Nirgends sonst im Neuen Testament ist der Zweck des Wirkens Christi Jesu deutlicher hervorgehoben als im dritten Kapital des ersten Briefs des Johannes. In kurzer aber unverhüllter Sprache erklärt Johannes: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß die Werke des Teufels zerstöre!” Über die Bedeutung dieser Stelle kann nicht der geringste Zweifel bestehen. „Die Werke des Teufels” zerstören! Weder mit bestimmten Bezeichnungen noch in bloßen Inhaltsandeutungen wird ein Unterschied zwischen den besonderen Formen des Bösen, des Teufels, gemacht, auf den er seine Aufmerksamkeit richtete. „Die Werke des Teufels”, alle Ansprüche des Bösen irgend welcher Art oder Gestalt, die er zerstörte, sind ganz gewiß darin einbegriffen.
Mrs. Eddys Feststellung auf Seite 18 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hebt dies ganz besonders deutlich hervor, indem sie erklärt: „Jesus handelte unerschrocken, dem allgemein anerkannten Augenschein der Sinne entgegen, den pharisäischen Glaubenssätzen und Gebräuchen zuwider, und er widerlegte alle Gegner durch seine heilende Kraft”. Unsere Führerin setzte den Heilungswerken des Meisters keine Einschränkung. Der Ausdruck „alle Gegner” muß jede Form des Bösen sich schließen, alles, was auch immer der Wahrheit über Gott und Seinem Weltall vollkommener Ideen entgegengesetzt zu sein scheint.
Die einschließende Ausdrucksweise dieser Darlegung wirft die wichtige Frage auf: Was umfaßt das christliche Wirken? Aus den unverhüllten Einschärfungen, die Christus Jesus seinen Jüngern machte, kann kaum geschlossen werden, daß weniger als das gewissenhafte Nachfolgen in seinen Fußtapfen — das Verrichten der Werke, die er tat, das Vertilgen des Irrtums und das Verherrlichen des Vaters — in dem Zerstören der Werke des Bösen einbegriffen ist.
Die Christliche Wissenschaft zerteilt das Gewand Christi nicht. Sie übernimmt ohne Einschränkung die ganze von dem Nazarener auferlegte und durch Mrs. Eddys Offenbarung wiederholte und bekräftigte Pflicht, in der Ausübung des christlichen Wirkens alle „Werke des Teufels” zu zerstören. Unsere Führerin hat uns nicht im Zweifel gelassen. „Der Christliche Wissenschafter”, sagt sie auf Seite 450 von „Wissenschaft und Gesundheit”, „hat sich in den Dienst der Verminderung des Bösen, der Krankheit und des Todes gestellt und wird sie durch das Verständnis ihrer Nichtsheit und der Allheit Gottes oder des Guten überwinden”.
Ein erhabenes Beispiel wahren christlichen Wirkens bietet das Leben der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy. Mit ihrer Offenbarung der geistigen Wahrheit kam ihr auch die Überzeugung von der Notwendigkeit, die Wirksamkeit des Christus im Heilen und Erneuern der Menschheit durch werktätige Demonstration zu beweisen. Sie wandte ihr Verständnis auf die verschiedenen Krankheitserscheinungen, die ihr entgegentraten, mit dem Ergebnis an, daß den Kranken, den Sündern, den Mühseligen und Beladenen in einem Maße geholfen wurde, wie nur durch die Werke des ersten Christen selbst geschah. Dadurch, daß die verschiedensten Krankheitsformen — die sogenannten organischen sowohl als auch die sogenannten funktionellen — geheilt wurden, erwies sie sich völlig als rechte Jüngerin des Meisters. Nicht nur teilweise sondern in allem erfüllte sie seine Gebote und befolgte sie seine Lehren!
Als Empfänger der Wohltaten der Christlichen Wissenschaft und als einer, der unserer großen Führerin würdig sein will, sieht sich ein Christlicher Wissenschafter beständig den Fragen gegenüber: Erfülle ich meine Pflicht? Fördere ich in Übereinstimmung mit den Anforderungen des Geistes die Sache Christi? Die Antwort darauf ergibt sich allein aus der Gestaltung des täglichen Lebens, allein aus verrichteten Werken. Wenn man die „Werke des Teufels” in ihren mannigfaltigen Formen zerstört, wenn man das Böse, in welcher Weise es einem auch entgegentreten mag, dadurch vermindert, daß man seine Unwirklichkeit erkennt, dann tut man die Werke des Meisters; nur so erweist man sich des Namens eines Christlichen Wissenschafters würdig, und nur durch selbstverrichtete Werke rechtfertigt man seine Worte.
Sind wir als Christliche Wissenschafter gehorsam und wachsam in der Erfüllung unserer Pflichten? Widmen wir uns in so hohem Grade der Aufgabe, Gottes Herrschaft auf Erden aufzurichten, daß wir die vermeintlichen Gegner des Guten — alles, was der grundlegenden Lüge entspringt, daß die Materie Leben und Intelligenz besitzt — tatsächlich zerstören? Jeder einzelne hat in dieser Angelegenheit seine eigenen nicht zu umgehenden Verpflichtungen; und sie sind groß! Was für einen Beweis haben wir, daß wir den Christus unseren Mitmenschen gegenüber wiederspiegeln, außer der unbestreitbaren Gewißheit von der Zerstörung des Bösen, von der Zurückweisung der Ansprüche des Teufels, im Gewahrwerden einer geheilten und erneuerten Menschheit? Wahrlich, man darf nicht die Werke eines anderen als seine eigenen ausgeben! Nur durch die eigene Demonstration kann der einzelne die Beschaffenheit oder die Stufe seiner jeweiligen Geistigkeit beweisen.
Das Heilungswerk des sanftmütigen Nazareners machte den größeren Teil seines Wirkens aus. Auf keine andere Weise konnte er der leidenden Menschheit seine Heilsbotschaft so unmittelbar zugänglich machen als durch das Heilen ihrer mannigfaltigen Leiden. Die Zustände, die Verhältnisse sind heute nicht anders als damals, und der wirksamste Beweis rechter Jüngerschaft wird von lebendigen Zeugen des vergeistigten Denkens erbracht. Daß die Christliche Wissenschaft wahr ist, muß sich jeder einzelne durch Demonstration selbst beweisen. Ihre Forderungen sind unabänderlich und zwingend. Es gibt nur einen Weg, den man gehen kann. Das menschliche Gemüt ist sehr erfinderisch im Ersinnen von Gründen, warum ein anderer einem die Heilung bringen sollte, die man so nötig braucht. Häufig scheint das Böse durch Behauptungen zu versuchen, einen daran zu verhindern, sich selber zu heilen oder die Wahrheit für jemand anders zu erklären. Auf diese Weise versucht das Böse, seinen Willen geltend zu machen; und nur zu oft scheint es Erfolg zu haben. Unsere Führerin äußert sich hierüber auf Seite 22 von „Wissenschaft und Gesundheit” mit vollkommener Überzeugung wie folgt: „Die schließliche Befreiung vom Irrtum, durch die wir uns der Unsterblichkeit, der unbegrenzten Freiheit und des sündlosen Sinnes erfreuen, wird nicht auf Blumenpfaden erreicht noch dadurch, daß man seinen Glauben ohne Werke an eines andern stellvertretende Bemühung heftet”. Die Frage muß von jedem einzelnen beantwortet werden; und es gibt kein Entrinnen für diejenigen, die der Belohnungen der Gerechtigkeit — Freiheit, Gesundheit und Heiligkeit — teilhaftig werden möchten.