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Mensch, nicht Gott

Aus der Januar 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gegen die Christliche Wissenschaft wird häufig eingewendet, daß sie in Abrede stellt, daß die Materie in jeder Form wirklich sei, und daß Jesus Gott war. Der Widerstand gegen diese Religion verschwindet in dem Verhältnis, wie ihre Lehren über diese beiden Punkte mit deren Grundlagen und praktischen Folgen verstanden werden. Recht verstanden erweisen sich die bejahenden Lehren der Christlichen Wissenschaft über diese Punkte für alle, die sie annehmen und danach handeln, äußerst wertvoll. Der erste Punkt ist schon oft erklärt worden, der andere nicht so oft. Er soll daher hier behandelt werden.

Die Frage, ob Jesus Gott sei, sollte vernünftigerweise danach entschieden werden, was er sagte. Er war, was er auch sonst gewesen sein mag, ein Lehrer, und er lehrte die Wahrheit des Seins. Daher würde schon sein Schweigen über einen solch wichtigen Punkt den Glauben widerlegen, daß er die Gottheit war. Aber er schwieg nicht. Er nannte sich einen Menschen —„einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe” (Joh. 8, 40). Er sprach davon, daß er und andere Menschen Gott anbeten—: „Wir wissen aber, was wir anbeten” (Joh. 4, 22). Oft geht aus seinen Aussprüchen hervor, daß er sich nicht für Gott hielt, so sagte er z.B.: „Glaubet an Gott und glaubet an mich” (Joh. 14, 1).

Jesus, der Sohn einer Jungfrau, stellte auch im wesentlichen in Abrede, daß er Gott sei. Einmal fragte er einige Gegner, warum sie ihn zu steinigen drohten, worauf sie antworteten: „Um der Gotteslästerung willen und daß du ein Mensch bist und machst dich selbst zu Gott”. Er erwiderte: „Ich sage: Ich bin Gottes Sohn” (Joh. 10, 36). Sicher hätte er unter diesen Umständen gesagt, er sei Gott, wenn es der Fall gewesen wäre. Bestände die Gottheit aus drei Personen, von denen er eine wäre, so hätte er sich anders ausgedrückt.

Um das Wort „Sohn” so zu verstehen, wie Jesus es gebrauchte, sollte man in Betracht ziehen, in welchem Sinne er das Wort „Vater” gebrauchte; denn diese Wörter ergänzen einander, das eine ist das Gegenstück des andern. Wie aus den Evangelien ersichtlich ist, sprach er nicht nur von „meinem Vater”, sondern auch von „unserem Vater” und „eurem Vater” (Luk. 11, 2; Joh. 20, 17). Diese Aussprüche beweisen schon an sich, daß Jesus sich nicht für Gott hielt; sie beweisen, daß er sich zu den Menschen rechnete. Ja, er faßte sein ganzes Ziel und seinen ganzen Zweck in die Worte zusammen: „auf daß ihr seid, wo ich bin” (Joh. 14, 3).

Eine weitere Begebenheit, die wir in drei Evangelien berichtet finden, sollte über jeden Zweifel hinaus zeigen, daß Jesus nicht Gott ist. Er sagte damals: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott” (Matth. 19, 17; Mark. 10, 18; Luk. 18, 19). Dieser Ausspruch widerspricht vollständig jeder Lehre oder Theorie, daß er Gott war.

Es würde zu weit führen, jeden Beweis hier anzuführen; daher sei nur noch einer genannt. In einem Gebet für andere Menschen gebrauchte Jesus die Worte: „Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind” (Joh. 17, 22). Hieraus geht klar hervor, daß in der Wahrheit des Seins alle Menschen mit Gott so verwandt sind, wie Jesus es war und ist.

Jesus war ein Mensch, der innerhalb der Grenzen des Menschenmöglichen handelte. Gerade deshalb kann er der Erlöser genannt werden. Eine gerechte Würdigung dessen, was er war und tat, macht das, was alle Menschen zuversichtlich erhoffen können, greifbar. Seine Herrlichkeit war eine widergespiegelte Herrlichkeit, seine Güte hatte er nicht von sich selber. Er widerspiegelte die Güte und die anderen Eigenschaften Gottes, was die wahre Aufgabe jedes Menschen ist.

Seine mächtigen Werke, die sogenannten Wunder, geschahen in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz. Sie hoben das Scheingesetz des Bösen durch das unumschränkte Gesetz des Guten auf. Sie trennten das, was in der menschlichen Beschaffenheit trügerisch, zerstörbar und unwirklich ist, von dem, was substantiell, bleibend und wirklich ist. Kurz, seine mächtigen Werke bildeten eines seiner Lehrmittel, einen Teil des Verfahrens, wodurch er für die Wahrheit zeugte.

Daher erklärt die Christliche Wissenschaft, daß der Unterschied zwischen Jesus und anderen Menschen nicht darin besteht, daß er den wahren Maßstab für das Menschentum überragte, sondern daß das menschliche Leben, wie man es gewöhnlich sieht, unter diesem Maßstab bleibt. Der Unterschied besteht nicht darin, daß sein Denken und seine Geistigkeit abnorm waren, sondern daß er mehr der Norm entsprach. Wir dürfen und müssen also Jesus nicht als Gott anbeten, sondern ihn als Menschen würdigen und seinem Beispiel folgen. Aus diesem Grunde konnte er sagen und sagte er auch: „Denn ich lebe, und ihr sollt auch leben” (Joh. 14, 19).

Mrs. Eddy erklärt somit die einfache Wahrheit (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 54), wenn sie von Jesus als „diesem gottähnlichen und verklärten Menschen” spricht und sagt: „Durch die Größe seines menschlichen Lebens demonstrierte er das göttliche Leben”.

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