Meine Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft stimmt mit meinem täglichen Leben so überein, daß ich es schwierig finde, sie in einem einzigen Zeugnis auszudrücken.
Als Knabe erkrankte ich mitten in der Prüfungswoche am Ende des Schulhalbjahrs. Da mir der Preis in Aussicht stand, suchte ich den Zustand zu verheimlichen und weiterzumachen; aber eine wachsame Mutter entdeckte ihn bald, brachte mich zu Bett und rief den Arzt herbei.
In dem natürlichen Wunsche, mich vor solchen Erfahrungen zu schützen, fragte ich den Arzt, wie es kam, daß ich krank wurde. Da ich aber keine befriedigende Antwort erhielt, nahm ich an, daß er es nicht wußte. Obgleich er ein alter Freund der Familie war, den wir alle gern hatten, verlor ich damals allen Glauben an die Ärzte. Ich beharrte jedoch in meinem Wunsche und fand meine Mutter zugänglicher. Meine Fragen beantwortend, „nahm sie an”, daß ich in der Schule umhergerannt sei und mich erhitzt habe, mich dann in der Zuglust erkältet und mir etwas Schlimmeres zugezogen habe, weil ich mich nicht sofort in acht genommen hätte.
Anstatt mein Denken zu befriedigen, regte mich dies zu weiteren Fragen an, die ich, wenn ich mit der Bibel vertraut gewesen wäre, hätte in die einfache Frage zusammenfassen können: „Quillt auch ein Brunnen aus einem Loch süß und bitter?” „Wenn ich frische Luft brauche, um zu leben”, fragte ich, „wie kann sie mich krank machen?”
Anscheinend genügten mein vernunftgemäßes Denken und meine Überzeugungen, die Befürchtungen und Erwartungen meiner Mutter und des Arztes zu vernichten; denn ich ging in die Schule zurück und gewann meinen Preis. Ich lernte jedoch nicht, mich gegen solche Erfahrungen zu schützen, die ich viele Jahre lang weiter machte, bis ich von der Christlichen Wissenschaft hörte.
„Geistige Vernunftmäßigkeit und freies Denken begleiten das Herannahen der Wissenschaft und können nicht unterdrückt werden”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 223 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”. Sie macht jedoch darauf aufmerksam, daß „geistige Vernunftmäßigkeit und freies Denken” und die Christliche Wissenschaft nicht ein und dasselbe sind. Folgende Erfahrung bestätigt diese Wahrheit.
Eines Tages bemerkte ich eine kleine verfärbte Stelle auf meinem Handrücken. Ich hatte vorher nie eine Warze gehabt; aber unbeachtet schlich sich in mein Bewußtsein der Gedanke ein, daß die Verfärbung das Entstehen einer Warze bedeute. Und so erwies es sich.
Etwa ein halbes Jahr später verließ ich mein Landgut, um wieder meinen früheren Beruf als Architekt auszuüben. Bei dieser Arbeit hatte ich die Warze beständig vor Augen, wenn ich an reinen und schönen Dingen arbeitete. Es störte mich schließlich so, daß ich eines Tages meine Arbeit liegen ließ und in dem Verlangen zu wissen, wie ich die Christliche Wissenschaft recht anwenden könnte, Wissenschaft und Gesundheit nahm und betete, daß es mir gezeigt werden möge. Ich las auf Seite 419: „Beobachte das Gemüt anstatt den Körper, damit nichts, was zur Entwicklung ungeeignet ist, in die Gedanken eindringe. Denke weniger an materielle und mehr an geistige Zustände”. Zum erstenmal befolgte ich gehorsam die einfache Regel: „Beobachte das Gemüt anstatt den Körper”. Mein erster Blick in mein eigenes Bewußtsein zeigte mir, daß ich die Kundwerdung haßte, und daß ich solche Dinge gehaßt hatte, seit ich eines das erstemal an einem kleinen Jungen im Kindergarten gesehen hatte.
Ich interessierte mich nun so für das Geistige, daß ich meinen Körper ganz vergaß. Das „stille sanfte Sausen” der Wahrheit flüsterte freundlich: „Aber du bist in Wirklichkeit das Bild und Gleichnis der Liebe; in der Liebe gibt es keinen Haß, daher ist kein Haß in dir”. Als ich das nächste Mal meinen Körper „beobachtete”, fand ich, daß das halbe Jahr alte Gewächs über Nacht sichtlich verschwand. Es dürfte hilfreich sein, noch eine Veranschaulichung hinzuzufügen, die zeigt, daß rechtmäßiges „Wachstum das ewige Geheiß des Gemüts ist”, wie das Lehrbuch auf Seite 520 erklärt.
Damals hatte ich ein 4 Hektar großes Getreidefeld mit den Ähren in halbreifem Zustande. In der Nacht vom 16. August 1916 zerstörte ein strenger Frost jedes Anzeichen von Leben und hinterließ nur bleiche Halme und leere Hülsen. Ich hatte mich am Morgen vorher besonders gefreut, eine gute Ernte mit reichem Erlös zu erwarten, um Schulden bezahlen zu können, die ein Brand verursacht hatte. Als ich die offensichtliche Zerstörung sah, erinnerte ich mich, daß ich Gott nicht als den Urheber der Kundwerbung Seiner Fülle anerkannt noch Ihm dafür gedankt hatte. Demütig und ehrfurchtsvoll bekannte ich meinen Fehler und verbesserte ihn, indem ich mit freudiger Dankbarkeit von dem Wort Gottes die Erklärung empfing, daß Gott „jede Pflanze auf dem Felde gemacht hatte, ehe sie auf Erden war”, und dann verlieh ich mich auf die geistige Tatsache, daß „die Ideen Gottes sich mehren und die Erde füllen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 511).
Fünf Monate lang trat ich mit der festen Überzeugung von der Wahrheit des Wortes Gottes und mit der Verneinung des Irrtums jeder Versuchung entgegen, „nach dem Ansehen” zu richten, besonders wenn ungläubige Nachbarn so richteten. Als ich dieses Getreide zu demselben Käufer brachte, der vorher von einer Probe davon erklärt hatte, daß es „keinen Nährwert habe, selbst wenn Hungersnot herrschte”, ging aus der Rechnung hervor, daß es gerade doppelt so viel wog wie beim Dreschen. Es wurde als Qualitätshafer bewertet und der höchste Marktpreis dafür bezahlt.
„Dankbarkeit ist weit mehr als eine Dankesäußerung in Worten. Taten drücken mehr Dankbarkeit aus als Worte”, lesen wir in unserem Lehrbuch (S. 3). Daher bin ich nicht nur für die Christliche Wissenschaft, für Klassenunterricht und für diese herrlichen Ergebnisse dankbar, sondern auch dafür, daß unsere Führerin auch die christlich-wissenschaftliche Kirche und ihre Bewegung gründete, so daß wir Christliche Wissenschafter an den vielen von ihr vorgesehenen Tätigkeiten teilnehmen können, wodurch die übrige Menschheit die Wahrheit kennen lernt. Ich bin Mary Baker Eddy als der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft tief dankbar.— Boston, Massachusetts, V.S.A.
