Die Christlichen Wissenschafter sind vaterlandsliebende Menschen. Weil sie Gott lieben, lieben sie ihr Vaterland und ihre Mitmenschen. Wie sie einen geistigen Begriff von Gott und dem Menschen haben, so haben sie einen geistigen Vaterlandsbegriff. Ihre Treue gegen ihr Vaterland bringen sie durch ihre Liebe und ihren Gehorsam sowohl gegen die Gesetze ihres Landes als auch gegen die Gesetze Gottes — die Grundgesetze des Seins — zum Ausdruck. Damit die Christlichen Wissenschafter die der Religion und den Gesetzen ihres Vaterlandes gebührende Achtung nicht vergessen sollen, legte Mrs. Eddy folgende eindringliche Mahnung im Handbuch Der Mutter-Kirche (S. 48) nieder: „Ein Mitglied dieser Kirche darf keinen unfreundlichen oder in ungehörigem Tone gehaltenen Artikel gegen Religion, Medizin, die Gerichte oder die Gesetze des Landes veröffentlichen oder veröffentlichen lassen”.
Das Wort „Vaterlandsliebe” weist auf die geistige Tatsache hin, daß in der Wahrheit alle Menschen ein Vaterland oder Bewußtsein von Gottes Gegenwart und Kraft haben, da sie alle einen Vater, nämlich Gott, haben. Wie alle Länder eine Sonne, d.h. eine zentrale Lichtund Wärmequelle haben, so haben alle Völker, vom geistigen Standpunkte aus betrachtet, eine Wahrheit, ein göttliches Prinzip, woraus ihr Friede und ihre Harmonie hervorgehen müssen. Im Hinblick auf diese Tatsache wäre es gut, daran zu denken, daß derjenige, der alle Weisheit der Welt für sein Vaterland beanspruchen möchte, kein wahrer Vaterlandsfreund sondern ein begrenzter Nationalist ist. Wer durch Entfachen von Streit auf der Grundlage der Rasse, der Religion oder der Völkergrenzen absichtlich die Leidenschaften erregt, kann keinen klaren Begriff von der Bedeutung des Wortes „Vaterlandsliebe” haben. Alles, was den Sinn der Brüderschaft des Menschen befleckt, kann keinem Volke zum Wohle dienen, während das, was den menschlichen Sinn zur Wahrnehmung dieser Brüderschaft erweckt, alle Völker segnet.
Als Jesus seinen Zuhörern die Kraft der Wahrheit, die sie freimachen sollte, erklärte, bestanden sie auf ihrem Rassenund Ahnenstolz, indem sie antworteten: „Wir sind Abrahams Samen, sind niemals jemandes Knechte gewesen”, worauf Jesus erwiderte: „Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so tätet ihr Abrahams Werke”. Die unumgängliche Schlußfolgerung aus diesen Worten ist, daß Freiheit und andere herkömmliche Rechte nicht, wie sie meinten, Dinge leiblicher Abstammung sondern rechten Denkens und Handelns sind. Daß Freiheit und Gerechtigkeit von Gott ausgehende rechte Ideen ohne Zeitund Völkergrenzen sind, ist die seiner Behauptung: „Ehe denn Abraham ward, bin ich” zugrunde liegende ewige Wahrheit.
Paulus, der tapfere Kämpfer Christi mit seinem hohen Begriff von Vaterlandsliebe, schrieb: „Denn die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen; wir zerstören damit die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi”. Das Verständnis des Paulus von Gott befähigte ihn, zu erkennen, daß keine fleischlichen Waffen mehr notwendig sein würden, wenn die Hochburgen des Streites — Haß, Habgier, Begierden und Leidenschaften — niedergerissen wären. Doch Paulus und Jesus wußten, daß die Welt viel zu lernen hat, ehe alle Kriege und alles Kriegsgeschrei aufhören.
Mrs. Eddy war, wie ihr Leben und ihre Schriften bezeugen, eine wahre Vaterlandsfreundin. Eine ihrer bemerkenswerten Errungenschaften zum Wohle aller Völker war die Gründung des Christian Science Monitor, einer Zeitung, die von wahrer Vaterlandsliebe durchdrungen ist. Obgleich er in den Vereinigten Staaten von Nordamerika herausgegeben wird, ist sein Begriff von Vaterlandsliebe durchaus nicht auf die Grenzen dieses Landes beschränkt. In der Sage von den zwei Rittern, die wegen eines Schildes, dessen eine Seite silbern, die andere golden war, in Streit geraten waren, konnte jeder von ihnen nur eine Seite des Schildes sehen,— daher der Streit. Ein Spiegel würde die Lage gerettet haben. Die Völker bestehen aus Menschen, die wie jene Ritter nur eine Seite der Lage sehen und sich kopfüber in den Kampf stürzen. Dadurch daß The Christian Science Monitor einen Spiegel liefert, der alle Seiten jeder wichtigen Frage wahrheitsgetreu widerspiegelt, vermindert er die Neigung zum Kriege.
Da die Stärke eines Volkes nicht in seinem Heere oder in seiner Kriegsmacht sondern in seiner Gerechtigkeit liegt, so schließt wahre Vaterlandsliebe die Bereitwilligkeit in sich, für rechte Gesetze und ihre Durchführung einzutreten. The Christian Science Monitor führt ein großes Heer von Vaterlandsfreunden zu der Einsicht, daß der allen Ländern gemeinsame Feind eine falsche Vorstellung von Gott und dem Menschen ist, eine Vorstellung, die in ungerechten Gesetzen und in Nachlässigkeit bei der Durchführung gerechter Gesetze zum Ausdruck kommt. Diese Zeitung deckt furchtlos die Übel auf, die sich unter falschen Namen verbergen, unter Namen, die die Unvorsichtigen täuschen sollen, und sie hilft jedem wahren Vaterlandsfreunde in jedem Lande die rechten Waffen führen, um diese übel zu beseitigen und „alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes”, zu erniedrigen. Auf Seite 177 in „Miscellaneous Writings” fordert Mrs. Eddy zu dieser Art von Vaterlandsliebe auf, indem sie fragt: „Wollet ihr euch ganz und unwiderruflich dem großen Werke der Aufrichtung der Wahrheit, des Evangeliums und der Wissenschaft widmen, die zur Erlösung der Welt vom Irrtum, von Sünde, Krankheit und Tod notwendig sind? Antwortet sofort und praktisch, und antwortet richtig!”
Denen, die „richtig antworten”, gilt die Verheißung des Propheten Jesaja: „Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und des Herrn Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen”.
