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Die wahre Familie

Aus der März 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die erlösende Eigenart der Mission Jesu erwarb ihm die Namen Erretter und Erlöser. Seine Gedanken drückten den Christus oder seine göttliche Art aus und hatten daher eine errettende und heilende Wirkung.

Es ist heute das segensreiche Wirken und der Zweck des unpersönlichen Christus, der Wahrheit, das ganze menschliche Dasein umzugestalten und zu erlösen. Wenn sich die christliche oder geistig wissenschaftliche Art des Denkens im individuellen Bewußtsein zu entfalten beginnt, sehen wir, daß eingewurzelte und herkömmliche Begriffe, die festgehalten und sogar für gut gehalten worden sind, geändert oder ganz aufgegeben werden müssen. Dies trifft für das, was wir die Familie oder unsere nächsten Verwandtschaften nennen, besonders zu.

Die Anwendung eines richtigen Verständnisses der Christlichen Wissenschaft zerstört die Familie natürlich nicht. Im Gegenteil, wissenschaftliches Denken kann unsere menschlichen Verwandtschaften nur läutern, höher heben und harmonisch machen. Ein falscher Sinn der Familie verwickelt uns in Schwierigkeiten und Leid.

Durch die ganze Bibel hindurch ist erklärt, daß Gott allein unser Vater ist, und im Lichte dessen, was wir in der Christlichen Wissenschaft verstehen, sehen wir, daß wir keinen schnellen geistigen Fortschritt machen können, wenn wir diese göttliche und richtige Verwandtschaft nicht beanspruchen und dartun. Was für eine Haltung nahm Jesus hierzu ein? Er erkannte, daß die Bande des Fleisches beschränkend und knechtend sind. Im Alter von 12 Jahren rügte er die Furcht und den persönlichen Sinn seiner Mutter und Josephs mit den Worten: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?”, woraus klar hervorgeht, daß er sie liebevoll an seinen göttlichen Ursprung erinnern und ihnen zeigen wollte, wie sie den materiellen Sinn der Elternschaft beiseitesetzen und ihn so frei machen sollten, damit er den Willen Gottes erfüllen konnte. Später sagte er: „Ihr sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist”, und: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert”. Dies bedeutete nicht, daß Jesus eine lieblose oder unachtsame Haltung gegen Väter, Mütter oder die eigene Familie billigte, sondern daß er sowohl die Knechtschaft und Furcht als auch die Selbstsucht erkannte, die durch menschliche Verwandtschaft manchmal zum Ausdruck kommen.

Wahrscheinlich hat schon jeder von uns eine Erscheinungsform menschlicher Verwandtschaft erlebt, die umgewandelt und in ihrem wahren Lichte gesehen werden muß, was wir nur mit dem Verständnis des geistig wissenschaftlichen Seins in Übereinstimmung mit göttlicher Weisheit tun können. In der Christlichen Wissenschaft erkennen wir, daß der Christus von uns fordert, daß wir das Gute ausdrücken. Unsere Freunde sollten so viel wie möglich frei gelassen werden, sich ihrem Verständnis des göttlichen Plans entsprechend zu entwickeln und auszudrücken.

Wir mögen sagen, daß menschliche Mutterschaft vieles darstellt, was edel und schön ist; aber die menschliche Mutter belastet sich oft mit viel Furcht, Sorge und persönlicher Verantwortung. Oft hören wir jedoch in unseren Mittwochabend-Zeugnisversammlungen Zeugnisse von Müttern, die erklären, daß sie von einem falschen Sinn der Mutterpflicht geheilt worden seien. Sie erzählen dankbar von dem größeren Glück, das in ihr Leben gekommen ist, als sie sich und ihre Kinder von den knechtenden Annahmen ungebührlicher persönlicher Anhänglichkeit freigemacht haben.

Eine der hilfreichsten und ansprechendsten Lehren der Christlichen Wissenschaft ist ihre Lehre von der Mutterschaft Gottes. Der göttliche Schöpfer, die unendliche Liebe, die sowohl Mutter als auch Vater ist, schließt in Vollkommenheit alle Eigenschaften der göttlichen Mutterschaft in sich. Diese Eigenschaften göttlicher Elternschaft lernen wir in der Christlichen Wissenschaft ausdrücken. Mary Baker Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 151): „Gott ist unser Vater und unsere Mutter, unser Geistlicher und der große Arzt: Er ist der einzige wirkliche Verwandte des Menschen auf Erden und im Himmel. David sang: ‚Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde‘”.

Die menschliche Erfahrung ist voller Kummer und Sorgen, die aus dem falschen Glauben hervorgehen, daß wir anderen menschlichen Wesen gehören, oder daß wir persönlich einige, die wir unsere Söhne und Töchter nennen, besitzen, ja sogar als unser Eigentum ansehen. Im Reiche der göttlichen Metaphysik wird jedoch zwischen Besitz und persönlichem Eigentum unterschieden. Wir alle besitzen Ideen durch Widerspiegelung; aber sie sind nicht unser persönliches Eigentum. So kann gesagt werden, daß wir, während wir die Kraft haben, Liebe und Zuneigung zu unseren Kindern, unseren Frauen oder Männern auszudrücken, diese Zuneigung nicht auf sie allein begrenzen. Wir wissen auch, daß das göttliche Gemüt die Wesenseinheit jeder Idee in alle Ewigkeit klar und frei erhält.

Wenn wir in der Christlichen Wissenschaft fortschreiten, werden auch unsere menschlichen Zuneigungen geläutert und kommen der Liebe näher, die die Liebe widerspiegelt. Das Wachstum unseres geistigen Verständnisses ändert nach und nach unsern Begriff von dem, was Liebe ist. Mrs. Eddy spricht vom göttlichen Prinzip als der Liebe; daher wirkt die Liebe als Prinzip. In der Christlichen Wissenschaft Liebe ausdrücken, schließt kein Gefühl persönlicher Verantwortung für anderer Leute Probleme, für ihr Leben und ihre Entscheidungen in sich. Es bedeutet nicht eines andern Erlösung ausarbeiten; denn dies ist ja überhaupt nicht möglich. Jedes Glied einer Familie muß das eine Gemüt selber widerspiegeln; denn jedermann ist geistig unabhängig, und es sollte ihm überlassen werden, seine rechtschaffenen Pläne selber auszuarbeiten und seine rechten Entscheidungen selber zu treffen. Wenn jeder einzelne seine Einheit mit dem Gemüt beweist, verläßt er sich nicht mehr ungebührlich auf einen andern. Und wer möchte so unselbständig sein und versuchen, auf eines andern Kosten zu leben?

Der christlich-wissenschaftliche Denker hat das Vorrecht zu wissen, daß die Schöpfung aus Ideen besteht. In der göttlichen Ordnung gibt es keine Schmarotzergedanken.

Die Kinder sollten gelehrt werden, daß es nur ein unendliches Gemüt gibt, und sollten angehalten werden, sich nicht unnötigerweise auf ihre Eltern zu verlassen. Sie können häusliche Zusammenarbeit gelehrt werden, und daß Hilfsbereitschaft auf viele Arten ausgedrückt werden kann. Das Kind sollte früh gelehrt werden, sich intelligent auf die göttliche Liebe als die unendliche Versorgungsquelle zu verlassen. Eine solche weise Belehrung trägt unvermeidlich dazu bei, dem Vater oder der Mutter die Last persönlicher Verantwortung abzunehmen, und hilft der Familie ihre Versorgung jeder Art beweisen.

Die Christlichen Wissenschafter müssen oft innehalten und sich fragen: Ist das, was ich im Begriff bin zu tun, der Ausdruck des Prinzips, oder treibt mich ein Gedanke persönlicher Befriedigung oder vielleicht der bloße Wunsch zu gefallen? Wird der Schritt, den ich im Begriff bin zu tun, allen Beteiligten zugute kommen? Ein richtiges Verständnis der Liebe deckt irregeleitete Bemühungen, freundlich zu sein—Bemühungen, die auf falsche Empfindsamkeit gegründet sind—auf und läßt unser ganzes Geben dem Ausdruck des göttlichen Prinzips näher kommen.

Manchmal kommt es vor, daß ein Familienglied für ein anderes sorgen muß. Diese anfänglich mit liebevoller Willigkeit und Dienstbereitschaft übernommene Pflicht mag später lästig zu werden scheinen, weil Furcht, Müdigkeit und Selbstbedauern in das Denken des Dienenden eingedrungen sind. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 385): „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden”. Dienst als Forderung des Prinzips ist immer freudig. Alle Lasten werden in dem Verhältnis leicht, wie die Unwirklichkeit des Bösen erscheint.

Die Christliche Wissenschaft mag uns unsere Pflicht gegen Familie oder Eltern in etwas anderem Lichte als früher sehen lassen. Wir hören manchmal sagen, daß Kinder nicht mehr so pflichttreu seien, wie sie zu sein pflegten. Das rechte Pflichtgefühl entspringt der Aufmerksamkeit, der Verehrung und der Achtung. Ein Kind wird daher Pflichtgefühl gegen seine Eltern ausdrücken, wenn es sie achtet und verehrt und aufmerksam gegen sie ist. Ermangeln aber die Eltern der Charaktereigenschaften, die Achtung und Aufmerksamkeit erwecken, so kann man verstehen, warum auch das Kind der Achtung oder der Pflicht ermangeln kann. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß wir von anderen pfichttreuen Dienst nur erwarten können, wenn wir ihnen rechtschaffen dienen.

Wenn wir unser Forschen in der Christlichen Wissenschaft fortsetzen, entdecken wir, daß unsere einzigen wirklichen Verwandtschaften diejenigen sind, deren wir uns geistig bewußt sind. Wenn wir daher an dem Glauben festhalten, daß wir zu einer menschlichen oder materiellen Familie gehören, billigen wir die Ansprüche der Materie mit den Reibungen und Disharmonien, die einen solchen Gesichtspunkt begleiten. Was ist die wahre Familie? Im Lichte des geistigen Verständnisses wird es klar, daß sie der Ausdruck der Liebe ist. Sie bekundet Frieden, Harmonie und Vollkommenheit. Alle Ideen, die diese wahre Familie bilden, sind hilfreich und liebevoll, sind in dem einen Gemüt vereinigt, sind vollständig, werden göttlich gestützt und erhalten. Der Mensch ist immer eins mit Gott, eins mit dem Leben, eins mit dem Geist, eins mit der Liebe, eins mit der unendlichen Substanz und erfüllt immerdar die Forderungen des Prinzips. Wenn wir vom Standpunkte der Christlichen Wissenschaft aus denken, drücken wir in unseren menschlichen Verwandtschaften mehr Freudigkeit und Freiheit aus; und unsere geliebte Führerin hat im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch erklärt (S. 444): „Die Kinder Gottes in der göttlichen Wissenschaft sind eine harmonische Familie”.

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