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Betrug

Aus der Juli 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine halbe Wahrheit ist schlimmer als eine ganze Lüge. Erstens ist sie notwendigerweise absichtlicher, denn weil ihr der Mut zu einer ausgesprochenen Lüge fehlt, gibt sie sich den Anschein der Wahrheit. Es ist in anderen Worten Betrug in der verachtenswertesten und gefährlichsten Form. „Eine Lüge,“ schreibt Mrs. Eddy auf Seite 17 von „Unity of Good,“ „hat nur eine einzige Möglichkeit mit Erfolg zu betrügen; nämlich: als wahr betrachtet zu werden. Das Böse sucht allen Irrtum auf Gott zu schieben, um auf diese Weise die Lüge einen Teil der ewigen Wahrheit erscheinen zu lassen.“ Wer mit betrüglicher Absicht zu einer Halb-Wahrheit Zuflucht nimmt, sucht eigentlich auf zwei Arten zu betrügen mit seiner Handlung. Er probiert, durch seine Lüge, den ganzen Vorteil zu erlangen, den er sich davon verspricht, indem er sie zu einem gewissen Etwas anstatt einem absoluten Nichts macht. In anderen Worten: er sucht dem Bösen den Stempel des Guten aufzudrücken, in der wahnsinnigen Hoffnung es wirklich und ewig machen zu können. Es ist darum gerade die Absicht und Berechnung, welche die Lüge in sich schließt, die sie mit der Zeit so gefährlich macht für ihren Ausüber; denn es ist nichts verborgen das nicht offenbar werde.

Das was derjenige, der zu betrügen sucht, in seinen Berechnungen natürlich immer vergißt, ist die bestimmte und praktische Tatsache, daß er in Wirklichkeit niemanden betrügt als sich selbst. Wenn er kein Metaphysiker ist, hat er vielleicht einige Schwierigkeit genau zu verstehen, was das bedeutet und wie es wirkt, doch ist es äußerst einfach. Was nicht wahr ist kann nicht wirklich sein. Daraus folgt, daß eine Lüge eine Unwirklichkeit ist. Wenn jemand auch tausendmal des Tages wiederholen würde zwei und zwei seien fünf, würde es doch nicht so sein. Er mag im Laufe des Tages tausend unwissende Leute täuschen, und vielleicht ihre Unwissenheit zu seinem eigenen scheinbaren Vorteil ausnützen, zur Förderung irgendeines finanziellen Zweckes oder um sich eine falsche Stellung zu sichern. In Wirklichkeit aber geschieht die ganze Zeit etwas anderes: Wer sich der Lüge bedient, verfällt in den Irrtum, den Paulus, in seinem Brief an die Galater, andeutete, als er schrieb: „So aber sich jemand läßt dünken, er sei etwas, so er doch nichts ist, der betrügt sich selbst.“ In anderen Worten: Der Lügner bildet sich ein er übervorteile andere, glaubt er sei selbst jemand, während er und seine Lüge nichts sind, und täuscht sich selbst damit. Solange als die Lüge ihren Zweck zu erfüllen scheint, mag die Täuschung erfolgreich scheinen. Aber, zum Unheil für solches Denken, das Leben ist ewig, und mit der Zeit werden solche, die durch ihre Unschuld oder Unwissenheit, durch Leichtgläubigkeit oder Willigkeit getäuscht worden sind, zu einem Sinn der Wahrheit erwachen, während auch der Betrüger langsam zu der Tatsache erwacht, daß, insofern als es ihn anbetrifft, das einzige Ergebnis eine solche Verwirrung seines Rechtlichkeitssinnes ist, daß er sich selbst in der Lage der törichten Jungfrauen findet, als sie an die Türe klopften, die zur Hochzeit führte, und sprachen: „Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“

Darin liegt die metaphysische Bedeutung göttlichen Schutzes. Ein Mensch kann nur, im Verhältnis zu seinem eigenen Glauben an eine angenommene Macht des Bösen, unter den bösartigen Absichten einer Lüge leiden. Infolgedessen ist es seine Pflicht sich gegen jede solche Bemühung zu schützen. Er tut dies durch intelligenten Gehorsam gegen die Forderung des Kirchenhandbuches, wo Mrs. Eddy in Art. VIII, Absch. 6, geschrieben hat: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen. Nach seinen Werken wird er gerichtet, und zwar gerechtfertigt oder verdammt.“ Die Suggestionen des sterblichen Gemütes, in seiner Bemühung die Unendlichkeit nachzuahmen, sind zahllos. Es ist darum eine Unmöglichkeit sie täglich einzeln zu verneinen. Aber genau in dem Maße als ein Mensch der Wahrheit getreu lebt, zieht er sich täglich aus dem Bereich des Bösen zurück. Diese Bemühung jeden Augenblick des Tages der Ausschaltung des Irrtums zu widmen, indem man auf dem Guten beharrt, ist die allersicherste Beschützung die man sich gewähren kann. Das ist offensichtlich was Mrs. Eddy den Mitgliedern ihrer Kirche sagte, als sie ihnen den wunderbaren Rat gab, der auf Seite 210 von „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ gedruckt ist: „Geliebte Christian Scientisten, laßt eure Gemüter so von Wahrheit und Liebe erfüllt sein, daß Sünde, Krankheit und Tod nicht in dasselbe eindringen können. Es ist klar, daß dem Gemüt, das schon voll ist, nichts beigefügt werden kann. Es gibt keine Tür durch welche das Böse eintreten kann, und keinen Raum für das Böse in einem Gemüt das von Güte erfüllt ist.“ Gibt es einen anderen Weg auf dem der einzelne sich täglich gegen die unzähligen aggressiven Suggestionen beschützen kann?

Solcher Selbstschutz muß jedem, der sich dessen teilhaftig macht, die wunderbare Gewißheit des Friedens verleihen, der im einundneunzigsten Psalm verheißen ist. Die Suggestionen des Bösen, ob es Halbwahrheiten oder ganze Lügen seien, scheitern an den Befestigungen desjenigen, dessen Gemüt mit Wahrheit und Liebe erfüllt ist. Er braucht sich in keinen Wortkampf einzulassen mit den Suggestionsausstreuern. Die Ermahnung: „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin,“ ist das einzige das er wissen muß. Dann ist er nicht nur beschützt sondern auch siegesgewiß. Und was noch mehr ist, er wird seinen Kampf ohne einen Moment der Beunruhigung kämpfen. Es gibt nur ein Ding, nur eines allein, das eines Menschen Herz beunruhigen kann. Das ist sein Glaube an die Materie und seine Hingebung an des Fleisches Lust. Gerade so wirklich als ihm diese scheinen so groß ist seine versteckte Furcht in die Macht des Bösen, und vor dem Einfluß einer Lüge; wenn er sich aber auch nur einigermaßen von der Unwirklichkeit der Materie überzeugt und in gewissem Maße von der Lust des Fleisches befreit hat, wird sein Verständnis von Wahrheit und Liebe, vom Prinzip, genügend erweitert, um es ihm klar zu machen, daß das Böse der große rote Drache ist, welcher zur Zerstörung verdammt ist, da er sich nur an dem falschen Begriff einer Wirklichkeit der Materie, Lügen welche Macht haben und Wahrheiten welche umgekehrt werden können, nährt.

Wahrheit, schrieb der Römer, ist mächtig und wird siegen. Sogar das heidnische Gemüt konnte dies erkennen. Einssein mit Gott, mit Wahrheit, ist eine Mehrheit, wurde Jahrhunderte später behauptet. Warum denn, wie überwältigend die Schwierigkeiten auch zu sein scheinen, sollte der Mann, der das Banner der Wahrheit trägt, einen Augenblick am Siege zweifeln? Die Sache der Wahrheit war immer die Sache der Minderheit. Das ist in der Natur der Dinge beinahe eine metaphysische Notwendigkeit. Kaum daß eine Seite der Wahrheit anerkannt worden ist, begibt sich die Mehrheit derer die für ihre Anerkennung gekämpft haben, zur Ruhe oder findet nach dem Kampfe Erleichterung in einem neuen Vertrag mit der Materie. Doch bleibt immer die nicht zu unterdrückende, unruhige Minderheit. Für diese ist der Feind noch immer im Felde und das Banner muß wieder hoch gehoben werden. „Es gibt wohl immer etwas Aufruhr,“ sagt Mrs. Eddy auf Seite 225 von Wissenschaft und Gesundheit, „aber auch immer ein Sichsammeln um die Fahne der Wahrheit.“

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