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Die Kriegsnarben entfernen

Aus der Juni 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist gar nicht überraschend zu erfahren, daß in Kriegs- wie in Friedenszeiten die Bibel das Buch ist und bleiben wird, das am meisten verkauft wird. In ihrer heiligen Botschaft der Erlösung vom Bösen und des Triumphs über das Böse enthält sie für die Menschheit jene „Salbe in Gilead”, die allein kriegsverwundete Menschen und Völker heilen kann.

In einigen Wahrheiten, die die heiligen Seiten dieses größten aller Bücher enthalten, können die Bekenner aller Religionen — Juden und Heiden, Protestanten und Katholiken, Hindus und Mohammedaner — miteinander übereinstimmen. Emerson sagte: „Ich lasse mir durch nichts den Glauben nehmen, daß jeder Mensch die Wahrheit liebt”. Viele christlich-wissenschaftliche Feldprediger und christlich-wissenschaftliche Kaplane können von ermutigenden Erfahrungen erzählen, wenn Menschen mit weit auseinandergehenden Glaubensbekenntnissen in einer Wahrheit oder einem Gleichnis in der Bibel miteinander übereinstimmen. Einer dieser Prediger erzählt, wie er einen Kaplan traf, der krank war. „Kaplan”, sagte der Christliche Wissenschafter, „meine Kirche lehrt mich, daß das Gebet des Herrn, geistig verstanden, die Kranken heilt. Sie lieben dieses Gebet, wie ich es liebe. Lassen Sie es uns zusammen beten, langsam, ehrfurchtsvoll, in dem Glauben, daß ein solches Gebet erhört wird”. Der andere war damit einverstanden, und diese beiden ernsten Männer stimmten auf dieser heiligen Grundlage miteinander überein, und zum Erstaunen des den Fall behandelnden Arztes war die Heilung überraschend schnell vollbracht.

Was für ein Treffpunkt das Gebet des Herrn für den Christlichen Wissenschafter und den Bruder ist, der sich einbildet, er sei ein Gegner dieser Wissenschaft! Gewöhnlich ist es klug, unseren nicht-wissenschaftlichen Freunden zu empfehlen, das Gebet langsam zu beten; denn der Durchschnittssterbliche ist geneigt, es ungebührlich schnell herzusagen. Dann sollte das Denken auf Mary Baker Eddys inspirierende Auslegung dieses großen Gebets auf Seite 16 und 17 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hingelenkt werden. Blind in der Tat müssen die Augen sein, die nicht augenblicklich die Schönheit, die Anwendbarkeit dieser geistig erleuchteten Zeilen sehen. Mrs. Eddy schreibt kurz vorher (Wissenschaft und Gesundheit, S. 14): „Das Gebet des Herrn ist das Gebet der Seele, nicht des materiellen Sinnes”.

Wie sehr doch die Millionen zerschlagener, verwundeter, von der Verheerung des höllischen Kriegs betroffener Menschen dieses Gebet brauchen, das sie über die Greuel des materiellen Sinnes, über die teuflischen Bilder und Wunden dieses schrecklichen Weltkriegs emporhebt! Wie wir doch beten sollten, daß gerade die Entsetzlichkeit dieses Kriegs das Ende aller Kriege bedeuten möge! Der weise Cicero schrieb: „Krieg sollte so geführt werden, daß er zeigt, daß sein einziger Zweck Friede ist”. Hier kann die Frage aufgeworfen werden: Aber wie können die traurigen Wirkungen des Kriegs wie Haß und Rache, ungeheilte Wunden, verwirrte Gemüter und sogenannte zerrüttete Nerven behandelt werden? Was kann das Gebet des Herrn in solchen Fällen tun? Laßt uns in diesem Zusammenhang die Worte des Meisters und ihre im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch S. 16) gegebene geistige Auslegung in den ersten Zeilen dieses Gebets betrachten:

„Unser Vater in dem Himmel,
Unser Vater-Mutter Gott, allharmonisch.
Geheiliget werde dein Name.
Einzig Anbetungswürdiger”.

Sofort lenkt uns diese herrliche Anrede „Unser Vater-Mutter Gott” vom materiellen Sinn ab. Gott ist nicht bloß dein oder mein göttlicher Vater, sondern unser Vater-Mutter, unsere ewig harmonische große Erste Ursache. Heilig, anbetungswürdig in der Tat ist Er, den wir als den unendlichen Einen — das eine Gemüt, den Urheber und Gesetzgeber aller Schöpfung — erkennen.

Nun kann man sich eine Ursache nicht ohne Wirkung, Gemüt nicht ohne Gedanken oder einen Schöpfer nicht ohne eine Schöpfung vorstellen. Daher muß die Erklärung der Existenz eines harmonischen Vater-Mutter, eines harmonischen ursächlichen Gemüts den Folgesatz eines harmonischen Ausdrucks dieses Gemüts in sich schließen. Was für ein glücklicher Gedanke — daß man sich Gott nicht wissenschaftlich vorstellen kann, ohne den Menschen, Seine ewige Kundwerdung, zu finden! Daher kann sich der Christliche Wissenschafter angesichts des Bildes eines durch die Kriegsverheerungen verstümmelten, abgespannten oder mental gestörten Bruders dem Gebet des Herrn zuwenden und augenblicklich die unveränderliche Harmonie des Weltalls Gottes, die Vollkommenheit des Gemüts und der Idee bekräftigen. Von dem harmonischen, unveränderlichen Gesetz der göttlichen Liebe erhalten, ist der Mensch Gottes nie und nimmer verletzt, erschüttert, ruiniert, verbittert oder empört gewesen.

Sehr gut, wendet jemand ein. Dies mag ja über den Menschen Gottes, das wirkliche, geistige Bild seines Schöpfers, wahr sein; wie verhält es sich aber mit dem Menschen, den wir mit unseren Augen sehen, diesem Menschen, an dem der Krieg seine Spuren hinterlassen hat? Diese Frage ist in der nächsten Erklärung im Gebet des Herrn mit ihrer geistigen Auslegung beantwortet:

„Dein Reich komme.
Dein Reich ist gekommen; du bist immergegenwärtig”.

Wenn das Reich des Geistes, der Harmonie, gekommen ist, gegenwärtig ist und in der Wahrheit existiert, dann ist nur der Mensch Gottes wirklich, gegenwärtig. Paulus sagt uns: „Jetzt sehen wir durch ein dunkles Glas”. Die sich als Mensch maskierende Annahme unharmonischer Materialität ist nur ein vorüberziehendes Bild des fleischlichen Gemüts und hat so wenig Wirklichkeit wie die in einem Lichtspieltheater an uns vorüberziehenden Bilder. Wenn unser Begriff vom Menschen ein verstümmelter Sterblicher anstatt einer herrlichen, unbefleckten Idee des strahlenden Gemüts ist, haben wir in der Tat durch ein dunkles Glas gesehen. Es gibt nicht zwei Menschen — einen traurig materiellen und einen herrlich geistigen. Wenn Gott stets gegenwärtig ist, ist Sein vollkommener Ausdruck stets gegenwärtig, und ein falscher Sinn des Menschen ist trotz jeder gegenteiligen Behauptung nicht gegenwärtig. In „Unity of Good” (S. 46) schreibt Mrs. Eddy: „Der wissenschaftliche Mensch und sein Schöpfer sind hier, und du würdest kein anderer als dieser Mensch sein, wenn du die fleischlichen Wahrnehmungen dem geistigen Sinn und Ursprung des Seins unterordnetest”.

In diesen ersten drei Erklärungen im Gebet des Herrn ist der goldene Faden zu finden, der sich ganz durch dieses Meisterstück heiliger Gemeinschaft hindurchzieht. Wer die Feuerproben und die Schrecken des Kriegs durchgemacht hat und sich fragt, ob die ihm gebliebenen Erinnerungen und Eindrücke dieser verheerenden Umwälzung je ausgelöscht werden können, wende sich mit neuer Hoffnung an das wunderbare Gebet des Herrn mit Mrs. Eddys inspirierender Auslegung. Er sollte mit dem Gebet leben, über seine zärtlichen Bitten und siegreichen Bejahungen nachdenken und mit stets wachsendem Vertrauen die darin verheißene Befreiung von der Sklaverei des gottlosen, unharmonischen Materialismus erwarten. Jemand, der Erhebung und Heilung von seiner erweckenden Botschaft gekostet hatte, sagte: „Das Gebet des Herrn wirkt tatsächlich!” Ja, die darin enthaltenen herausfordernden Wahrheiten der Einheit, der Allmacht und der Gegenwart Gottes können die unglücklichen Bilder des Kriegs, der Spannung und der Gewalt im Bewußtsein auslöschen. Wenn du bejahst, daß dein Vater-Mutter Gott stets gegenwärtig ist, danke Ihm, daß die Narben und die Wunden und die Erinnerungen nie gegenwärtig sein dürfen; denn der Mensch, der einzige Mensch, den es gibt — dein wirkliches, unantastbares Selbst — ist nie von des Vaters Haus weg gewesen, ist nie von des Menschen herrlichem Einssein mit dem Gemüt, das das unveränderliche Gute und die unveränderliche Liebe ist, getrennt gewesen.

„Eitle Träume vergeh’n,
Wenn die Wahrheit anbricht;
Furchtgespenster flieh’n
Vor dem dämmernden Licht.

Nimm also den heil’gen Stab.
Du bist nicht des Irrtums Knecht;
Denn du hast, was Gott dir gab:
Herrschaft als dein göttlich Recht”.

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