Ehe es Zeitungen gab, wurden Mitteilungen und Nachrichten brieflich und mündlich verbreitet. Boten mußten zu Fuß oder zu Pferde die Nachrichten von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt bringen. Daher dauerte es Tage, Wochen und sogar Monate, bis Vorkommnisse im Lande bekannt wurden und zu den Leuten gelangten. Das Aufkommen der Zeitung, der Eisenbahn und des Telegraphen änderte dies alles. Die Nachrichten strömten in den dafür eingerichteten Mittelpunkten zusammen, wo sie in Zeitungen gedruckt wurden, die ihrerseits mit der Eisenbahn oder in anderer Weise versandt wurden und dadurch im Laufe von wenigen Stunden zu vielen Familien gelangten.
Da das Zeitungswesen im Zusammenhang mit der Herstellung dieser Zeitungen an Bedeutung gewann und immer mehr Zeitungen herausgegeben wurden, war es ganz natürlich, daß sich der Wettbewerb zu entwickeln begann. Dann kam eine neue Zeit. In dem Bestreben, die Verbreitung ihrer Blätter zu vergrößern, druckten die Zeitungsinhaber große Überschriften und bauschten die Nachrichten in aufsehenerregender Weise auf. Es erwies sich, daß dadurch die Nachfrage nach ihren Zeitungen größer wurde. So kam es, daß nicht allein Ereignisse von nationalem und internationalem Interesse berichtet wurden, sondern es wurde auch gebräuchlich, Verbrechen und vieles andere als Lesestoff für die Öffentlichkeit durchaus Ungeeignete und Unerwünschte in der Zeitung zu bringen. Heute wird in einer durchschnittlichen Zeitung alles, von einer internationalen Frage bis zu einem Ehescheidungsprozeß, als Nachricht betrachtet und oft mit so riesengroßen und fettgedruckten Überschriften veröffentlicht, daß es unbedingt auffallen muß. Da nun wenige Zeitungen von politischem Einfluß frei sind, finden wir immer wieder Aufsätze, Briefe und sogar Nachrichten darin, die von einem persönlichen Gesichtspunkte aus abgefaßt sind.
Der überlegte Erwachsene sieht nun dies alles ein, und vielleicht entscheidet er, was er lesen und was er nicht lesen will. Auch wird er, wenn er wachsam ist, imstande sein, die politische Richtung zu entdecken. Doch mit der Jugend verhält es sich etwas anders. Junge Leute neigen bei weitem mehr dazu, eine Zeitung in die Hand zu nehmen und sie zu lesen, ohne Rücksicht darauf, ob die Nachrichten gut oder schlecht, gesund oder ungesund sind, und ihre Ansichten über wichtige Fragen oft danach zu bilden, was die Leitartikel bringen.
Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, schrieb jahrelang regelmäßig für die Presse. Sie verfügte über ein beträchtliches Wissen über diese wichtige Tätigkeit und erkannte deren Einfluß auf das menschliche Denken. Sie teilte ihren Freunden mit, sie wünsche eine Tageszeitung von internationalem Interesse zu gründen, die unter dem Schutze der Christlichen Wissenschaft herausgegeben werden solle. Daher erschien im Jahre 1908 The Christian Science Monitor. Mrs. Eddy richtete damals an alle Christlichen Wissenschafter eine Botschaft, die jetzt in The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany (S. 352, 353) enthalten ist, und sie schrieb: „Es ist mein Wunsch, daß alle Christlichen Wissenschafter und möglichst viele andere unsere Tageszeitung regelmäßig beziehen und lesen”. Unterschiedslos alle Christlichen Wissenschafter! Mrs. Eddy wünschte, daß jeder von ihnen den Monitor beziehe und lese. Wie viele kommen heute diesem Wunsche nach? Sicher eine beträchtliche Anzahl! Doch weilte Mrs. Eddy heute persönlich unter uns, und richtete sie an jedes Mitglied Der Mutter-Kirche in einem Briefe die Bitte, den Monitor zu beziehen und zu lesen, wie viele würden von dem Vorrecht Gebrauch machen, ihrer Bitte nachzukommen? Sehr wahrscheinlich alle ohne Ausnahme. Und jener vor mehr als fünfzehn Jahren geschriebene Brief bringt allen Christlichen Wissenschaftern heute dieselbe liebevolle Botschaft wie damals, als er veröffentlicht wurde.
Die Christlichen Wissenschafter haben unterschiedslos erkannt, daß die Befolgung der Wünsche und Anleitungen der Mrs. Eddy sie selbst und infolgedessen auch andere segnet. Selbst wenn es daher auch anfangs als Opfer erscheint, so bedenke man, was es bedeutet, eine von Mrs. Eddy gegründete Zeitung zu haben, deren Nachrichten, Briefe und Aufsätze nur mit dem einzigen Gedanken, zu dem einzigen Zweck, gedruckt werden, „niemand zu schaden, sondern alle Menschen zu segnen” (Miscellany, S. 353), wie sie selbst sagt. Obwohl der Monitor alle Nachrichten, die als wichtig gelten, bringt, so wird doch — da es mit der Christlichen Wissenschaft nicht im Einklang steht, die Macht des Übels zu beschreiben oder den Glauben an seine Wirklichkeit zu unterstützen — selbst ein Unglück oder ein Unheil in einer Weise dargeboten, die den Gedanken des Lesers auf die Gegenwart und Macht des Guten hinlenkt; und jede Ausgabe des Monitors bringt auch Nachrichten, die durchaus rein, gut und wahr sind und außerdem erzieherisch und bildend wirken.
Und dann denke man auch an unsere Kinder! Ist The Christian Science Monitor nicht eine Zeitung, die wir ihnen mit dem unbedingten Vertrauen geben können, daß sie nur Hilfreiches daraus empfangen? Sollten wir nicht dankbar sein, daß es eine solche Zeitung gibt? „Gewiß, aber manche Aufsätze gefallen mir nicht; ich stimme nicht immer damit überein”, kann man einwenden hören. Das kann sein; doch der Monitor erhebt ebenso wenig den Anspruch, das vollkommene Vorbild erreicht zu haben wie ein Christlicher Wissenschafter, der bescheiden sein menschliches Problem ausarbeitet. Daher können wir, wenn wir uns nicht bewußt sind, daß unser Denken Stunde für Stunde, Tag für Tag an die Norm des vollkommenen göttlichen Prinzips heranreicht, es uns kaum erlauben, Steine auf den Monitor zu werfen. Tatsache ist, daß Mrs. Eddy von den Christlichen Wissenschaftern erwartet haben muß, daß sie diese vorbildliche Zeitung weiterführen. Je näher also das Denken der Christlichen Wissenschafter der Norm des göttlichen Prinzips kommt, desto mehr wird der Monitor als internationale Tageszeitung sich der Vollkommenheit nähern.
Angenommen, wir finden einen Aufsatz, der uns nicht gefällt, oder mit dem wir nicht übereinstimmen, sollte dies uns hindern, die Zeitung zu beziehen und zu lesen, und sollte es uns veranlassen, zu warten, bis sie nach unserem Vollkommenheitsbegriff vollkommen geworden ist? Ein solcher Gesichtspunkt würde sehr dem eines Christlichen Wissenschafters gleichen, der die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen seiner Kirche nicht besuchen will, weil er dort zuweilen Zeugnisse hört, die er nicht billigt. Wir wissen sehr gut, daß die Zeugnisversammlungen um so besser sein werden, und daß der Irrtum um so unwahrscheinlicher zum Wort kommt, je hingebungsvoller wir als Kirchenmitglieder unsere Arbeit tun. Wir sehen ein, daß wir unsern Teil der Arbeit tun müssen; daher fahren wir fort, die Mittwochabend-Versammlungen zu besuchen, damit sie reicheren Segen bringen.
Eine ähnliche Haltung gegen unsere Tageszeitung, die den Vorschriften der Mrs. Eddy im Kirchenhandbuch gemäß herausgegeben wird, würde ganz sicher entsprechend gute Ergebnisse hervorbringen. „Ja, aber manchmal kommt der Monitor so spät an”, wird wiederum eingewendet. Gewiß kommt er außerhalb Bostons, wo er herausgegeben wird, von einem Tag bis zu einem Monat später an; und wenn es auch vorkommt, daß sich einige über eine eintägige Verspätung beklagen, so lesen ihn doch andere nach einem Monat noch mit Liebe und Dankbarkeit.
Dies zeigt, daß der Blick in irgend einer Richtung der Klärung bedarf. Angenommen, man ginge eine Ausgabe des Monitors durch und stellte genau fest, wie viele Nachrichten darin an Verspätung leiden und wie viele nicht: das Ergebnis würde erstaunlich sein. Diese Probe ist wirklich interessant und geeignet, den Leser demütig zu machen und die Zeitung in seiner Achtung zu heben. Der Monitor bringt keine aufregenden, aufsehenerregenden sogenannten Nachrichten, nach denen die Leute haschen, die sie verschlingen und im nächsten Augenblick wieder vergessen. Seine Nachrichten sind erstklassig und leiden daher weniger unter dem Verstreichen der Zeit als diejenigen irgend einer andern Zeitung in der ganzen Welt. Seine Politik ist von Mrs. Eddy in einem Briefe an die Boston Post im November 1908 (Miscellany, S. 276) folgendermaßen gekennzeichnet: „Man fragt mich, was meine Politik sei. Ich habe in Wirklichkeit keine andere als eine gerechte Regierung unterstützen zu helfen, Gott über alles und meinen Nächsten wie mich selbst zu lieben”.
The Christian Science Monitor wird in Boston in Massachusetts als Nachmittagsoder Abendblatt herausgegeben. Mrs. Eddy bestimmte es so. Das Ergebnis ist, daß sozusagen das ganze Personal der Zeitung Gelegenheit hat, die Sonntagsgottesdienste und die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen zu besuchen. Da der Umschlag jedes versandten Exemplars des Monitors mit dem Datum versehen ist, so ordnen viele Christliche Wissenschafter die ankommenden Ausgaben in der Reihenfolge des Datums, die neueste Nummer zu unterst, und indem sie sie nacheinander lesen, finden sie, daß der kleine Haufen nicht über eine gewisse Höhe hinaus anwachsen kann und immer vor dem Eingang der nächsten Post verschwindet, mögen die Zeitungen auch noch so rasch nacheinander oder noch so viele gleichzeitig ankommen.
Wir sollten uns fragen, ob wir für den Monitor, wie er jetzt ist,— für das Gute, das er uns bereits bringt,— wirklich dankbar sind. Wenn dies der Fall ist, werden wir von allem Gebrauch machen, was er bietet. Dann werden wir ganz gewiß mehr erhalten; denn in dem Maße, wie wir als Christliche Wissenschafter unsere Tageszeitung immer mehr lieben und schätzen lernen, muß der Monitor sowohl als unschätzbare Gabe unserer lieben Führerin als auch als Zeichen dessen, was er täglich durch die Liebe, den Gehorsam und die Hingabe derer ausrichtet, die für die Zeitung schreiben und sie herstellen, sicher wachsen und sich immer höher zu seinem Vorbild erheben.
Eine Zeitung kann unmöglich ohne die Aufnahme von Inseraten bestehen. Weshalb? Aus dem einfachen Grunde, weil keine Zeitung ohne die Aufnahme von Inseraten zu einem Preise hergestellt werden kann, den viele zahlen können. Das Erscheinen von Inseraten hängt im allgemeinen von der Verbreitung der Zeitung ab, d.h. je verbreiteter sie ist, desto größer ist das Verlangen, in ihr zu inserieren. Der Monitor trifft nun bei der Aufnahme von Inseraten eine sehr sorgfältige Auswahl. Seine Nachrichten sind rein und heilsam, und so müssen auch die Inserate sein. Betrachten wir dies und die gegenwärtige Verbreitung der Zeitung, so ist es wohl kaum überraschend zu erfahren, daß die Aufnahme der Inserate nach einer in der Geschichte des Zeitungswesens einzig dastehenden Art erfolgt, die nur einer Zeitung wie der unserigen möglich ist; denn sie hat eine tiefe und christlich-metaphysische Bedeutung. Dieses Verfahren stützt sich auf das Wohlwollen der Leser, auf die Bereitwilligkeit der Abonnenten, die Inserenten zu unterstützen. Wenn den Inserenten dieser Gesichtspunkt erklärt wird, und wenn sie einsehen, daß sie das Wohlwollen der Leser haben, so ist es nicht überraschend zu finden, daß sie daraus Vertrauen und Mut schöpfen und bereitwilliger im Monitor inserieren.
Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, daß infolge des Wesens des Monitors diejenigen, die sich durch das Einrücken ihrer Anzeigen mit ihm in Verbindung setzen, mit dem Guten, das durch die Zeitung fließt, in Berührung kommen; und das Gute fängt dann an, ihnen oft in ganz unerwarteter Weise zuzufließen. Der Verfasser dieser Betrachtung hörte neulich von einem Geschäft, das in dem Augenblick zu gedeihen begann, als sein Inserat im Monitor erschien, obwohl zuerst keine besondere Nachfrage nach den Waren, die es führte, bestand. In einem andern Falle befand sich jemand in einer sehr schlimmen Geschäftslage. Es wurde ihm vorgeschlagen, im Monitor zu inferieren. Der Vorschlag wurde angenommen und ein Inserat eingerückt. Das Problem war gelöst, noch ehe das Inserat erschien. Durch Unterstützung der Inserenten tragen wir also dazu bei, daß die Zeitung hergestellt werden kann. Wir helfen ihnen auf eine Art, die sie verstehen und lassen ihnen auch das Gute in einer Weise zufließen, die sie vielleicht erst dann begreifen, wenn sie anfangen, ein wenig von dem Wirken des göttlichen Prinzips verstehen zu lernen.
Erscheint es immer noch als Opfer, „unsere Tageszeitung zu beziehen und zu lesen”? Dann laßt uns an unsere Führerin denken. Das Leben der Mrs. Eddy war ein langes Opfer zum Wohle der Menschen. Wenn wir daran denken, werden wir nicht mehr zögern und warten, sondern ihren Wunsch, den Monitor „zu beziehen und zu lesen”, erfüllen und uns in dieser Weise das zunutze machen, was er uns jetzt zu geben hat. Wenn die Liebe zu ihrem großen Lebenswerk und dessen Wertschätzung noch nicht erwacht ist, dann wird sie, wenn wir ehrliche und aufrichtige Christliche Wissenschafter sind, sicher erwachen; denn so gewiß alle Organisationshandlungen unserer großen Führerin für das Wohl der Menschheit, für die Verkündigung des Christus, der Wahrheit, auf Erden bestimmt waren, werden wir auch die Aufgabe verstehen, die dem Monitor zufällt, und ihm weiterhin zufallen wird, um in den Herzen der Menschen jene Vision der Vollkommenheit zu entzünden, die wieder verwirklicht werden muß wie damals, „da mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes”.
Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Was wollen wir nun hiezu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?— Römer 8:14, 28, 31.
