waren Geduld und Langmut hervorragende Eigenschaften in Jesu Beziehungen mit seinen Jüngern, und mit der wankelmütigen Bevölkerung und gegen jene, die ihr möglichstes taten um seine Mission einen Mißerfolg zu machen. Jesus war gehorsam, aber nicht gegen Traditionen oder kirchliche Gebräuche, wenn sie mit seinem Gehorsam gegen Gott in Konflikt kamen; denn er heilte am Sabbattage und warnte seine Anhänger gegen das bloße Befolgen des Buchstabens der Gesetze, indem er ihnen zeigte, daß es der Geist ist, mit dem sie beobachtet werden, welcher von Wert ist. Als er einige der zehn Gebote, die eigentliche Grundlage des hebräischen Gesetzes, erklärte, zeigte er ihnen, wie sie durch das bloße Beobachten des Buchstabens den Geist völlig verlieren können. Er behauptete, daß er nicht gekommen sei um das Gesetz oder die Propheten zu zerstören, daß, stattdessen, die Aufrechterhaltung derselben seine Mission sei. Den Pharisäer, der über den Buchstaben eiferte, tadelte er mit den Worten: „Aber weh euch Pharisäern, daß ihr verzehntet die Minze und Raute und allerlei Kohl, und geht vorbei an dem Gericht und an der Liebe Gottes! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“ Doch das wissen wir, daß Jesus Gott immer gehorsam war, sogar in Gethsemane, als es dem menschlichen Sinne gemäß schien, daß ein Sieg über die materiellen Umstände, denen er gegenüber stand, mehr getan hätte zur Förderung seiner Botschaft, als die Kreuzigung. Er selbst sagt uns: „Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“

Jesus war wahrhaft demütig, nicht hochmütig noch anmaßend; doch fehlte ihm nie der Mut den Willen Gottes zu tun, und furchtlos wies er das Böse zurecht, wo es ihm auch begegnete. Als Vorbild stellte er vor seine Jünger die Eigenschaften eines kleinen Kindes: Demut, Vertrauen und Reinheit. Nie hat es einen Menschen gegeben der so von Selbstlosigkeit durchdrungen war wie Jesus. Nie hat ein Mensch solch mächtige Werke vollbracht wie Jesus, doch beanspruchte er für sich selbst kein Ansehen, sondern gab Gott alle Ehre. Für ihn gab es nur ein Gutes, das war Gott, und immer anerkannte er, daß es der Vater war, der die Werke tat. Diese absolute Selbstlosigkeit befähigte ihn zu sprechen, wie einer der Macht hat und nicht wie die Schriftgelehrten. Jesu ganzer Lebenslauf war von Liebe durchdrungen, und zwar nicht Liebe in der Theorie, sondern Liebe, die sich in Mitgefühl, Zartheit und Hilfsbereitschaft ausdrückte, Liebe, die das allgemeine Volk verstehen konnte. Er heilte die Kranken, speiste die Menge, und zur Zeit der Krisis seiner großen Laufbahn vergab er und betete für diejenigen, die ihr möglichstes getan um ihn zu zerstören und seine Mission zunichte zu machen. Mrs. Eddy hat sein Leben vollkommen zusammengefaßt in den Worten (Wissenschaft und Gesundheit, S. 54): „Durch die Größe seines menschlichen Lebens demonstrierte er das göttliche Leben. Aus der Fülle seiner reinen Neigungen heraus definierte er Liebe. Mit dem Reichtum der Wahrheit besiegte er den Irrtum.“

Dies sind die Wege des Christentums und folglich auch die Wege der Christian Science. Wir mögen zugeben, daß Demut, Geduld, Langmut, Bescheidenheit, Selbstlosigkeit und Liebe für einen Christian Scientisten wesentlich sind; wir mögen sie in unseren Nächsten suchen, und für uns selbst Theorien aufstellen darüber, wenn sie aber nicht in unserem täglichen Leben, in unseren Beziehungen mit anderen, in unseren Kirchen-Organisationen, zum Ausdruck kommen, haben sie keinen Platz in uns. Vielleicht denken wir Demut habe in diesem kräftigen Jahrhundert keinen Platz, obschon sie zu Jesu Zeit wohl angewandt gewesen sei. Ebensowenig hatten die Juden einen demütigen König gewünscht und dennoch kam er als solcher,— nicht in einer geistlos unterwürfigen Demut, die man ausnützen konnte, sondern in der Demut, die in sich selbst eine Macht ist. Wir tun wohl daran, wenn wir diese Kraft und Autorität, welche die Folge von Demut und Selbstlosigkeit sind, ausbilden, und wir können dies nur dadurch tun, daß wir erkennen, daß der Mensch keine von Gott getrennte Selbstheit hat.

Wir fallen bisweilen in den Fehler viel über die zu machenden Demonstrationen zu sprechen, als ob durch unsere eigene Macht eine Erfüllung möglich wäre. Dann ist es, daß wir eingedenk sein müssen wer der Geber jeder guten Gabe ist, und daß es der Vater ist, der die Werke tut. Vielleicht wähnen wir eine Person, oder eine Anzahl von Personen als besonders mit Verständnis und Fähigkeit begünstigt, und denken, daß, wenn sie dies und jenes nicht zu tun vermögen, wir es auch nicht können und es nicht einmal zu versuchen brauchen. Dadurch schaden wir ihnen so wohl als uns selbst; denn Gott läßt Seine Segnungen frei über ein jedes von uns ausströmen, und alle Seine Qualitäten sind die unseren, wenn wir sie als die Unsrigen entfalten lassen. Als Paulus und Barnabas in Lystra umhergingen und die Kranken heilten, fanden sie, daß die Leute sie Götter nannten und bereit waren sie anzubeten und ihnen Opfer darzubringen und sie erhoben Einspruch dagegen und sprachen; „Ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen gleichwie ihr und predigen euch das Evangelium, daß ihr euch bekehren sollt von diesen falschen zu dem lebendigen Gott, welcher gemacht hat Himmel und Erde.“ Danken wir vielleicht Gott, mit Selbstzufriedenheit, daß wir nicht sind wie andere Menschen? Dann müssen wir uns in Demut an Gott wenden und uns bestreben, daß mehr Gutes durch uns ausgedrückt werde. Sind wir geduldig und langmütig mit solchen die uns gegenüberstehen, oder sind wir ungeduldig, gebietend und zwingend? Behaupten wir, daß wir Recht haben und alle anderen denken müssen wie wir denken, oder sind wir willig unseren Teil zu tun und das Übrige Gott zu überlassen? Sehen wir unseren Nachbar als einen Sünder, als einen Heuchler, als unehrlich, berechnend und bösartig? Glauben wir er sei zu schlecht um geheilt zu werden und gehen wir darum in Selbstgerechtigkeit auf die andere Seite? Wenn wir bei jeder gegebenen Gelegenheit unseren Nachbar laut verdammen, tadeln wir nicht den Irrtum, sondern lassen das Böse als wirklich erscheinen und binden unseren Nächsten damit. Auf diese Weise zerstören wir das Böse nicht, sondern wir statten es mit der einzigen Macht aus die es haben kann,— dem menschlichen Glauben daran,— und es wird auf uns zurückfallen. Auf solche Art und Weise brechen wir den Geist des Gebotes; „Du sollst nicht töten;“ sind ungehorsam gegen das Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst,“ und handeln der „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ die uns in Artikel VIII, Abschnitt 1, unseres Kirchenhandbuches gegeben ist, zuwider. Doch bedeutet dies nicht, daß wir das Böse übersehen oder Böses gut nennen sollen; aber daß wir seinen Anspruch entdecken und zerstören sollen indem wir die wahren Tatsachen des Seins erkennen. Unsere Arbeit besteht darin, daß wir das Böse für uns selbst, in unserem eigenen Denken zerstören sollen. Wenn wir alle das getreulich tun, welch eine veränderte Welt werden wir finden!

Eine der hervorstechensten Eigentümlichkeiten der Lehren Jesu ist ihre Einfachheit. Die Wege des Christentums sind einfach, aber die Menschheit hat ihr Bestes getan um sie verwickelt erscheinen zu lassen. Paulus warnte die ersten Christen sich nicht von der Einfachheit der Botschaft der Wahrheit wegführen zu lassen. Die Sterblichen waren immer eifriger bestrebt Glaubensbekenntnisse, Dogma und Zeremonien anzunehmen, als die einfachen christlichen Tugenden. Wie so oft denken Anfänger des Studiums der Christian Science, daß sie, als Christian Scientisten, irgendeinen besonderen, komplizierten, unnatürlichen, beinahe verkehrten Weg der Anschauung über Dinge haben müssen, während der Weg der Christian Science in jedem Falle der Weg des Christentums ist, der menschenfreundliche, liebevolle, gerade, ehrliche Weg. Christian Scientisten müssen sich in acht nehmen, daß sie nicht so vom Buchstaben umgarnt werden, daß sie vergessen, daß das Wesen der Christian Science Liebe, tätige Liebe, ist. Wir müssen das wahre Selbst kennen. Wir müssen unsere Beweggründe prüfen, sie offen ansehen und uns nicht darüber täuschen lassen. Es gibt eine unfehlbare Probe für unsere Beweggründe und Handlungen: Die goldene Regel. Wenn diese mit der „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ aus unserem Kirchenhandbuch ergänzt wird, können wir nicht irre gehen. Diese christliche Bekehrung im täglichen Leben des individuellen Christian Scientisten, und nur diese allein, kann die Christian Scientisten zu einer lebendigen Macht machen für das Gute in der heutigen Welt. Auf Seite 166 von „Miscellaneous Writings“ schreibt Mrs. Eddy über Jesu Leben: „Diese geistige Idee, oder Christus, trat in jede Einzelheit des Lebens des persönlichen Jesu. Sie machte ihn einen ehrlichen Menschen, einen guten Zimmermann und einen guten Menschen, ehe sie ihn den Verklärten machen konnte.“

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