Christus Jesus bewies ewiges Leben. Sich unbegrenzter geistiger Liebe erfreuend, war er eins mit Gott und überwand jede Anmaßung des Bösen, der Krankheit und des Todes, die sich ihm darbot. In seiner Auferstehung bewies er, daß keine von Gott, dem Leben, getrennte Macht Herrschaft über ihn hatte; und in seiner Himmelfahrt zeigte er, wie die Liebe ihn schließlich über jede Begrenzung menschlicher Erfahrung erhob.
Um ewiges Leben zu beweisen, müssen wir wissen, was es ist. Es ist nicht der zeitlich begrenzte materielle Sinn des Daseins, sondern etwas ganz anderes. Die materielle Erde besteht der Annahme nach wahrscheinlich seit Millionen Jahren und wird wohl Millionen Jahre fortbestehen; aber sie ist nicht ewig. Der körperliche Leib, der sich nach Aussage der Naturforscher beständig erneuert und schließlich zerstört wird, ist nicht der Mensch. Wenn wir den einzelnen Menschen als eine Idee im Gemüt erkennen, die zur vollständigen Kundwerdung Gottes, des göttlichen Prinzips, unerläßlich ist, sehen wir, daß der Mensch jetzt eine unsterbliche Tatsächlichkeit ist. Das Dasein, das ewig und unsterblich ist, gehört dem Menschen und kann nie geändert werden.
Mathematische Tatsachen, wenn verstanden, decken Irrtümer auf und zerstören sie, so daß die Tatsachen ans Licht kommen. Ebenso entledigen wir uns umso besser alles Unwahren, das unsern Fortschritt hindert, je völliger wir verstehen und anwenden, was wahr ist. Je mehr wir in der Christlichen Wissenschaft die Tatsachen über das Leben, Gott, erforschen, desto besser können wir alles überwinden, was das scheinbare Gegenteil davon ist.
Wenn wir uns in die Christliche Wissenschaft vertiefen, treten gewisse große Tatsachen über Gott sofort hervor, nämlich, daß Er das Leben ist; daß Er die Liebe ist. Mary Baker Eddy hat eine gewaltige Wahrheit in die wenigen Worte gefaßt (Gedichte, S. 7): „Die Liebe allein ist das Leben”. Alles der Liebe Entgegengesetzte ist also dem Leben entgegengesetzt und ist von der Art der Sterblichkeit. Haß, das Gegenteil der Liebe, nimmt an der Art des Todes teil. Dasselbe gilt von den milderen Formen sterblicher Annahme wie Abneigung, Aufregung, Ärger. Diese mögen weniger wichtig scheinen; trotzdem sind sie dem Leben entgegengesetzt. Seelische Sorgen oder Schmerzen sind von derselben Art wie Abneigung oder Haß. Von einem Vorkommnis, das man mißbilligt, sagt man, daß es einen tief schmerze oder betrübe. Schmerzen, Haß, Widerwillen, Verdrießlichkeit und Ärger gehören alle zur Sterblichkeit. Man betrachte jeden dieser Irrtümer, und man findet, daß sie alle mit Furcht verknüpft sind. Mrs. Eddy hat uns viel über Furcht gesagt; und fast alles, was sie sagt, gilt auch für Gesinnungen wie Widerwillen, Haß und Ärger.
Die Wahrheit, das Leben und die Liebe sind eins; und dies wird uns klar, wenn wir erkennen, daß wahres Leben wahres Lieben ist. Ewig leben heißt ewig lieben. Um also ewiges Leben zu beweisen, müssen wir ewige Liebe ausdrücken. Keinen Augenblick dürfen wir uns dem Widerwillen hingeben oder auch nur ärgerlich sein. Die meisten von uns lehnen es ab zu hassen; sind wir aber ebenso wachsam zu sehen, daß Widerwillen mit Haß verwandt ist? Widerwillen, Furcht, Bedauern maßen sich die Wirklichkeit des Bösen an, und solche Annahmen müssen „täglich sterben”—zerstört werden, daß der wahre Mensch, der ewig lebt, zum Vorschein kommen kann.
Wo mit dem Glauben an das Altern manchmal eine verdrießliche oder aufgeregte Stimmung verknüpft sein mag, sollte niemand diesen falschen Glauben anerkennen. Verdrießlichkeit ist eher die Ursache als die Wirkung des Alterns. Ersetze Verdrießlichkeit durch liebevolle, wachsame, anerkennende Denktätigkeit, und der Glaube an das Altern beginnt zu verschwinden. Mose war mit 120 Jahren jung. „Seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen”, weil er wahrhaft liebte, Gott auszudrücken, und wahrhaft lebte. Viele blasierte, unzufriedene junge Leute lassen ihr Denken von Widerwillen anstatt von Liebe erfüllt sein, was unharmonische Folgen hat.
Während viele Heilungen in der Christlichen Wissenschaft augenblicklich sind, können manche Geduld erfordern, wenn falsche oder verfehlte Denkgewohnheiten berichtigt und verbessert werden. Die Heilung wird sehr beschleunigt, wenn Widerwillen, Aufgeregtheit, Ungeduld u. dgl. abgelegt werden. Wenn die christlich-wissenschaftliche Behandlung beginnt, wendet sich der Patient gewöhnlich gern und dankbar vom Augenschein der körperlichen Sinne ab und den Tatsachen des vollkommenen, harmonischen Seins zu. Geht es ihm besser, so kann er versucht sein, die Tatsachen des Seins nicht mehr von dem Gemüt allein zu erwarten, sich von der Wahrheit abzuwenden, auf das Zeugnis der körperlichen Sinne zu hören, um festzustellen, wieweit seine Besserung vorgeschritten ist und wieviel noch zu überwinden ist. Unzufriedenheit, Verdruß, Ungeduld und schlechte Laune mögen ihn anwandeln, und wenn er ihnen Gehör schenkt, werden sie seine Wiederherstellung aufhalten. Die Ursache des gestörten Gedankenzustandes muß überwunden werden. Die praktischen Wirkungen des Überwindens lieblosen Denkens sind ganz unverkennbar.
Wenn wir uns entschieden weigern, Widerwillen zu hegen, zu fürchten oder uns dem Bedauern hinzugeben, da wir wissen, daß der wirkliche Mensch zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist, beweisen wir die Wirksamkeit der Liebe im Handhaben des Bösen. Wir können beim Zerstören alles dessen, was dem Guten unähnlich ist, ebenso die unwiderstehliche Beständigkeit des Prinzips ausdrücken, wie wir einen Rechenfehler mit einer Tatsache des Rechnens zerstören können, und unsere Liebe zum Guten und zur Vollkommenheit zwingt uns dazu. Aber einen Rechenfehler mißbilligen, fürchten oder bedauern, hilft ihn nicht handhaben und verbessern. Und dies trifft auch auf jeden andern Fehler zu. Liebe zur Vollkommenheit, nicht Mißbilligung eines Fehlers spiegelt die Macht des allmächtigen Gemüts, Gottes, wider.
Haß gehört nicht zum Gottesmenschen, weil dieser Gott widerspiegelt und daher unfähig ist, zu hassen. „Liebe hat keinen Sinn für Haß” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 243). Von Gott als einem gewaltigen Machthaber denken, der hassen kann, heißt Gott nicht verstehen. Gott ist die Liebe, und der Mensch in Gottes Bild und Gleichnis ist der Ausdruck der Liebe. Mrs. Eddy schreibt im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 1): „In der Wissenschaft regiert allein die göttliche Liebe den Menschen”.
Wenn Widerwillen, Furcht und Bedauern durch das Verständnis der Liebe und des Lebens überwunden werden, beginnen andere dem Leben und der Liebe entgegengesetzte Eigenschaften wie Gleichgültigkeit, Untätigkeit, Schwäche, Müdigkeit und Furcht vor dem Altern zu verschwinden. Und wir können den Erneuerungsvorgang beschleunigen, indem wir erkennen, daß diese Mißklänge machtlos sind, der Liebe und der Tätigkeit, der Stärke und der Lebenskraft, die die Liebe ausdrücken, zu widerstehen. Unglücksfälle, Krankheit und Sünde sollten nicht durch Widerwillen, Furcht oder Bedauern im Denken festgehalten, sondern durch intelligentes, wachsames, gesundes, heiliges Denken überwunden werden.
In der Christlichen Wissenschaft lernen wir Gottes Gesetz des Guten verstehen und die Unwirklichkeit und die Machtlosigkeit der Sünde in allen ihren Formen erkennen. Die gröberen Formen der Sünde werden natürlich zurückgewiesen; und wenn wir fortschreiten, decken wir die listigeren Formen auf und überwinden sie, so daß weitere Heilung und Fortschritt erfolgt.
Wie ganz anders sich unser Familienleben und unsere Kirchen, unsere Geschäfte und unsere gesellschaftlichen Beziehungen gestalten, wenn wir nicht mehr Widerwillen oder Furcht denken und ausdrücken oder Bedauern hegen! Jedesmal, wenn wir solche falschen Annahmen durch liebevolles Anerkennen Gottes und Dankbarkeit gegen Gott für das harmonische und vollkommene Sein ersetzen, drücken wir ewiges Leben aus. Dieses geistige Leben und diese geistige Liebe bringen die Freude und die Herrschaft mit sich, die Christus Jesus kennzeichneten. Der Stein der Sünde, der Unwissenheit, der Materialität, des Hasses, des Widerwillens, der Furcht und des Bedauerns wird weggewälzt, wenn die Liebe und das Leben den Glauben an den Tod überwinden.
„Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich”.
