Millionen Menschen, die zu den gegenwärtig kriegführenden Völkern gehören, scheint die Zukunft so voll von böser Vorbedeutung, von der Entbehrungs-, der Gefahr- und der Todesdrohung, daß eine der größten Fragen, die das Denken zur gegenwärtigen Zeit beschäftigen, sein muß: Gibt es keine Möglichkeit, diesem ganzen Übel zu entrinnen? Viele haben das Gefühl, daß sie dem sicheren Untergang entgegengetrieben werden, ohne sich widersetzen zu können. Ist dies aber unvermeidlich? Die biblische Geschichte zeigt, daß es nicht unvermeidlich ist, und daß die Menschen das Recht und die Macht haben, Gott gegen Ungerechtigkeit anzurufen.
Ein bekanntes Beispiel ist das der Kinder Israel in Ägypten, deren Knechtschaft so vollständig und überwältigend schien, daß sie keine Möglichkeit zu entrinnen sahen. Dennoch wurde die Knechtschaft überwunden und ein Weg aus ihr heraus gesunden. Und selbst, als sie sich einige Tage nach der Flucht in der scheinbar hoffnungslosen Lage befanden, daß sie zwischen das ungangbare Rote Meer und das nachjagende Heer Pharaos eingeschlossen waren, wurden sie wieder vom Unheil errettet und siegreich daraus herausgeführt.
Auch als Elisa zu Dothan eingeschlossen war und sein Diener die Stadt am frühen Morgen vollständig vom syrischen Heer umgeben sah, schien es dem menschlichen Sinn, als ob Unheil sie betroffen hätte. Aber Elisa war nicht beunruhigt. Er wußte den Ausweg, weil Gott ihn ihm gezeigt hatte, gerade wie Er ihn Mose gezeigt hatte.
Die Bibel enthält viele ähnliche Fälle des Schutzes: Daniels Befreiung aus der Löwengrube, Paulus’ und Silas’ Befreiung aus dem mazedonischen Gefängnis und andere ähnliche Befreiungen. Als seine Widersacher Jesus einen Abgrund des Berges, auf den seine Vaterstadt Nazareth gebaut war, hinabstürzen wollten, schritt er unverletzt mitten durch sie hinweg und ging ruhig seinen Weg.
In allen diesen Fällen handelte es sich im wesentlichen um denselben Vorgang. Es traten irrige Umstände ein, die über die Beteiligten Gewalt zu haben schienen. Aber in jedem Falle wurde die Vollendung des Unglücks abgewendet, die Gefahr abgewehrt und die mutmaßlichen Opfer durch göttliche Hilfe befreit. Man pflegte diese Befreiungen einem der Vergangenheit angehörigen und nicht mehr vorkommenden wunderbaren Eingreifen zuzuschreiben. Ist dies aber wahr?
In der Christlichen Wissenschaft ist es klar, daß kein wirkliches Gesetz aufgehoben wurde. Im Gegenteil, die biblischen Helden verließen sich auf die Macht Gottes, Zustände zu vernichten, die Seinem Gesetz entgegengesetzt waren. Ist es nicht sonderbar, daß irrige Umstände für normal gehalten werden, und daß ihre Aufhebung für wunderbar gilt? Wenn man Gott wirklich als das unendliche, allgegenwärtige, allmächtige Gute verstünde, würde man irrige Zustände gewiß als abnorm ansehen und erwarten, daß sie durch das natürliche Wirken des göttlichen Gesetzes umgekehrt werden.
Ein Punkt, den die biblischen Gestalten miteinander gemein hatten, war ihre Erkenntnis Gottes. Ihnen war Er nicht ein weit entfernter, verborgener Machthaber, der schwer zu entdecken und zu erreichen ist, sondern ein gegenwärtiger Gott, den sie in jeder Not um Hilfe anrufen und dessen wohltätiges Gesetz sie immer anwenden konnten. Daher konnten sie widrigen Umständen entgegentreten und sie umkehren.
Die göttliche Kraft und das göttliche Gesetz sind so ewig wie Gott. Hieraus folgt, daß sie im jetzigen Augenblick so anwendbar sind, wie sie es immer waren. Man muß sie nur wahrnehmen und Gebrauch von ihnen machen. Und die Christlichen Wissenschafter sind Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, tief dankbar; denn ihre Lehren befähigen sie, dies zu tun, so daß sie angesichts der Drohungen und Gefahren der gegenwärtigen kritischen Lage nicht hilflos sind.
Auf die Frage: „Wie würden Sie die Christliche Wissenschaft erklären?” antwortet Mrs. Eddy in ihrem Buche „Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft” (S. 1): „Als das Gesetz Gottes, das Gesetz des Guten, das das göttliche Prinzip und die göttliche Regel der allumfassenden Harmonie auslegt und beweist”. Hieraus ist ersichtlich, daß die Christliche Wissenschaft der Einschärfung Jesu: „Das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße!” Wirkung verschafft. Jesus sah, daß eine Änderung des Denkens Harmonie ans Licht bringen kann.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß das, was Materie zu sein scheint, nur der subjektive Zustand des sterblichen Gemüts ist. Das Himmelreich ist ein geistig mentaler Zustand. Mrs. Eddy legt es auf Seite 590 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” u.a. als „das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts” aus.
Es scheint daher, daß wir einerseits die Unwirklichkeit des materiellen Reichs des irrigen sterblichen Gemüts, anderseits das geistige Reich des Gemüts, wovon die Bibel handelt, beständig vor uns haben. Heutzutage ist uns dieses geistige Reich in der Christlichen Wissenschaft klar enthüllt, und es ist uns möglich gemacht, hineinzukommen, so daß wir wie Mose und andere biblische Seher Gelegenheit haben, von bedrückenden Umständen frei zu werden.
Wir können am Anfang dieser mentalen Wanderung von einer materiellen zu einer geistigen Grundlage nicht erwarten, sofort alles zu vollbringen, was jenen inspirierten Forschern vor alters nach vielem Wandern gelang. Aber durch die Wahrheit, die Christus Jesus und die Christliche Wissenschaft enthüllt haben, können wir einen Anfang machen und von unserer unmittelbaren Not sofort befreit werden. Jeder ernste und hingebende Christliche Wissenschafter beweist dies in dem Maße seines Verständnisses.
Folgende Veranschaulichung mag als hilfreich erfunden werden. Als im Jahre 1914 Krieg drohte, fragte sich ein Neuling in der Christlichen Wissenschaft, wie er dem Unglück entgegentreten könne. Durch Umkehrung des Zeugnisses des materiellen Sinnes sah er, daß es in Wirklichkeit keine Feindschaft und keinen Haß geben kann, da Gott die Liebe ist. Da Gott auch das Leben ist, kann es keinen Tod geben. Daher gab es in Wirklichkeit keine Grundlage für den Krieg. Seine Feststellungen auf diese wissenschaftliche Grundlage gründend, bejahte der Wissenschafter die Unwirklichkeit und Nichtsheit des Kriegs und die gegenwärtige Allheit und Nutzbarkeit des Friedens.
Das unmittelbare Ergebnis schien ihn zu enttäuschen; denn die Feindseligkeiten begannen, und er mußte in den Militärdienst einrücken. Der Standpunkt, den er eingenommen hatte, war für ihn jedoch so logisch richtig, daß er daran festhielt. Er tat alles, was seine Pflicht ihm gebot, weigerte sich aber, den Krieg als eine Wirklichkeit anzusehen oder sich unnötig Gedanken darüber zu machen, wenn er nicht Dienst hatte.
Infolgedessen kam er unverletzt, ja sogar gesegnet durch vier Kriegsjahre hindurch; und beiläufig bemerkt war alle Arbeit, die er zu verrichten hatte, schützend, nicht zerstörend. Wenn ihm dies beim Ausbruch des Kriegs vorhergesagt worden wäre, würde es ihm kaum möglich geschienen haben. Aber es geschah ganz natürlich und mühelos.
Dieses Beispiel und die ihm vorausgehende Erklärung sollen zeigen, daß es immer einen Weg des Entrinnens vom Bösen gibt, und daß man nie das hilflose Opfer eines grausamen, erbarmungslosen Verhängnisses zu sein braucht.
Der Christliche Wissenschafter weiß, daß die Liebe allein Befreiung und Besserung vollbringen kann. Selbst wenn man bewaffnet sein und die Sache seines Vaterlandes nachdrücklich unterstützen muß, kann man sein Denken vom Haß- und Streitmesmerismus frei halten und es mit Erbarmen und mit dem liebevollen Wunsche, seinem Mitmenschen zu helfen, füllen.
Wäre das menschliche Denken frei von Krieg, so könnte es keinen Krieg und keine Kriegsfolgen in der Erfahrung geben. Jeder einzelne kann sich so die Kraft geistiger Befreiung zunutze machen; und es wird klar, daß die Menschen in dem Maße, wie die Zahl derer, die dies entdecken und Gebrauch davon machen, beständig zunimmt, nach und nach in die Erfahrung der Menschheit den Zustand des tausendjährigen Reichs Christi bringen werden, den Jesaja vorhersah: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen”.
