Unsre verehrte Führerin, Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, sagt in dem Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 234): „Alles, was Weisheit, Wahrheit oder Liebe einflößt — sei es nun Gesang, Predigt oder Wissenschaft — segnet die menschliche Familie mit Brosamen des Trostes von dem Tische Christi, speist die Hungrigen und gibt den Durstigen lebendiges Wasser.” In einer kürzlichen Mittwochabend-Versammlung wurde ein Lied gesungen, wodurch ein Christlicher Wissenschafter mit tiefer Dankbarkeit für diese lebendige, anwendbare Wahrheit erfüllt und veranlaßt wurde, eine Erfahrung niederzuschreiben, die ihm eine notwendige Lehre in der Demut gab und die ihm bei der Lösung einer sehr schwer scheinenden Frage eine große Hilfe war. Einer der Verse dieses Liedes lautet:
Ihr Diener all des Herrn,
Wartet auf eurem Platz,
Gehorsam Seinem heil’gen Wort,
Wachsam an Seinem Tor.
Viele, viele Male, ja sozusagen immerfort, hatte er sich danach gesehnt, mit dem Warten ein Ende machen und seinen Platz, die alte Umgebung und seine damalige scheinbar unangenehme Beschäftigung verlassen zu können. Seine Arbeit schien keinen Fortschritt zu ermöglichen und bot ihm keine guten Aussichten, sie war vielmehr Sache der Gewohnheit, lief immer in demselben Geleise und war eine ewige Plackerei. Um ihn herum schien alles unharmonisch, was am meisten durch seine Mitarbeiter zum Ausdruck kam. Seinem verdunkelten Sinn kam es vor, als ob er von einem von Selbstrechtfertigung, Selbstgerechtigkeit, Eigenwillen und Habgier beherrschten Vorgesetzten unterdrückt würde, und er sehnte sich aus seiner Umgebung heraus und machte allerlei Pläne, wie er das zustande bringen könnte.
Durch die Christliche Wissenschaft lernte dieser Schüler jedoch, wie Moses vor Jahrtausenden durch das „still sanfte Sausen,” die Worte verstehen: „Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!” Er sah ein, daß es seine „Arbeit” war, gerade da, wo er sich befand, sich der Gegenwart des Christus bewußt zu werden, zu wissen, daß da, wo der Irrtum mit seinem ganzen Gefolge zu sein vorgab, allein Gott, die göttliche Liebe, war, die alles regiert. Er begann einzusehen, daß seine wirklichen Mitarbeiter geistige Wiederspiegelungen der göttlichen Liebe, Ideen des göttlichen Gemüts, waren. Er begann sich klarzumachen, daß Gott sein Arbeitgeber, sein Zahlmeister und die Quelle seiner Versorgung war; daß die falschen Annahmen von Ungerechtigkeit, Selbstgerechtigkeit und Habgier — ja, alle Erscheinungsformen und Ansprüche des Bösen — ihn nicht von seiner Versorgungsquelle und dem wahren Begriff des Seins trennen konnten. Er sah, daß „Fortschritt ... das Gesetz Gottes” ist (Wissenschaft und Gesundheit, S. 233) und daß dieses Gesetz unaufhörlich als eine unwiderstehliche Kraft tätig ist. In diesem Verständnis ergab er sich völlig dem Willen Gottes, gab menschliches Wünschen auf und fand Frieden, glücklich darüber, daß er da sein durfte, wo Gott war.
Es ist wohl nicht nötig, Christlichen Wissenschaftern, die in der Anwendung der Macht der Wahrheit viel Erfahrung haben, zu versichern, daß dieser Schüler, obwohl er sich der weiteren Notwendigkeit, zu beten „ohne Unterlaß,” wohl bewußt war, den „Frieden” fand, „welcher höher ist denn alle Vernunft.” Seine Mitarbeiter fingen an, sich ihm gegenüber ganz anders zu verhalten. Der Vorgesetzte schien ihm jetzt entgegenzukommen, ihn als gleichberechtigt zu betrachten und ihn zu ermutigen, indem er ihm zeigte, wie er seine gegenwärtige Stellung verbessern konnte. O dies Wunder, ein Weg zum Fortschritt unmittelbar vor ihm! Und es hatte ihm geschienen, als ob alles schwarze Nacht sei, als ob sich seinem Fortschritt eine undurchdringliche Wand entgegenstellte. Wahrlich, „das Reich Gottes ist inwendig in euch.”
Aber „der Satan [kam] auch unter ihnen” und wollte behaupten: Du mochtest die Arbeit, die du jetzt tust, eigentlich nie recht und wirst sie auch nie lieben lernen. Du hast sie gegen deine eignen Wünsche und Neigungen unternommen und hast dich seitdem gegen deinen Willen damit beschäftigt. Wie kannst du erwarten, mit einer Arbeit Erfolg zu haben, die du selbst nicht magst? Diese Behauptungen wurden mit der Wahrheit widerlegt, daß Gott und der Mensch unlöslich verbunden sind und daß der Mensch daher nur den Willen Gottes, des Guten, tut. Und das gänzliche Aufgeben des eignen Wollens und Wünschens tat schließlich den Weg auf. Es bot sich ihm Gelegenheit zu Arbeit höchster Art,— heiliger, schöner und höchster Arbeit — Arbeit, nach der er sich stets gesehnt hatte, seitdem er zur Christlichen Wissenschaft gekommen war. Diese Arbeit mehrte sich von Tag zu Tag und war von „mitfolgenden Zeichen” begleitet und von dem „Zufallen” alles Übrigen, sobald er zu dessen Empfang bereit war. Die Arbeit, die ihm so zuwider gewesen war, kam ihm jetzt völlig belanglos vor.
Diese Erfahrung wird den sogenannten Anfängern in der Christlichen Wissenschaft in etwas ausführlicher Form erzählt von einem, der selbst noch ein Kind ist im Verständnis des Christus, der Wahrheit. Aber er hofft, daß es einigen von ihnen helfen wird einzusehen, daß manchmal der scheinbar leichteste Weg tatsächlich der schwerste ist. Wie die Stimme zu Saulus sagte, als er gen Damaskus ging: „Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken.”
Wenn wir aufhören, die Dinge nach unsrer eignen Auffassung auszudenken, und das menschliche Wünschen und Plänemachen unterlassen, wenn wir willig sind, auf dem Platz zu stehen, wo Gott uns hinstellt, dann werden wir die Heilung unharmonischer Arbeitsverhältnisse durch die Christliche Wissenschaft erfahren. Das bedeutet nicht, daß wir die nötigen, vor uns liegenden Schritte nicht tun sollen. Keineswegs! Aber wir sollten willig sein, das fortwährende Plänemachen, das willkürliche Ausdenken menschlicher Mittel und Wege zu unterlassen und statt dessen stille sein, auf die innere Stimme hören, und dann folgen, wie Gott, Gemüt, uns leitet. Unsre Führerin sagt uns in Miscellaneous Writings (S. 117): „Die Ungehorsamen tun ihre Schritte, ehe Gott Seine tut, oder sie tun sie zu spät, um Ihm nachfolgen zu können. Sei erst gewiß, daß Gott dir den Weg weist; dann beeile dich, unter allen Umständen nachzufolgen.”
