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„Du bist der Mann”

Aus der März 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die, Vollkommenheit des Weltalls zwingt sich beständig jedem auf, der gewillt ist, sich vom Anschein abzuwenden und ein rechtes Gericht zu richten. Nicht ein Jota kann von der Schöpfung weggenommen, noch ihr hinzugefügt werden. Wären solche Veränderungen möglich, so würden sie die bestehende Ordnung aus dem Gleichgewicht bringen. Weder das Böse noch Krankheit oder Sterblichkeit kann Wirklichkeit oder Ständigkeit haben. Unvollkommenheit hat keinen Platz. Verunstaltungen oder Fehler hier oder dort würden hoffnungslose Verwirrung hervorrufen. „Das vollkommene Gemüt bringt Vollkommenheit hervor; denn Gott ist das Gemüt”, stellt Mary Baker Eddy auf Seite 239 ihres berühmten Buchs Wissenschaft und Gesundheit fest.

Wie unerklärlich es ist, daß der Durchschnittsmensch zögert, Vollkommenheit als sein Recht anzuerkennen! Da er nicht den Mut hat, auf seinem Stand als Mensch zu bestehen, hält er sich lieber für einen Sterblichen. Er wird ohne weiteres zugeben, daß der „wirkliche Mensch” vollkommen, geistig, unsterblich ist, als ob es einen unwirklichen Menschen geben könnte. Er mag sogar zugeben, daß sein „wahres Selbst”, wie er es nennt, ohne Fehler oder Schwachheit ist, als ob noch ein oder ein anderes Selbst gegenwärtig wäre. Wenn aber der unsterbliche Mensch, in dem die Intelligenz, die Lebenskraft und die Herrlichkeit der Wirklichkeit beieinander wohnen, geschildert wird und die stille, sanfte Stimme in ihm flüstert: „Du bist der Mann”, schreckt er vor den damit verbundenen Verantwortungen zurück und nimmt seine Zuflucht zur Selbstherabsetzung.

Selbst Jesus zog sich, als er bei seiner Taufe im Jordan zu der Tatsache erwachte, daß er der Sohn Gottes war, vom Menschengedränge ins Gebirge abseits vom Flusse zurück, um seine Kraft, das ihm von dem Ewigen vorgeschriebene Programm auszuführen, zu prüfen. Lange rang er mit der von dem Argument Ehrgeiz aufgeworfenen Frage: Soll ich die Erde beherrschen oder für die Wahrheit zeugen? Er wählte das letztere. Dadurch wurde er das Muster für alle Menschen und zerstörte für sich den Traum des sterblichen Daseins, um sich schließlich über die Widrigkeiten und Beschränkungen zu erheben, die die Materialität aufzuerlegen sucht. Jedem, der den Rang der göttlichen Sohnschaft annehmen will, steht der Weg offen zu vollbringen, was Jesus vollbrachte.

Es wird nicht in Abrede gestellt, daß jedermann dem Anschein nach eine Doppelnatur hat, einerseits gut, anderseits böse; unkörperlich in einer Hinsicht, körperlich in der andern; im allgemeinen sterblich, dennoch mit unsterblichen Augenblicken. Wordsworth zieht zu der scheinbaren Doppelnatur die Parallele, wenn er schreibt:

Der Schwan auf dem klaren Mariensee
Schwimmt doppelt: Schwan und Schatten.

Es sind aber nicht zwei Schwäne; es gibt keine zwei Arten Menschen. Schon ihrer Art nach ist des Menschen Wesenseinheit in der Einzahl, ewig heil und gesund und unversehrt. Der Abgelebte, der Verzweifelnde, der Sterbliche ist nicht ein Mensch, sondern eine falsche Vorstellung vom Menschen, die es für den, der sich selber kennt, nicht gibt. Paulus anerkennt den Sterblichen, jedoch nur bildlich, wenn er seinen Freunden einschärft, „den alten Menschen” abzulegen oder, nach Moffatts Übersetzung, „die alte Art beiseitezulegen”.

Einem Notleidenden wurde gesagt, daß ein Redner in einem Vortrag über die Christliche Wissenschaft vom Menschen als vollkommen, als dem Bild und Gleichnis Gottes gesprochen habe. „Das ist ganz recht”, war die Erwiderung, „wenn er den geistigen, den wirklichen Menschen meinte”. Diese Bemerkung enthüllt die scheinbare Macht, welche die zerstörende Zweiheitslehre auf manche Leute ausübt—die Lehre, daß es zwei Gemüter, zwei Leben, zwei Arten Menschen gebe, während die Erlösung in der Erkenntnis der ewigen Einheit der Dinge liegt—eines Lebens, das ewig ist; eines Menschen, der geistig und vollkommen ist. Dies alles ist für den, der auf die christlich-wissenschaftliche Kundgebung: „Du bist der Mann”, nicht achtet, ohne Bedeutung. Du anerkennst es als selbstverständlich und entkräftest deine Bestätigung, wenn du stammelnd sagst, mein „wirkliches Selbst” ist vollkommen. Nicht dein „wirkliches Selbst”, sondern „dein Selbst” ist vollkommen. Es gibt nur ein Selbst, das von Gott verliehene. „Es gibt nur ein Ego”, erklärt Mrs. Eddy auf Seite 249 ihres Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, wo sie schreibt: „Der Mensch ist die Widerspiegelung der Seele. Er ist das direkte Gegenteil von materieller Empfindung, und es gibt nur ein Ego”.

Widerwillig zugeben, wenn man in der Christlichen Wissenschaft an den vollkommenen Menschen erinnert wird, daß man der Mensch ist, und daß es keinen andern gibt, ist eine der traurigsten Erscheinungen der menschlichen Art. „Sie können nie Geistigkeit dartun, solange Sie sich nicht für unsterblich erklären und verstehen, daß Sie es sind”, lehrt Mrs. Eddy. „Die Christliche Wissenschaft ist unumschränkt; sie ist weder hinter dem Punkt der Vollkommenheit, noch rückt sie gegen ihn vor. Sie ist an diesem Punkt und muß von ihm aus betätigt werden. Wenn Sie nicht völlig wahrnehmen, daß Sie das Kind Gottes, also vollkommen sind, haben Sie kein Prinzip zu beweisen und keine Regel für seinen Beweis. Damit meine ich nicht, daß die Sterblichen die Kinder Gottes seien—weit entfernt davon” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 242).

Man beachte, wie der Apostel Paulus verwirft, was der sterbliche Mensch genannt wird: „Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn”! Sich von den Begrenzungen und Gebrechen, die der körperliche Sinn berichtet, abwenden und das Leben in seiner Fülle, seinem Reichtum, seiner wahren Innerlichkeit betrachten, heißt des Menschen Vollkommenheit und Fortdauer, seine Unversehrtheit und Unveränderlichkeit, seine Größe als den Ausdruck des Ewigen fühlen. In dieser Betrachtung betet man das Gebet des Gerechten, das viel vermag. Wie nahe also unser Heilmittel für jedes Übel ist! „Wie nahe der Schöpfer der Sterne ist!” ist eine Mahnung (The Christian Science Journal, Januar 1925, S. 533). Das unvermeidliche Ergebnis dieser Betrachtung, dieses wissenschaftlichen Gebets ist, einem die gespenstische Art der Materialität und der Sterblichkeit mit ihrem mutmaßlichen Menschen zu zeigen und einen zu der Erkenntnis aufzuwecken, daß „wir nun Gottes Kinder sind”.

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