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Gesinnungstreue

Aus der Juli 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt keinen Ausdruck der mehr Gutes oder Schlechtes hervorruft, als das Wort Gesinnungstreue. Jede der dunkelsten Phasen der Geschichte ist in irgendeinem Punkt durch den Beweis edler Hingebung zu einem hohen Ideal erleuchtet worden, während selbst die schönsten geschichtlichen Berichte menschlicher Taten, durch abergläubiges Festhalten an einem niedrigen, unedlen Gefühl der Verpflichtung, getrübt wurden. Das Wort bringt uns sofort das Heer der Helden ins Gedächtnis, die, alles andere als Verlust ansehend, lieber jedem Schrecken gegenüberstanden, jede Schmach auf sich nahmen und jedes Leiden ertrugen, als in irgendeiner Weise ihrem Begriff der Tugend, der Männlichkeit oder des Rechtes untreu zu sein. Und doch, was für unsägliche Vergehen und Verbrechen wurden, infolge dieser individuellen Treue zu irgendeinem Glaubensbekenntnis, irgendeiner Anforderung von Rang oder Klasse oder auf Befehl eines ehrgeizigen und despotischen Herrschers, begangen! In der Chronik menschlicher Ereignisse ist alles Gute und beinahe alles was schlecht ist, der Ausdruck von Gesinnungstreue, und die heutige Welt hat das tiefe, geistige, einsichtsvolle Nachdenken, welches das Verständnis der Christian Science mit sich bringt, sehr nötig, um die wahre Bedeutung des Wortes festzustellen.

Wenn man darüber nachdenkt, sieht man sofort welch große Rolle der Sinn der „Treue gegen seine Eigenen“ überall um uns im menschlichen Leben spielt. Wer könnte je von all den spontanen Freundschaften und Freuden, liebevollen Opfern und den Beweisen treuer liebevoller Familienhingebung erzählen, und ihren verschönernden und veredelnden Einfluß auf jeden unserer Tage beschreiben? Die Mehrheit würde sofort sagen, daß ohne dieses Geben und Empfangen das Leben nicht wert wäre gelebt zu werden. Sie ist das schöpfende Band, die eigentliche Substanz des wahren Heims. Ein glückliches Heim aber erzeugt Zufriedenheit, eine feste Nation und alles was gut ist, ja, man kann sagen ermöglicht Zivilisation.

Und wer könnte die Ungerechtigkeiten und das Böse ermessen, die Familienfehden,— einem falschen Sinn von Verwandschaftstreue,— entsprungen sind? Welch unaussprechliche Prüfungen haben Eltern, oft ganz ohne Klage, ertragen, nur weil der Missetäter ein Kind war! Umgekehrt, wer kann sich die Leiden vorstellen, welche unzählige Kinder durch einen anerzogenen Pflicht- und Gehorsamssinn erdulden, unter selbstsüchtigen Ansprüchen und Forderungen, nur weil der Tyrann ein Vater oder eine Mutter ist. Andere Eltern, die als beides gebildet und christlich gelten, machen sich, in Gehorsam zu ihrem Sinn der Treue gegen ihre Sprößlinge, eines weniger erkannten aber nicht weniger ernstlichen Irrtums schuldig, wenn sie ihnen, ganz ungeachtet ob sie es verdienen oder nicht, große Reichtümer vermachen. Sie sind verantwortlich für den Irrtum den dieser Reichtum in ihr Leben bringen mag und für die Tatsache, daß wertvolle und wohltätige Anstalten, und junge und alte der Hilfe würdige Leute, rings um sie herum, ohne einen Groschen zurückblieben! Niemand kann die sich immer wiederholenden Irrtümer ermessen, welche dieses beinahe ungetadelte Vergehen gegen jene größere Liebe für die Menschheit, welche im zweiten großen Gebot veranschaulicht wird, verursacht.

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