Wenn junge Leute in das Geschäfts- oder Berufsleben hinaustreten, können sie manchmal nicht sofort eine Stellung in der Arbeit bekommen, für die sie ausgebildet worden sind. In einer solchen Lage muß man sehr wachsam sein, um keine Gedanken der Entmutigung und Unzufriedenheit aufkommen zu lassen, die Rastlosigkeit und Ungewißheit hervorrufen würden. In dem Versuch zu entscheiden, was zu tun recht ist, kann man wertvolle Zeit verlieren und nichts erreichen.
Vergegenwärtigt man sich jedoch, daß alle ehrliche Arbeit Gottes Arbeit ist; ist man jeden Tag bestrebt, klarer zu erkennen, daß der Mensch an seinem rechten Platze ist und die Arbeit tut, die Gott von ihm getan haben will, so wird man sich über Entmutigung erheben und seinen Weg klarer sehen. Gott gibt uns nicht Talente und beraubt uns dann der Gelegenheit, sie anzuwenden. Weil der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes ist und auf allen seinen Wegen Gott ausdrückt, ist es Gott, der in ihm wirkt „beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen”. Daher können wir überzeugt sein, daß uns unser rechter Platz gezeigt werden wird.
Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy spricht in ihren Schriften oft vom rechten Gebrauch der Talente und von der Notwendigkeit getreuer Pflichterfüllung bei der Ausführung jeder Arbeit, die von uns verlangt wird. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt sie (S. 323): „Wenn wir ‚über wenigem getreu‘ gewesen sind, werden wir über viel gesetzt werden; aber das eine ungenutzte Talent vergeht und ist verloren”. Vielleicht ist die Arbeit, die wir tun, nicht gerade das, was wir selber wählen würden. Sie kann zu dem „wenigen” gehören, worüber wir uns getreu erweisen müssen, um dann würdig erfunden zu werden, über die Arbeit gesetzt zu werden, für die wir uns zu eignen glauben. Jede Erfahrung ist eine Gelegenheit, die Eigenschaften Geduld und Ausdauer zu entfalten, und diese werden uns zu höherer Arbeit führen.
Ein geschichtlicher Rückblick weist die Namen vieler auf, die durch Ausdauer große Nützlichkeit und Befriedigung erlangt haben. Benjamin Franklin, Abraham Lincoln, Thomas A. Edison und viele andere bewiesen den Wert bestimmter getreuer Bemühung in der Anwendung ihrer Talente.
Christus Jesus lebte anscheinend etwa 30 Jahre lang still und unbekannt in der kleinen Stadt Nazareth, ehe er seine wunderbare dreijährige Heil- und Lehrtätigkeit begann, die sein Evangelium in der ganzen Welt verbreiten und die Norm für die Geschicke der Menschen aller folgenden Jahrhunderte bestimmen sollte. Es ist nur natürlich anzunehmen, daß Jesus während jener Jahre in Nazareth viele Stunden damit zubrachte, Joseph bei seiner Zimmermannsarbeit zu helfen, wohl wissend, daß dies nicht seine Lebensarbeit sein würde.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, forschte und arbeitete viele Jahre, ehe sie die große Aufgabe der Gründung ihrer Kirche und Bewegung vollbrachte. Schon von Kind auf hatte sie das tiefe Verlangen, ein höheres Verständnis Gottes und des Menschen zu gewinnen und es der Welt mitzuteilen. Sie hatte viele Jahre nach sterblichem Zeitbegriff gelebt, ehe sie diese Arbeit begann, und nie verlor sie ihr Ziel aus den Augen. Die Umstände ihrer Entdeckung beschreibend, bemerkt sie in Wissenschaft und Gesundheit (S. 107): „Gott hatte mich viele Jahre hindurch gnädig für die Empfängnis dieser endgültigen Offenbarung des absoluten göttlichen Prinzips wissenschaftlichen mentalen Heilens vorbereitet”. Und auf Seite 109 schreibt sie: „Das Forschen war lieblich, ruhevoll und von Hoffnung getragen, weder selbstisch noch niederdrückend”. Während der Jahre, in denen Gott sie vorbereitete, gab es zweifellos Zeiten, in denen sie andere Arbeit tun mußte als die, welche direkt zu ihrem Ziel zu führen schien; aber sie tat sie gern und gut.
Wenn wir die weitreichenden Folgen der Arbeit großer Männer und Frauen betrachten, gewinnen wir wieder Mut und Inspiration, jede Arbeit, die wir zu tun haben, gut und getreu zu verrichten. Paulus, der ein hervorragendes Beispiel geduldiger Ausdauer war, sagte: „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget”. Und was ist Gottes Verheißung? Wir lesen in den Psalmen: „Wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gut gesättigt”.
Wir können daher versichert sein, daß wir in dem Maße, wie wir geduldig und unbeirrt bestrebt sind, unsern Willen dem Willen Gottes unterzuordnen und uns in jeder uns zugewiesenen Arbeit von Ihm führen lassen, die Freude haben werden, unsere Talente angewandt zu sehen.
