Ein Jüngling stand am Scheidewege. Welchen Weg sollte er gehen? In der einen Richtung bestanden Erfolgsmöglichkeiten auf vielen Gebieten, in der andern boten sich Gelegenheiten ganz anderer Art, die aber sehr verlockend waren. Er konnte nicht klar sehen, welchen Weg er gehen sollte. Sich weigernd, sich in den einen oder den andern hineindrängen zu lassen, hielt er inne.
Als er innehielt, kam ihm das Verlangen, Hilfe in der Christlichen Wissenschaft zu finden. Er erinnerte sich der wunderbaren Erklärung Christi Jesu: „Ich und der Vater sind eins”. Eine solche Einheit konnte nicht aufgelöst werden, auch konnte ihre Beständigkeit nicht erschüttert werden. Durch Vergegenwärtigung seiner Einheit mit dem Vater, dem Gemüt, konnte Jesus seine mächtigen Werke vollbringen. So können wir, die wir in Wirklichkeit Gottes Ideen, ewig „Miterben Christi” und unzertrennlich von dem Vater sind, uns in jeder Stunde der Not ungehindert an dasselbe Gemüt wenden. In dieser göttlichen Intelligenz liegt die Lösung jedes erdenklichen Problems.
Als der Jüngling in dem aufrichtigen Verlangen, die rechte Entscheidung zu treffen, über diese große geistige Wahrheit nachdachte, kam seinem Denken ganz klar eine köstliche Führungsbotschaft, eine geistige Eingebung von der göttlichen Liebe, in Gestalt der Frage: „Was würde Jesus tun?”
„Was würde Jesus tun?”, fragte er sich nachdenklich. Dann kam ihm die Antwort: „Ich weiß ganz gut. Er würde den Weg wählen, der zum größten geistig Guten, zu bleibender Substanz führt”.
Was für eine einfache und herrliche Antwort für sein aufrichtiges Suchen! Jesus war in der Tat der Wegweiser. Daher wollte der Jüngling dieses hohe Ziel immer vor Augen behalten und bestrebt sein, diesem vollkommenen Vorbild gerecht zu werden. Auf seine bescheidene Art wollte er jede Anstrengung machen, den Weg zu gehen, den Jesus gezeigt hatte.
Versuchungen und Anfechtungen boten sich dem Meister an jedem entscheidenden Punkte in seiner Erfahrung dar. Die tückischen und anmaßenden Anstrengungen des Irrtums, sein standhaftes Festhalten am Prinzip zu erschüttern, waren nicht nur angreifend, sondern auch beharrlich. Ja, seinen schließlichen Siegen und herrlichen Triumpfen gingen gewaltige Anfechtungen voraus. Sein Pfad war übersät mit Forderungen nach höheren und immer höheren Beweisen der Allmacht Gottes und der Machtlosigkeit des Bösen.
Unsere liebe Führerin Mrs. Eddy erkannte diese Wahrheiten und ging tapfer, ehrfurchtsvoll, den Weg, den der große Beispielgeber gegangen war. Unerschütterlich blieb sie auf dem Wege, obgleich er rauh und lang und einsam war. Wie mutig sie arbeitete, uns diese beweisbare Wahrheit zu bringen, die Jesus so vollkommen gelebt hatte!
Durch ihr unermüdliches Forschen gab sie uns das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, das der Menschheit die grundlegenden Wahrheiten wiederbringt, die Jesus in seinem großen Wirken anwandte. Und in ihrem Buche „Miscellaneous Writings” (S. 328) erinnert sie uns liebevoll daran, daß „den Berg der Christlichen Wissenschaft nur der ersteigt, der dem Wegweiser, der geistigen Gegenwart und Idee Gottes, nachfolgt”.
Die Scheidewege werden uns nicht mehr verwirren und beunruhigen, wenn wir bestrebt sind, dieser Weisung zu folgen und uns bei jeder Erfahrung zu fragen: „Was würde Jesus tun?” Wenn wir den Weg einschlagen, werden wir vielleicht nicht weit, aber weit genug sehen, um die ersten Schritte zu machen. Und wenn wir auf die führende Stimme der Wahrheit horchen, wird sich uns jeder Schritt des Weges beim Weitergehen entfalten.
Schwierige und verwirrende Probleme bieten sich heute der Jugend dar. Wenn wir aber diese Probleme wachsam ins Auge fassen und sie andachtsvoll prüfen, wie Jesus es getan hätte, müssen wir nicht lange auf die rechte Lösung warten.
Manche der sich darbietenden Versuchungen kommen in der Verkleidung von etwas Verlockendem und machen geltend, daß sie viel Wünschenswertes zu bieten hätten. Wenn wir sie ehrlich taxieren und ihnen gerade ins Gesicht sehen, wie die Jugend es heutzutage tut, prüfen wir ihren Wert. Wir fordern sie heraus und fragen: „Seid ihr echt oder gefälscht?” Schon diese Herausforderung entzieht dem Täuschungsversuch den Vorwand und seine Verlockungen. Der Irrtum kann sich nicht lang verkleiden, wenn er durch ehrliches Argument herausgefordert wird. Die Anwendung der Wahrheit bringt jeden lauernden Irrtum aus seinem Versteck hervor und stellt seine Reizlosigkeit bloß. Die einzige Macht, die der Irrtum hat, ist die Macht, die wir ihm fälschlich geben; und diese Tatsache, verstanden und angewandt, zerstört seine Scheinwirklichkeit.
Aber es ist immer gut zu wissen, daß etwas echt Gutes den Platz dessen einnehmen kann, was eine verlockende Fälschung zu sein scheint. Wenn der Irrtum weicht, hinterläßt er keine Leere. Das Gute in seiner Vollständigkeit ist immer gegenwärtig, und die Gelegenheit zu rechter Beschäftigung, rechtem Vorwärtskommen und rechter Kameradschaft wird nie vorenthalten. Gewährt es nicht Befriedigung zu wissen, daß wir an Stelle der Fälschung immer das Echte haben—das, wonach zu trachten, der Mühe wert ist?
Wenn wir in die verschiedenen Arbeitsgebiete des Lebens eintreten, unsern Standpunkt als Vertreter der Christlichen Wissenschaft vertreten, jede Erfahrung prüfen, an jedem Scheidewege um Führung bitten, still „in das Kämmerlein” gehen und ehrfurchtsvoll zu erfahren suchen, was Jesus tun würde, wird uns nichts Gutes mangeln. „Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich”.
Unsere geliebte Führerin hat uns in „Miscellaneous Writings” (S. 206) die Verheißung hinterlassen: „Ihr werdet schnell wachsen, wenn ihr das Gute über alles liebt und den Wegweiser versteht und ihm gehorcht, der euch voran den steilen Aufstieg der Christlichen Wissenschaft erklommen hat, auf dem Berge der Heiligkeit, der Wohnstätte unseres Gottes, steht und in dem Taufbecken der ewigen Liebe badet”.
