Christus Jesus sagte: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken”. Viele bedürfen heute dringend dieser Ruhe und haben ein großes Verlangen danach. Aber die Frage ist, wie können wir sein Gebot: „Kommet her zu mir” halten, um Ruhe zu erlangen? Wir wissen, daß Jesus nicht seinen körperlichen Leib meinte, als er dieses Versprechen gab. Er meinte den Christus, den er repräsentierte. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß dieser Christus die Wahrheit ist; und wir kommen zu dem Christus, der Wahrheit, einfach dadurch, daß wir die Wahrheit in unser Denken kommen lassen. Wenn unser Bewußtsein mit rechtem Denken gefüllt ist, werden wir einen großen und befriedigenden Sinn friedlicher Ruhe gewahr. Die Christlichen Wissenschafter beweisen, daß diese Ruhe sie während ihrer Arbeit und auch dann begleitet, wenn ihre Anstrengungen für den Tag beendet sind.
Um ruhen zu können, während wir arbeiten, müssen wir uns vor allem klar darüber sein, was denn eigentlich unsere Arbeit ist. Wir müssen beim Ausführen unserer Aufgaben den Körper gebrauchen. Ob aber diese Aufgaben als niedrig oder als sehr wichtig angesehen werden, stets erfordert es Intelligenz, sie auszuführen. Es wird von uns verlangt, Schönheit, Ordentlichkeit, Ehrlichkeit, Fleiß usw. in unserer Arbeit auszudrücken, gleichviel, ob wir Schüler, Handwerker oder Berufsarbeiter sind oder einen Haushalt versehen. Unsere Arbeit ist also in erster Linie, rechte Ideen auszudrücken.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch die Widerspiegelung Gottes ist; daß alle seine Fähigkeiten göttlich widergespiegelt werden. Laßt uns das Beispiel des Spiegels betrachten, der eine Person in Tätigkeit widerspiegelt! Einer vor dem Spiegel mag sich bücken, sich bewegen, laufen, sitzen, und alles, was er tut, spiegelt sich im Spiegel wider. Gleichviel, wie anstrengend seine Handlungen sein mögen, der Spiegel wird nie müde. Nun laßt uns nicht vergessen, daß wir nur Gottes Eigenschaften ausdrücken oder widerspiegeln! Unsere Arbeit ist, Intelligenz, Stärke, Schönheit, Reinheit, die Liebe widerzuspiegeln. Dieses Widerspiegeln ermüdet uns so wenig, wie es die Widerspiegelung im Spiegel tut.
Erkennend, daß unsere Arbeit ist, Gottes Eigenschaften widerzuspiegeln, sind wir freudig dankbar für die Gelegenheit und die Fähigkeit, unsere Aufgaben auszuführen. Wir werden immer fähiger, Mary Baker Eddys Erklärung (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 385) zu beweisen: „Beständige schwere Arbeit, Entbehrungen, Fährlichkeiten und alle widrigen Bedingungen können, falls ohne Sünde, ohne Leiden ertragen werden”.
Mrs. Eddy deutet in vorstehender Erklärung an, daß schwere Arbeit nicht Leiden verursacht. Sie behauptet jedoch im wesentlichen, daß Leiden und Müdigkeit in der menschlichen Erfahrung kund werden, wenn sündiges Denken die Ausführung unserer Aufgaben begleitet. Das sterbliche Gemüt macht geltend, uns alle zu einer oder andern Zeit zu versuchen, uns zu empören, weil wir glauben, die von uns verlangten Aufgaben seien zu einfach; oder wir mögen mißgestimmt sein, weil wir nicht empfangen, was wir für unsere gerechte Belohnung halten; wir können befürchten, daß unsere Aufgabe über unsere Fähigkeit hinausgehe, oder es mag uns vielleicht verdrießen, daß wir gewisse Aufgaben ausführen müssen. Wenn wir diese Einwände zurückweisen und durch die Wahrheit über unsere Arbeit ersetzen, finden wir, daß die Aufgaben leichter auszuführen sind, und daß wir buchstäblich ruhen können, während wir arbeiten.
Der falsche Sinn des Drangs und der Hast wird überwunden, wenn wir uns weigern, über die nächste Arbeit, die wir zu tun haben, nachzudenken, während wir unsere jetzige ausführen. Wir können unsere Herrschaft über diese Annahme behaupten, wenn wir darauf bestehen, nur Gottes friedliche Ideen zu beherbergen, die uns vergewissern, daß Er zur Hand ist; daß jeder Augenblick die nötigen Ideen und die Fähigkeit mit sich bringt, auszuführen, was auch immer getan werden muß.
Einer Schülerin war die Erfüllung ihrer Pflichten sehr lästig geworden. Sie nahmen ihre ganze Zeit in Anspruch, so daß sie wenig Gelegenheit zu haben schien, sich in die Bibel, in Mrs. Eddys Schriften und in die andere genehmigte christlich-wissenschaftliche Literatur zu vertiefen. Sie erkannte die große Notwendigkeit, nicht nur für sich und für die christlich-wissenschaftliche Bewegung, sondern auch für die Welt metaphysisch zu arbeiten; aber sie schien keine Zeit dafür zu haben. Eines Tages betete sie um Gelegenheit, diese sehr nötige Arbeit für die Welt und für sich zu tun. Als sie betete, fiel ihr ein, daß sie den ganzen Tag hindurch viele Pflichten erfüllte, die den Gebrauch ihrer Hände, aber keine mentale Anstrengung erforderten. Sie erinnerte sich, daß ihr Denken bei dieser Arbeit gewöhnlich mit Groll über die Vergangenheit oder mit Sorgen um die Zukunft gefüllt war. Sie beschloß, diesem sündigen Denken ein Ende zu machen und gerade diese Zeiten dazu zu benützen, die Wahrheit über sich und über alle Menschen zu erklären. Zuerst kostete es einen Kampf, dies zu tun; aber nach und nach brachte ihr andächtiges Verlangen, falsches Denken zu überwinden, Erfolg. Zu ihrer großen Freude brachte sie ihre Aufgaben viel schneller fertig und fühlte sich am Ende des Tages nicht müde. So fand sie, daß sie genug Zeit für die Christliche Wissenschaft und die metaphysische Arbeit hatte, wonach sie so sehr verlangte.
Wenn wir unsere Pflichten erfüllen und unser Denken von dem Christus, der Wahrheit, erfüllt halten, werden wir jenen Sinn des Friedens, jenes Bewußtsein des Lebens in voller Genüge kennen, das der Meister verhieß.
