Es ist unter Schülern der Christlichen Wissenschaft üblich, die erfolgreiche Anwendung dieser Wissenschaft auf menschliche Probleme Beweis zu nennen, d.h. sie beweisen die zur Verfügung stehende Kraft des göttlichen Gemüts und ersetzen so die Trugvorstellung materieller Disharmonie durch die Tatsache geistiger Harmonie. Der Glaube an ein materielles Dasein wird nicht auf einmal ganz überwunden, sondern Schritt für Schritt zerstört der Beweis die verschiedenen Erscheinungsformen der Trugvorstellung.
Auf Seite 277 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy: „Nichts, was wir hinsichtlich der Materie sagen oder glauben können, ist unsterblich; denn die Materie ist zeitlich und daher eine sterbliche Erscheinung, ein menschlicher Begriff, der manchmal schön, aber immer irrig ist”. Hieraus folgt, daß der Christliche Wissenschafter, selbst wenn er glaubt, er besitze sogenannte körperliche Gesundheit, materiellen Reichtum und frohe menschliche Beziehungen, fortfahren muß, die Regeln des göttlichen Prinzips anzuwenden, bis der Glaube an ein materielles Dasein, so schön und harmonisch es auch zu sein scheinen mag, durch den geistigen Sinn des Seins verdrängt ist.
Jesus ermahnte: „Trachtet am ersten nach dein Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen”. Die Christlichen Wissenschafter frohlocken in der Gewißheit, daß sie einen Weg zunehmenden Verständnisses Gottes und des Menschen gehen, wenn sie gegen das Himmelreich vorrücken, das Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 590) definiert als „die Herrschaft der Harmonie in der göttlichen Wissenschaft; das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts; die Atmosphäre des Geistes, in welcher die Seele allerhaben ist”.
Einem als Verkäufer angestellten Christlichen Wissenschafter wurde eines Tages von seinem direkten Vorgesetzten mitgeteilt, daß der Eigentümer beschlossen habe, das Geschäft aufzugeben. Über diese Mitteilung erschrak der Wissenschafter zuerst, da sie ihm zu einer Zeit gemacht wurde, wo es schwer schien, ohne Geschäftsverbindung Arbeit zu finden. Später konnte er jedoch sehen, daß das Geschäft des wirklichen Menschen ist, das Leben, die Wahrheit und die Liebe auszudrücken, und daß kein menschlicher Zustand die Macht hat, diese göttlich geleitete Funktion zu stören. Er erkannte auch, daß er diesen rein geistigen Begriff vom Geschäft sofort beanspruchen konnte, und daß, wenn er es tat, diese harmonische geistige Tatsache in seiner menschlichen Erfahrung kund werden würde.
Mit einem tiefen Gefühl der Freude und der Erhebung begab er sich an jenem Abend zur Ruhe, wurde aber einige Stunden später durch einen Telefonanruf von seinem Arbeitgeber geweckt. Als Ergebnis dieser Unterhaltung wurde er der Leiter des Geschäfts unter einer Abmachung, die ihm ein gutes Einkommen und bessere Gelegenheit zu einer erfolgreichen Geschäftslaufbahn sicherte.
Dankbar über diese göttlich natürliche Entfaltung der Harmonie nachdenkend, erkannte der Wissenschafter, daß das, was er wirklich gewonnen hatte, ein geistigerer Begriff vom Geschäft war. Obgleich er noch materielle Dinge kaufte und verkaufte, wußte er, daß ein größeres Maß von Ehrlichkeit, Höflichkeit und liebevollem Dienen diese Tätigkeiten kennzeichnen würden. Er erkannte, daß dieser Beweis ein Schritt vorwärts war, und daß viele weitere solche Schritte nötig sein würden, den menschlichen Begriff vom Geschäft durch den geistigen zu verdrängen.
So verhält es sich mit jeder Form menschlicher Tätigkeit. Wir sollten nie mit etwas Geringerem zufrieden sein als mit einem beständig fortschreitenden Erfassen der vollkommenen Welt Gottes, die rein geistig ist. Jede Irrtumsbekundung im Geschäft, zu Hause, in der Kirche, im Staate oder am physischen Leib stellt eine Trugvorstellung dar, die durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft zerstört werden muß.
Erfolgreiches Beweisen ist daher kein Anlaß zur Selbstzufriedenheit, sondern zur Dankbarkeit für das „Werk des Amts, wodurch der Leib Christi erbaut wird, bis daß wir alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi”.
Die Sinnestäuschungen fordern den wachsamen Christlichen Wissenschafter heraus, aber sie entmutigen ihn nicht. Wenn er ihnen beharrlich und fortschreitend entgegentritt und sie zerstört, gewinnt er mehr Vertrauen zu seiner gottgegebenen Herrschaft über allen Irrtum und sieht seinem schließlichen und endgültigen Sieg über alles, was Gott unähnlich ist, entgegen. Sein sofortiger Lohn ist ein glücklicherer, gesünderer, nützlicherer und harmonischerer Sinn des Daseins.
Christus Jesus, der Wegweiser, hinterließ uns sein erhabenes Beispiel fortschreitenden Beweisens. Während die Bedürfnisse der leidenden Menschheit seine scheinbar wunderbaren Umkehrungen der sogenannten materiellen Gesetze veranlaßten, war der antreibende Zweck seiner irdischen Laufbahn, die Wissenschaft des Seins, des Menschen Einheit mit Gott, zu beweisen. Seit seinem ersten berichteten Wunder auf der Hochzeit zu Kana, wo er Wasser in Wein verwandelte, hatte er viele Gelegenheiten, menschliche Schmeichelei und Verfolgung, die seinen Fortschritt zu seinem Endziel hin abzulenken suchten, zurückzuweisen.
Auf Seite 21 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Wenn der Jünger geistig vorwärts schreitet, strebt er danach einzugehen. Er wendet sich beständig vom materiellen Sinn ab und blickt nach den unvergänglichen Dingen des Geistes. Wenn er ehrlich ist, wird er es von Anfang an ernst nehmen und jeden Tag ein wenig in der rechten Richtung gewinnen, bis er schließlich seinen Lauf mit Freuden vollendet”. Wer ehrlich nach dem Reich Gottes trachtet, nimmt die Harmonie des vollkommenen Menschen hinter dem Schleier der materiellen Trugvorstellung wahr und beweist diese Wahrheit im Verhältnis zu seinem Fortschritt zum geistigen Bewußtsein des Seins. Man braucht weiter nichts zu tun als sich beharrlich und beständig Gott zuzuwenden und mit dem Apostel Paulus zu sagen: „Eines aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, was da vorne ist und jage — nach dem vorgesteckten Ziel — nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu”.
Jesu Nachfolger sollten gütig gegeneinander sein wie diejenigen, die die Kunst des Zuvorkommens gelernt haben und lehren wollen.—