Die Christlichen Wissenschafter begrüßen die unter Ärzten unverkennbar zunehmende Erkenntnis der Wichtigkeit des Denkens in Bezug auf Krankheit. Vor kurzem schrieb ein Arzt in einer Zeitung: „Die Öffentlichkeit hat heute erkennen gelernt, daß das Gemüt ein mächtiger Faktor ist, seelische und leibliche Krankheit hervorzurufen”. Ein anderer, der Gesundheitsbeamte einer großen amerikanischen Stadt, schreibt in einer Broschüre:
Der Gesundheitszustand der Welt, in Einzelfällen und in der Gemeinde, würde weit besser sein, wenn nicht so viel kleinliche Niederträchtigkeit verübt würde. ... Pocken, gelbes Fieber oder Cholera, einzeln oder zusammen, haben nicht soviel Verheerung angerichtet oder Schaden gestiftet wie Lieblosigkeit. ... Die öffentlichen Gesundheitsämter könnten sich in diesem neuen und wenig bearbeiteten Felde des „tut anderen” mit Anstand würdig betätigen.
Ein dritter Arzt soll vor dem Ärzteverein einer andern großen Stadt erklärt haben:
Bei Krankheiten wie Magengeschwüren, Atemnot, Herzleiden, Syphilis und Schwindsucht kommen mentale Umstände in Betracht, die nicht weniger wichtig sind als die bei unverkennbaren Geisteskrankheiten. ... Wir sehen also, daß die Christliche Wissenschaft z.B. eine weit größere wissenschaftliche Berechtigung hat als allgemein zugegeben wird.
Es steht natürlich und selbstverständlich im Einklang mit den ethischen und technischen Überlieferungen des ärztlichen Berufs, daß sich viele Ärzte, die einigermaßen beobachtet haben, wie gewisse Denkarten zur Krankheit beitragen, mit allen möglichen Mitteln bemühen, solches Denken in ihren Patienten zu berichtigen und zu verhindern. Und die Ergebnisse in der gewöhnlichen ärztlichen Praxis weisen fraglos auf die Richtigkeit eines solchen Bemühens hin. Es ist z.B. wohl bekannt, daß viele „Hausärzte” nicht erst seit kurzem, sondern seit langer Zeit in dieser Weise geschickt gewirkt haben. Sie haben durch ihr Vertrauen die Furcht ihrer Patienten beruhigt, durch ihre Freundlichkeit ihren Patienten geholfen, freundlicher zu sein, durch eine heitere neue selbstlose Anteilnahme ihnen geholfen, sich zu vergessen. Und der Gesundheitszustand der Patienten ist daher besser geworden.
Die Christliche Wissenschaft stellt die Möglichkeit solcher Ergebnisse nicht in Frage, sondern erklärt sie vielmehr. Sie zeigt, daß Krankheit nicht bloß etwas ist, was durch falsches Denken verschlimmert oder hervorgerufen werden kann, sondern daß sie am Körper veräußerlichtes falsches Denken ist. Mary Baker Eddy, die geliebte Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 411): „Krankheit ist ein verkörpertes Gedankenbild. Der mentale Zustand wird ein materieller Zustand genannt. Alles, was im sterblichen Gemüt als physischer Zustand gehegt wird, bildet sich am Körper ab”. Hieraus folgt, daß Verbesserung, d.h. Vergeistigung des Denkens das wissenschaftliche Mittel der Verbesserung des Körpers ist, wie die Ausübung der Christlichen Wissenschaft beständig beweist.
Der große Beitrag der Christlichen Wissenschaft zur Heilkunst besteht jedoch nicht nur darin, daß sie diese Tatsache klar zeigt und alle ihre Anhänger ermutigt, davon Gebrauch zu machen, sondern auch darin, daß sie zeigt, wie die notwendige Verbesserung des Denkens zu erlangen ist—unter allen Umständen hinreichend zu erlangen ist. Dies ist natürlich die Hilfe, die hauptsächlich not getan hat. Wieviele Leute, Ärzte eingeschlossen, haben in dem einen oder andern Falle gesehen, daß eine Veränderung des Denkens—Befreiung von Furcht, seelischer Abgespanntheit, Niedergeschlagenheit u. dgl.— nötig war, haben aber nicht gesehen, wie die Veränderung vollbracht werden konnte! Die Schwierigkeit war, daß sie nicht gelernt hatten, außerhalb des menschlichen Gemüts Hilfe zu suchen. Sie haben die Begrenzungen dieses Gemüts für unvermeidlich gehalten und sich daher in einer ähnlichen Lage wie durstige Menschen befunden, die nirgends außerhalb ihrer selbst Erfrischung finden können. Aber die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie zahllose Wissenschafter dankbar bezeugen, die nötige Quelle. Christus Jesus bezog sich klar auf diese Quelle außerhalb des menschlichen Sinnes des Selbst und außerhalb des Bereichs der gewöhnlichen menschlichen Mittel und Wege, als er sagte: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt”.
Die Quelle, die in allen Lagen die nötige Erfrischung bietet, ist, wie die Christliche Wissenschaft zeigt, das göttliche Gemüt oder Gott, der immer gegenwärtig ist und immer ganz zur Verfügung steht. Wenn einer durch die Wissenschaft aus dem Glauben erwacht, daß er begrenzt und materiell sei, und erkennt, daß sein wahres Selbst eins ist mit diesem Gemüt und ewig dessen Inspiration, Intelligenz, Liebe und Harmonie ausdrückt, vergehen die Wolken falschen Denkens, und er erfährt die Hilfe, die er braucht. Statt daß ihm nichts anderes übrig bleibt, als sein Denken angesichts übler Zustände in Ordnung zu bringen, nimmt er wahr, daß es wegen der Allheit Gottes, des Guten, in der absoluten Wirklichkeit keine bösen Zustände gibt. Er sieht, daß nicht Haß sondern Liebe, nicht Armseligkeit sondern Erhabenheit des Denkens, nicht Mangel irgend welcher Art sondern der tief befriedigende Reichtum der Seele für ihn natürlich ist.
Diese geistigen Tatsachen, so verschieden sie auch von denen sind, welche die Menschen einschließlich der Ärzte allgemein angenommen haben, erweisen sich dennoch beim Heilen der Kranken von größtem praktischen Wert. Denn Leute von ganz verschiedener Erziehung und Ausbildung finden beständig, daß sie diese Tatsachen erfassen und mit fester Überzeugung annehmen können. Und in dem Verhältnis, wie sie dies getan haben, ist ihnen wahrhaft geholfen worden.