Eine bestimmte Regel für Versorgung gibt Mary Baker Eddy in ihrem Aufsatz „Engel” in „Miscellaneous Writings”, wo sie schreibt (S. 307): „Gott gibt dir Seine geistigen Ideen, und diese wiederum geben dir, was du täglich brauchst. Bitte nie für morgen! Es genügt, daß die göttliche Liebe eine immergegenwärtige Hilfe ist, und wenn du wartest und nie zweifelst, wirst du jeden Augenblick alles haben, was du brauchst”.
Die Anwendung dieser Wahrheit in der menschlichen Erfahrung setzt die Erkenntnis geistiger Ideen, Gehorsam in der Anwendung dieser Ideen und eine unerschütterliche Erwartung der Erfüllung der Verheißungen Gottes in Tätigkeit.
Das Verständnis geistiger Ideen kommt durch geistige Entfaltung, und jeder Schritt bringt neue Freude, Vision und Inspiration. Die Worte unserer Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 88): „Ideen gehen aus dem göttlichen Gemüt hervor” heben das Denken sofort aus dem Reich des menschlichen Begriffs vom Guten heraus. Sie fährt fort: „Gedanken, die dem Gehirn oder der Materie entspringen, sind Schößlinge des sterblichen Gemüts. Sie sind sterbliche, materielle Annahmen. Ideen sind geistig, harmonisch und ewig”. So nach der rechten Quelle blickend, lernen wir diese Ideen durch unsern sich immer entwickelnden geistigen Sinn in stillen Augenblicken der Gemeinschaft mit Gott wahrnehmen. Sie können sich uns als Engelsbotschaften, die uns zur Ausführung guter Taten führen, oder als Geduld, Duldsamkeit, Versöhnlichkeit entfalten. Auch können sie als Ermahnung, dem Prinzip treuer und gehorsamer zu sein, oder in der plötzlichen Entdeckung der Unwirklichkeit des Hasses und des persönlichen Bösen erscheinen wie damals, als der Engel „das Gelenk der Hüfte Jakobs” anrührte. Wie sie auch erscheinen mögen, wir können immer fühlen, was sie bringen: Liebe, Frieden, Ruhe und Vertrauen.
Durch ihre erste Wahrnehmung der Bedeutung dieser Ideen wurde eine Wissenschafterin geführt, den Wert von Eigenschaften wie Liebe, Sanftmut, Demut, Treue, Vertrauen, Mut usw. zu sehen, Eigenschaften, die in täglichen Berührungen widergespiegelt werden, und welche die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse bewirken. Durch weitere geistige Arbeit gewann sie einen tieferen Sinn der Bedeutung wahrer Ideen, als sie die geistigen Tatsachen über Gott und Seine Schöpfung besser begriff, und sie lernte verstehen, was es heißt, sich beim Heilen jeder Lage, die zu entstehen schien, ausschließlich auf das Gemüt und seine Ideen zu verlassen.
Die rechte Anwendung geistiger Ideen bedingt den höchsten Gehorsam gegen Gott. Sie fordert das Ablegen des falschen Sinnes des Selbst und das beständige Wissen und Beanspruchen unserer geistigen Wesenseinheit als des Bildes eines liebenden Vaters. Die Gebote: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen” und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst” müssen täglich und stündlich gelebt werden. Dies erfordert beständige Wachsamkeit mit unverzüglichem Zurückweisen jeder unwahren und irrigen Einflüsterung; denn wir können wahrlich nicht „Gott dienen und dem Mammon”. Wahre Liebe zu Gott läßt keine Liebe der Materialität zu, die Er nicht kennt. „Am ersten nach dem Reich Gottes trachten”, läßt kein ängstliches Sorgen für den nächsten Tag zu, sondern fordert, daß wir die Schönheit und die Freude eines einfachen, kindlichen Vertrauens und Verlassens auf unsern himmlischen Vater verstehen lernen. Wir möchten es ja auch nicht anders haben, nachdem wir die Freiheit gekostet haben, die mit dem Ablegen des falschen Sinnes des von Gott getrennten Daseins kommt. Wenn wir gewiß wissen, daß alles das Gemüt, der Geist, ist, und daß es keine Materie gibt, fallen Kummer und Sorge von uns ab, und wir nehmen demütig das Widerspiegeln Gottes als unser einziges Geschäft an.
„Warten und nicht zweifeln” ist rechtes Erwarten der Erfüllung der Verheißungen der Liebe. Auf die Liebe warten, entfaltet die Eigenschaften Geduld, Vertrauen und unerschütterliche Treue gegen die Wahrheit und baut uns eine Vertrauensgrundlage, die von keinem Unglückssturm, der sich gegen uns zu erheben scheinen mag, erschüttert werden kann. Dieses wahre und tätige Warten erfordert, daß wir uns beständig unseres geistigen Selbst, das immerdar Gutes empfängt, bewußt sind, und bedeutet beständiges Weilen in der Gewißheit, daß geistige Ideen gegenwärtig sind, jede Not, so groß oder unerwartet sie sein mag, zu stillen.
Das lauschende Ohr wird immer den nötigen Engelgedanken empfangen, ungeachtet der Art, wie er sich menschlich bekunden mag. Eine Wissenschafterin wurde von Kummer geheilt, als sie in Gehorsam gegen geistige Leitung jemand tröstete. Sie wurde reichlich materiell versorgt, als sie der Aufforderung gehorchte, ihren ganzen Vorrat an Lebensmitteln jemand zu geben, der sie nötiger zu haben schien als sie. Auf solche Arten lernen wir die Bedeutung der Substanz, die von der Materie ganz unabhängig ist, verstehen.
„Du wirst jeden Augenblick alles haben, was du brauchst”. Welch ein Trost und Lohn für das Warten auf Gott, für „nie zweifeln”! Was für eine Ruhe für menschliche Befürchtungen: kein materielles Umherrennen, keine Vereitelung und Enttäuschung, sondern der Friede, nach dem wir uns gesehnt haben, wenn wir die Verheißung täglich annehmen lernen, ohne für den nächsten Tag zu bitten!
