Die Allgegenwart Gottes bedeutet für den Christlichen Wissenschafter die beständige Gegenwart des Guten, die ihn befähigt, Zuversicht, Standhaftigkeit und Erfindungsgabe auszudrücken. Das Widerspiegeln der Eigenschaften des göttlichen Gemüts, die durch die göttliche Idee, den Menschen, ausgedrückt werden, befähigt den Wissenschafter, seine geistige Sohnschaft so klar zu beweisen, und gibt ihm einen solchen Sinn der Sicherheit, daß sein Denken über die Schlingen und Fallgruben des materiellen Sinnes zur Sicherheit emporgehoben wird.
Wenn wir nicht verstehen, daß Gott die einzige Kraft ist, geben wir der Annahme nach dem Bösen die Kraft, die es zu haben scheint. In Wirklichkeit hat ein ungerechter Gedanke keine Kraft; er kann nichts tun, wenn er nicht geglaubt wird. Unterstützen wir ihn aber mit der Kraft unseres Glaubens an ihn, dann scheint er Macht über uns zu haben; denn wir haben uns ihm als gehorsame Knechte unterworfen. Aber ein gerechter, geistig wahrer Gedanke kommt vom göttlichen Gemüt und spiegelt die Kraft Gottes wider. Mrs. Eddy erklärt in „Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft” (S. 9): „Die geistige Kraft eines wissenschaftlichen, rechten Gedankens ohne unmittelbare Anstrengung, ohne gesprochene oder auch nur gedachte Beweisführung hat oft eingewurzelte Krankheiten geheilt”.
Gott ist die einzige Kraft. Trotzdem werden die Sterblichen, wenn Schwierigkeiten, Krankheit, schlechte Gewohnheiten u.dgl. sie in Versuchung führen, leicht furchtsam, indem sie glauben, daß diese Dinge ihnen schaden können. Wenn sie aber ruhig und ohne zu zweifeln wissen, daß die Engelscharen der Liebe gegenwärtig sind zu erlösen, und daß ihre Verwandtschaft mit dem Vater unversehrt ist, werden diese Wahrheiten den Feind vertreiben und den rechten Sinn der Herrschaft des Menschen wiederherstellen. Des Paulus sanfte Ermahnung: „Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem”, kann als Engelsbotschaft zu uns kommen. So wird der Sieg durch die Kraft Gottes gewonnen.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy (S. 124): „Adhäsion, Kohäsion und Anziehungskraft sind Eigenschaften des Gemüts”. Da nun Adhäsion ausschließlich dem Gemüt angehört, kann der Irrtum, die Annahme von etwas dem Gemüt Entgegengesetztem, keine Adhäsionskraft haben. Der Geist, Gott besitzt die einzige Anziehungskraft; daher zieht nur Gott, das Gute, an. Die Erklärung in den Sprüchen: „Wie man einen Knaben gewöhnt, so läßt er nicht davon, wenn er alt wird”, zeigt klar die Beharrlichkeit oder Adhäsionskraft des Guten, ihn selbst nach geraumer Zeit zu halten und zu schützen.
Diese geistigen Eigenschaften—Adhäsion, Kohäsion und Anziehungskraft—erhalten uns in unserer gottgegebenen Erbschaft des Freiseins von jeder Anmaßung des Bösen. Sie versichern uns, daß böse Annahmen keine eigene Kraft haben, uns gefangenzuhalten; wenn wir aber beten, frei zu werden, müssen wir willig sein, den Irrtum aufzugeben. Eine falsche Begierde hat z.B. keine eigene Beharrlichkeit; sie hat keine Kraft oder Intelligenz, sich in unser Denken einzudrängen oder ein Teil unseres Bewußtseins zu werden. Das Böse kann nie mehr tun als einen versuchen, indem es sich etwas nennt, während es nichts ist. Die Einwendungen einer falschen Begierde sind nichts als Irrtum, der für sich selber, zu sich selber und über sich selber redet. Er legt sich unsern Namen bei und behauptet, er und wir seien ein und dasselbe. Aber der Mensch, das Bild Gottes, die Idee des Gemüts, ist verborgen „mit Wahrheit in der göttlichen Liebe, dort, wo der menschliche Sinn den Menschen nie gesehen hat” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 325).
Wenn dies alles klar verstanden wird, sieht einer, der sich vornimmt, schädliche Gewohnheiten und unschöne Charakterzüge abzuschütteln, daß er durch seine eigene Zustimmung gefesselt worden ist. Wenn ihn z.B. die Gewohnheit des Rauchens gefesselt hielt, muß er verneinen, daß sie ihm Befriedigung gibt, und muß erkennen, daß alle wahre Behaglichkeit und Befriedigung im Geist ist, und daß sie im Wissen und Tun, was gut und recht ist, menschlich zum Ausdruck kommt.
Der Versuch, eine falsche Begierde oder eine schlechte Gewohnheit durch Willenskraft zu heilen, gleicht einem Haus, das mit sich selbst uneins ist—indem ein Irrtum des sterblichen Gemüts einen andern zu zerstören sucht. Nur der klare Strom reiner Ideen, der vom göttlichen Gemüt ins menschliche Bewußtsein fließt, reinigt und läutert das Bewußtsein und befreit es vom Schlamm des materiellen Sinnes, von den angehäuften Annahmen der Umgebung, böser Einflüsse, des Mangels und von dem Glauben an einen körperlichen, begrenzten Gott. Diese reinen Ideen sind der Ausdruck der göttlichen Liebe, und wenn sie sich im menschlichen Bewußtsein betätigen können, zerstören sie alle sogenannten Gesetze der Sünde, der Krankheit und der Vererbung.
Als Josaphat von den Heeren der Ammoniter, der Moabiter und der Edomiter bedroht wurde, wie wir im 20. Kapitel des 2. Buchs der Chronik lesen, ergriff ihn große Furcht, und er zog sich ins Heiligtum zurück und betete zu seinem Gott. Nachdem er seinen Glauben an die Kraft, die Stärke und die Gerechtigkeit des Gottes Israels erklärt und die vielen Segnungen Gottes in vergangenen Zeiten aufgezählt hatte, wurde ihm klar gemacht, daß sein Heer nicht mit dem Feind zu kämpfen brauche, daß nicht er, sondern Gott streiten werde. Durch die Inspiration Jahasiels kam das Wort des Herrn zu ihm: „Tretet nur hin und stehet und sehet das Heil des Herrn, der mit euch ist, Juda und Jerusalem”. Und es geschah, daß seine Feinde, als sie in die Schlacht zogen, gegeneinander kämpften und sich selbst zerstörten. Zeigt uns dies nicht klar, daß Gott die Allmacht ist, und daß die Wahrheit den Irrtum zerstört?
Wenn wir ein gesundes Gottesverständnis haben, können wir es auf unsere Schwierigkeiten anwenden, und sie werden verschwinden; denn nichts kann der Macht der göttlichen Liebe widerstehen. Dies erfordert keine körperliche oder persönliche Anstrengung, sondern nur das stille Wissen der Wahrheit. Der Prophet Jesaja bestätigt Gottes Verheißung des Trostes und der Erlösung: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Denn so du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland”.
