Während der Gründung einer christlich-wissenschaftlichen Zweigkirche und der Ausführung ihres Kirchengebäudes bringen die Mitglieder viel Eifer, Hingebung an das Vorhaben und zusammenarbeitende Begeisterung zum Ausdruck. Es werden häufig Kirchenmitgliederversammlungen abgehalten, in denen Erörterungen über die geistige Bedeutung der „Kirche” den Stützpunkt bilden, auf dem der Hebel der Mittel und Wege ruhen kann.
Die in solchen Versammlungen gewonnene Inspiration hat vielen persönlich geholfen, den äußerlichen Augenschein der Versorgung selber zu erfahren, so daß sie freigebig zum Kirchenbaufonds beitragen konnten.
Auf Seite 583 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” erklärt Mary Baker Eddy „Kirche” als „den Bau der Wahrheit und der Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”. Sie erklärt sie ferner als „diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt und das Menschengeschlecht höher hebt”. Diese Begriffsbestimmung hilft dem gewissenhaften Wissenschafter, sich die rechte Ansicht von Kirchenbau zu bewahren.
Wenn der materielle Bau ausgeführt ist, können die Mitglieder versucht sein, auf ihren Lorbeeren auszuruhen oder gleichgültig zu werden. Gegen diese Annahme der Reaktion müssen sie sich schützen. Eine solche Einflüsterung wird durch das Wissen überwunden, daß es keine Rückwirkung, keinen Zustand der Untätigkeit gibt, und daß das Kirchenbauen im weiteren Sinne nach der Ausführung des Kirchengebäudes fortdauert. Das dieser fortdauernden Tätigkeit gewidmete Denken sollte und kann von einem ähnlichen Eifer beseelt sein wie das bei der Ausführung des sichtbaren Baus bekundete.
Wenn eine Kirche die Mittel zur Deckung der allgemeinen Ausgaben und der Kosten der Instandhaltung nicht reichlich aufbringt, können Versammlungen wie diejenigen, in denen das Problem der Ausführung des Gebäudes gelöst wurde, das Bedürfnis befriedigen. Wenn sie abgehalten werden, müffen wir uns dagegen schützen, daß der Irrtum uns des möglichen Wertes solcher Versammlungen verlustig gehen läßt. Eine ähnliche Einflüsterung ist in folgender Erklärung im Buche Hiob angedeutet: „Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen”. Aber mentale Wachsamkeit wird die Austreibung des Irrtums, deren Gewißheit versichert ist, beschleunigen; denn nach der Vision des Offenbarers „ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dorthin geworfen”.
Wenn wir sehen, daß wir Christliche Wissenschafter uns fortdauernd mit dem Kirchenbauen im weiteren Sinne beschäftigen, erkennen wir leicht, daß wir als Mitglieder einer Zweigkirche reichlich zu tun haben, die Wahrheit denen zu bringen, die in allerlei Not sind. Die während der Bauausführung einer Zweigkirche für nötig erachtete geistig mentale Tätigkeit ist fortdauernd nötig, um den „Beweis ihrer Nützlichkeit” zu erweitern und ihren Einfluß im „Höherheben des Menschengeschlechts” auszudehnen. In dieser Tätigkeit verharren, drückt die Fortdauer des Kirchenbauens wahrhaft aus, nicht nur im Befreien der Kirche von Schulden, wenn dies eines ihrer Bedürfnisse ist, sondern auch im Ausdehnen ihrer heilenden Arbeit.
Weil Mrs. Eddy die vielen Tätigkeiten zur Förderung der Christlichen Wissenschaft eingesetzt hat und wir ihre Führerschaft fraglos annehmen, sollten wir das große Verlangen haben, liebevoll zum Gedeihen aller Kirchentätigkeiten beizutragen. Wenn wir in diesen Tätigkeiten nicht mitwirken, weil wir glauben, keine Zeit zu haben, können wir uns fragen: Trachte ich „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit”? und: Bin ich so dankbar, im Dienste Gottes zu geben, wie ich dankbar bin, Seine Wohltaten zu empfangen?
Uns entschuldigen, daß wir nicht dienen, weil wir glauben, in einem Mitarbeiter einen Irrtum zu sehen, würde dem Davonlaufen vor dem Irrtum gleichkommen. Wir können vor dem Anschein des Bösen in uns oder in anderen nicht davonlaufen, wenn wir es wollten, und sollten es auch nicht, wenn wir könnten. Wenn wir den Irrtum als unpersönlich und in keinem Zusammenhang mit dem wirklichen Selbst unseres Nächsten sehen, können wir bestimmter sehen, daß er kein Teil von uns ist, wenn er uns an unserer eigenen mentalen Türschwelle begegnet. Wir mögen glauben, wir seien sehr wachsam, wenn der Irrtum in Gestalt einer physischen Disharmonie Einlaß begehrt. Sind wir aber ebenso wachsam, wenn er in einer Gestalt erscheint, die uns versuchen möchte, ihn persönlich zu machen oder ihn auf jemand anders abzuladen?
Als Mose den Irrtum in Gestalt einer Schlange vor sich sah, floh er vor ihr; aber er wurde geführt, zurückzukommen und sie zu handhaben. So wurde sie zu einem Stab in seiner Hand—zu dem Verständnis, Einflüsterungen des fleischlichen Gemüts zu überwinden.
Wenn wir den Irrtum ungeachtet der Art seines Herannahens als das, was er ist—nichts—sehen, ziehen wir uns nicht zurück, sondern gehen weise und recht vorwärts und zerstören ihn. Die Weide, auf der wir sein mögen, ist so grün wie die über dem Berge; und wenn wir wachsam sind, sehen wir, daß auf der Weide, auf der wir sind, reichlich Raum ist, uns in Wachsamkeit zu üben.
Wenn uns einer bittet, ihm beim Lösen eines Problems zu helfen, suchen wir uns nicht zuerst zu vergewissern, ob er unserem menschlichen Sinn der Vollkommenheit gerecht wird, ehe wir uns entschließen, ihm zu helfen. Wenn wir uns so verhielten, könnten wir nicht in der Wissenschaft den vollkommenen und geistigen Menschen im Bild und Gleichnis Gottes sehen. Hilfe ist wegen der scheinbaren Unvollkommenheiten des menschlichen Daseins nötig. So verhält es sich auch mit unserer Kirchenorganisation. Wenn wir klar genug sehen können, daß wir den Balken aus unserem Auge ziehen, sehen wir auch, daß wir die Tätigkeiten unserer Kirche unterstützen müssen, und helfen denen, die, obgleich sie der von Jesus bestimmten Norm nicht gerecht werden, die christlichen Verfahren auszuführen suchen, die Mrs. Eddy eingesetzt hat, um „das Menschengeschlecht höher zu heben” und „das schlafende Verständnis aufzuwecken”. Jesus sagte: „Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein rechtes Gericht”, und: „Niemand ist gut denn der einige Gott”.
Die Christlichen Wissenschafter haben die große Offenbarung der Christlichen Wissenschaft gemeinsam, und in dem Maße, wie sie sich der Wahrheit gewissenhaft widmen, verdienen sie gegenseitige Liebe und Unterstützung. Ein passendes Maß, woran wir unsere Liebe zur Wahrheit in der Fortdauer alles dessen, was zum Kirchenbauen gehört, messen können, haben wir in Mrs. Eddys Worten auf Seite 94 und 95 in „Rückblick und Einblick”: „Ich bin überzeugt, daß die Christlichen Wissenschafter nur durch die Bescheidenheit und die ungewöhnliche Liebe, die wir in Jesu Laufbahn sehen, zur Aufrichtung des Reiches Christi auf Erden beitragen können. Im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung trug Jesu Lehre viel Frucht, und der Vater wurde dadurch verherrlicht. In unserer Zeit und in den kommenden Jahrhunderten wird dieser ‚Baum des Lebens‘, vom Tau der göttlichen Wissenschaft getränkt, in größerer Freiheit aufblühen, und seine Blätter werden ‚zu der Gesundheit der Heiden‘ dienen”. Und sie führt folgenden Vers von A. E. Hamilton an:
Müht euch um Gottes Kraft
Zu rechtem Trost,
Daß ihr gesegnet seid —
Von Gott bestimmt
Zu einem Sein, dem Mitgefühl geweiht.
Leicht unter Kummers drückendem Gewicht
Ein Herz zerbricht,
Und Tröstende mit Christi sanfter Hand
Braucht jedes Land.
