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Widerspiegelung

Aus der Juni 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Begriff Widerspiegelung bereitet dem Neuling in der Christlichen Wissenschaft manchmal Schwierigkeiten, indem ihn das oft angewandte Bild eines Spiegels an eine Trennung zwischen dem, was widergespiegelt wird, und der Widerspiegelung denken läßt.

Webster erklärt jedoch das Zeitwort „widerspiegeln” als „mental erwägen; besonders ernstlich darauf achten, was im Gemüt vorgeht; auf die Tatsachen oder Erscheinungen des Bewußtseins achten”. Und „Widerspiegelung” erklärt er als „einen Zustand, in dem das Gemüt seinen eigenen Inhalt erwägt”.

Auf Seite 515 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy: „Der ewige Elohim schließt das Ewig-Weltall in sich”. Der ewige Elohim oder das unendliche Gemüt schließt nur sich selber in sich, besteht durch sich selber, drückt sich selber aus. Da Gott das Gemüt ist, schließt Er „das Ewig-Weltall” als Idee in sich. Es gibt nur ein Gemüt und nur ein Weltall. Nichts besteht außerhalb des Reichs der allumfassenden Unendlichkeit.

So ist Widerspiegelung die Tätigkeit des sich in sich selber entfaltenden Gemüts. Diese Entfaltung oder Offenbarung ist geistige Schöpfung. Widerspiegelung ist nie außerhalb des Gemüts. Sie findet immer im Gemüt statt. Sie nimmt an der Art des Gemüts teil und drückt die unendliche Fähigkeit des Gemüts aus und macht sie nutzbar. Sie ist gänzlich mental; und weil das Gemüt der Geist ist, ist sie ganz geistig.

Wie können wir nun diesen Begriff von der Widerspiegelung zu der Erläuterung durch den Spiegel in Beziehung bringen? Jeder Versuch, das Göttliche oder das Geistige mit menschlichen Ausdrücken zu erläutern, ermangelt der genauen Übereinstimmung. Keine menschliche Erläuterung kann das Göttliche vollkommen darstellen; aber gewisse Bilder und Vergleiche können uns wertvolle Lehren geben und uns zum Nachdenken veranlassen. So lehrte Jesus die tiefen Wahrheiten vom Himmelreich in den Gleichnissen vom Sauerteig und vom verborgenen Schatz, und Mrs. Eddy gebraucht den Spiegel, um den Vorgang der Widerspiegelung einigermaßen zu erläutern. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 515): „Nenne den Spiegel göttliche Wissenschaft und den Menschen die Widerspiegelung”; und in „Nein und Ja” (S. 9) erklärt sie Wissenschaft als „die Gegenwart Gottes”.

Wenn wir von dem Spiegel lesen, laßt uns an das alles in sich schließende, allumfassende Gemüt oder Gott und an den Menschen als die Widerspiegelung denken! Denn er erscheint in voller Herrlichkeit in diesem Gemüt, in der strahlenden Atmosphäre der Seele; er ist der wahre Augenschein der ewigen Einheit des göttlichen Seins selber. Dann können wir „beachten, wie treu, der Christlichen Wissenschaft gemäß, die Widerspiegelung ihrem Urbild ist”, wie Mrs. Eddy in Fortsetzung der oben angeführten Stelle aus dem Lehrbuch schreibt.

Unendlichkeit ist Gegenwart, Koexistenz, Einssein, der Trennung unfähig. So besteht die Widerspiegelung immerdar ohne Zeit in der Ewigkeit. Sie ist augenblicklich, beständig, dauernd, vollständig. Sie kann nicht aufgehalten, unterbrochen oder verstümmelt werden. Widerspiegelung ist Handlung, nicht Stockung; Entfaltung, nicht Hemmung. Die Widerspiegelung, die das Ergebnis der Tätigkeit des Gemüts ist, bekundet sowohl Intelligenz als auch Substanz. Täuschung und Entleerung sind dem Gemüt unbekannt.

Widerspiegelung tut nichts von sich selber, besitzt nichts von sich selber, erzeugt nichts von sich selber, ist nichts von sich selber. Das Gemüt schafft, beseelt, beherrscht, regiert und bildet seine Widerspiegelung selber. Gott ist Ursache, der Mensch ist Wirkung. Durch den geistigen Sinn erkennt das Gemüt sich selber in der Unendlichkeit der göttlichen Widerspiegelung. Die Widerspiegelung des unendlichen Gemüts ist unendlich.

Das geistige Gesetz erhält die Widerspiegelung. Die Widerspiegelung kann nicht umgekehrt werden. Daher gibt es kein Gesetz, d.h. keine Notwendigkeit, keine Wirklichkeit oder Gegenwart für Alter, Krankheit, Tod oder Begrenzung, da es diese in der Unendlichkeit des vollkommenen Gemüts nicht gibt. Der Mensch ist kein Sterblicher, ist nicht von Gott getrennt, versucht nicht vergeblich, Ihn widerzuspiegeln. Der Mensch ist Widerspiegelung. Er ist völlig geistig. Wir sollten zu dieser großen geistigen Tatsache des Seins aufwachen und die Möglichkeiten, die sie bietet, beweisen.

Der wahre Begriff von der Widerspiegelung ist die Lösung des Problems Mangel. Die Menschheit bemüht sich beständig, das Gute materiell zu vervielfältigen. Das menschliche Bemühen zu forschen und zu vollbringen ist allgemein auf dieses Ziel gerichtet. Die Menschen arbeiten dafür, kämpfen dafür, opfern dafür, sterben sogar dafür, sind aber nie befriedigt. Von Anfang an ist das sterbliche Dasein Begrenzung. Geburt schließt Tod in sich, und alles in der Erfahrung der Sterblichen zwischen diesen beiden Punkten ist begrenzt. Wer von uns hat nicht schon einmal gedacht: Wenn ich nur mehr Geld, mehr Gesundheit, mehr Gelegenheit oder mehr Freunde hätte, so würde mein Problem gelöst werden! Wäre dies aber der Fall? Was sich menschlich nennt, schließt keine Lösung in sich. Die Christliche Wissenschaft allein enthüllt die wissenschaftliche, geistige Lösung des Problems des Seins. Die Vervielfältigung oder Vermehrung des Guten ist nur in geistiger Widerspiegelung zu finden. Der Mensch als unendliche Widerspiegelung kennt keine Grenze. Die Grenzen des sterblichen Daseins verschwinden im Beweis des geistigen Seins.

Unendliche Widerspiegelung ist Fülle, nicht Anhäufung. Sie ist Ausdruck, nicht Aufsparung. In der Widerspiegelung gibt es keine leeren Räume, keine unbenützten Plätze, keine lästigen Verantwortungen, keine verkümmernden Beziehungen. Jede Idee ist bestimmt und frei, vom unfehlbaren göttlichen Prinzip regiert, dem Prinzip gemäß sich bewegend, sich entfaltend und fortschreitend. Die Widerspiegelung altert nicht, reift nicht heran, entartet nicht. Sie irrt nie. Sie stirbt nie. Die Widerspiegelung ist unveränderlich; sie besteht immerdar auf dem Standpunkt der Vollkommenheit. Sie kennt keine Mühe, keine Anstrengung, sie kommt von selbst, ist fortdauernd.

Der Vorgang der Widerspiegelung hinterläßt keine Leere. Furcht und begrenztes materielles Denken erwecken den Anschein einer Leere—wie z.B. Abnützung einer Sache durch Gebrauch. In der Unendlichkeit geistiger Widerspiegelung gibt es keine Leere. Wenn es keine Furcht und kein begrenztes Denken gäbe, würde jeder Anschein einer Leere natürlich und unvermeidlich ausgefüllt werden. Die Widerspiegelung kann nicht vermindert, verhindert, ausgelöscht oder getilgt werden. Sie stockt nie. Wenn das Gemüt zu wirken aufhörte, würde es keine Widerspiegelung mehr geben. Das geistige Bewußtsein ist der Beweis geistiger Aufrichtigkeit. Es erfüllt seine Verpflichtungen. Es ist auf das göttliche Prinzip gegründet und läßt keinen Mutwillen, keine Verschwendung oder Ausschweifung zu.

Ebenso hält das allwissende, alliebende, ewige Gemüt, wenn ein lieber Verwandter unserem Blick zu entschwinden scheint, in sich die Fortdauer, die Tätigkeit, die Wesenseinheit und die Eigenart der geistigen Widerspiegelung ohne Veränderung oder Unterbrechung oder Leere.

Das unendliche Gemüt erhält seine geistige Schöpfung selber. Versorgung wird oft als persönliche Unterstützung angesehen. Man hört oft sagen: Ich muß für mein Heim, für mich, für meine Familie usw. sorgen. Und mit diesem Glauben kommen Furcht, falsche Verantwortung, Last, Begrenzung. Das göttliche Gemüt, nicht menschliche Anstrengung, erhält! Erhaltung ist also ganz geistig, daher unbegrenzt, wirklich, dauernd, vollständig. Das Meer trägt einen Fünfzigtausendtonnendampfer so leicht und so mühelos wie ein kleines Segelboot. Die erhaltende Kraft der göttlichen Liebe, des Geistes, kennt weder Mühe noch Grenzen.

Das Gesetz Gottes ist das Gesetz der Fülle. Der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes drückt Fülle aus — die Fülle des Geistes, der Liebe, des Lebens. Daher ist Fülle für den Menschen natürlich. Christus Jesus sagte: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen”. Das Mehl im Kad und das Öl im Krug mögen der menschliche Begriff von der Versorgung der Liebe in scheinbarer Hungersnot sein; aber die Wissenschaft fordert, daß wir über die Annahme Hungersnot hinaus fortschreiten. Die Kinder Israel wurden in der Wüste erhalten; aber ihr Beweis führte sie durch die Wüste hindurch in das verheißene Land hinein. In der Allheit der Unendlichkeit gibt es weder Hungersnot noch Fallstrick, Pestilenz oder Wüste. Das unendliche Gemüt, das sich selber in geistiger Widerspiegelung erkennt, ist sich nur seiner eigenen Unendlichkeit bewußt.

Paulus schlug den Grundton wissenschaftlichen Beweises an, als er sagte: „Ihr seid vollkommen in ihm”— in Christus, der Wahrheit. Der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes ist gesund, geborgen, vollständig und sicher. Er hat sein Dasein in Gott und spiegelt die Unendlichkeit wider.

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