Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Widerstand gegen das Böse

Aus der Juni 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Problem des Bösen bietet sich den Menschenkindern fortwährend dar. Beständig begegnen sie der Annahme vom Bösen in einer oder der andern Form. Einmal haben sie es mit Krankheit zu tun, ein andermal mit einer der vielen Erscheinungsformen der Sünde. Während des ganzen Zeitraumes, den wir das menschliche Dasein nennen, sieht sich das Menschengeschlecht vor das Problem des sogenannten Bösen gestellt; und entweder überwinden die Menschen seine Versuchungen oder sie fallen ihrem unheilvollen Einfluß zum Opfer.

Wiewohl das Böse heutzutage ebenso üppig wie je zu wuchern scheint, so hat doch das Problem seit Mrs. Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft eine ganz andre Gestalt angenommen. Mit wunderbar klarem geistigem Einblick erkannte sie, daß Gott vollkommen und unendlich ist, und sie zog folgerichtig den Schluß, daß das Gute unbegrenzt ist, oder mit andern Worten, daß das Gute in Wirklichkeit kein Gegenteil hat. Das kam einer Entdeckung der Tatsache gleich, daß das Böse, das Gegenteil vom Guten, nur ein eingebildetes Dasein hat oder einfach, daß das Böse unwirklich ist. Eine bedeutungsvollere Entdeckung ist noch nicht dagewesen in der Weltgeschichte. Zeitalter um Zeitalter hat die Menschheit im Dunkeln umhergetappt bei dem vergeblichen Versuch, den Ursprung des Bösen zu entdecken und so eine Erklärung für seine scheinbare Tätigkeit zu finden; aber es war alles umsonst. Das Böse Gott zuzuschreiben hieß die Tatsache leugnen, daß Gott vollkommen gut ist; anzunehmen, daß es von einem andern Wesen als Gott geschaffen wird, hieß voraussetzen, daß Gott nicht allmächtig ist,— beides unhaltbare Standpunkte, wenn Gott das unendliche und vollkommene göttliche Prinzip sein soll, das Er in Wirklichkeit ist. Mrs. Eddy gehorchte den logischen Schlüssen, die sie aus den geistigen Tatsachen zog, und mit unübertroffenem Mut erklärte sie einer zweifelnden Welt gegenüber die Wahrheit, daß das Böse unwirklich ist. Und als solches wird das Böse also in der Christlichen Wissenschaft betrachtet. Da das Böse unwirklich ist, hat es tatsächlich weder Gegenwart, noch Macht, noch Wesenheit. Es ist ein Traumschatten, ein vorübergehendes Wahnbild des materiellen Sinnes, eine bloße Vernenung.

Und doch bietet sich die Annahme des Bösen den Menschen immer noch dar, selbst wenn sie einigermaßen von der Christlichen Wissenschaft erleuchtet sind, ja manchmal zeigt es sich scheinbar in recht erschreckender Gestalt. Gibt es z. B. einen Menschen, an den nicht zuzeiten die Versuchungen des Zorns, der Eifersucht, des Neides, des Hasses, der Bosheit oder sonst einer fleischlichen Begierde herantreten? Tatsächlich wird sich das Böse solange scheinbar als Versuchung geltend machen, bis die letzte Spur der Annahme zerstört ist, daß die Materie oder das Böse wirklich besteht. Im gegenwärtigen Abschnitt der Geschichte der Menschheit scheint es oft besonders furchtbar zu sein, daher tritt an uns alle die Frage heran, wie die Annahme am besten und sichersten zu überwinden ist. Der Apostel Jakobus rät seinen Zuhörern, nachdem er sie ermahnt hat, Gott untertänig zu sein: „Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch.” Man beachte das Wort „widerstehet.” Viele haben den Ausdruck so aufgefaßt, als ob die von dem Bösen versuchte Person sich ihm mit Willenskraft widersetzen soll. Aber es ist schon unzählige Male bewiesen worden, wie wirkungslos das ist. Und zwar aus dem Grunde wirkungslos, weil die Willenskraft — selbst ein Sprößling des materiellen Sinnes oder des fleischlichen Gemüts — das, was mit dem fleischlichen Gemüt wesenseins ist — das Böse—, nicht zerstören kann. Der Widerstand gegen das Böse muß also etwas ganz andres sein als ein Aufwand von Willenskraft.

Mrs. Eddy beleuchtet die ganze Sachlage in einem einzigen Abschnitt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 218). Sie schreibt da: „Behandele eine Krankheitsannahme ebenso, wie du Sünde behandeln würdest: mit sofortiger Abweisung.” Und im darauffolgenden Satz erklärt sie uns die Art der Abweisung und gibt uns die metaphyfische Bedeutung von „Widerstand.” Ihre Worte lauten: „Widerstehe der Versuchung zu glauben, daß die Materie intelligent ist, daß sie Empfindung oder Macht besitzt.” Die Sache ist ganz klar. In welcher Gestalt sich das Böse auch geltend macht, es kann wissenschaftlich widerlegt und überwunden werden, indem man sich weigert, die Lüge zu glauben, daß die Materie Intelligenz, Empfindung oder Macht hat. Und damit ist die Lüge zurückgewiesen. Angenommen z. B., jemand sei der Sklave einer sündigen Begierde oder einer niederen Leidenschaft, die einen unharmonischen Körperoder Gemütszustand erzeugt. Ist er dann nicht in die Annahme verstrickt, daß die Materie Empfindung hat? Ist er nicht der Sklave dieser sinnlichen Empfindung? Glaubt er nicht, daß die Materie die Macht hat, ihn zu fesseln oder zum Sklaven zu machen, und auch daß sie die Intelligenz besitzt, ihre Macht, den Menschen zum Sklaven zu machen, auszuüben? Aber die Materie hat weder Intelligenz, noch Empfindung, noch Macht, denn Gott, Geist, besitzt alle Intelligenz und Macht, und der geistige Sinn allein ist wirklich. Der Leidende sollte die Wahrheit erkennen und sie sich vergegenwärtigen, dann wird er frei werden von dem Joch des vermeintlichen Bösen.

Auch Petrus ermahnt zum Widerstand gegen das Böse, gerade wie sein Mitjünger Jakobus. Er weist darauf hin, daß „euer Widersacher, der Teufel, ... umher [geht] wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge,” und sagt dann: „Dem widerstehet, fest im Glauben.” Nicht etwa dadurch, daß wir dem Bösen keine Beachtung schenken, wird es je überwunden werden. Das Böse kann allein durch das wissenschaftliche Verständnis seiner gänzlichen Unwirklichkeit erfolgreich überwunden und zerstört werden. Mrs. Eddy schreibt an einer Stelle in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 406), die voll überströmender Hoffnung ist für alle, die in einer oder der andern Weise ein Opfer der Sünde sind: „Widerstehe dem Übel — dem Irrtum jeder Art—, und er wird vor dir fliehen. Irrtum steht dem Leben entgegen. Wir können und werden uns schließlich so erheben, daß wir uns nach jeder Richtung hin die höchste Gewalt der Wahrheit über den Irrtum, des Lebens über den Tod, des Guten über das Böse zunutze machen, und dieses Wachstum wird andauern, bis wir bei der Fülle der Idee Gottes analangen und nicht mehr fürchten, daß wir krank werden können und sterben.” Ist einmal die ganze Annahme von der Wirklichkeit der Materie oder des Bösen zerstört, so werden auch Krankehit, Sünde und Tod gänzlich verschwunden sein.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1923

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.