Die Menschheit ist einig darin, daß es nur eine Quelle der Weisheit gibt, und sie hat, in the Theorie wenigstens, den Rat des Apostels Jakobus angenommen: „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket's niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden.“ Sparsamkeit, dagegen, wurde mehr oder weniger als das Ergebnis menschlichen Sorgens angesehen, hinsichtlich sorgfältiger Sparsamkeit der Hausfrau oder systematischer Einteilung einer Organisation. Und doch sind wahre Sparsamkeit und wahre Weisheit so eng in Gedanken miteinander verbunden, daß der Schluß leicht gefaßt werden kann, daß die eine einfach das Ergebnis der anderen ist. Es ist unmöglich ohne Weisheit wahre Sparsamkeit üben zu können; das, was sich in menschlichen Angelegenheiten Sparsamkeit nennt, mag bloß menschliche Begrenzung und ein Ausdruck der Furcht sein, etwas, das in persönlichen Dingen leicht in Knauserei und Geiz ausartet.
Der erste Schritt der darum bei der Betätigung von Sparsamkeit gemacht werden muß ist: den Rat des Apostels zu befolgen und Gott um Weisheit bitten. Christian Scientisten sind unendlich gesegnet worden, dadurch, daß sie sich daran gewöhnt haben täglich die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ zu studieren, denn ein solches Studium ist an und für sich der wichtigste Schritt zum Erlangen der Weisheit, und ist, infolgedessen, der Anfang zur Ausübung wahrer Sparsamkeit. Ein jeder, der auch nur gewissermaßen mit den Angelegenheiten der Welt zu tun hatte, weiß, daß Unwissenheit höchst kostspielig ist. Wie allgemein ist der Ausdruck: „Hätte ich es doch gewußt!“ Wie viel Zeit, Energie, Geld und was nicht sonst noch hätte man ersparen können, wenn man die Wahrheit über Umstände und Zustände im voraus gewußt hätte. Um in der Christian Science die Wahrheit über irgend etwas zu wissen, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Weisheit des göttlichen Gemütes, des Schöpfers des Universums, ewig im Menschen ausgedrückt und wiedergespiegelt wird. Wenn man sich ganz auf diese Weisheit verläßt und auf die Kundgebung ihrer Gegenwart vertraut, erfolgt ein Aufdecken alles dessen was unweise ist, sowohl wie die Offenbarung des weisen und richtigen Dinges, das unter allen Umständen getan werden muß. Sie gibt die wahre Warnung, die einen im voraus rüstet.
In „Miscellaneous Writings“ auf Seite 117 sagt Mrs. Eddy: „Gott ist der Quell des Lichtes, und erleuchtet unseren Pfad, wenn wir gehorsam sind. Die Ungehorsamen rücken vor ehe Gott vorrückt, oder sie tun dies zu spät um Ihm nachfolgen zu können. Sei gewiß, daß Gott dir den Weg weist; dann beeile dich unter allen Umständen nachzufolgen.“ Der Hauptunterschied zwischen den Lehren der Christian Science und denjenigen anderer Glaubensrichtungen ist der, daß Gott in der Christian Science nicht als ein verherrlichtes menschliches Wesen betrachtet wird, auf einem Tron irgendwo über dem blauen Himmelsdom, sondern als Gemüt, das unkörperlich und überall gegenwärtig ist als Intelligenz. Um aber gewiß zu sein, daß Intelligenz den Weg weist, muß man die Macht richtigen Denkens anwenden in Übereinstimmung mit allem was man über Gott, über das, was gut ist, weiß. Der welcher sich bestrebt weislich Sparsamkeit zu üben, beginnt sein Schlußfolgern mit einer Vergegenwärtigung der Wahrheit über Substanz, denn eigentlich ist Sparsamkeit für den menschlichen Sinn, das Aufbewahren von Substanz. Aber auch hier befindet sich der Schüler der Christian Science tief in dem Studium dessen was Gott ist. Früher oder später, je nach seiner Aufrichtigkeit, kommt er zu dem Schluß, daß es keine Sparsamkeit gibt außerhalb der Sparsamkeit der Gedanken. „Die Wirklichkeit des Gemüts,“ schreibt Mrs. Eddy auf Seite 123 von Wissenschaft und Gesundheit, „zeigt in überzeugender Weise, warum die Materie zu sein scheint, aber nicht ist. Die göttliche Wissenschaft, die sich über die physischen Theorien erhebt, schließt die Materie aus, löst Dinge in Gedanken auf und ersetzt die Gegenstände des materiellen Sinnes durch geistige Ideen.“
Man lernt nach und nach viel mehr auf seine Gedanken zu achten als die Aufmerksamkeit auf das Aufbewahren von Dingen oder auf sorgsame Geldausgabe zu konzentrieren. Der Erfolg dieses Handelns ist bisweilen das gerade Gegenteil von dem, was das sterbliche Gemüt als Sparsamkeit betrachtet. Wenn das sterbliche Gemüt sagt: „Meine Mittel erlauben mir das nicht,“ mag derjenige, der auf die Stimme der Weisheit horcht, erklären: „Ich vermag es nicht ohne dasselbe zu sein,“ denn wenn man zugibt, daß man sich etwas, das notwendig scheint und gut ist, nicht erlauben kann, gibt man Begrenzung zu und behauptet, daß das Bild und Gleichnis Gottes etwas Gutes ermangelt und nicht die Ganzheit, die Allheit Gottes, wiederspiegelt. Gerade da finden wir, daß Weisheit und Sparsamkeit mit brüderlicher Liebe Hand in Hand gehen und ein unauflösliches Band bilden. Niemand kann sich zum Beispiel, nur zu seinem eigenen Segen, vergegenwärtigen, daß der Mensch die Ganzheit des Guten wiederspiegelt, ohne dabei zu erkennen, daß das, was für ihn wahr ist, auch für jeden einzelnen Menschen wahr sein muß. Darum ist man achtsam, alles, was auf Selbstsucht oder Neid deutet aus dem Denken auszuschließen. Gewiß ist solches wahre Sparsamkeit; denn Ausmerzung ist das eigentliche Wesen der Sparsamkeit, besonders die Ausmerzung der Verschwendung. Von allen verschwenderischen Gedanken ist Neid wohl der Schlimmste, er stürzt den, der ihn unterhält, in einen Abgrund, aus dem er sich nur retten kann, wenn er in Demut gelernt hat, daß die Güte Gottes für alle gleich ist und daß das, was ihm mangelt, ein Verständnis der geistigen Natur der Schöpfung ist.
Als Jesus durch den Reichtum seines Verständnisses von der Allgegenwart geistiger Fülle, mit dem scheinbar so mangelhaften Vorrat von fünf Broten und zwei kleinen Fischen die fünf Tausend spies, bewies er durch seine Demonstration nicht nur die Macht des geistigen Verständnisses alle menschlichen Bedürfnisse zu stillen, sondern er gab auch eine Illustration wahrer Sparsamkeit. Er merzte nicht nur alle Gedanken der Materie als Substanz aus, sondern befahl ihnen auch alles, was von diesem geistigen Mahl übriggeblieben, aufzuheben, auf daß nichts vergeudet werde. Für die, die gespeist worden waren, nahmen diese Überreste die Form von Broten und Fischen an, und es wurden zwölf Körbe voll gesammelt. Ohne Zweifel wurden diese Reste des Brotes und der Fische auf dem Heimwege wieder unter sie verteilt, gerade wie das wirkliche Brot, das ihnen Jesus gegeben, die Wahrheit, die er sie gelehrt hatte, wieder in Erinnerung gerufen und darüber nachgedacht wurde.
Der Schüler, der heute die Aufgabe wahrer Sparsamkeit lernt, wird auch darauf achten, daß nichts verschwendet werde. Die Weisheit rät ihm sich vorzubereiten damit jeder neuen Gelegenheit,— und jede Stunde bringt solche — begegnet werden kann; Gelegenheiten die einen befähigen die Tatsachen des geistigen Seins zu beweisen, und das gewonnene Verständnis der Wahrheit zu prüfen. Er ist darum fleißig in seinem Studium der Werke von Mrs. Eddy und der Bibellektionen, und sammelt die Überreste der Wahrheit, die er geerntet, und trägt sie mit sich, damit er beständig gestärkt und erhalten werde. Die Sparsamkeit verlangt auch das Sparen von unserem überschüssigen Vorrat, welchen wir, in einem anderen Sinne, unser Einkommen nennen. Doch muß das Einkommen ausgegeben werden. Wir müssen unser Verständnis anwenden. Es ist durchaus wesentlich, daß wir bei jeder gebotenen Gelegenheit alles, was wir von der Wahrheit des Seins in bezug auf diesen besonderen Umstand oder dieses besondere Problem gelernt haben, anwenden. Jede Kargheit in bezug auf diese Ausgabe ist eine Unterlassungssünde gegen das eigene Selbst und den individuellen Fortschritt. Die Befürchtung man habe nicht genügend Verständnis um es mit Erfolg anwenden zu können, sei es in dem Falle eines kranken Geschäftes, einer kranken Person oder irgendeinem anderen unharmonischen Zustand, der unsere Aufmerksamkeit verlangt, ist ein Zugeben, daß man noch immer an einem Sinne sterblicher Selbstheit und sterblicher Fähigkeit festhält und noch nicht gelernt hat der Allgegenwart und Allmacht der Wahrheit und Liebe zu vertrauen. Auch brüderliche Liebe ist für ihren Ausdruck von einer solchen Sammlung und Ausgabe abhängig, denn nur so können wir dem Gebot, das Christus Jesus gab, wirklich gehorchen: „Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.“
All das mag jemandem, der sich zum erstenmal an die Christian Science wendet, und vielleicht mit der Aufgabe kämpft, die beiden Ende eines kleinen Einkommens um was mannigfache Bedürfnisse zu sein scheinen zusammenzubringen, weit von praktisch erscheinen; aber er kann auf keinem anderen Weg lernen wie äußerst praktisch es ist, als indem er sich wirklich daran macht ernstlich zu studieren und zu lernen, daß das göttliche Gemüt die einzige regierende und herrschende Macht ist, und wie man dieser Allmacht und dieser Herrschaft jederzeit vertrauen und sich immer auf sie verlassen kann. Sobald er aber die Wichtigkeit irgendeiner Wahrheitserklärung erfaßt hat und sie praktisch anwendet, wird er die Weisheit dieser Bibelmahnung erfassen: „Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht um allen deinen Erwerb“ (Zürcher Bibel). Durch den Fortschritt in diesem Studium und die darausfolgende bessere Denkweise, findet er, daß sich seine persönlichen und seine Geschäftsangelegenheiten seinem Denken anpassen und die Ordnung und das Aufbauende,— die Sparsamkeit seines Denkens — wiederspiegeln, bis er endlich in seiner eigenen Erfahrung die Wahrheit der Verheißung beweist, die der Meister denen versprochen, die lieber im geistigen als im materiellen Sinne der Dinge leben, als er sagte: „Alle diese Dinge werden euch hinzugetan werden“ (n. d. engl. Bibelübersetzung).
In Artikel XXIV, Abschnitt 5 des Kirchenhandbuches, unter dem Titel „Forderung Gottes,“ sagt Mrs. Eddy: „Gott fordert, daß Weisheit, Sparsamkeit und brüderliche Liebe alle Handlungen der Mitglieder Der Mutter-Kirche, Der Ersten Kirche Christi, der Scientisten, kennzeichne.“ Da man nun Gott nicht wahrhaft gehorsam ist, noch ein wahres Mitglied Der Mutter-Kirche sein kann, wenn man in seinem täglichen Leben diese drei Eigenschaften nicht beständig ausdrückt, ziemt es sich eine jede sorgfältig zu prüfen und festzustellen ob man weise handelt, Sparsamkeit übt und brüderliche Liebe wiederspiegelt.