Werden wir versucht, an Mangel zu glauben, so sollten wir unverzüglich die Vollständigkeit der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft und ihre beweisbare Erläuterung der Sendung des Meisters anerkennen. Auf Seite 221 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt Mrs. Eddy: „Die Welt hat niemand gekannt, der so groß und gut war wie Christus Jesus. Können wir dann eine bessere Sittenlehre, eine vollständigere, natürlichere und göttlichere Wissenschaft der Heilkunde oder einen besseren Glauben als den seinen finden?”
Ein eingehenderes Erforschen und beständigeres Anwenden der Christlichen Wissenschaft wird unser Verlangen nach Vollständigkeit befriedigen. Aber ohne vollständiges Aufgeben der persönlichen Auffassung vom Selbst kann es kein vollständiges Erkennen der Wesenseinheit des Menschen geben. Dieses Erkennen und Aufgeben vollzieht sich im menschlichen Leben allmählich.
Die Christliche Wissenschaft hat das unbefriedigende Wesen und Ziel der sterblichen Persönlichkeit und das völlig befriedigende Wesen und Ziel der geistigen Wesenseinheit des Menschen offen dargelegt. Daher muß sich einer, der sich zum Bewußtsein geistiger Vollständigkeit erheben will, hüten, daß er in seinem Denken und Wesen nicht den Irrtum rechtfertigt oder duldet oder dessen Berichtigung aufschiebt. Er darf Krankheit, Sünde und Mangel nicht dadurch stärken, daß er sie unüberlegt und fortwährend erwähnt. Denn dieses Äußern des Irrtums prägt ihn ohne Zweifel tiefer ins sterbliche Denken ein, so daß er schwieriger auszumerzen ist.
„Nur jene Männer und Frauen, die durch vollständige Selbstüberwindung sich selber finden, gelangen zu Größe” (in dems. Buche, S. 194). Die Christlichen Wissenschafter sollten alle Irrtümer des körperlichen Sinnes ohne Ausnahme leugnen. Dieses wissenschaftliche Leugnen ist frei von persönlichem Verurteilen, von Schrecken, Furcht und Angst. Es liegt ihm im Gegenteil die freudige Überzeugung zugrunde, daß die Regeln der Christlichen Wissenschaft mit Erfolg auf jede menschliche Schwierigkeit und Versuchung angewandt werden können.
Bietet sich in gesundheitlicher Hinsicht Gelegenheit zu einem Sieg, so sollte man sich aufraffen und sehen, wie natürlich es ist, daß die regelwidrige Annahme, Krankheit genannt, durch die Christliche Wissenschaft, die Wissenschaft des wirklichen Seins, zerstört wird. Zweifel, Unentschlossenheit, Verzagtheit müssen aus dem Denken entfernt und von ihm ferngehalten werden; denn die Christliche Wissenschaft hat das eine vollkommene Gemüt und die göttliche Liebe als die endlose und unparteiische Quelle der Gerechtigkeit, der Intelligenz und der Gesundheit geoffenbart. Das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy enthält jede erforderliche Regel, um in jedem Falle Heilung zustande zu bringen. Seine Vollständigkeit wird jedem aufrichtigen Schüler immer klarer.
Scheint der Charakter eines Kindes oder eines Erwachsenen besonderer Verbesserung, Erweiterung oder Ausbildung zu bedürfen, so sollten wir uns von diesem verneinenden Augenschein abwenden und über die Kraft und Vollständigkeit des göttlichen Gemüts, das ihm innewohnende Freisein von allen Fehlern und Schwächen, nachdenken. Wir sollten uns eingehend mit der zweckmäßigen geistigen Verursachung befassen und einsichtsvoll Nutzanwendung daraus ziehen, um grundlose, zwecklose Unvollkommenheit und Kränklichkeit auszumerzen. Wir sollten in jedem Punkte und jeden Augenblick geltend machen, daß der geistige Mensch mit dem göttlichen Gemüt wesenseins ist. Dies ist keine persönliche Vermessenheit, sondern die einsichtsvolle und erlösende Anwendung des christlichen Glaubens. Wir brauchen nicht entmutigt zu sein, wenn wir nur erkennen wollen, daß das göttliche Gemüt unfähig ist, eine fehlerhafte oder unvollständige Einzelidee zu schaffen; denn Gott ist allgenugsam.
Da das Gute nie abwesend oder untätig ist, hat das Böse nie eine tatsächliche Gegenwart oder Tätigkeit. Es hat die Tätigkeit der wahren Wesenseinheit des Menschen nie verdrängt, ersetzt oder gehindert. Die Christliche Wissenschaft offenbart weiter, daß der geistige Mensch unbegrenzt, unwandelbar und unaufhörlich wahre Eigenschaften wie Geduld, Mut, Stärke, Zärtlichkeit zum Ausdruck bringt. Alle diese Eigenschaften sind so unveränderlich wie die göttliche Liebe, die wir als ihre unerschöpfliche Quelle anerkennen müssen. In der Stunde scheinbaren Mangels oder wenn wir versucht sind zu glauben, der Beweis sei in einem besonderen Falle unvollständig, brauchen wir nur reichlicher aus dem Brunnen der göttlichen Liebe zu trinken; denn das wird unser Denken sicher reinigen und den uns bedrängenden Irrtum austreiben. „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser!”
Die Sterblichen begehen den Fehler, daß sie aus Eigendünkel oder Gleichgültigkeit versäumen, sich auf das göttliche Gemüt zu verlassen und sich den geistigen Menschen zum Vorbild zu nehmen. Wer sich nicht den geistigen Menschen zum Vorbild genommen hat, hat kein wirkliches Vorbild, nach dem er seine Gesundheit, sein Wohlergehen gestalten und seinen Charakter läutern und veredeln kann. „Der Mensch ist die Widerspiegelung Gottes und bedarf keiner Pflege; er ist vielmehr immerdar schön und vollendet” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 527). Der geistige Mensch drückt also in demselben Augenblick, wo ein Sterblicher so bedauerlich lieblos, krank, traurig oder schwach erscheint, bewußt die Kundwerdung des einen Schöpfers: liebevolle Freundlichkeit, Gesundheit, Freude und Kraft aus.
Durch unermüdliches Beweisen der unwandelbaren Vollkommenheit und der untrennbaren Einheit Gottes und des Menschen tun wir dar, daß, wie Paulus den Kolossern schrieb, „ihr bestehet vollkommen und erfüllt mit allem Willen Gottes”.
