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In der Mehrheit mit Gott

Aus der Dezember 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Befehl war in Babylon verkündet worden, daß der König während dreißig Tagen der einzige Gott der Nation sein würde, und daß jedermann, der diesem Befehl zuwider handle, den Löwen vorgeworfen werde. Die Spuren der Schlange zeigten von Anfang an die trügerische Bemühung eine menschliche Persönlichkeit an Stelle des göttlichen Prinzips zu setzen; obschon es nicht immer so unumwunden ausgesprochen wurde wie in diesem Fall. Wankte Daniel, dem dieser Befehl besonders galt, in seiner Wahl? Machte er, aus Feigheit, einen Kompromiß mit seinem Gewissen, indem er glaubte er könne Gott in seinem Herzen treu sein bis die dreißig Tage vorüber seien, während er nach außen die Bedingungen des Befehles erfüllen würde? Nein, keinen Augenblick, noch suchte er seine Treue gegen den Gott Israels zu verbergen.

Der große alte Prophet suchte die Erfahrung, die ihm drohte, nicht; aber von seinem geistigen Standpunkt aus war eine Löwengrube einem Palaste weit mehr vorzuziehen, wenn der letztere mit dem Preis seines Gewissens erworben werden sollte. Für ihn gab es nur einen Gott, nur eine erhabene Autorität, und selbst die Person und die Stellung des Königs konnte in seinem Denken und Wandel nicht den Vorrang einnehmen. Er war bereit die Wahrheit zu beweisen, welche Wendell Phillips so prächtig ausgedrückt hat in einer seiner Reden, daß „einer auf Gottes Seite eine Mehrheit“ ist, oder, wie es bisweilen gesagt wird: „einer mit Gott ist eine Mehrheit.“ Allem menschlichen Anschein nach war Daniel in einer hoffnungslosen Minderheit, er stand allein, wenn er nicht seine Treue gegen das Prinzip verraten und der Person huldigen wollte; aber die Mehrheit der Mehrzahl vermochte es in diesem Fall nicht, und vermag es schließlich nie, über den zu siegen, der auf der Seite Gottes gestanden und der Verfolgung des Bösen widerstand.

Die Geschichte ist reich gemacht worden mit Berichten solcher, die, angesichts überwältigender Opposition, unentwegt festgestanden, und es vorzogen lieber ihren Sinn des menschlichen Lebens zu opfern als ihren Sinn des Rechten. Die Reformatoren der Welt waren immer in der Minderheit mit Menschen, aber sie waren in der Mehrheit mit Gott, darum konnte ihre Sache nicht umgestürzt werden. Christus Jesus, der heute von Millionen geliebt wird, stand einst, insofern das menschliche Auge sehen konnte, ganz allein; aber er sagte zu seinen Jüngern, daß er nicht allein sei, denn der Vater sei mit ihm. Hätte er in einer größeren Mehrheit sein können? Wenn der Meister den Verlockungen des Versuchers nachgegeben und gesucht hätte ein König der Menschen zu sein und fleischliche Herrschaft über die ganze Erde zu haben, was hätte er mehr vollbringen können als andere, die versuchten auf dem Weg des Pomps und weltlichen Ruhmes zu gehen? Sein Mißerfolg wäre so groß gewesen wie der der anderen, die ihr alles auf den Altar selbstsüchtigen Ehrgeizes legten und in dem Wetteifer, als der Größte angesehen zu werden, untergingen. Er wußte, besser als irgend jemand anders, daß, wenn Gott nicht mit ihm wäre, er in der verlierenden Minderheit sein würde, wenn auch alle Heerscharen der Erde in seinem Feldzug wären.

In unseren eigenen Tagen hat Mrs. Eddy, als Entdeckerin der Christian Science,— allein stehend in einer Welt von Materialisten, und allem Anschein nach in einer hoffnungslosen Minderheit — durch ihre Erklärung der Allheit des Gemütes die Welt herausgefordert. Aber sie wankte nie. Wenn sie auch auf jedem Schritt von Freunden verraten wurde und Feinde sich ihr widersetzten, sie stand fest in ihrem erhabenen Glauben, daß Gott mit ihr war. Sie sagte einst zu ihren Schülern, und das war charakteristisch von ihrer eigenen unentwegten Treue, „Geht, wenn es sein muß, ins Gefängnis oder aufs Schafott, aber nehmt die Worte der Wahrheit nicht zurück“ (Miscellaneous Writings, S. 99). Die materiell gesinnte Mehrheit schwang die Geißel der Verfolgung, aber sie wankte nie in ihrer Stellung und wich nie von ihrem Wege ab. Gewiß war sie in der Minderheit auf der Erde, aber sie war in des Himmels Mehrheit, und der Gott Israels, der Seinen Propheten vor den Löwen beschützte, war ihr Schirm.

Wenn jemand, um seines Gewissens willen, Verfolgung erleidet, sollte er sich der glorreichen Reihe der Getreuen Gottes erinnern, die ihm vorausgegangen sind. Die wichtige Frage ist nicht ob wir in einer menschlichen Minderheit oder in einer menschlichen Mehrheit sind, sondern ob wir im Recht sind. Es ist von geringer Bedeutung ob die Menge uns Beifall bezeugt oder nicht, oder ob unsere Ansichten mit den ihrigen übereinstimmen oder nicht, aber es ist sehr wichtig ob unsere innersten Gedanken ohne Tadel vor der Gegenwart des ersten Gebotes stehen können. Viele sind bereit für andere zu entscheiden, aber kein persönliches Richten kann mit Sicherheit an Stelle des Vorrechtes, die göttliche Führung zu suchen, gesetzt werden. Das stille, sanfte Sausen geistiger Eingebung kann nicht gehört werden wo sich eine Menge widerstreitender Meinungen und Gefühle geltend machen, sondern im stillen Heiligtum des eigenen Gewissens, in der individuellen höchsten Erkenntnis des Guten.

Weder Mehrheiten noch Minderheiten sind notwendigerweise im Recht um ihrer Zahl willen. In dem bloßen Mit-der-Menge-sein ist keine Bürgschaft für Gewißheit. Der große Haufen der Menschen folgt lieber gedankenlos, wie eine Herde Schafe, denen nach, die zufällig an der Spitze stehen, anstatt durch intelligente Arbeit ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. In ihrem Vorwort zu Wissenschaft und Gesundheit hat Mrs. Eddy so deutlich gesagt: „Die Zeit für Denker ist gekommen.“ Der wahre und wissenschaftliche Denker läßt sich bei seinen Entschlüssen nicht durch Impuls oder abergläubische Gefühle leiten; noch schaut er auf andere menschliche Wesen um seine Meinungen zu gestalten; er wendet sich allein zum Prinzip für die richtige Lösung seiner Probleme. Es ist die Schwäche der Sterblichen, bereitwilliger auf den Appell an die Gefühle als auf den an die Intelligenz zu horchen, darum ist es so gefährlich die Überlegenheit der Anzahl als Beweis des Rechten anzunehmen. Von jeher, seit die Geschichte der Welt begann, ist das Recht auf Seite der Minderheit gewesen, nicht weil die Mehrzahl der Menschen unrecht sind, aber weil es die Natur des menschlichen Sinnes ist, allem zu widerstehen was zu geistigem Fortschritt führt.

Wie aber können wir wissen ob wir im Recht sind, sei es in der Mehrheit oder in der Minderheit? Wie anders als aus dem Geist den wir ausdrücken und an den Dingen die wie tun? Wenn wir wahrhaftig auf der Seite des Guten sind wird diese Tatsache allen, mit denen wir zu tun haben, ob Freunde oder Feinde, offensichtlich sein, weil dann die Goldene Regel alle unsere Handlungen kennzeichnet. Wenn der Christus-Geist in unseren Herzen ist, wird sich das in unserem Leben kundtun, denn die Inspiration seiner Gegenwart ist so unwiderstehlich als das Sein selbst. In dem Kampf für Christus — das heißt, in der Bemühung Christus treu zu sein,— sind wir nicht berufen mit Menschen zu fechten, denn weder das Gute noch seine gegenteilige Annahme, das Böse, ist eine Person, aber wir sind aufgefordert jeden Sinn der Gottlosigkeit zu besiegen, und in diesem Kampf ist einer mit Gott immer eine Mehrheit.

Das Problem, das heute vor den Christian Scientisten liegt, ist nicht die Frage ob man für diese oder jene Gruppe von Personen einsteht, oder ob man einen persönlichen Anspruch gegen einen anderen verficht, sondern ob man den Lehren der Christian Science treu ist. Jede Sache, die zugestandenermaßen von menschlicher Persönlichkeit abhängig ist, und infolgedessen in ihrer Gewalt sein kann, ist tatsächlich nicht vom Prinzip abhängig und darum aus diesem Grunde nicht würdig verfochten zu werden. Wenn wir sicher fühlen, daß wir auf Gottes Seite sind, dann können wir Ihm vertrauen als unseren Schutz, denn seit wann hätte Gott die Seinen verlassen? Auf der anderen Seite ist die Anwendung falscher, fraglicher Mittel, die unsere Stellung stützen oder rechtfertigen sollen, Mittel, welche die Prüfung der Wahrheit nicht bestehen können, ein unfehlbares Zeichen, daß man nicht sicher ist ob man auf der Seite Gottes steht.

Schließlich ist richtiges Handeln der einzige Beweis des Rechtseins; denn jede rechtdenkende Person weiß, daß in einer gerechten Sache keine Forderung aufsteigt, der nicht in einer gerechten Weise entgegengetreten werden kann. Es ist sicher, daß Gott nie die Verletzung menschlicher Rechte gebilligt hat, zum Zwecke der Errichtung und Erhaltung Seines Reiches auf Erden. Göttliche Liebe bewegt die Menschen nicht zu Ungerechtigkeit oder Handlungen der Unduldsamkeit Zuflucht zu nehmen, noch anderen die Freiheit der Demonstration zu verweigern, die man für sich selbst beansprucht. Wenn wir in der Mehrheit mit Gott stehen, werden unsere Beweggründe und Handlungen das göttliche Merkmal haben, und zuversichtlich lassen wir den Ausgang mit Ihm. Unsere Führerin erinnert uns auf Seite 2 von Wissenschaft und Gesundheit, daß Gott „gestern und heute und. .. auch in Ewigkeit“ derselbe ist, und daß „Er, der das unwandelbar Rechte ist, wird recht handeln, ohne daß Er an Sein Amt erinnert wird.“ Sollen Christian Scientisten, mit den Anweisungen in ihrem Lehrbuch, von Gott je geringer als unendlich denken, oder den wahren Mann und die wahre Frau je anders als Sein Gleichnis ansehen?

Beide, menschlicher Fortschritt und göttliche Gerechtigkeit verlangen, daß der Mensch, in Gewissenssachen, frei sein soll. Minderheiten sind zu oft im Recht um ihre Verfolgung oder Unterdrückung rechtfertigen zu können. Wenn sich die Menschen ehrlich bestreben gegen ihren höchsten Sinn des Guten wahr zu sein, und ihr Bestes auszudrücken, so ist es frevelhaft wenn menschliche Autorität versucht ihren moralischen Sinn zu beherrschen. Die Ereignisse, welche Lowells begeisternde Verse über Freiheit hervorriefen, aus denen die folgenden, bekannten Linien sind, werden in vielerlei Arten wiederholt werden, bis der menschliche Sinn seinen Kampf gegen das Göttliche aufgibt und die Mehrheit mit Gott die Mehrheit mit den Menschen wird:

„Sklaven, die nicht wählen woll'n
Kränkungen und Haß und Hohn,
Statt in feigem Schweigen stehn,
Vor der Wahrheit, die sie seh'n.


Sklaven, die mit zwei und drei'n
Nicht wagen im Recht zu sein.“

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