Wenn wir den Menschen, den Gott machte, erkennen wollen, müssen wir auch Gott erkennen, der ihn machte. Der Grund hiefür ist in „Miscellaneous Writings” klar dargelegt, wo Mary Baker Eddy schreibt (S. 78): „Wenn Gott das Prinzip des Menschen ist (und Er ist es), ist der Mensch die Idee Gottes. Diese Idee kann so wenig verfehlen, das genaue Wesen ihres Prinzips auszudrücken, wie Güte verfehlen kann, das Gute darzubieten”. Was ist das genaue Wesen des göttlichen Prinzips, dessen genauer Ausdruck der Mensch ist? Wie können wir Gott, der das vollkommene Prinzip des Menschen ist, erkennen?
Die Grundlage der Christlichen Wissenschaft ist göttlich. Wir können Gott erkennen als die Liebe, die den Menschen schützt und erhält; als das eine Gemüt, das den Menschen unterweist und inspiriert; als das Prinzip, das den Menschen und das Weltall durch wohltätiges, unwandelbares, ewiges Gesetz regiert. Der Christliche Wissenschafter erkennt Gott als den Geist, der für den materiellen Sinn unsichtbar, aber immer die einzige Substanz ist. Er erkennt Ihn als das unendliche Leben, das vollkommen und ewig ist.
Dies ist der eine Gott, auf den wir unser Leben und unser Heilen gründen sollen. Und der wirkliche Mensch ist die volle und vollkommene Widerspiegelung Gottes. Dieser wirkliche Mensch, der alle wahre Selbstheit in sich schließt, wird vom Prinzip versorgt, unterstützt und erhalten. Er wird vom Gemüt geleitet, unterwiesen und geführt, von der unendlichen Liebe behütet und aufrechterhalten, von der Seele befriedigt und verherrlicht. Der wirkliche Mensch drückt Intelligenz, Güte, Verständnis, Fülle und Gerechtigkeit aus. Er erbt von seinem göttlichen Vater alles Gute. Nichts hat ihm je etwas Gutes genommen, und nichts kann ihm etwas Gutes nehmen.
Dieser wahre Mensch—der wirkliche Mensch, den Gott kennt—der zusammen mit dem vollkommenen Gott als die Grundlage des christlich-wissenschaftlichen Beweises angesehen werden muß und der das wahre Selbst jedes einzelnen in sich schließt, ist der Erbe alles dessen, was gut und weise und lieblich ist. Kein Irrtum kann ihn beeinflussen, erreichen, beschränken oder berauben. Materie, Krankheit, Niedergeschlagenheit, Verlust oder irgend eine andere Disharmonie ist ihm unbekannt—er bekundet geistige Wesensübereinstimmung und nie alternde Harmonie.
Durch die Christliche Wissenschaft können wir sehen, daß es keinen andern als den Menschen Gottes gibt. Es gibt keine zwei Arten Mensch. Dem menschlichen Sinn scheint der Mensch jedoch sterblich zu sein. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 472, 473) schreibt Mrs. Eddy: „In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß alle Disharmonie des sterblichen Gemüts oder des Körpers Trugvorstellung ist, die weder Wirklichkeit noch Wesenseinheit besitzt, obwohl sie wirklich und wesenseins zu sein scheint”. Es ist sehr wichtig, diese Tatsache zu verstehen und sie sich zu vergegenwärtigen, weil der trügerische Irrtum beansprucht, Wesensübereinstimmung zu besitzen, und uns am meisten täuscht, wenn er von unserer eigenen Wesensübereinstimmung Besitz genommen zu haben scheint.
Die wahre Wesensübereinstimmung ist immer gut; aber nur der wahre Mensch, nicht die Fälschung, besitzt sie. Der Mensch, den Gott kennt, ist nie krank, sündig, verwirrt oder entmutigt. Die wirkliche Wesensübereinstimmung ist geistig, gottgleich. Diese Wahrheit müssen wir behaupten und für uns beanspruchen, indem wir alles ablehnen, was ihr zu widersprechen scheint.
Alles, was dem Guten zu widersprechen scheint, ist böse, ist der Glaube an eine Macht neben Gott. Weil dieser Glaube nicht wahr ist, sind alle darauf gegründeten Voraussetzungen unwahr. Der scheinbar tätige Einfluß des Bösen oder der tierische Magnetismus, die beständigen Wiederholungen des Bösen oder angreifende mentale Suggestion, das besonders abgezielte böse Denken oder Malpraxis sind lauter Unwahrheiten, weil ihre Voraussetzung unwahr ist.
Das Böse ist Gott unbekannt. Es ist in dem immergegenwärtigen Christus nicht zu finden. Da das göttliche Gemüt nichts davon weiß, kann es den Menschen, den das Gemüt kennt, nicht erreichen. Alle Malpraxis ist gegen die Wahrheit und die Liebe gerichtet, wird aber einem körperlichen Sterblichen auferlegt. Der Mensch ist kein körperlicher Sterblicher, er ist unsterblich. Er ist nicht in der Materie, und Materie ist nicht der Mensch. Wenn wir mit diesen Tatsachen vertraut sind, werden wir beweisen, daß etwas, was gegen die Körperlichkeit gerichtet ist, die im göttlichen Gemüt sichere geistige Eigenart nicht treffen kann.
In Wirklichkeit gibt es nichts, wovor wir geschützt werden müssen. Bis wir aber diese Tatsache eines schönen Tages klar erkannt haben werden, laßt uns unablässig unser Denken bewußt, regelmäßig, freudig und wirksam schützen und verteidigen! Laßt uns die Irrtümer betrachten, vor denen wir anscheinend geschützt werden müssen—seien sie dreist und offen oder listig und versteckt—laßt uns durch sie hindurch- und darüber hinaussehen, laßt uns sie verneinen, ihre Nichtsheit sehen und erkennen, daß sie kein Dasein haben!
Laßt uns uns nicht unnütz mit den Übeln aufhalten, die wir in den heutigen Angelegenheiten sehen! Den Kopf schütteln und sich fragen, was aus der Welt werden soll, ist nicht die christlich-wissenschaftliche Art, ihr zu helfen. Wir können über Weltangelegenheiten nicht selbstzufrieden sein; aber wir können wissen, daß das Gute mächtiger ist als alle Anmaßungen des Bösen, und daß es sich so erweisen wird. Wir wissen, daß der Mensch als Gottes Idee „das genaue Wesen ihres Prinzips” ausdrückt; und diese Tatsache wird schließlich wahrgenommen und bewiesen werden.
Laßt uns, während wir uns über Weltangelegenheiten intelligent auf dem Laufenden halten, das Gute, das überall gegenwärtig ist, vor Augen behalten! Wir müssen wachsam sein, daß wir nicht mehr Berichte über Böses lesen und anhören, als wir diese falschen Ansprüche des Bösen verneinen. Wir können der Welt nur auf die eine Art helfen, daß wir in unserem Denken wachsam, gehoben und des schließlichen Sieges des Rechten gewiß bleiben. Wenn wir niedergeschlagen werden, wenn wir durch listige Propaganda mesmerisiert werden, wenn wir die Lüge glauben, daß Böses, Unglück und schwere Schläge das Gute überwältigen, können wir weder uns noch anderen helfen. In diesem Falle dürfte es weiser sein, weniger gründlich über die Übel der Welt, sondern besser über die Gewißheit und Allheit des Guten und die unanfechtbare Gerechtigkeit und ewige Sicherheit des Menschen, den Gott, das Gute, kennt, unterrichtet zu sein.
Wir müssen unser Denken so von Vertrauen in das Rechte, von der Gewißheit der Versorgung und dem Bewußtsein unserer gottgegebenen Herrschaft—so von Gesundheit, Reinheit, Geistigkeit und Wirklichkeit—erfüllt halten, daß diese bestimmten und mächtigen Tatsachen die vorgebliche Macht des Irrtums bloßstellen und aus unserer Erfahrung ausschließen und austreiben. Laßt uns, wenn wir für die Welt geistig arbeiten, wissen, daß das Christentum, das Christus Jesus gründete, und dessen Wissenschaft, die Mrs. Eddy entdeckte, immerdar die Vollkommenheit des Geistes ungehindert enthüllen werden! Wenn die Menschen das, was dauernd ist, lieben und dafür arbeiten, wird ihr Fortschritt fortdauern. Wenn sie sich auf den Geist, auf die unendliche Liebe und das unendliche Leben verlassen lernen, wird das, was liebevoll und geistig ist, die Scheinmächte Haß, Furcht und Tod besiegen und vernichten.
Erlösung kommt nur, wenn wir die wahre Eigenart wahrnehmen und beweisen. Des Menschen wahres Sein, seine geistige Eigenart, ist das, was Gott über ihn weiß. Die Menschheit wird in dem Maße rein werden, wie jeder sein wahres Selbst beweist. Dieses wahre Selbst hat kein Verlangen zu herrschen oder beherrscht zu werden, zu befehlen oder sich von Menschen befehlen zu lassen, sondern dem göttlichen Prinzip zu gehorchen.
Eine gerechte Regierung kann von denen unterstützt werden, die recht zu denken wissen und willens sind, es zu tun. Wenn die Menschen so gleichgültig und geistig träge werden, daß sie in ihren eigenen persönlichen Umständen und denen ihres Landes und der Welt die entscheidenden, umsichtigen Eigenschaften des Gemüts nicht tätig beweisen, sind sie keine helfenden Gemeindeglieder oder Staatsbürger. Nur durch persönliche Anstrengung kann das Gute vollbracht und entfaltet werden. Jeder muß seine Verplichtung selber erfüllen, um geistige Intelligenz, Unabhängigkeit von Personen und Abhängigkeit vom Prinzip, Redlichkeit, Tätigkeit und Herrschaft einigermaßen zu beweisen, damit die Gemeinde oder das Land dadurch gesegnet werde. In dem Maße, wie jeder in seinem eigenen Leben die Eigenschaften Gottes bekundet, erlöst er sich in zunehmendem Maße und hilft die Welt erlösen. Wenn jeder beweist, daß er gerecht regiert wird, hilft er die gerechte Regierung seines Landes unterstützen.
Nur durch Anwendung dessen, was wir von der Wirklichkeit wissen, werden wir das Unwirkliche ausschließen. Der Mensch, den Gott kennt, fühlt sich nicht entmutigt, anerkennt keinen Mißerfolg und läßt keine Enttäuschung gelten. Er unterwirft sich keiner Krankheit, duldet keine Sünde, verdammt niemand und bekundet keine Beschränktheit. Wenn wir uns täglich die Wahrheit vergegenwärtigen und sie immer mehr in unserer Erfahrung beweisen, werden wir unumgänglich sehen, daß unsere Tage mehr von Gesundheit, rechtem Erfolg, Furchtlosigkeit und Liebe erfüllt sind. Gott gibt Seinen Kindern das Gute nicht kärglich, und bestimmte Erwartung, die auf das Prinzip gegründet ist, ist das Vorrecht geistigen Denkens.
Unerläßlich zur Erlangung der Geistigkeit ist Heiligung. Wenn wir bedenken, wie scheinbar allgegenwärtig und hartnäckig die Ansprüche der Materialität sind, sollten wir erkennen, daß wir sie nur durch beständige und ernste Anwendung des geistigen Verständnisses zu meistern hoffen können.
Die höchste Heiligung ist das Bestreben, Gott vor allem andern zu erkennen und willig zu sein, zu diesem Zweck zu arbeiten. Heiligung schließt Selbstverleugnung, Gehorsam, Beständigkeit und Treue in sich. Sie erfordert Beharrlichkeit und standhafte Liebe. Sie fordert vollständige Ehrlichkeit, Demut und unaufhörliche geistige Tätigkeit.
Das Denken der Erkenntnis Gottes und des Menschen, den Er machte, heiligen; unsere ganze Tatkraft dem Beweis der Eigenschaften Gottes im täglichen Leben heiligen; das Verlangen heiligen, so daß wir uns nur nach dem sehnen, was geistig ist—das ist wahre Heiligung. Und vollkommene Heiligung wird nicht in einem Augenblick erlangt. Sie wird durch Gebet, durch geduldige Ausübung, durch geistiges Wachstum erlangt. Der ehrliche Christliche Wissenschafter hat immer ein gewisses Maß solcher Heiligung und trachtet danach, sie in stets zunehmendem Maße zu erlangen. Er wird immer von dem unbefriedigten Sehnen getrieben, besser zu heilen, mehr von Gott auszudrücken, damit die Welt einen Schimmer vom wirklichen Menschen erhaschen und so geführt werden möge, dessen Schöpfer zu suchen.
Als Ausdruck seines vollkommenen Prinzips drückt der Mensch ewiges Sein aus, jenes „ewige Leben, welches verheißen hat, der nicht lügt, Gott, vor den Zeiten der Welt”. Wenn wir so Tag für Tag in unserem Denken und so in unserem Leben das Wesen Gottes genauer beweisen, lassen wir die verdunkelnden Träume der Begrenzung und der Sünde und des Leids fahren und werden uns immer mehr unseres wirklichen Seins—der leuchtenden Herrlichkeit des Menschen, den Gott kennt—bewußt.
Das Beste, das wir auf unseren Reisen finden, ist ein ehrlicher Freund. Das ist ein glücklicher Reisender, der viele findet.—
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