Treue ist eine Eigenschaft, die auszudrücken jeder Rechtdenkende aufrichtig wünscht. Es erhebt sich unvermeidlich die Frage: „Gegen was oder wem soll man treu sein?” Für den Christlichen Wissenschafter kann es nur eine Antwort geben, nämlich dem Prinzip. Denn Treue gegen das Prinzip schließt jede rechte Treue gegen das Vaterland, die Kirche, gegen Freunde, den Arbeitgeber, die Familie und gegen sich selber in sich.
Unsere Führerin Mary Baker Eddy läßt uns hierüber nicht im Zweifel; denn auf Seite 183 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” finden wir die fesselnde Stelle: „Das göttliche Gemüt verlangt mit Recht des Menschen ganzen Gehorsam, seine ganze Neigung und Stärke. Kein Vorbehalt wird für irgendeine geringere Pflichttreue gemacht. Gehorsam gegen die Wahrheit verleiht dem Menschen Macht und Stärke. Unterwerfung unter den Irrtum führt Verlust an Macht herbei”. Alle Macht und alles Vollbringen sind also in der Treue gegen Gott, das göttliche Prinzip, zu finden.
Weil der Mensch die vollständige und vollkommene Widerspiegelung Gottes ist, ist man dem Prinzip nur treu, wenn man göttliche Eigenschaften in allen seinen Tätigkeiten ausdrückt. Man kann den Glauben, daß man krank, abgelebt, unehrlich oder arm sei, nicht für wahr halten; denn der wirkliche Mensch in Gottes Gleichnis drückt Gesundheit und Vollständigkeit, Stärke und Lebenskraft, Redlichkeit, Fülle und Freigebigkeit aus.
Widerstreitende materielle Kräfte in der ganzen Welt kämpfen um die Obergewalt. Ihre Machtansprüche sind eine direkte Herausforderung des Christentums und der Lehren der Christlichen Wissenschaft, die erklärt, daß die einzige Macht der Geist, das allmächtige Prinzip, Gott, ist.
Angesichts des Kriegs, wenn alles dem einen Zweck der Besiegung des Feindes untergeordnet werden muß, ist der Christliche Wissenschafter dem Prinzip, Gott, treu. Nicht nur sein ganzes Handeln, sondern auch sein ganzes Denken ist von dem Verlangen nach dem Sieg der Gerechtigkeit und einem dauernden Frieden getrieben. Von seinem Denken den falschen Sinn des Selbst entfernend, verrichtet er seine Arbeit, welcher Art sie auch sei, und wo er auch sein mag, wissend und erklärend, daß Gott die einzige Macht ist, und daß Er die Welt in Gerechtigkeit regiert.
Vor über einem halben Jahrhundert schrieb Mrs. Eddy im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch (S. 96): „Schon heute wird diese materielle Welt zum Kampfplatz widerstreitender Gewalten. Auf der einen Seite wird Disharmonie und Schrecken, auf der andern Wissenschaft und Friede sein. Der Zusammenbruch der materiellen Annahmen mag Hungersnot und Pestilenz, Not und Elend, Sünde, Krankheit und Tod zu sein scheinen, die neue Erscheinungsformen annehmen, bis ihre Nichtsheit zum Vorschein kommt. Diese Unruhen werden bis zum Ende der Irrtums fortbestehen, bis alle Disharmonie in geistiger Wahrheit verschlungen sein wird”. Und weiter unten fährt sie fort: „Während dieses letzten Kampfes werden sich arge Gemüter bemühen, Mittel und Wege zu finden, mehr Böses auszuführen; aber diejenigen, die die Christliche Wissenschaft erkennen, werden das Verbrechen im Zaum halten. Sie werden bei der Austreibung des Irrtums mithelfen. Sie werden Gesetz und Ordnung aufrechterhalten und freudig die Gewißheit der schließlichen Vollkommenheit erwarten”.
Wie können die Christlichen Wissenschafter „das Verbrechen im Zaum halten” und „bei der Austreibung des Irrtums mithelfen”? Durch treues Festhalten am Prinzip! Wie die Propheten, deren geschriebene Worte die Menschen inspirieren, den einen Gott anzubeten, ihr Verständnis der wahren Art der Gottheit behaupten konnten, so halten heute die Christlichen Wissenschafter treu an ihrem Verständnis des göttlichen Prinzips fest. Sie beweisen in ihren täglichen Tätigkeiten die Einheit und Allheit Gottes.
Wie kann einer seinem Vaterlande wahrhaft treu sein, wenn das Betragen einiger, die die Gesetze machen, auslegen oder in Kraft setzen, mit seinem eigenen höchsten Verständnis von Billigkeit und Gerechtigkeit im Widerspruch zu stehen scheint? Wenn menschliche Regierungen Gerechtigkeit zu verdrehen scheinen, kann man wissen und erklären, daß der eine Gesetzgeber Gott ist, und daß nur die Wahrheit Sein Gesetz auslegt. An dieser göttlichen Tatsache festhalten, verhindert Ungerechtigkeit und hilft die Furcht vor Betrug und Begünstigung zerstören.
Im Buche des Propheten Jesaja lesen wir: „Der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König; der hilft uns!” Wer dafür arbeitet, daß gerechte Regierung zum Ausdruck kommt, kann wissen und erklären, daß Gehorsam gegen die Gesetze Gottes Harmonie, Gesundheit, Vollständigkeit, Freiheit, Unparteilichkeit, Gerechtigkeit, Fülle und nützliche Tätigkeit erzeugt, weil Gott der eine Gesetzgeber ist. In einer gerechten Regierung kann es keine Grausamkeit, keinen Haß, keine Beherrschung, keine Unehrlichkeit, keine Betrügerei, keine Habgier, keinen Geiz und keine Selbstsucht geben. Sollte es aber scheinen, daß diese Irrtümer bekundet werden, so findet man Ermutigung in der durch Hesekiel geäußerten Verheißung Gottes: „Ich will die Krone zunichte, zunichte, zunichte machen, bis der komme, der sie haben soll”.
Der Christliche Wissenschafter muß seinem höchsten Verständnis der Kirche und der von unserer Führerin ins Leben gerufenen großen Bewegung immer treu sein. Dies verpflichtet ihn, jede zur Verbreitung ihrer Lehren bestimmte rechte Tätigkeit aufrichtig und andachtsvoll zu unterstützen; die Beamten Der Mutterkirche und seiner lokalen Kirche zu unterstützen und ihnen so in der Erfüllung ihrer Pflichten liebevoll zu helfen. Er weiß und erklärt, daß die wahre. Kirche aus dem göttlichen Prinzip hervorgeht und nicht umgestoßen werden kann. Er weiß und erklärt auch, daß die von unserer Führerin gegründete Kirche ihren Zweck, die Menschheit zu segnen und die heilende Kraft der Wahrheit und der Liebe zu beweisen, weiter verfolgen wird.
Der Ausüber, der dem hohen Zweck seiner heiligen Arbeit treu ist, weicht in seinem heilenden Wirken nicht von den Regeln der Christlichen Wissenschaft ab. Er tritt den Anmaßungen des materiellen Sinnes mit der Wahrheit entgegen. Die göttliche Weisheit regiert ihn, und er ist den Forderungen des Handbuchs Der Mutterkirche gehorsam.
Treue gegen das Prinzip zwingt jeden Christlichen Wissenschafter anzuerkennen, daß Mrs. Eddy ihren Platz als Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft und als die eine und einzige Führerin der Bewegung rechtmäßig einnimmt. Sie, die gehaßt und verfolgt jahrelang arbeitete, der Menschheit das neu-alte Evangelium der Christusheilung zu geben, sollte geliebt und geehrt werden; und jeder Wissenschafter muß wachsam und klug sein, wenn er die Tatsachen denen darbietet, die das große Werk, das sie für die Menschheit vollbrachte, noch nicht schätzen.
Wer seinem Arbeitgeber wahrhaft treu ist, braucht nicht zu befürchten, daß er entlassen wird, oder daß er übersehen oder ungenügend bezahlt wird, noch wird er sich als Werkzeug für unehrliches und ungerechtes Handeln gebrauchen lassen. Wer sich in einer Lage befindet, in der von ihm verlangt wird, ungesetzlich oder unehrlich zu handeln, kann wissen und erklären, daß das unendliche Gemüt ihm zeigen wird, was für menschliche Schritte unter den obwaltenden Umständen nötig sind, um entweder dem unehrlichen Handeln ein Ende zu machen oder ihn an den Platz zu führen, wo er für Wahrheit und Ehrlichkeit eintreten kann.
Eine junge Angestellte, die in einer Fabrik die Besuche empfing, wurde angewiesen, zu einem früheren Angestellten, der mehrmals gekommen war, um nach einer Anstellung zu fragen, wenn er wieder kommen sollte, zu sagen, daß der Geschäftsführer nicht anwesend sei. Nach kurzem Zögern fragte sie, ob sie sagen könne, daß der Geschäftsführer ihn nicht sprechen wolle, da keine Stelle für ihn offen sei. An jenem Abend sagte der Geschäftsführer zu der Bürovorsteherin, sie möge die Besuchsempfängerin in eine andere Abteilung versetzen. Es wurde jedoch vorerst keine Änderung getroffen, und etwa 14 Tage später nahm der Geschäftsführer diese Anweisung zurück. Er erklärte dann, daß er gehört habe, daß die Leute, die in dem Geschäft vorsprachen, einen guten Eindruck von der Firma bekommen hätten, weil sich die junge Angestellte so hilfreich erwies und immer die Wahrheit sagte, so daß man sich auf das, was sie sagte, verlassen konnte. So behielt sie dadurch, daß sie dem Prinzip treu war, nicht nur ihre Stelle, sondern gewann auch die Achtung ihres Arbeitgebers.
Wer treu ist, schützt den guten Ruf eines Freundes, wenn dessen Charakter angegriffen wird. Er hilft ihm taktvoll die Fehler überwinden, die ihn in seinem Vorwärtskommen gehindert haben mögen. In Zeiten der Bedrängnis steht er seinem Freunde bei und ermutigt ihn, tapfer weiterzugehen, wissend, daß die immergegenwärtige Liebe ihn stützt.
Es kann manchmal schwierig scheinen, seiner Familie und zugleich seinem höchsten Gottesverständnis treu zu sein. Wenn Zwietracht und Widerstand im Heim zu herrschen scheinen, dann ist wahre Treue gegen das Prinzip in der Tat der einzige rechte Weg, das Problem zu lösen. Christus Jesus fragte: „Wer ist meine Mutter und meine Brüder?” Seine Frage selber beantwortend, wies er auf seine Nachfolger hin mit den Worten: „Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter”. In Wissenschaft und Gesundheit gibt Mrs. Eddy viel heilsame Ermahnung, die, befolgt, unsere Beziehungen harmonisch machen hilft. Wenn man ernstlich um göttliche Führung bittet, entfaltet sich in unserem Bewußtsein der Weg wahrer Treue in allen Beziehungen, und es ist der Weg der Treue gegen das göttliche Prinzip.
In Shakespeares „Hamlet” finden wir die wohlbegründete Ermahnung:
Dies über alles: sei dir selber treu.
Und hieraus folgt, so wie die Nacht dem Tage,
Du kannst nicht falsch sein gegen irgend wen.
Wer sich selber recht treu ist, ist seinem höchsten Begriff vom Menschen treu. Er weigert sich, sich als krank, sündig, arm, entmutigt, furchtsam, abgelebt oder irgendeinen andern bösen Zug bekundend zu sehen. Er hält in seinem Bewußtsein immer die geistige Tatsache aufrecht, daß des Menschen wahre Erbschaft Vollständigkeit, Vollkommenheit, Gesundheit, Unversehrtheit, Fülle, Lebenskraft und Freude ist, und beansprucht diese Eigenschaften für sich als den individuellen Ausdruck des unendlichen Gemüts.
Im Buche Nehemia haben wir die Geschichte eines Mannes, der Gott treu war und gegen den König, dessen Mundschenk er war, aufrichtig war. Zweifellos erhielt Nehemia als Anerkennung des treuen Dienstes, den er dem König geleistet hatte, die Erlaubnis, nach Jerusalem zurückzukehren und die Mauer der Stadt wiederaufzubauen. Während er die Bauausführung leitete, bewahrte er sowohl dem König als auch seiner wichtigen Arbeit wachsame Treue. Die angreifenden mentalen Einflüsterungen seiner Feinde hielten ihn nicht von der Vollendung seiner Aufgabe ab.
Wie Nehemia vor alters muß heute der Christliche Wissenschafter seinem hohen Beruf treu bleiben. Immer seiner Pflicht treu, horcht er nicht auf den Tobia des persönlichen Sinnes, der ihn von seiner mentalen Arbeit wegrufen will, noch läßt er sich durch Saneballats Furchteinflüsterungen abhalten, standhaft für das Recht einzutreten; und der Gesem der Unwahrheit kann ihn nicht seiner Redlichkeit berauben. Materielle Interessen kommen in seinen Tätigkeiten an zweiter Stelle. Er weiß, daß die wichtigste Arbeit des Christlichen Wissenschafters ist, Heilung dorthin zu bringen, wo Krankheit ist, Trost, wo Leid ist, und Mut, wo Furcht ist.
Wer dem göttlichen Prinzip wahrhaft treu ist, weiß wie der Apostel Paulus, „daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn”.
