Infolge der allgemein angenommenen Vorstellung, daß die Menschen in der Materie lebende und von ihr abhängige körperliche Wesen seien, hat die Menschheit sowohl Gesundheit als auch Krankheit mit dem, was sie materielle Zustände nennt, in Zusammenhang gebracht. Und weil die Menschen den Glauben angenommen haben, daß der menschliche Körper selbsttätig sei und seine Zustände selber schaffe, ist im Zusammenhang mit Krankheit Hilflosigkeit und Furcht entstanden. Ja, die Menschheit im allgemeinen ist so weit gekommen, daß sie nicht Gesundheit, Harmonie und Stärke sondern Krankheit, Disharmonie und Altersschwäche für unvermeidlich hält. Daß dieser traurige Zustand sogar viele, die an die Bibel glauben, beherrscht, rührt daher, daß die allgemein angenommenen Heilverfahren das religiöse Denken beträchtlich beeinflußt haben.
Mary Baker Eddy versuchte in langjähriger Krankheit und Gebrechlichkeit allerlei ärztliche Behandlungen, ja, sie übte während ihres Aufenthalts in Groton in New Hampshire, etwa um das Jahr 1856, sogar Homöopathie aus. Ihre Erfahrungen und Versuche im Heilen lehrten sie, daß die scheinbare Wirkung der Arznei dem menschlichen Glauben zuzuschreiben ist, mit andern Worten, ein Vorgang im Denken ist, wodurch ihr eigenes Denken schon einigermaßen von den allgemein angenommenen materiellen Annahmen abgelenkt wurde. Von Kind auf hatte sie sich hingebungsvoll in die Bibel vertieft, und die geistige Erleuchtung der Bibel führte sie zu ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft, der von Christus Jesus gelehrten und bewiesenen Wissenschaft des Christentums.
Die biblischen Erklärungen und Belehrungen über Gesundheit und Krankheit sind von materiellen Theorien grundverschieden. Anstatt z.B. Furcht vor Speisen einzuflößen, sagte Christus Jesus bestimmt: „Was zum Munde eingeht, das verunreinigt den Menschen nicht; sondern was zum Munde ausgeht, das verunreinigt den Menschen. ... Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken. ... Das sind die Stücke, die den Menschen verunreinigen”. Die Worte: „Deine Sünden sind dir vergeben”, die unser Meister an den Gichtbrüchigen richtete, als er ihn heilte, lassen erkennen, daß er das Leiden als einen Zustand und eine Offenbarwerdung bösen Denkens erkannte und bezeichnete. Christi Jesu Erkenntnis, daß Gott das eine unendliche göttliche Gemüt, der Vater aller wahren Ideen ist, befähigte ihn, das sündhafte Denken zurechtzuweisen und dessen äußere Kundwerdung, Lähmung, zu vernichten.
Nachdem Mrs. Eddy das Gesetz Gottes, wodurch Jesus, der Meistermetaphysiker, Krankheit durch Gesundheit ersetzte, erkannt und nachher ihre geistige Entdeckung durch Heilen aller Art Krankheit bewiesen hatte, schrieb sie folgende klare, bestimmte Erklärung in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 120): „Gesundheit ist nicht ein Zustand der Materie, sondern des Gemüts; auch können die materiellen Sinne kein zuverlässiges Zeugnis in bezug auf die Gesundheit abgeben”. Übereinstimmend mit der ausdrücklichen Erklärung des Paulus lehrt die Christliche Wissenschaft, daß wir in Gott leben, weben und unser Bewußtsein oder Wesen haben. Da wir also in Gott, dem göttlichen Gemüt, leben, muß unsere Gesundheit in und von dem Gemüt, nicht der Materie, sein. Daher sollten die Menschen Gesundheit nicht mehr vergebens in der Materie suchen, sondern sich von ganzem Herzen an Gott, die unendliche Quelle und den unparteiischen Spender des Guten, der Gesundheit, der Harmonie und der Stärke, wenden.
Ist man versucht zu glauben, daß man der Gesundheit beraubt und der körperliche Leib in Unordnung geraten sei, so sollte man sich demütig und ehrlich mit dem Verlangen und der Absicht an die Christliche Wissenschaft wenden, sich einzig und allein auf die geistige Kraft und auf die von Christus Jesus angewandten geistigen Mittel zu verlassen, und man wird finden, daß man unmittelbar mit Gott, „der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen”, in Berührung kommt. Befolgt man aus Ehrlichkeit und Demut die geistigen Forderungen der Christlichen Wissenschaft, so findet man, daß dieses notwendige Zusammenwirken das Denken mit Gottes Harmoniegesetz, das immer wirkt, um alle Widerwärtigkeit zu vernichten, in Einklang bringt.
Daß der Sauerteig der Christlichen Wissenschaft sogar das arzneiwissenschaftliche Denken erreicht, geht aus der Erklärung des Arztes Dr. Robert Hutchinson im Londoner Hospital, hervor: „Was der einzelne zur Erlangung von Gesundheit braucht, ist nicht umfassenderes Wissen, sondern eine Änderung des Herzens. Wir hören Schlagworte wie ‚des Volkes Gesundheit ist des Volkes Reichtum‘, ‚Gesundheit ist des Volkes größtes Gut‘ usw. Glauben Sie mir, das ist leeres Gerede. Das größte Gut eines Volkes ist Charakter. Pflegen wir daher den Charakter und überlassen wir die Gesundheit sich selber! Und wir können gewiß sein, daß einem Volk aus Männern und Frauen von Charakter alles, Gesundheit eingeschlossen, zufallen wird”.
Da, wie die Christliche Wissenschaft feststellt und beweist, Gesundheit in und von dem Gemüt, Gott, ist, ist es einleuchtend, daß jeder einzelne unveränderliche Gesundheit erlangt, wenn er sein Denken mit dem Maßstab des göttlichen Gemüts in Übereinstimmung bringt, wenn er nur Gedanken der Güte, Harmonie, Vollkommenheit und Reinheit Gottes als wahr annimmt und jede Einflüsterung von Furcht, Selbstsucht, Neid, ja, von allem Bösen, als falsch zurückweist. Weil Gott dies vom Menschen fordert, sind wir gewiß, daß die Allmacht uns bei jedem redlichen Bemühen, die göttliche Gabe Gesundheit zu erlangen und widerzuspiegeln, unterstützt und beschützt.
