Das Leben ist überall. Niemand kann seine Grenzen überschreiten. Wer sich einbildet, es getan zu haben, wenn er z.B. in der weiten Wüste oder hoch oben über den Wolken war, braucht nur sich selber zu betrachten, um bei sich die höchste Lebensform zu finden. Denn jeder, der durch die Christliche Wissenschaft erleuchtet ist, lehnt es ab, sich für weniger als einen Unsterblichen zu halten.
Das Leben ist mehr als immer und universal. Es ist eine Gewißheit. Es gibt nicht viele Gewißheiten im menschlichen Leben. Wir brauchen nicht alle Finger einer Hand, um die Dinge daran abzuzählen, die wir gewiß wissen. Ja, es gibt Zeiten, wo wir kaum etwas anderes gewiß wissen, als daß wir leben. Wir können über das Dasein anderer im Zweifel sein. Wir können, wenn wir unnachsichtig kritisch sind, mutmaßen, daß sie Emanationen unseres eigenen Denkens sein können. Aber niemand kann ernstlich bezweifeln, daß er selber lebt. Das Leben ist die eine unbestreitbare Tatsache.
Aber das Leben ist mehr als gewiß; es ist mehr als universal. Das Leben besteht durch sich selber. Es besteht kraft seiner eigenen ihm innewohnenden Macht und Lebensfähigkeit. Mit andern Worten, es wurde nie verursacht. Aber, kann gesagt werden, alles hat eine Ursache. Wirklichkeiten sind nicht verursacht; sie sind. Emilie Dickinson bemerkt, daß Schönheit nicht verursacht ist; sie ist. Ein so einfaches System wie das Einmaleins ist nicht gemacht worden. Es ist, es war, es wird sein. Niemand hat es je erfunden. Millionen Kinder haben es umzustoßen versucht, aber vergeblich. Es bleibt dasselbe Einmaleins, das wir alle gelernt haben, und es verspricht, es immer zu bleiben.
Gott hat das Leben nicht gemacht. Gott ist das Leben. Unsere soeben gezeigte Überlegung und Beobachtung lehrt dies. Von Anfang bis zu Ende anerkennt es die Bibel, manchmal ausdrücklich, häufiger durch notwendige Folgerung. Ermutigend erklärte Mose seinen unzufriedenen Nachfolgern: „Er ist dein Leben und dein langes Alter”. Jahrhunderte später bestätigte dies Johannes, als er schrieb: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen”.
Hierin liegt die Erklärung des Widerwillens der Menschheit gegen Krankheit und jede Erscheinungsform der Sterblichkeit. Sie kann keinen Grund für Nöte und Begrenzungen sehen. Es gibt keinen Grund für sie. Und das Schönste ist: es ist nichts Echtes an ihnen. Daher ihre Heilbarkeit. Daher die ewige Dauer des Menschen, in dem dieses Leben individualisiert ist, und die Unmöglichkeit eines sterblichen Selbst. Denn da das Leben Gott ist, da es durch sich selbst besteht, ist es ohne Anfang der Tage und Ende der Jahre.
Krankheit kann sich nicht über die Ebene des Anscheins erheben, kann nicht aus dem Reich der Anfechtung oder des Mesmerismus herauskommen. Dies ist der Grund, warum die Christliche Wissenschaft unbedingt darauf besteht, daß Krankheit unwirklich ist, und sie von diesem Standpunkt aus heilt. Das ewige Leben kann nicht das Herannahen der Krankheit fühlen. Wenn das Leben von irgend einer Form der Sterblichkeit verletzt werden könnte, würde es aufhören. Aber es hört nicht auf und kann nicht aufhören. Das Leben ist seiner ganzen Art nach frei von Krankheit, frei von Alter, endlos. Es ist stets üppig, ununterdrückbar, siegreich.
Das Leben ist der eifrige Gott des zweiten Gebots, der kein Hindernis, keinen Widerstand, keine Zerstörung duldet. Wo ist dieses Leben? Überall, wie bereits angedeutet. Doch niemand kann es getrennt von Lebewesen sehen. Dieses sonst unsichtbare Leben nimmt in individuellen Männern und Frauen Gestalt an. Daher nennt die Bibel den Menschen den Zeugen Gottes, einen Zeugen für das Leben, das nie begann und nie aufhören wird.
Das Leben ist uns also sehr nahe, näher als unsere Hand oder unser Odem. Es ist jedem so nahe, daß Paulus, eingedenk einiger der besten Erklärungen griechischer Dichtkunst, erklärt, daß wir in Ihm leben, weben und sind. Nicht zufrieden mit dieser erhabenen Verkündigung, spricht er bei einer anderen Gelegenheit von dem einen Gott und Vater unser aller, der über uns allen und durch uns alle und in uns allen ist.
Aber wir brauchen diese klassischen Hinweise auf das Innewohnen des Lebens nicht. Wir fühlen tief in uns sein Pulsieren, seine Wärme, seine Freude, seine Kraft. Es ist uns so nahe, daß es unser wahres Sein, unser wahres Selbst bildet, was uns an Jesu Erklärung erinnert: „Ich und der Vater sind eins”. Wer den Mut hat anzuerkennen: „Ich und das ewige Leben sind eins”, ist auf dem Wege zur Erlösung von der Trugvorstellung, daß er ein körperlicher Sterblicher sei.
Manche von Ihnen haben für das Heer Wolljacken gestrickt. Das Garn und die Jacke sind eins, nicht wahr? Sie sind miteinander verwoben. Man kann kein genaueres, ermutigenderes Zugeständnis machen, als zu sagen: „Ich bin mit der Fülle des Lebens, mit dem Leben, das keine Krankheit, kein Alter und keine Vereitelung kennt, verwoben”. Wer sich dieses dynamische Zugeständnis macht, betet, gibt sich eine christlich-wissenschaftliche Behandlung, beginnt mindestens den Mesmerismus und die Begrenzung der Materialität und der Sterblichkeit zu brechen.
Wann kann man vorteilhaft so mit sich reden? In den stillen Stunden der Nacht und in den rastlosen Arbeitsstunden, weil man sowohl in Ruhe als auch in Tätigkeit entweder Gesundheit und Leben redet und denkt oder ihre täuschenden Gegenteile betont.
In diesem erhabenen Bewußtsein kann man nicht umhin anzuerkennen, daß man das Leben hat, das Mary Baker Eddy auf Seite 290 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” verkündigt, wenn sie schreibt: „Das Leben ist der ewige Ich Bin, das Wesen, welches war und ist und sein wird, das durch nichts ausgelöscht werden kann”. Jedermanns Leben ist also unauslöschlich. Wenn sich Männer und Frauen diese unübertreffliche Wahrheit planmäßig und täglich für die Millionen Soldaten vergegenwärtigen, die jetzt in der Verteidigung menschlicher Freiheit anscheinend der Gefahr ausgesetzt sind, werden diejenigen, die überall Angriff bekämpfen, unter den Schatten des Allmächtigen gebracht, wo die Kräfte der Zerstörung sie nicht finden können. Sie werden als größere und bessere Männer heimkommen, als sie beim Ausrücken waren. Der unsterbliche Mensch muß der Kriegsmaschinerie unerreichbar sein und ist es. Es ist Pflicht derer, die sich der Sicherheit ihres Heims erfreuen, diese Tatsache zu erkennen.