Die menschliche Ansicht, daß das Böse beim Ausarbeiten der Zwecke des Guten mitwirke, ist theologischer Aberglaube, aus dem uns die Christliche Wissenschaft aufrüttelt und von dem sie uns befreit. Dem göttlichen Gesetz gemäß sind Mißgeschick und Disharmonie für den Fortschritt nicht erforderlich. Jede Annahme des Bösen ist dem reinen Christentum entgegengesetzt, da sie eine Verneinung der Allgegenwart und Allmacht Gottes, des Guten, ist. Auf Seite 98 und 99 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy: „Der Weg, auf dem wir die Unsterblichkeit und das Leben verstehen lernen, ist nicht kirchlich sondern christlich, nicht menschlich sondern göttlich, nicht physisch sondern metaphysisch, nicht materiell sondern wissenschaftlich geistig”. Das Kirchentum stellt Gott falsch dar und verwirrt die Menschheit. Die Christliche Wissenschaft enthüllt Gott und erleuchtet die Menschheit.
Menschliche Lehren möchten einen glauben lassen, daß der Mensch ein Puffer zwischen widerstreitenden Kräften des Guten und des Bösen sei. Wo auch immer diese Theorie angenommen wird, leitet sie das menschliche Streben irre. Sie führt zur Ergebung in das, was irrtümlich für den Willen Gottes gehalten wird. Die Wahrheit ist, daß Gottes Wille in göttlich natürlicher Gerechtigkeit und Harmonie bekundet wird. Der Mensch, Gottes Gleichnis, drückt die ewige Vollkommenheit des geistigen Seins aus. Auf der vollen Anerkennung dieser Tatsache beruht jeder Heilungs- und Erlösungsbeweis in der Christlichen Wissenschaft.
Paulus erkannte, daß menschengemachte Philosophien und überlieferte Annahmen, die sich für gut ausgeben, arglistig irreführend sind. Daher schrieb er den Kolossern: „Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre ... und nicht nach Christo”. Menschliche Philosophie täuscht den blindlings Leichtgläubigen in das Annehmen einer heiteren Haltung gegen Mißgeschick hinein, in der er nicht willens ist, es aus seinem Denken oder aus seiner Erfahrung auszuschließen. Die Christliche Wissenschaft hebt uns über Verdammung zu der Erkenntnis und dem Beweis unseres geistigen Geburtsrechts empor. Sie ersetzt Überlieferung und Unterwerfung durch geistige Erleuchtung und Herrschaft.
Der sogenannte materielle Sinn ist ein Unding. Der immergegenwärtige geistige Sinn ist unzertrennlich vom Geist, von Gott. Durch dieses Verständnis ist der Christliche Wissenschafter ausgerüstet, die nörgelnde Einwendung des sterblichen Gemüts, daß er den Buchstaben, aber nicht den Geist der Christlichen Wissenschaft habe, zu verneinen. Von dieser entmutigenden Lüge kann er sich nur dadurch freimachen, daß er verständnisvoll an der Wahrheit der Erklärung des Apostels Paulus festhält (Röm. 8, 16): „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind”. Der aus dem Geist geborene Mensch ist nie entmutigt, nie niedergeschlagen, nie treulos, nie unnütz. Er bringt die Früchte des Geistes, Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit, hervor.
Die Christliche Wissenschaft „zeigt die wissenschaftliche Beziehung des Menschen zu Gott; sie entwirrt die verworrenen Doppelsinnigkeiten des Seins und befreit den gefangenen Gedanken” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 114). Der Reihenfolge in der Erklärung unserer Führerin gemäß ist unser erster Schritt, des Menschen Beziehung zu Gott zu verstehen und in jedem Punkte unter allen Umständen daran festzuhalten. Nur auf dieser Grundlage können wir Probleme, bei denen es sich um einen irrigen Sinn des Ursprungs und der Beziehung handelt, erfolgreich handbaben. Das Handhaben dieser Probleme auf ihrer eigenen Grundlage ist unpraktisch, weil ein Blinder nicht einen Blinden leiten kann. Nur durch das Verständnis „der wissenschaftlichen Beziehung des Menschen zu Gott” können wir unsere wahre Beziehung zueinander beweisen.
Nach der Christlichen Wissenschaft ist es ungehorsam und verfinsternd, weiter von uns und anderen als von Gott getrennten „elenden Sündern” zu denken. Diese vom Kirchentum oft gestützte Haltung ist entmutigend. Sie leistet der Unterwerfung unter Unvollkommenheit Vorschub und hält dadurch den Fortschritt auf. Sie pflegt uns in eine Annahme der Furcht und der Unbestimmtheit zu hüllen und uns unter der Schwere der Selbstverdammung niederzudrücken.
Beständig, liebevoll besteht die Christliche Wissenschaft darauf, daß wir in unserem Denken an der Wirklichkeit, der Freiheit, der Freudigkeit des geistigen Seins und an der Fähigkeit festhalten, unser Einssein mit allem, was gesegnet und harmonisch ist, zu beweisen. Das göttliche Gemüt frohlockt über seine Ideen. Die Ideen des Gemüts frohlocken in dem Gemüt, ihrem unendlichen Reich. Dieses göttliche Frohlocken wird nie widerrufen, weil es mit dem geistigen Gesetz übereinstimmt.
In der unendlichen Kundwerdung des Gemüts ist nichts endlich, zeitlich oder vergänglich. Alles ist grenzenlos, unsterblich, wesenhaft. Mit ihrer zärtlichen Berührung befreit uns die Christliche Wissenschaft von dem Glauben an Freudlosigkeit. Sie verbannt die Düsterkeit falscher Theologie, die die Rechtmäßigkeit der Trauer als ein Zeichen der Treue gegen die Abgeschiedenen aufrechterhält. Sie versichert uns, daß kein Schatten der Trauer oder der Trennung je den Strahlenglanz unseres geistigen Bewußtseins und unserer Freude am ewigen Leben getrübt hat. Treue gegen die ewige Liebe und gegen den Menschen, die Kundwerdung der Liebe, befreit uns von irdischer Trauer. Trennung von Gott, voneinander und von der Freude ist Erdichtung, nicht Tatsache. Die höchste Treue entfaltet uns die Unsterblichkeit und Einheit aller Ideen des göttlichen Gemüts. Alles, was aus der göttlichen Liebe hervorgeht, wird im Bewußtsein des Menschen widergespiegelt.
Wer an dieser himmlischen Tatsache freudig festhält, macht einen Schritt vorwärts, den er nie zurückgehen kann. Die Erklärung des Psalmisten: „Ich werde nicht fallen” lautet in einer neuen Übersetzung: „Ich werde nie einen gemachten Schritt zurückgehen”. Jeder aus Gehorsam gegen das geistige Gesetz gemachte Schritt wird von diesem Gesetz gestützt.
Der zweite Schritt vorwärts im geistigen Verständnis „entwirrt die verworrenen Doppelsinnigkeiten des Seins”. In der Wissenschaft des Seins gibt es keine Zweideutigkeit, keine Unbestimmtheit, keinen Doppelsinn, kein Grauen vor Krankheit. Was uns betreffs unserer Gesundheit, unserer Stärke und Tätigkeit besorgt zu machen versucht, ist ein Betrug des materiellen Sinnes. Es ist unwahr, unrechtmäßig. Das allwissende Gemüt kennt es nicht, und der Mensch, die unkörperliche Idee des Gemüts, kennt es auch nicht.
Jede Einwendung, daß wir unsere Lehren unbedingt durch körperliches Leiden lernen müssen, ist nicht christlich, sondern kirchlich. Die Christliche Wissenschaft nimmt den Theorien, die Disharmonie und Schrecken als menschlich unvermeidlich vorschreiben, die Verkleidung ab. Gottes Gesetz ist sündlose Harmonie, Gesundheit, Unvergänglichkeit. Nirgends in der einen vollkommenen geistigen Schöpfung gibt es eine Verbindung von Materie und Geist, Irrtum und Wahrheit, Versuchung und Reinheit, Leiden und Harmonie. Zweideutige scheinreligiöse Theorien, die einen in Knechtschaft zu halten suchen, müssen bloßgestellt und verworfen werden, weil sie keine Grundlage in der Wahrheit haben.
Der dritte Schritt vorwärts „befreit den gefangenen Gedanken”. Hier muß der Christliche Wissenschafter wachsam ehrlich sein und standhaft entschlossen die Forderungen Gottes, des göttlichen Prinzips, wie sie sich ihm durch seine eifrige Liebe des Guten Tag für Tag entfalten, anerkennen und erfüllen. Sein Verständnis des geistigen Seins eifrig entwickelnd und anwendend, kann er sein Freisein von den Erfindungen vorsätzlicher Sünde oder unfreiwilliger Furcht, aggressiven Irrtums oder passiver Entmutigung schnell beweisen. Die eigene Autorität der Wahrheit bringt den Anspruch des Irrtums, daß er den aufrichtigen Christlichen Wissenschafter irgendwie verführen, beunruhigen oder täuschen könne, zum Schweigen. Gott ist das All, und der Mensch ist der Ausdruck dieser Allheit. Beständigkeit ist ein Kennzeichen geistigen Wachseins.
Standhaft in unserem Verlaß auf das göttliche Prinzip, gewinnen wir den Lohn dieses Verlasses. Als Christliche Wissenschafter müssen wir aufrichtig entschlossen sein, unsern echten geistigen Stand immer vollständiger und natürlicher zu erkennen und zu beweisen. Mit diesem inspirierten Entschluß verknüpft ist unsere gottgegebene Fähigkeit, ihn in die Tat umzusetzen. In der positiven Wahrheit gibt es nichts Negatives. Im 43. Kapitel des Propheten Jesaja lesen wir: „Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr”.
Unser harmonischer und unaufhaltsamer Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft ist gesichert, wenn wir die wissenschaftliche Tatsache der Schöpfung: „Alle Dinge sind durch ihn gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist” (Joh. 1, 3) ohne Vorbehalt anerkennen und ohne Besorgnis anwenden. Dann kann Zweifel den Glauben nicht mehr besiegen; dann kann eine Einflüsterung sterblicher Müdigkeit uns nicht mehr die Wirksamkeit geistiger Stärke verbergen. Gottes Gesetz geistiger Vollkommenheit und Erlösung ist unbestritten und in voller Wirksamkeit. Die göttliche Liebe hüllt jede Idee der Schöpfung selber in ihre unendliche Harmonie und Glückseligkeit ein.
Der unparteiische Antrieb der Christlichen Wissenschaft rüstet jeden Wissenschafter aus, die Wahrheit der Feststellung unserer Führerin zu beweisen (Nein und Ja, S. 11): „Der Mensch hat immerwährende Individualität; und Gottes Gesetze und ihr vernünftiges und harmonisches Wirken bilden seine Individualität in der Wissenschaft der Seele”.
