Daß unsere Führerin Mary Baker Eddy erkannte, wie wichtig es sowohl für unsere Bewegung als auch für das Menschengeschlecht ist, das reine Gewissen des Kindes zu pflegen und zu bewachen, geht aus den Stellen ihrer Schriften, die sich mit diesem Gegenstande befassen, sehr klar hervor. Auf Seite 261 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt sie: „Um das keimende und empfängliche Denken des Kindes gut zu bewachen und zu führen, kann nicht zu viel geschehen. Die ersten Eindrücke der Unschuld richtig formen, hilft der Reinheit Dauer verleihen und das unsterbliche Vorbild, den Menschen in Seinem [Gottes] Bild und Gleichnis, entfalten”. Mit diesen Worten weist sie auf die geheiligte Aufgabe hin, die denen übertragen ist, die das Vorrecht haben, die teuren Kinder auf Erden zu bewachen; und ganz besonders gilt dies den Eltern, denen hauptsächlich die Aufgabe zufällt, für eine solche Umgebung des Denkens zu sorgen, in der die Kinder zu glücklicher Nützlichkeit heranwachsen können.
Für die Christlichen Wissenschafter ist die Gelegenheit, jene kindlichen Eigenschaften, die in der Tat einen Vorgeschmack des Himmels auf die Erde bringen, ungetrübt zu erhalten, besonders wichtig. Durch das geheiligte Lebenswerk unserer Führerin haben sie die Mittel, die falschen Annahmen zu überwinden, die beanspruchen, den Weg für unschuldige Füßchen zu bedrängen und jene Reinheit des Denkens zu trüben, auf die sich unser Meister bezog, als er sagte: „Ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel”.
Das Vollbringen dieses Dienstes für unsere Bewegung und für die Menschheit erfordert die äußerste Hingebung unseres Denkens an Gott, das Gute; denn nur dadurch können wir die Kinder jene erste und wichtigste Lehre. Gehorsam nicht gegen eine Person sondern gegen das ewig Rechte, lehren. Bei unseren ersten Bestrebungen als Christliche Wissenschafter nimmt die neue Erkenntnis von Gott als dem all-liebenden Vater-Mutter unser Denken oft so in Anspruch, daß wir bei unseren Versuchen, dies auf die Führung unserer Kinder nützlich anzuwenden, irren und menschliche Nachsicht mit dem Ausüben der göttlichen Liebe verwechseln. Dieser Irrtum bewirkt eine große Ungerechtigkeit für das Kind, das nicht gelehrt wird, im täglichen Leben zu erkennen, daß Gott, der in der Tat die Liebe ist, auch das göttliche Prinzip ist, und daß Seine Schöpfung nach einem unwandelbaren Gesetz regiert wird.
Da das Kind nicht versteht, daß es an den Wohltaten des unwandelbaren Gesetzes der Liebe nicht teilnehmen kann, solange es ungehorsam gegen dieses Gesetz ist, so lebt es ohne bestimmten wissenschaftlichen Maßstab, an dem es sein Verhalten messen könnte, und ist später verwirrt, wenn es sich trotz seiner Ausrüstung mit dem Buchstaben der göttlichen Wissenschaft durch den Widerstreit, den eine unrichtige Anwendung zur Folge haben muß, noch in einem inneren Zwiespalt befindet. Es ist unerläßlich, daß unsere Kinder den Sinn der Liebe gewinnen, nicht als Freibrief zur Nachsicht gegen sich selbst und zum Ungehorsam, sondern als Stab des göttlichen Prinzips, durch dessen Beachtung sie sich unmöglich auf die Abwege des Sinnes verirren können. Ließen wir dies unsere vornehmste Sorge sein, so würde das Brandmal der Gesetzlosigkeit nicht, wie es zuweilen geschieht, versuchen, sich an die Kinder Christlicher Wissenschafter zu heften und dadurch die Wahrheit, die das Heil der Welt ist, herabzusetzen.
Um dem Kinde die grundlegende Wichtigkeit des Gehorsams gegen das Rechte klarzumachen, ist es notwendig, sofortigen und widerspruchlosen Gehorsam gegen die rechtmäßigen Forderungen der Eltern zu verlangen. Eine sehr nützliche Veranschaulichung des Wertes eines solchen Gehorsams bietet folgender Vorfall. Ein kleines Kind, das seiner Mutter entgegenlief, wollte gerade über die Straße eilen, offenbar nicht beachtend, daß ein Kraftwagen daherkam. Die Mutter war nicht so nahe bei dem Kinde, daß sie die Gefahr von ihm abwenden konnte; doch sich auf die dem Kinde frühzeitig anerzogene Gewohnheit zu gehorchen verlassend, rief sie: „Bleib stehen!” Obgleich das Kind keine Notwendigkeit dafür sah, unterbrach es sofort seinen fröhlichen Lauf, und infolge dieses unverzüglichen Gehorsams gegen die von der Mutter zum Ausdruck gebrachte schützende Liebe wurde es vor einem Unfalle bewahrt.
Es ist nicht immer möglich oder angebracht, einem Kinde den Grund einer Forderung zu erklären; und es ist wesentlich, daß es Gehorsam als Grundgesetz erkenne. Ein Kind, das dies verstehen gelernt hat, findet es später viel leichter, die Antriebe der göttlichen Liebe zu unterscheiden und zu befolgen, selbst wenn der Grund dieser Antriebe dem menschlichen Verständnis vielleicht nicht immer sofort erkennbar ist. Wenn wir uns an die Tatsache halten, daß Gott das einzige regierende Gemüt ist, brauchen wir nicht zu befürchten, daß wir unsere Kinder irreleiten können. Die Wichtigkeit, die Mrs. Eddy an das Einschärfen des Gehorsams knüpft, ist durch folgende Stelle des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 62), sehr klar dargelegt: „Die ganze Erziehung der Kinder sollte derart sein, daß sie den Gehorsam gegen das moralische und geistige Gesetz zur Gewohnheit macht, wodurch das Kind der Annahme von sogenannten physischen Gesetzen, einer Annahme, die Krankheit großzieht, entgegentreten und sie meistern kann”. Könnte irgend eine Empfehlung, wenn sie beachtet wird, kraftvoller sein oder unseren Kindern einen sichereren Schutz gewähren?
Bei unserem Bemühen, unseren Kindern dies einzuschärfen, sollten wir stets eingedenk sein, daß unser Beispiel von überaus mächtigem Einfluß ist. Kinder die in unseren Sonntagsschulen die Wahrheiten des Seins gelehrt werden, lernen im Betragen derer in ihrer Umgebung frühzeitig zwischen der Wahrheit und dem Irrtum unterscheiden. Sie werden nicht so bereitwillig gehorchen, wenn sie sehen, wie andere den Einflüsterungen des Eigenwillens, der Nachsicht gegen sich selbst der Reizbarkeit, der Unfreundlichkeit u. dergl. nachgeben,— Zuständen, die sie klar als Ungehorsam gegen die Lehren der Christlichen Wissenschaft erkennen, und die, da sie ihnen oft ungestraft zu bleiben scheinen, die an sie gestellten Forderungen unvernüftig und willkürlich erscheinen lassen. Sie müssen fähig sein, die nützliche Wirkung der Regierung des göttlichen Prinzips zu erkennen, damit sie das Glück eines so regierten Lebens im Gegensatz zu dem sturmbewegten Leben derer sehen, die der Stimme der Wahrheit noch nicht gehorchen gelernt haben.
Eltern sollten ohne Unterlaß beten, daß ihr Leben die Lehre, die sie zu lieben bekennen, zum Ausdruck bringe; denn nichts entdeckt ein Kind schneller und nichts übt auf sein sich entfaltendes Denken eine verderblichere Wirkung aus als Unaufrichtigkeit. Sind wir ehrlich bei unseren Bemühungen, so erwerben wir uns das Vertrauen unserer Kinder und erwecken in ihnen das Gefühl, daß wir alle bestrebt sind, das Ziel des völligen Gehorsams gegen die göttliche Liebe zu erreichen, und daß wir alle durch dasselbe wohltätige Gesetz regiert werden. In dieser Weise schaffen wir die wahre Grundlage einer Gemeinschaft der Glieder der großen Familie Gottes, und so kann Gehorsam gegen das Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren” eine unwillkürliche Freude werden, da Gehorsam gegen unsern himmlischen Vater unumgänglich Harmonie in unseren menschlichen Beziehungen in sich schließen muß.
Von dieser gediegenen Grundlage aus können wir an die Aufgabe herangehen, in das Denken der Kinder jene Liebe zur Bibel und zu den Schriften unserer Führerin zu pflanzen, die sich ihnen als unfehlbare Führung und als unfehlbarer Schutz bei jeder Erfahrung erweisen wird, als ein Schutz, den wohl keine Arbeit von uns ersetzen kann, da jeder einzelne lernen muß, seine Erlösung selbst auszuarbeiten. Eltern, die diesen jungen Suchern angelegentlich helfen, Schüler unseres Lehrbuchs zu werden, werden reichlich belohnt, wenn sie sehen, wie eifrig sie entgegenkommen, und wie leicht sie in dieser Weise oft ihre eigenen Fragen lösen. Ein achtjähriger Knabe, der sich ganz im Gegensatz zu seiner üblichen Artigkeit streitsüchtig zeigte, wurde in wenigen Augenblicken geheilt durch eine Stelle in Wissenschaft und Gesundheit, die er entdeckte, als er geheißen worden war, sich so lang in sein Zimmer zurückzuziehen, bis er klar erkenne, daß dieser irrige Zustand kein Teil des Ebenbildes der göttlichen Liebe ist. Die Mutter war sehr dankbar für dieses reiche Vermächtnis unserer lieben Führerin sowohl an die großen als auch an die kleinen Kinder, und sie erkannte, daß viel ernste Arbeit ihrerseits hätte diesem kleinen Sucher die Wahrheit nicht so klarmachen können wie der göttlich eingegebene Wortlaut, der ihm augenblickliche Befreiung von den freuderaubenden Annahmen des Zorns und des Eigenwillens brachte.
Vielleicht scheint es oft notwendig, darauf zu bestehen, daß andere Beschäftigungen so lang zurückgestellt werden, bis die Lösung einer Frage gefunden ist. Zuweilen stößt man auf Widerstand; doch dies beirrt Eltern nicht, die den Vorteil erkennen, den ein Gefühl der eigenen Fähigkeit, den Vorwänden des Irrtums entgegenzutreten und sie zu meistern, dem Kinde bringt. Auch der Vorwand kann sich bieten, daß das Kind die Lehren der Christlichen Wissenschaft infolge eines solchen Beharrens lästig und beschränkend findet und sich davon abwendet. Doch dies sollte erkannt werden als Versuch des Irrtums, zu verhindern, daß unsere Kinder mit jenem Verständnis, das allein ihre Reinheit vor den Übergriffen böser Einflüsterungen bewahren kann, ausgerüstet werden.
Was würde man von Eltern denken, die dem Vorwand nachgeben würden, sie sollten ihrem Kinde erlauben, die Schule zu versäumen, nur weil der Schulbesuch zuweilen lästig erscheint? Wie unendlich wichtiger ist es also, daß die Kinder sowohl durch regelmäßigen Besuch der Sonntagsschule als auch durch tägliches Lernen und Anwenden der Wahrheit zu Hause mit dem vertraut werden, dessen rechte Erkenntnis ewiges Leben ist! Daß sie frühzeitig den Widerstreit des Irrtums gegen die Wahrheit fühlen, beweist die Äußerung eines kleinen Knaben, der weinend allein angetroffen wurde. Auf die Frage, was ihn denn bekümmere, antwortete er: „Ich möchte so gern gut sein; doch das sterbliche Gemüt versucht mir einzureden, es sei so schwer”.
Das Verlangen nach dem Guten ist immer vorhanden; sollten wir es also nicht mit jedem uns zu Gebote stehenden Mittel beschützen und führen? Eine Kenntnis der Pflicht dieser jungen Kämpfer gegen unsere Bewegung und der an uns alle als Jünger Christi und Nachfolger unserer Führerin gestellten Forderungen bildet für sie einen wirklichen Ansporn. Die Kinder sind eifrig bestrebt, die Segnungen der Wahrheit, die sie lieben, mit anderen zu teilen, und sie tun gern, was sie können, um die Eigenschaften unbefleckt zu erhalten, die das Heilen, wie es unser Meister gebot, möglich machen. Daher wird dieses ihnen beständig vorgehaltene Ziel ihrer Bemühungen bei ihrem Streben, geschickte Christliche Wissenschafter zu werden, sich ihnen als Hilfe und Schutz erweisen.
Während wachsame Eltern darauf bestehen, daß sich ihr Kind ein brauchbares Verständnis der Christlichen Wissenschaft erwerbe, werden sie nicht vernachlässigen, es täglich gegen die vermeintlich zum Wachstum gehörenden listigen Annahmen zu schützen. Eine sorgfältige Betrachtung des Gegenstandes von dieser Seite enthüllt, daß wir oft viele dem sterblichen Denken ganz selbstverständliche Annahmen stillschweigend hinnehmen. Wie oft hören wir z.B. Meinungsäußerungen wie: „Alle Kinder müssen eben nun einmal jene Entwicklungsstufe durchmachen; dies ist ganz natürlich für sie!” Die Zergliederung eines solchen Denkens würde sofort zeigen, daß wir den Maßstab der Welt dessen annehmen, was den Sterblichen natürlich erscheint, und nicht für den wirklichen Stand des Menschen, wie ihn die Christliche Wissenschaft enthüllt, eintreten, also nur das sterbliche Zeugnis bekräftigen, das beweisen möchte, das Bewahren der kindlichen Reinheit sei unmöglich.
Wir sollten im Gegenteil beständig die Wirklichkeit der Selbstheit im Ebenbilde Gottes bekräftigen und für die Kinder nur das als natürlich annehmen, was mit diesem Maßstabe übereinstimmt, indem wir uns an die Tatsache halten, daß der Mensch als Widerspiegelung notwendigerweise gegen das göttliche Gemüt vollständig gehorsam sein muß. Wir sollten wissen, daß ihr Verständnis der Christlichen Wissenschaft für sie eine unüberwindliche Schutzwehr gegen jede irrige Einflüsterung ist. Wir müssen erkennen, daß der Mensch, der schon vollständig und vollkommen ist, keine Entwicklungsstufe und keinen Zustand menschlicher Annahme durchschreiten muß, um seinen Stand als Mensch zu erlangen, daß ihn, da er vollständige Befriedigung in der allumfassenden göttlichen Liebe findet, keine flüchtigen Annahmen materieller Freuden und Sinnesempfindungen verlocken können. Unter allen Umständen muß ihnen die rechte Idee geduldig und beharrlich vor Augen gehalten werden. In dieser Weise können die Eltern die Arbeit, die in unseren Sonntagsschulen geleistet wird, unterstützen und den Versuchen des Irrtums, die Kinder von dem allein wahren Wege zum Glück und Erfolg abzubringen, widerstehen.
O, möchten wir doch nicht zu leicht erfunden werden! Möchten wir doch wachen, daß keines dieser Kleinen den bösen Einflüsterungen, die das göttliche Ebenbild zu verbergen trachten, ausgesetzt wird! Möge ihnen der Familienkreis nicht nur ein Ort liebevollen Dienens und sorgenloser Freuden ihrer Kindheit, sondern auch ein Mittelpunkt göttlicher Eingebung zu hohem Streben sein, eine Zuflucht vor den Stürmen der sterblichen Annahme, ein stilles Heiligtum, aus dem sie, durchdrungen von dem reinen Verlangen, bei der Aufrichtung des Reiches Christi auf Erden zu helfen, hervorgehen können! Uns ist das Vorrecht verliehen, über ihr Erbe der Gottgleichheit zu wachen. In keiner anderen Weise können wir der großen Sache, die wir lieben, würdiger dienen, als dadurch, daß wir sie bewahren, damit unsere Kinder den Beweis der Christlichen Wissenschaft zu neuen Höhen führen und die Vision erfüllen, die unsere Führerin von ihnen erlangte und in „Pulpit and Preß” (S. 9) mit folgenden Worten ausdrückte: „O Kinder, ihr seid die Bollwerke der Freiheit, der Zement der Gesellschaft, die Hoffnung unseres Geschlechts!”
Die Aufgabe verlangt von uns unaufhörliche Wachsamkeit und Andacht, unablässige Geduld, selbstlose Liebe. Übernehmen wir sie aber mit der einem so heiligen Zwecke gebührenden Hingebung, so werden wir mit der Freude gekrönt, daß wir ihr und unser Leben durch das Christus-Gemüt regiert sehen, und mit der Überzeugung der Erfahrung werden wir sagen können: „Und ein Kindlein wird sie leiten” (engl. Bibel).
