In seinem Kampfe gegen das Böse wird der Christliche Wissenschafter beständig aufgefordert, der Wahrheit zuzustimmen und den Irrtum abzulehnen. Man kann nicht gleichzeitig mit der Wahrheit und dem Irrtum übereinstimmen und beiden gehorchen, und der Christliche Wissenschafter stellt sein ganzes Bemühen andächtig in den Dienst der Wahrheit. Daher beachtet er die Warnung des Psalmisten: „Wenn du einen Dieb siehst, so läufst du mit ihm”. Nach der Christlichen Wissenschaft ist ein Dieb eine unharmonische Einflüsterung des sogenannten fleischlichen Sinnes, die die Menschen angeblich ihres göttlichen Erbrechtes der Harmonie beraubt.
Der Christliche Wissenschafter, der von der Voraussetzung eines vollkommenen Gottes und eines vollkommenen Menschen ausgeht, lernt den mancherlei Widerwärtigkeiten, die die körperlichen Sinne ihm anscheinend beständig zur Annahme vor Augen führen, seine Zustimmung vorenthalten. Wie tröstlich es doch ist zu wissen, daß das göttliche Gemüt von uns fordert und uns befähigt, Sünde und Leiden, Angst und Verzweiflung abzulehnen und nur dem von Gott stammenden Guten zuzustimmen! Mrs. Eddy erklärt in „Christian Science versus Pantheism” (S. 7. 8): „Die Voraussetzung, daß Gemüt in der Materie sei, oder daß es mehr als ein Gemüt gebe, führt dahin, daß das Böse das Gute beherrscht, die Materie das Gemüt regiert und Sünde, Krankheit und Tod trotz des Gemüts oder mit Zustimmung des Gemüts unvermeidlich sind!” Den Ratschlüssen Gottes, des Guten, allein zustimmen, würde viel dazu beitragen, die Menschen von dem Joch des Bösen und des Leidens zu befreien. Wir sollten auch nie vergessen, daß das Böse mit allen seinen Folgen nur auf materieller Voraussetzung beruht.
Die Lehre der Christlichen Wissenschaft öffnet den Sterblichen die Augen; soll sie sich aber im Leben des einzelnen wirksam erweisen, so muß jeder Schüler treu mitarbeiten. Sollte uns also der Dieb Trägheit einflüstern, daß wir uns nicht erheben, nicht wahr denken können, so lehnt der Christliche Wissenschafter dies ab und bittet Gott um Erleuchtung und Stärkung seiner Treue, da er weiß, daß Gott Seinen Zeugen mit geistiger Kraft ausrüstet, damit er im heiligen Streit obsiegt. In keinem Punkte sollte der Christliche Wissenschafter, der bestrebt ist, für die Vollkommenheit Gottes und des Menschen zu zeugen, sich durch den Augenschein der körperlichen Sinne täuschen lassen. Der Weise, der dies erkannte, erklärte: „Wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht”.
Je unverzüglicher man diebische Einflüsterungen ablehnt, desto rascher erfolgt der Sieg in jedem Falle; und dieses unverzügliche Ablehnen ist das Geheimnis des geistiges Schutzes und der Verhütung von Widerwärtigkeit. Hätte Judas die boshafte Einflüsterung, seinen Meister zu verraten, sofort abgelehnt anstatt ihr zuzustimmen, so wären ihm der daraus hervorgegangene Verrat und Selbstmord erspart geblieben.
Der Christliche Wissenschafter erhebt nicht den Anspruch, daß er auf Grund eines persönlichen Verdienstes von Widerwärtigkeit frei sei, noch beansprucht er das Recht auf Gesundheit und Harmonie auf Grund dessen, daß er eine vermeintlich gute Körperbeschaffenheit habe. Er anerkennt nur das Gemüt als den Urheber und Erhalter der Gesundheit und der Heiligkeit.
Manche Menschen sind geneigt, das falsche Denken anderer für die ihnen widerfahrenden Widerwärtigkeiten verantwortlich zu machen; aber unsere Führerin erklärt in „Miscellaneous Writings” (S. 83): „Niemand kann eines andern Glauben annehmen außer mit Zustimmung seines eigenen Glaubens”. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft entschuldigt oder rechtfertigt sich also nicht mit Vererbung, Umgebung, Gesellschaft oder einem andern vergangenen oder derzeitigen widerwärtigen Zustande; denn dadurch würde er innerlich einer falschen Annahme zustimmen. Er ist bestrebt, zu beweisen, daß er, wenn er wachsam und dem göttlichen Prinzip treu ist, weder verführt noch eingeschüchtert werden kann, dem Irrtum zuzustimmen. Auch betet er aufrichtig, daß er über andere Menschen gerade so treu und wahr denken möge, wie er es über sich selber zu tun sucht; und jeder Christliche Wissenschafter weiß, daß diese hohe Aufgabe nicht leicht auszuführen ist. Und doch können die Menschen nur dadurch erlöst werden, daß sie den Irrtum ablehnen und der wahren Idee von Gott und dem Menschen wissenschaftlich zustimmen; denn nur diese wahre Idee errettet und heilt.
In dem Verhältnis, wie der einzelne im Denken immer eine klare Scheidelinie zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen zieht, fördert er sowohl seine eigene Erlösung als auch die Erlösung aller Menschen. Der Prophet Zephania schreibt: „Alsdann will ich den Völkern reine Lippen geben, daß sie alle sollen des Herrn Namen anrufen und ihm einträchtig dienen”. Was für eine Einigkeit und Einmütigkeit diese geistige Übereinstimmung mit der Wahrheit und der Liebe im häuslichen Leben zur Folge hätte, wenn jedes Familienglied sie treu übte! Welchen Schutz vor Uneinigkeit, Krankheit, Gewalttätigkeit oder Angst auf diese Art Familien erleben können, in denen sowohl wissenschaftliches Zustimmen als auch wissenschaftliches Ablehnen geübt wird! Und wie reich alle Menschen gesegnet werden, wenn Christliche Wissenschafter diese heilige Einigkeit des Guten beachten und sich in dieser einen Zustimmung, der Zustimmung zum Wahren und Reinen, zum Gerechten, zum Barmherzigen, zum Freudigen, zum Gesunden, die Hand reichen und von Herzen Langmut und Erbarmen pflegen! Um dieses wissenschaftliche Zustimmen und Ablehnen selbst bei Kränkung beharrlich zu bewahren, muß man sich wachsam auf das eine Gemüt verlassen, das allein das Verlangen und die Fähigkeit mitteilt, für die Wahrheit und nur für die Wahrheit über Gott und den Menschen und die ganze Schöpfung zu zeugen.