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„Sei sehend!”

Aus der August 1941-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die vier Evangelien enthalten Berichte über Heilungen von Blindheit, die Christus Jesus vollbrachte. Zweifellos haben diese Heilungen vielen Betrübten Trost und Hoffnung gebracht, obgleich vor Mrs. Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft und ihrer Gründung der vielen Tätigkeiten wenige glaubten und noch weniger bewiesen, daß diese und ähnliche Heilungen heute möglich sind.

Bei jeder dieser Heilungen forderte Jesus, daß der Geheilte etwas tat. Der blinde Bartimäus „warf sein Kleid von sich, stand auf und kam zu Jesu”. Ein anderer wurde geheißen, an den Teich Siloah zu gehen und sich zu waschen, während zwei andere ihm in das Haus nachfolgten. Von diesen beiden forderte er einen weiteren Beweis ihrer Empfänglichkeit und ihres Glaubens, indem er sie fragte: „Glaubt ihr, daß ich euch solches tun kann?” Und als sie die Kraft des Christus zu heilen anerkannten, „da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben. Und ihre Augen wurden geöffnet”.

Betrachten wir diese Heilungen in dem Lichte, das die Christliche Wissenschaft auf die Bibel wirft, so können wir sehen, daß Jesus den leiblich Blinden nicht nur das menschliche Gesicht wiedergab, sondern ihnen auch die Augen öffnete, daß sie den heilenden Christus geistig sahen. Denn nur durch geistige Erneuerung kann Heilung kommen. Und so müssen wir, wenn wir heilen wollen oder geheilt werden wollen, uns heute über die Materialität erheben. Wir müssen die hindernden Kleider des Glaubens an Alter, Zeit, Sterblichkeit und Unvollkommenheit von uns werfen. Wir müssen den blind machenden Kot des Glaubens an eine von Gott getrennte Kraft wegwaschen. Kurz, wir müssen dem Christus, der Wahrheit, so nachfolgen, wie Mrs. Eddy es klargemacht hat.

Eine dieser Heilungen, die des blinden Bartimäus, sprach einen Christlichen Wissenschafter besonders an. Im Evangelium des Lukas lesen wir, daß Bartimäus auf Jesu Frage, was er wolle, antwortete: „Herr, daß ich sehen möge”, worauf Jesus erwiderte: „Sei sehend! dein Glaube hat dir geholfen”. Können wir diese Worte Jesu nicht als ein Gebot auffassen? Gebieten sie nicht uns allen, die wir heute den Namen Christus in der Christlichen Wissenschaft genannt haben, unser Geburtsrecht der Vollkommenheit zu beanspruchen? Der Meister sagte zu seinen Jüngern: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote”; und wenn wir ihn lieben und für seinen liebevollen Dienst und sein Beispiel dankbar sind, werden wir uns gewiß in jeder Hinsicht bemühen, alle seine Gebote zu halten.

„Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein”. Das geistige Unterscheiden, das durch ernstes Ergründen und Anwenden der Christlichen Wissenschaft kommt, befähigt uns, alle Dinge im Lichte der Wahrheit zu sehen, wodurch wir zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dem Wahren und dem Unwahren unterscheiden und das Gute vom Bösen trennen. In dieses ewige Licht kann keine Finsternis gelangen.

Die Magd Hagar, von ihrem Heim Vertrieben und scheinbar verlassen, allein in der Wüste und vor Durst verschmachtend, war nach menschlichem Ermessen ohne materielle Hilfe für sich und ihren Sohn. Aber die Wasserquelle war die ganze Zeit dort; und als der Engel des Herrn zu ihr sprach, brauchte sie nur zu gehorchen und die Augen aufzuheben, sie zu sehen, und als sie sie sah, Gebrauch davon zu machen, um sich und ihren Sohn zu erretten. Die heilenden Wasser der Christlichen Wissenschaft sind immer gegenwärtig und stehen heute uns allen zur Verfügung; aber wir müssen uns erheben, müssen unser Denken öffnen, das allmächtige Gute zu sehen, und die Lehren der Christlichen Wissenschaft anwenden, um alles zu überwinden, was blind zu machen, zu hemmen oder zu zerstören sich anmaßt.

Gott sagte zu Abram: „Hebe deine Augen auf und siehe von der Stätte an, da du wohnst. ... Denn alles Land, das du siehst, will ich dir geben”. Wir müssen unser Denken und unsern Blick über die materielle Disharmonie und Unwirklichkeit, über alle scheinbaren Gebrechen des Fleisches zu der geistigen Harmonie und Wirklichkeit erheben, und zwar von dort aus, wo wir jetzt sind. Ungeachtet des Zustandes, in dem wir dem sterblichen Gemüt nach sein mögen, sei es Sünde, Krankheit, Mangel, Disharmonie, mentale oder leibliche Blindheit, müssen wir unser Denken zu Gott und zu der Wahrheit des Seins erheben. „Denn alles Land, das du siehst”, alles Gute, das wir durch geistige Erkenntnis umfassen können, alles Leben, alle Gesundheit, alles Glück, alle Fülle, alle Liebe, die unser Verständnis der Christlichen Wissenschaft entfaltet, gehört uns hier, heute, durch geistige Widerspiegelung. Und die Gabe Gottes ist ewig, immer gegenwärtig, unzerstörbar.

Gott hat uns die Christliche Wissenschaft gegeben, hat sie durch die hingebende, selbstlose Liebe und Arbeit ihrer Entdeckerin und Gründerin Mary Baker Eddy geoffenbart. Wir müssen sie annehmen und anwenden. Wie einer sein materielles Gesicht gebraucht, um alles zu sehen, womit er täglich in Berührung kommt, so müssen wir das geistige Sehen, das das Ergründen der Christlichen Wissenschaft verleiht, anwenden lernen. Wir müssen es anwenden, jeden Irrtum, der sich uns darbietet, zu zerstören, um die Unsterblichkeit, die Wirklichkeit nur des Guten ans Licht zu bringen. Wir müssen es anwenden, zu heilen, zu beglücken, zu segnen und der ganzen Menschheit die geoffenbarten Wahrheiten dieser Wissenschaft über Gott und den Menschen zu bringen.

Die Christliche Wissenschaft öffnet heute die blinden Augen, daß sie sehen; daß sie Gesundheit, Glück, Harmonie sehen, wo dem materiellen Sinn deren Gegenteil erscheint; daß sie die Nichtsheit, die Ohnmacht der Sünde, der Krankheit und des Mangels sehen. Sie lehrt diejenigen, die sie annehmen, die Wahrheit über Gott und den Menschen, wie Christus Jesus sie lehrte und betätigte, und sie lehrt, wie diese Wahrheit erneuert und heilt. Sie weckt ihre Schüler auf aus dem Glauben an die Macht des Bösen oder an etwas von Gott Getrenntem zu der Erkenntnis des wahren Erbteils des Menschen als des vollkommenen Kindes Gottes — Seines Bildes und Gleichnisses, wie die Bibel erklärt. Die Christliche Wissenschaft heilt, wie Jesus heilte. Was er tat, können wir tun und müssen es eines Tages tun; und je klarer die Widerspiegelung des Gemüts, das ihn regierte, im Bewußtsein des einzelnen ist, desto näher kommen unsere Werke der Vollkommenheit seiner Werke.

Wir erfahren in der Christlichen Wissenschaft, daß das, was Materie genannt wird, der Ausdruck des sterblichen Gemüts ist, das selber unwirklich ist, während das geistige oder wirkliche Weltall aus Ideen besteht, die von Gott, dem göttlichen Gemüt, kommen. Auf Seite 264 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Die Sterblichen müssen über die vergänglichen, endlichen Formen hinausblicken, wenn sie den wahren Sinn der Dinge gewinnen wollen. Wo anders kann der Blick ruhen als in dem unerforschlichen Reich des Gemüts?” Wie können wir erwarten, Vollkommenheit zu erlangen, wenn wir unsern Blick auf die unwirkliche materielle Welt richten? Oder werden wir wahres Sehen nicht dadurch erlangen und behalten, daß wir unsern Blick und unsere Gedanken von den „vergänglichen, endlichen Formen” wegwenden und in „dem unerforschlichen Reich des Gemüts ” ruhen lassen?

Auf Seite 486 des Lehrbuchs schreibt Mrs. Eddy: „Gesicht, Gehör, alle geistigen Sinne des Menschen sind ewig. Sie können nicht verlorengehen. Ihre Wirklichkeit und Unsterblichkeit beruhen im Geist und im Verständnis, nicht in der Materie — daher ihre Fortdauer”. Und auf der nächsten Seite schreibt sie: „Es liegt mehr Christentum in geistigem als in materiellem Sehen und Hören. Es liegt mehr Wissenschaft in dem beständigen Gebrauch der Gemüts-Fähigkeiten als in deren Verlust. Solange das Gemüt besteht, können sie nicht verlorengehen. Das Erfassen dieser Tatsache verlieh vor Jahrhunderten den Blinden das Gesicht, den Tauben das Gehör, und es wird das Wunder wiederholen”.

Jemand mit einem scheinbar schlechten oder mangelhaften Gesicht mag fragen: Wie kann dieses Sehen oder Verstehen geistiger Dinge mich von unvollkommenem körperlichen Sehen heilen, mich befähigen, die mich umgebenden materiellen Dinge zu sehen, wie andere sie sehen? Die Christliche Wissenschaft beantwortet die Frage verständlich und beweisbar. Durch Vergegenwärtigung, daß die „Wirklichkeit und Unsterblichkeit” des wahren Sehens „im Geist und im Verständnis, nicht in der Materie beruhen”, kommt Heilung und erscheint Harmonie. Der Geist ist Gott, und der wirkliche Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Der Geist, Gott, und das geistige Weltall sind wirklich und ewig, wie die Christliche Wissenschaft lehrt und beweist.

Wahres Sehen ist also geistiges Erkennen. Keine Funktion oder Fähigkeit des Gemüts, Gottes, kann je verlorengehen oder zerstört werden, noch ist sie je mangelhaft. Was Gott gibt — und Er gibt alles, was gut und wirklich ist — ist ewig. Er gibt uns allen die Kraft, den Christus zu sehen und ihm nachzufolgen, und jeder muß diese gottgegebene Kraft selber gebrauchen. Wir haben die Versicherung unserer Führerin, daß das Erfassen der Fortdauer und der Vollkommenheit aller „Gemüts-Fähigkeiten” die Annahmen Verschlechterung, Unvollkommenheit oder Verlust ebenso gewiß heute heilt wie damals, als Jesus seine wunderbaren Werke vollbrachte. Wir alle müssen unser Bewußtsein so frei von irrigem Denken halten, daß das Licht des Christus, der Wahrheit, immer widergespiegelt und unser „ganzer Leib licht sein wird”.

Ein Wörterbuch erklärt das Zeitwort „sehen” als „verstehen”. Können wir dann nicht annehmen, daß Jesu Worte: „Sei sehend!” bedeuten: die Wahrheiten zu verstehen, die er lehrte, lebte und anwandte? Die Christliche Wissenschaft wiederholt immer wieder die Erklärung der Bibel, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. Wenn wir Gott recht erkennen, erkennen wir den Menschen recht. Wir wissen, daß der Mensch liebevoll ist, weil Gott die Liebe ist; daß er wahr und vollkommen ist, weil Gott die Wahrheit, das Prinzip ist; und daß er jede Eigenschaft Gottes in vollem Maße widerspiegelt. Wir müssen sehen und verstehen, daß der wirkliche Mensch geistig und unsterblich, nicht materiell und sterblich ist — müssen wissen, daß er die vollkommene Wirkung der einen vollkommenen Ursache ist. Das Prinzip und die Idee, Gott und der wirkliche Mensch, können nicht voneinander getrennt werden. In dem Maße, wie wir dieses Verständnis und diese Vergegenwärtigung der Wahrheit des Seins, des vollkommenen Gottes und des vollkommenen Menschen, gewinnen, können wir uns selber und diejenigen, die uns um Heilung bitten, heilen, wodurch wir allgemeine Übel heilen helfen.

Laßt uns immer wachsam sein, zu sehen — zu verstehen — daß nur das Gute wirklich und ewig ist, weil Gott alles machte, was gemacht ist. „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut”. „Gott sah”! Wie Gott sieht, so sieht der Mensch, Sein Bild oder Seine Idee. Laßt uns auch wachsam sein, die Tatsache über den Irrtum zu sehen — zu verstehen — nämlich seine Unwirklichkeit, seine Machtlosigkeit, seine Nichtsheit; daß er, was für eine Gestalt er auch annehmen oder wie er sich auch heißen mag, durch was für ein Gesetz er auch zu wirken scheint, immer dieselbe Lüge ist — nichts, das sich anmaßt, etwas zu sein und Macht über den Menschen zu haben.

„Sei sehend!”, sieh die vollkommene Wirklichkeit, wie sie in der Christlichen Wissenschaft enthüllt ist! „Hebe deine Augen auf” zu dem gelobten Land alles Guten, das jetzt und immer allen gehört! Könnte ein Gebot liebevoller, eine Verheißung größer, eine Erfüllung gewisser sein?

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