Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Semper paratus”: immer bereit

Aus der Mai 1930-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Kapitän eines Überseedampfers bemerkte eines Tages, als er sich zu Tisch setzte: „Das Wetterglas fällt, es sieht ganz nach schlechtem Wetter aus”. Etwas ängstlich fragte eine Dame: „Ist ein Gewitter im Anzuge? Glauben Sie, daß Gefahr droht?” „Es ist möglich, daß sich ein Gewitter zusammenzieht”, erwiderte der Kapitän; „aber von Gefahr ist keine Rede. Wir sind immer darauf vorbereitet”. Dies sagte er mit solcher Zuversicht, daß die Reisende von der Angst befreit wurde.

Diese Begebenheit veranschaulicht, wie die Versicherung richtigen Vorbereitetseins Furcht vertreibt. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß die ruhige Zuversicht des Kapitäns ein Gefühl der Sicherheit verbreitete. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft kann hieraus eine hilfreiche Lehre ziehen, eine Lehre dem göttlichen Prinzip gemäß, wodurch er jene Denkweise erlangt, die der Überschrift dieser Betrachtung entspricht. Sollten wir nicht täglich unsere geistigen Schutzmittel nachprüfen, um zu sehen, in was für einem Zustande sie sich befinden, ob sie der Wut des Bösen widerstehen können, wenn es gegen sie anstürmt? Auf jenem Schiff ließ der Kapitän tagtäglich jedes Abteil gründlich nachsehen. Auch verging Tag und Nacht kein Augenblick ohne scharfe Beobachtung gewisser Teile; und in erster Linie wurde Pflichttreue von den Wachhabenden gefordert.

Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, hat in „Miscellaneous Writings” (S. 117) geschrieben: „Gott ist die Quelle des Lichts, und Er erleuchtet uns den Weg, wenn wir gehorsam sind”. Der erste und wichtigste Schritt beim Bereitsein, den Stürmen des sterblichen Gemüts auf unserer Wanderung in der Richtung des Geistes entgegenzutreten, ist also Gehorsam gegen das göttliche Prinzip. Man tut gut, dies im Gedächtnis zu behalten; denn wenn freudiger Gehorsam gegen die Forderungen der Wahrheit unsern Weg erleuchtet, erkennen wir klarer die Hindernisse, die uns zu bedrängen scheinen, und können uns vor ihnen dann leichter in acht nehmen. Der unsichtbare Irrtum macht einem immer am meisten zu schaffen; und der Irrtum ist so listig, daß ohne die durch strengen Gehorsam gegen das göttliche Gesetz bewirkte geistige Erleuchtung das Böse oft in der Verkleidung des Guten seinen Weg in unser Bewußtsein findet. In dieser Weise kann man sich einem falschen Sicherheitsgefühl hingeben; und der unachtsame Wanderer mag sich wundern, warum sein Fortschritt langsam oder gar beschwerlich ist. Wird diese Erscheinungsform des Irrtums nicht aufgedeckt und zerstört, so kann man auch anderen ein Stein des Anstoßes werden, wodurch sie zu Fall kommen.

Der ernste Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt frühzeitig erkennen, daß die aus dem Verständnis des göttlichen Prinzips und aus Gehorsam gegen dieses hervorgehende geistige Erleuchtung uns die Kraft verleiht, nicht nur die Art der an uns herantretenden Irrtümer zu unterscheiden sondern auch ihre Nichtigkeit zu beweisen. Die Voraussetzung für alle wissenschaftlichen Schlüsse in der Christlichen Wissenschaft ist die Allheit Gottes. Wie kann das Böse wirklich sein, wenn Gott, das Gute, das All in allem ist? Wie kann es überhaupt ein Dasein haben oder an einem Ort sein? Es kann nicht. Dies ist unwiderleglich folgerichtig und kann in der Christlichen Wissenschaft immer bewiesen werden. Da das Böse eine Verneinung ist, da es das vermeintliche Gegenteil Gottes oder des Guten ist, kann es nur infolge der Unkenntnis über seine Trüglichkeit irreführen oder etwas zu sein scheinen, wie jede andere Lüge irreführt, wenn man ihre Unwahrheit nicht kennt. Solange aber die Welt nicht bereit ist, ihre weltliche Denkweise gegen das in der Christlichen Wissenschaft gelehrte wahre und brauchbare geistige Denken einzutauschen, wird das Böse die Menschen mit seinen falschen Ansprüchen weiter zu täuschen suchen. Es ist daher Pflicht derer, die die Wahrheit des Seins einigermaßen verstehen, immer auf der Hut und bereit zu sein, die lebendige Wahrheit als die eine und alleinige Wirklichkeit zu beweisen. Diese Verantwortung sollte jeder freudig auf sich nehmen.

Der diensttuende Seemann übernimmt die Verantwortung ohne Zögern und gewöhnlich mit einem gewissen Stolz auf seine Pflichterfüllung. Sollten wir, die Untergebenen dessen, der sagte: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!”, nicht ebenso unverdrossen unserer Pflicht nachkommen, gegen das Heer der falschen Ansprüche des Bösen auf der Hut zu sein? Wenn die Lüge, das Böse genannt, nicht nur im Einzelfall sondern auch in gesellschaftlichen, staatsbürgerlichen und Glaubensangelegenheiten zu drohen scheint, wenn es in wichtigen Zeiten des Gemeindeoder Volkslebens, wo einsichtsvolles und gerechtes Denken besonders not tut, das Denken sehr vieler Bürger zu verwirren scheint, dann sollten wir durch die aus pflichtgetreuem Gehorsam hervorgehende geistige Erleuchtung unbedingt imstande sein, unsern Teil zu der großen Arbeit des Beweisens der aus der Allmacht der Güte und der Liebe Gottes folgenden Nichtigkeit des Bösen voll und ganz beizutragen.

Zu diesem Wachen müssen wir immer bereit sein. Unsere von Gott verliehene Herrschaft hängt davon ab. Christlich-wissenschaftliches rechtes Denken verleiht unermeßliche Kraft, und es ist das Vorrecht des zu Gottes Gleichnis geschaffenen Menschen, diese Kraft unbegrenzt widerzuspiegeln und auszudrücken. Wir können und sollten uns vorbereiten, die „größeren Werke” zu tun, die nach Jesu Äußerung diejenigen tun werden, die an ihn glauben. Gott ist bereit, daß wir sie tun. In welchem Maße sind wir bereit — oder machen wir uns bereit? „Die Gottheit ist immer bereit. Semper paratus ist das Motto der Wahrheit”, schreibt unsere Führerin auf Seite 458 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”; und weiter unten auf derselben Seite erklärt sie: „Der Christliche Wissenschafter gestaltet seinen Lauf weise und folgt ehrlich und konsequent den Führungen des göttlichen Gemüts”. Dies stellt uns gewiß unmittelbar vor ein äußerst wichtiges Verfahren, nämlich, unsere Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit häufig zu prüfen. Können wir im Hinblick auf den Wahlspruch der Wahrheit: „Semper paratus“ mit Recht sagen, daß wir zuverlässige Christliche Wissenschafter seien, wenn uns dieser Wahlspruch nicht stets gegenwärtig ist, uns, die wir beanspruchen, Kinder Gottes oder die Widerspiegelung der Wahrheit zu sein? Die Welt bedarf unser, bedarf unserer hingebungsvollen und zuverlässigen Arbeit im Weinberge des Herrn. Zaudern wir also nicht und sagen wir nicht bloß, daß wir versuchen wollen, dem Prinzip zu gehorchen, sondern nehmen wir unumwunden den Wahlspruch der Wahrheit an, fassen wir den Entschluß, nur an das zu denken, „was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich ist, was wohl lautet”, und seien wir so immer bereit, zu überwinden und zwar dadurch, daß wir das Böse als unwirklich und die Wahrheit als das allmächtige, allwissende und allgegenwärtige Gute ansehen!

„Semper paratus“ sollte unser aller Wahlspruch und Losungswort sein. Ohne dieses Losungswort kommen wir nicht weit auf unserer Wanderung himmelwärts, gelingen uns nur vereinzelte Beweisführungen, können wir die volle von Gott verliehene Herrschaft nicht beanspruchen. Strenges Festhalten an diesem Wahlspruch wird uns befähigen, die Höhen zu erklimmen und jede Annahme der Begrenzung Schritt für Schritt zu überwinden. Der Weg ist gerade und schmal; doch welch herrliche Errungenschaften, welch unvergleichliche Freude können wir ernten, wenn wir nur darauf wandeln!

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1930

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.