Ein berühmter französischer Schreiber von Sprichwörtern erklärt: „Dankbarkeit ist ein lebhafter Sinn für kommende Segnungen.“ Einem Anfänger des Studiums der Christian Science gab diese Erklärung ein besseres Verständnis, daß man, nachdem man sich an die göttliche Liebe gewandt hat, lernt, daß sich Dankbarkeit nicht länger nur auf die Erfahrungen der Vergangenheit oder der Gegenwart beschränken muß, sondern auch tätig, Vertrauens- und erwartungsvoll für noch zu kommende Erfahrungen und Demonstrationen empfunden werden kann. Die Versuchung, die einem zuflüstert man könne nicht mit Sicherheit auf zukünftige Segnungen zählen, ist charakteristisch vom sterblichen Gemüt; in einigen Fällen geht sie sogar soweit und behauptet, aus reinem Aberglauben, eine solche Erwartung könnte Unheil einladen. Solche Einflüsterungen erhielten durch Jesu Christis Beispiel für alle Zeit eine praktische und überzeugende Widerlegung. Bei der Auferweckung Lazarus von den Toten, von der uns das elfte Kapitel vom Evangelium Johannes berichtet, haben wir eine Erzählung die dem menschlichen Denken, das nicht von der Wissenschaft unterrichtet ist, immer befremdlich erscheinen muß.
Wir sehen Jesus, im Bewußtsein der ganzen Bedeutung seiner Beziehung zum Vater, unverzagt, selbst vor der Annahme körperlicher Verwesung, und hören ihn in den folgenden Worten seine Dankbarkeit ausdrücken: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast. Doch ich weiß, daß du mich allezeit hörest,“ und er sagte das sogar ehe die Demonstration sichtbar war. Welch merkwürdige Gefühle mußten wohl in denen, die mit ihm waren, aufgestiegen sein, die sich ohne Zweifel gewohnt waren erst nach dem Erscheinen der Segnungen zu danken! Hier war einer der scheinbar ohne Grund zu haben, zu danken schien. Jedoch ein Augenblick später war Lazarus mitten unter ihnen, gerade wie er es vor seinem Verscheiden gewesen. Auch im achten Kapitel von Markus sehen wir wieder wie der Meister, denselben „lebhaften Sinn für kommende Segnungen“ empfindend, völlig bereit ist die Menge zu speisen. „Er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselben vorlegten.“ Seine unfehlbare Wahrnehmung von der Geistigkeit und Fülle von Vorrat berechtigte ihn zu danken, selbst bevor er auf das natürliche Ergebnis deuten konnte.
Wohl kein Studium außerhalb der Christian Science zeigt so einfach und überzeugend wie und warum ein Mensch immer für zukünftige Erfahrungen dankbar sein kann. Der Schüler beginnt zu begreifen, daß jeder Gedanke, der einigermaßen mit Wahrheit, mit Leben und mit Liebe übereinstimmt, unvermeidlich seinen eigenen Segen bringt. Indem er mehr und mehr die durch Zweifel und Vorsicht verursachte Lähmung ablegt, und sich mit größerem Verständnis auf den Unendlichen verläßt, lernt er, erstens, daß das bewußte Einssein mit Gott Grund genug ist für Dankbarkeit, und zweitens, daß seine ganze Arbeit getan und die Demonstration für den emporsteigenden Gedanken unausbleiblich ist. Dann wird auch er „mit einem lebhaften Sinn für kommende Segnungen“ danken. Es ist von keinem Belang wie groß die Sünde zu sein schien, wie fest die Überzeugung von der Krankheit, wie alt die Grabtücher oder wie falsch die Gedanken um ihn herum. Alle Hindernisse verschwinden vor seiner bleibenden Überzeugung von der Allmacht und Allgegenwart des Guten, das von Ewigkeit zu Ewigkeit regiert. So prüft er im Geiste den ganzen Kreis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und findet nichts darin als unfehlbare Harmonie, Friede, richtige Tätigkeit und eine reiche Fülle von Kraft und Früchten. Wie Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit“ mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 494): „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen.“
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