Gegenwärtig machen sich auf Gebieten, die an die Religion angrenzen, verschiedene Entwicklungen bemerkbar. Einmal zeigt sich in der Naturwissenschaft eine bestimmte Abkehr von dem Glauben, daß der Mensch vom Affen abstamme. Im letzten Jahre haben mindestens drei Naturwissenschafter von Weltruf gemäßigte Ansichten über diesen Gegenstand geäußert, zuletzt im Dezember Dr. Henry Fairfield Osborn, der zurücktretende Vorsitzer des Amerikanischen Vereins zur Förderung der Wissenschaft. Ohne die Entwicklungslehre ganz aufzugeben, verfolgte er die Geschichte des Menschen als solche so weit ins Altertum zurück, wie man es nie sich hätte träumen lassen, seit die Anthropologen (Menschenforscher) die Darwinsche Lehre angenommen haben. Im Grunde stellte auch er die Intelligenz als den Prüfstein des Menschentums auf. Zeitungen führten z. B. folgende Äußerung Dr. Osborns an: „Die Anthropologie (die Menschenkunde) muß wie die Chemie und die Naturlehre sich ganz neuen Vorstellungen von Raum und Zeit anpassen. Meines Erachtens ist das menschliche Gehirn das wunderbarste und geheimnisvollste Ding im ganzen Weltall, und kein geologischer Zeitabschnitt erscheint zu lang für seine natürliche Entwicklung”.
Wird das menschliche Gehirn als Intelligenz aufgefaßt, so kann die Christliche Wissenschaft dem zustimmen, daß Intelligenz das wunderbarste Ding im Weltall ist. Mrs. Eddy nannte sie „die uranfängliche und ewige Eigenschaft des unendlichen Gemüts” und den Menschen (den wirklichen Menschen) „das, was weder Leben, Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles seinem Schöpfer Zugehörige geistig widerspiegelt” (s. „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, S. 469, 475). In diesen Stellen aus dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch ist das Wort „uranfänglich” beachtenswert. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch sich auf ewig von allen anderen Geschöpfen durch den Grad seiner Intelligenz unterscheidet.
Die andere hier zu erwähnende Entwicklung ist ganz anderer Art. Es ist das Umsichgreifen der Gottesleugnung. Gerade gegenwärtig greift die Gottesleugnung schneller um sich als irgend eine andere Form der Weltlichkeit. Sie ist eine Bedrohung der Religion, gegen die alle Frommen regsam kämpfen sollten. Sie ist nicht auf Sovietrußland oder, wo es auch sei, auf eine Klasse beschränkt; ihre eifrigsten Ausbreiter hat sie überall unter den sogenannten Intelligenzen. Insbesondere gibt es viele Schriftsteller und Lehrer, die die ihnen zugängliche Jugend mittelbar und unmittelbar Gottesleugnung anstatt einen intelligenten Glauben an Gott lehren.
Bis zu einem gewissen Grade kann das Überhandnehmen des Zweifels an Gott auf ein Sichloslösen in falscher Richtung von dem einst fast allgemeinen Glauben an eine Machtspruchschöpfung zurückgeführt werden. Dieser auf der Form, nicht auf dem Inhalt der ersten Urkunde im 1. Buch Mose beruhende Glaube kann ohne Geringschätzung als die Lehre bezeichnet werden, daß Gott durch eine oder sechs Verordnungen alles aus nichts erschaffen habe. Diese Lehre konnte sich, buchstäblich genommen, nicht behaupten. Um bestehen zu können, muß der Glaube an Gott so intelligent wie ehrfurchtsvoll sein, was die Lehre von einer Machtspruchschöpfung nicht war. Verschiedene Anschauungen, ob im guten oder im schlimmen Sinne, waren daher unvermeidlich, und hierher gehört, vielleicht als die schlimmste, die Gottesleugnung. Natürlich erklärt dieses bißchen Geschichte nicht allen Zweifel an Gott; es soll nur eine Seite alles Irrglaubens gezeigt werden.
Es besteht kein triftiger Grund dafür, daß nach dem Versagen der Machtspruchlehre die Gottesleugnung aufkam. Auf jene Lehre hätte ein besserer Begriff von dem Schöpfer und der Schöpfung folgen sollen, und er folgt ihr auch; es folgt ihr der wahre Begriff davon. Die Christliche Wissenschaft bietet als diese bessere Lehre und als die Wahrheit über den Gegenstand, daß der Schöpfer das göttliche Prinzip, das göttliche Gemüt, ist, und daß die Schöpfung nach der Erklärung in dem bereits erwähnten Lehrbuche (S. 503) „in der Entfaltung geistiger Ideen und deren Identitäten besteht, die von dem unendlichen Gemüt umfaßt und immerdar widergespiegelt werden”. Dies sind Erklärungen, denen einsichtsvolle und ehrfürchtige Menschen zustimmen können.
Trotz aller Einwände hat jeder nachdenkende Mensch einen Begriff von Schöpfer und Schöpfung. Zum mindesten gibt er eine ihm überlegene intelligente Ursache und eine entsprechende Verursachung zu. Die allererste Grundtatsache in der menschlichen Erfahrung ist das Bewußtsein. Dieses muß notgedrungen eine Ursache haben. Das Kommen eines guten Gedankens ins Bewußtsein muß auf Verursachung beruhen. Wo ist dann die Ursache des wahren Bewußtseins? Die Christliche Wissenschaft schreibt alle Verursachung Gott, dem göttlichen Gemüt, zu. Diese Wissenschaft betrachtet Ihn als die Ursache, als das Prinzip des Bewußtseins und alles dessen, was wirklich ist. Diese Lehre stimmt mit der Bibel überein und ist vollständig ehrfurchtsvoll. Sie ist genau das, was Paulus zum Ausdruck brachte, als er sagte: „Nicht, daß wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott”.
