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Ich wurde von tiefreligiösen Eltern erzogen und brachte als Kind und junges...

Aus der Juni 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich wurde von tiefreligiösen Eltern erzogen und brachte als Kind und junges Mädchen Sonntags fast den ganzen Tag in der Kirche zu. Als die Zeit kam, einen Beruf zu wählen, beschloß ich, Krankenpflegerin zu werden; denn der Dienst für die Menschheit dünkte mich sehr verlockend. Nach vollendeter Ausbildung wurde ich eingetragene Krankenpflegerin. Ich brachte den größten Teil meiner Jugendzeit in Ausübung dieses Berufs in verschiedenen Eigenschaften sowohl mit Privatpflege als auch in Krankenhäusern zu.

Im Vorfrühling des Jahres 1933 versagte jedoch meine Gesundheit, und ich war gezwungen, meine Stellung aufzugeben. Da auch die Ersparnisse, die ich während der Jahre meiner Tätigkeit angelegt hatte, gesperrt waren und ich kein eigenes Heim hatte, wohin ich gehen konnte, ergriff mich schnell tiefste Verzweiflung. Die Ärzte der Anstalt, in der ich diente, schenkten mir alle nötige Aufmerksamkeit; aber statt daß es mir besser ging, ging es mir physisch und mental immer schlechter. Nach einigen Monaten beständiger ärztlicher Behandlung ließ ich mich freiwillig in eine Staatsirrenanstalt aufnehmen.

Nachdem ich ein ganzes Jahr krank gewesen war, wurde ich an einem Frühlingstage ins Freie gebracht. Der Tag schien mir schöner als irgend einer, dessen ich mich in langer Zeit erinnern konnte. Das junge grüne Gras schien so zart und weich; die Bäume mit ihren neuen hellgrünen spitzenähnlichen Blättern schienen so lebendig, und der Himmel war ein hellblauer Baldachin, der diese ganze Pracht einhüllte. Als ich so emporblickend dalag, dachte ich: „Diese Welt ist wirklich schön, und es gibt Leute, die sagen, daß hinter allem dem, was wir sehen, ein Gott der Liebe sei. Wenn dies wahr ist, wie kann ein Gott, der die Liebe ist, geflissentlich verfügen, daß eines Seiner Geschöpfe sollte beiseitegelegt und nutzlos werden, besonders eines, das so überaus gern nützlich sein wollte? Da muß irgendwo etwas nicht stimmen”. Und dann schien „ein stilles sanftes Sausen” mir zuzuflüstern: „Warum erwägst du denn nicht die Christliche Wissenschaft?” Ich war erstaunt über den Gedanken; aber gleichsam antwortend sagte ich: „Ja, warum denn nicht?”

Dann erinnerte ich mich schwach, daß mein Bruder das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy an die Anstalt gesandt hatte, daß ich es lesen sollte; aber das Buch war mir nicht gegeben worden. Als ich daher in mein Zimmer zurückgebracht war und die Ärzte ihre Runde machten, fragte ich nach diesem Buch, und es wurde mir gebracht.

Ich war in meiner Jugend so von Vorurteil gegen die Christliche Wissenschaft erfüllt gewesen, daß ich mich fast fürchtete, das Buch aufzuschlagen. Als ich es aber tat, fiel mein Blick auf die Worte (Vorwort, S. vii): „Für alle, die sich auf den erhaltenden Unendlichen verlassen, ist das Heute reich an Segnungen”. Was für eine Herausforderung! Was für eine Hoffnung! Das „Heute” hier in diesem Asyl für Geisteskranke soll „reich an Segnungen” sein! Das schien zu gut, um wahr zu sein. Ich las weiter, nur wenig auf einmal, wie meine Kraft es erlaubte. Das Kapitel über das Gebet dünkte mich die praktischste und dennoch die schönste Abhandlung über diesen Gegenstand, die ich je gelesen hatte.

Aber wie sollte ich es angreifen? Wie sollte das bloße Lesen eines Buchs einen kranken Körper heilen? Ich rief wiederholt nach einem Paulus, „herüberzukommen nach Macedonien”, mir zu helfen. Es schien mir unmöglich, diese heilende Wahrheit allein zu erfassen. Zuweilen wurde ich so entmutigt, daß ich das Buch tagelang beiseite legte; da ich aber nicht wußte, wohin ich mich sonst wenden könnte, ging ich wieder zu ihm zurück.

Es vergingen mehrere Monate, und es schien sich wenig in meinem körperlichen Zustand geändert zu haben. Eines Tages fiel mir dann folgender Satz auf Seite 203 in Wissenschaft und Gesundheit besonders auf: „Wenn man Gott verstünde, anstatt nur an Ihn zu glauben, würde dieses Verständnis Gesundheit herbeiführen”. In diesem Satze fand ich einen Ausgangspunkt; denn ich sah, daß ich zu der großen Zahl derer gehörte, die an Gott „bloß glauben”; über das Verständnis Gottes wußte ich nichts. Von diesem Augenblick an schien ich den leiblichen Zustand, der sich geltend machte, ganz zu vergessen; ja, es schien mir sogar nichts mehr daran zu liegen, daß ich eine Patientin in der Irrenanstalt war. Was mir aber von Bedeutung war, war die Tatsache, daß ich kein Verständnis Gottes hatte; aber ich wußte, daß ich bei anhaltendem Suchen dieses Verständnis durch fleißiges Forschen in der Bibel und im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch erlangen konnte.

Von diesem Augenblick an begann sich alles zu ändern. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich nicht, daß ich „noch einen Tag, an diesem schrecklichen Platz zubringen müsse”, sondern griff schleunigst nach dem Lehrbuch und begann darin zu lesen, froh, daß ich vor dem Aufstehen lesen konnte. Die Wärter schienen freundlicher zu mir zu sein als zuvor, die Ärzte schienen sich mehr um mich zu kümmern. Dann teilte mir der Oberarzt eines Tages mit, daß sich mein Zustand so glänzend gebessert habe, daß ich würde die Anstalt bald verlassen können. In der Unterredung schrieb er meine Heilung sehr liebenswürdig dem Forschen in der Christlichen Wissenschaft zu. Und um der Heilung den Stempel des Beifalls aufzudrücken, wich er von dem üblichen Verfahren ab, wonach ein Patient die Anstalt nur in Begleitung der Person verlassen durfte, die für das laufende Jahr für ihn verantwortlich war. Ich durfte die Anstalt allein verlassen und reiste mit der Eisenbahn fast 800 km weit zu einer Verwandten.

Vorstehende Erfahrung kommt mir jetzt wie ein Traum vor, und sie war wirklich nichts anderes als ein Traum vom Leben in der Materie.

Ich könnte unmöglich alle Segnungen aufzählen, die ich seitdem empfangen habe. Ich bin in der Tat für die erlangte wunderbare Heilung dankbar; aber noch dankbarer bin ich für die Änderung des mentalen Ausblicks, die ein täglicher Segen ist. Die Bibel ist für mich ein neues und verständliches Buch geworden. Ihre Schätze sind mein täglicher Teil. Ich kann jetzt wahrhaft sagen: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt”. Ich habe eine Auferstehung erlebt; „das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden”. Mein tägliches Lied ist: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe”— die Christliche Wissenschaft, wie Mary Baker Eddy sie in unserer Zeit entdeckt und enthüllt hat.

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