Das erste Gebot in der Bibel lautet: „Es werde Licht!“ Obwohl ihr Licht zu Zeiten nur trübe zu flackern schien, ging die Wahrheit der Menschheit doch nie ganz verloren. Das von den Patriarchen wiedergespiegelte Licht fiel auf die Propheten, und das der Propheten, auf Jesu und seine Jünger, während der Wiederschein der von Jesu wiedergespiegelten Wahrheit auf Mrs. Eddy und ihre Nachfolger strahlte, die somit in unseren Tagen zu den gesegneten Empfängern dieses nieversagenden Lichtes werden, das wie ein Wachtfeuer auf Bergeshöhen ungezählten Menschenaltern als Warnung vor Ungemach oder als Vorbote der Freude diente. Keine menschlichen Ereignisse könnten es jemals verdunkeln, jenes ewige Licht, von dessen Schein sich alle, die vom falschen Selbst Erlösung gefunden haben — und es gibt keinen anderen Weg der Erlösung — leiten lassen müssen. Mag auch für unsere Wahrnehmung die Sonne sich hinter dem Nebel verbergen, so hört sie doch nie zu scheinen auf.
Licht ist das Symbol der Wahrheit, der Offenbarung, des Fortschrittes. Der Sterblichen Fähigkeit, das wahre Licht zu erkennen, ist heute so beschränkt, daß sie nur zu leicht in Versuchung geraten, dasselbe nach ihrem eigenen beschränkten Erkenntnisvermögen zu bemessen und dadurch die Möglichkeiten ihrer Nächsten zu beschränken. Petrus spricht von dem Lichte „das da scheint in einem dunkeln Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ Ein jeder hat Licht im Verhältnis seines aufrichtigen Bemühens die Wissenschaft des Lebens zu beweisen. Hätten die klugen Jungfrauen von ihrem Öl gegeben, wäre es wohl von ihren törichten Gefährtinnen in der Dunkelheit verschüttet worden, denn hatten diese nicht bis Mitternacht geschlafen, ohne ihre Lampen zu füllen? Wenn der Christliche Wissenschafter das, was er versteht, nicht in die Tat umsetzt, so wird er in Zeiten des Zweifels und der Verwirrung des Guten mangeln, denn geborgtes Licht hält nicht lange aus. Es gibt gewiß Zeiten, wo wir den Rat anderer benötigen, doch sollte uns dieser, wenn er uns erteilt wird, vor allem auf ein eingehenderes Studium der Bibel und des Lehrbuches, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ hinweisen.
In Wissenschaft und Gesundheit (S. 339) schreibt Mrs. Eddy: „Liebe zerstört Haß.“ Wie die Sommersonne des Winters Eisschichten schmilzt, so wird ein andauerndes Wiederspiegeln der Liebe die Furcht zerstören. Solange die hellen Flammen des Lagerfeuers die dunkle Nacht erleuchten, braucht der Wegfahrer sich vor den in der Entfernung lauernden Wölfen nicht zu fürchten, denn er weiß, daß die Wölfe das Licht scheuen und sich nicht heranwagen werden. Die Wüste des sterblichen Gemüts ist scheinbar von Gespenstern der Furcht erfüllt; wenn wir aber das Licht der Liebe, durch welches das Böse zerstört wird, stetig wachhalten, so befinden wir uns in Sicherheit. Wie oft schieben wir die Schuld für unseren Mangel an geistigem Wachstum auf Personen oder Zustände! Die Furcht vor dem Bösen gesteht ihm die Übermacht zu. Haß, Neid, Tadelsucht und Bosheit verschleiern alsdann unser Bewußtsein, so daß wir das Licht nicht zu sehen vermögen, und dadurch nicht nur die Strahlen unseres eigenen Lichtes hindern, sondern uns auch des Lichtes berauben, das von andern ausstrahlt.
Was soll uns als Norm für Erfolg gelten? Lohnt es sich nach etwas anderem als dem geistigen Wachstum zu streben? Klammern wir uns noch immer an die wertlosen und erbärmlichen Dinge der Welt? Geht unser Verlangen und Streben nach Reichtum, Stellung und weltlicher Macht, statt nach dem Verständnis Gottes in Christo Jesu — der Berufung, welche ein beständiges Bemühen, das falsche Selbst abzulegen, von uns fordert? Wenn der Lohn, den wir erstreben, darin besteht, daß wir gütig, bescheiden und hilfreich werden, wer und was außer unseren eigenen abgöttischen Neigungen kann uns dann ein Hindernis in den Weg legen? Der einzige, wünschenswerte Erfolg für uns auf dieser Erde liegt im Meistern dessen, das uns hindert, Gott und unseren Nächsten wahrhaft zu lieben.
Solange wir nicht lieben, sind wir von Dunkelheit umringt. Es erfordert ein Herz voll Liebe, Gedanken der Liebe an die ganze Menschheit auszusenden und alle Gefühle der Abneigung gegen diejenigen, die unsere Demonstration zu hindern versuchten, zu unterdrücken. Liebevolle Gedanken sind Wachtposten, welche Bosheit und Haß zerstören, ehe diese bei uns eindringen können. Wenn die Sonne aufgeht, schwindet die Dunkelheit, und so müssen auch Unlauterkeit, Rache und Selbstsucht der in die Tat umgesetzten Christlichen Wissenschaft weichen.
Wie können wir uns selbst prüfen und feststellen, ob wir im Lichte wandeln? Es genügt nicht, daß wir selbst heute das Licht sehen. Nur durch unser Bestreben, anderen zu dem Licht zu verhelfen, können wir es für uns selbst hell leuchtend erhalten. Mit anderen Worten, wenn wir selbst in Christo Erlösung gefunden haben, dann besteht unsere erste Pflicht darin, unseren Mitbruder zu befreien. Ein jeder hat Anrecht auf das Licht. Wenn unser Bruder auch Fehltritt über Fehltritt tut, so kann ihm doch sein Erbe der immerwährenden Gesundheit, Glückseligkeit und Unsterblichkeit nicht vorenthalten werden, und vielleicht sind wir es gerade, die dazu bestimmt sind, ihm zu helfen, diese Wahrheit zu verstehen. Wenn wir im Lichte wandeln, sehen wir nur Licht. Gott, der Vater des Lichts, wohnt in Seinem eigenen Glanze und sieht nichts außer dieser Herrlichkeit. Daher können wir, als Wiederspiegelungen dieses Glanzes, nur Licht sehen.
Paulus und seine Zeitgenossen kannten das Licht der Wahrheit. Er sah und fühlte es. Es leuchtete auf die Apostel beim Pfingstfest. Gibt es einen Grund, warum es in unserer Zeit nicht auf die Christlichen Wissenschafter leuchten sollte? Verändert sich Gott oder verändern sich Seine Wege? Wenn wir erst alle einig sind, wenn jeder Christliche Wissenschafter Gott und seinen Nächsten liebt, dann wird das Licht kommen. Brennt unser Licht helle in den Mittwochabend-Versammlungen? Lassen wir das Licht leuchten, dessen Wiederspiegelung mehr Licht auf uns zurückstrahlen würde? Ein altes Kirchenlied betont diese Frage:
Dein Lichtelein, brennt es, oh Bruder mein,
Sieh zu, ich bitte dich;
Denn brennt es, müßte sein heller Schein,
Sicher fallen auf mich!
Das wahre Licht, wie es die Christliche Wissenschaft offenbart, hat uns Heilung gebracht. Seine Strahlen durchdrangen unser verdunkeltes Bewußtsein und es hieß: „Du bist gesund.“ Dies ist der Tröster, den uns Jesus versprach und der von der Wahrheit zeugen sollte. Dieses ewige Licht der Wahrheit strahlte auf Mrs. Eddy und heilte sie. Es leuchtet allen, die bereit sind, es zu sehen. Der kleinste Lichtstrahl, wenn wir ihn gut behüten, hilft den Weg, derer die nachkommen, erleuchten. Wird auch nur eine Frucht des Geistes fleißig bestellt, so wird damit die Möglichkeit des Gedeihens aller Früchte des Geistes erleichtert.
Auf Seite 117 von „Miscellaneous Writings“ schreibt Mrs. Eddy: „Gott ist der Urquell des Lichtes, und Er erleuchtet unseren Pfad, wenn wir gehorsam sind.“ Trifft es nicht immer zu, daß diejenigen, die der himmlischen Berufung am gehorsamsten sind, den größten Erfolg aufzuweisen haben? Die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ sind Lehrbücher, die den Gehorsam lehren, dem sich das fleischliche Gemüt widersetzt. Um den Weg zu gehen, den unser Meister ging, müssen wir alles Unwirkliche aufgeben und stetig wachen, damit wir nichts Ungeistiges zurückbehalten.
Die Versuchung, ungehorsam zu sein, kommt mit der Verdunkelung der Suggestion. Diese Versuchung zu erkennen und ihr zu widerstehen ist unser aller Pflicht. Die Suggestion mag die des Eigenwillens, der Eßlust oder der Leidenschaft sein, und wenn wir sie beherbergen, fällt uns der Gehorsam schwer. Das Alte, sowohl als das Neue Testament, stellt den Gehorsam als die Bedingung sowohl als die Ursache der Erlösung hin. Die Israeliten waren erfolgreich, so lange sie gehorsam waren; der Ungehorsam beraubte sie des Lichtes und war der Grund aller ihrer Leiden.
Jesus gehorchte immer. Es fiel Luther schwer nach Worms zu gehen, wo, wie er sagte, so viele Teufel seien, wie Ziegel auf den Dächern. Aber er ging, und siehe die mächtige Reformation, die folgte! Emerson sagt, daß göttliche Führung durch den Gehorsam geoffenbart wird. Wenn wir das falsche Selbst aus dem Wege räumen, sehen wir das Licht, das uns stets zu leiten bereit ist. Gehorsam und göttliche Führung bringen geistige und körperliche Ruhe. Mrs. Eddy hielt den Blick stets auf das Licht gerichtet; und da ihr Leben ein Leben des Gehorsams war, erlangte sie, wonach sie strebte. Und was vollbrachte sie für die Menschheit? Sie wies den Weg von der Krankheit zur Gesundheit, sie gab Licht für Dunkelheit, Kraft für Schwäche, Freude für Leid; was aber das Wichtigste ist: sie wies den Weg zur Anbetung des einzig wahren Gottes.
Das Licht, das die getreuen Mitglieder Der Mutter-Kirche und ihrer Zweige wiederspiegeln, vereinigt sich mit dem Lichte unserer großen Führerin und wird den Weg ungezählter zukünftiger Generationen erleuchten, die es ihrerseits sehen werden. Es wird uns alle vorwärts und aufwärts führen bis zu jenem vollkommenen Tage des Verständnisses, wo es keine Nacht mehr gibt und weder Leid noch Schmerz uns bedrücken, denn wir werden in der Stadt wohnen, welche, wie Johannes sagt, „bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.“ In Miscellany (S. 191) schreibt Mrs. Eddy: „Kinder des Lichtes, ihr seid nicht Kinder der Finsternis. Laßt euer Licht leuchten. Erinnert euch der Grundlagen der Christlichen Wissenschaft, die da sind, ein Gott und ein Christus. Laßt was persönlich ist, in den Hintergrund treten, und das ,Selig seid ihr' Christi wird eurem Aposteltum das Siegel aufdrücken.“