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„Denn sie kennen der Fremden Stimme nicht”

Aus der Oktober 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Sterblichen haben sich so sehr daran gewöhnt, ihren Gehörsinn auf menschliche Stimmen und auf materiell hervorgerufene Geräusche einzustellen—Geräusche die wirklich nur die Äußerungen des negativen materiellen Gemüts sind—daß es ihnen schwer wird, auf die Stimme des Geistes, des Gemüts, die Stimme Gottes, der Wahrheit, zu lauschen und sie wahrzunehmen. Und doch müssen die Menschen auf die Stimme der Wahrheit hören und ihr gehorchen, wenn sie der Knechtschaft der Sünde, der Krankheit und des Todes entrinnen und das Reich Gottes finden wollen.

Die wissenschaftliche Tatsache ist, daß Gott, daß Gemüt, sich fortwährend ausdrückt, ohne je zu schweigen, daß Er immer Sein Wort an Seinen Vertreter, den Menschen, aussendet, und daß dieser stets der Stimme des Vaters lauscht und ihr gehorcht. Wie unweise würde es für einen höchst intelligenten Gott sein, nicht in beständiger Verbindung mit Seinem Vertreter, dem Menschen, zu bleiben.

Die Ideen, Wesenheiten und Zeugen des allgegenwärtigen Gemüts lauschen und gehorchen nur der Stimme Gottes. Die Christliche Wissenschaft hilft den Menschen, diese geistige Tatsache folgerichtiger zu erkennen und dadurch gesegnet zu werden.

Jesus hatte wohl diese grundlegende Wahrheit im Sinn, als er in seinem einfachen Gleichnis den Hirten und seine Herde beschrieb und sagte: „Die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, ... denn sie kennen der Fremden Stimme nicht.” Wie ganz anders wird das Leben sein, wenn wir alle „der Fremden Stimme” nicht mehr hören, weil wir verstehen, daß wir als Gottes eigen nur des Hirten Glimme hören und kennen.

Wer sind diese „Fremden”? Es sind die verschiedenen Phasen der Suggestionen des Bösen. Oft sind es Antriebe und Affekte, die uns bewegen, unbedachtsam zu handeln oder zu sprechen, und die der Fremden Stimme zu sein scheinen. Dann wieder ist es der Eigenwille, der verlangt, daß wir tun, was er will, nur weil er es will. Oder es mag auch das wortlose, verführerische Locken der Sinnlichkeit sein, das einen antreibt zu sündigen. Dann mag die Stimme der Fremden sich auch wieder in Suggestionen der Furcht in ihren mancherlei Formen ausdrücken oder in grollender Empfindlichkeit. Die Schlange materieller Gedanken und Wünsche ist die Stimme des Fremden, die uns, wenn wir ihr Gehör schenken, immer von dem rechten Pfade, der Bahn des Fortschrittes, abwenden möchte.

Jesus lauschte und gehorchte der Stimme seines Vaters, und er wußte, daß sein Vater einen jeden rechtmäßigen Wunsch hörte und erfüllte. Er sagte zu Ihm: „Ich weiß, daß du mich allezeit hörest.” Die Verbindungsmittel zwischen dem Gemüt und dem Menschen bleiben stets vollkommen und unversehrt, sie können nie außer Betrieb gesetzt oder gestört werden. Sie funktionieren immer. Sie sind geistige Wirklichkeiten und ebenso unwandelbar, wie die Gegenwart, Macht und Wirksamkeit Gottes. Der Vater steht beständig in Verbindung mit Seinem Sohn.

Alle Schwierigkeiten hätten in der menschlichen Erfahrung vermieden werden können, wenn die Menschen willig gewesen wären, der Stimme der Wahrheit zu lauschen. Welch mannigfache Fehler begehen die Sterblichen in ihrer Berufswahl, in der Wahl ihrer Lebensgefährten, in Geschäftsangelegenheiten, in Entscheidungen betreffs ihrer Handlungsweise, um nur einige wenige zu erwähnen. Man denke an die Feindseligkeiten und Fehlschläge, die Streite und Kriege, die das Ergebnis davon sind, daß die Sterblichen „der Fremden Stimme” gelauscht haben—den Suggestionen des gemeinsamen Feindes, des sterblichen Gemüts.

Doch wir alle können durch unsre frühere Taubheit und die sich daraus ergebenden Irrfahrten lernen, um von nun an täglich des Menschen natürliche Fähigkeit zu beanspruchen, zu allen Stunden und jeden Augenblick der Stimme des einen Ich oder Ego, das die Menschen Gott nennen, zu lauschen und ihr zu gehorchen. Mary Baker Eddy verknüpft die Christliche Wissenschaft mit der Stimme der Wahrheit, wenn sie sagt: „Der Wahrheit ‚stilles sanftes Sausen‘ tut sich kund. Entweder wenden wir uns von dieser Verkündigung ab, oder wir hören auf sie und rücken hinauf.” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 323.)

Die „Wahrheit ... tut sich kund.” Dies ist die Stimme Gottes, und dieser universelle Selbstausdruck des göttlichen Gemüts gibt in ganz natürlicher Weise jedem Einzelwesen die weiseste Führung, selbst in den allergeringsten menschlichen Angelegenheiten, sei es die Wahl eines Hutes, eines Heims, eines Berufs, eines Lebensgefährten, einer Handlungsweise in geschäftlicher Beziehung oder auch in bezug auf eine moralische Frage.

Manchmal hört man jemanden sagen: „Ich stehe vor einer steinernen Mauer. Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll.” Doch was sagt das? Auf welcher Prämisse ist solche Hoffnungslosigkeit aufgebaut? Was ist aus der ununterbrochenen Verbindung zwischen Gott und Seinem Sohn geworden? Es ist das gottlose sterbliche Gemüt, das solche Lügen äußert und so seinem eigenen Gefühl der Hemmung und des Fehlschlages Ausdruck verleiht. Wenn jemand sich hingegen in der andern Richtung wendet, dem unsterblichen Gemüte zu, wenn er des Menschen untrennbares Einssein mit diesem Gemüt in Anspruch nimmt, ebenso wie die definitive Leitung, die dieses Gemüt jeder einzelnen seiner Ideen zuteil werden läßt, so wird er weise und sanft aus den Schwierigkeiten, in denen der Irrtum ihn zu halten vorgibt, herausgeführt und Schritt für Schritt in das Reich der Freiheit und Herrschaft geleitet werden. Keine menschliche Erfahrung ist so finster, kein Pfad so schwierig, daß dadurch der von der Liebe so weislich geplante Weg zur Freiheit und Erlösung verdunkelt werden könnte. Man kann diesen Weg finden, indem man auf die stille Stimme der Wahrheit, die immer zum Bewußtsein der Menschen spricht, lauscht und ihr gehorcht.

Wenn nun jemand sagen sollte: „Ich habe versucht zu lauschen, aber ich höre nichts”— was dann? Fahre fort mit deinem Streben und deinem Lauschen. Mach dir klar, daß das sterbliche Gemüt ebensowenig deine Fähigkeit, der Stimme der Wahrheit zu lauschen, abstumpfen wie es dich deiner geistigen Wesenheit berauben kann. Wie kann der Mensch eins sein mit Gott, ohne mit Gott in Verbindung zu stehen? Doch wir müssen immer wieder dieses Recht und diese Fähigkeit, die Stimme der Wahrheit zu hören, die wie eine innere Stimme zu uns spricht, fordern und für uns in Anspruch nehmen. Der Mensch kann die Äußerungen der Wahrheit beständig wahrnehmen, und er hat keinen Sinn für die scheinbare Selbstüberhebung des Irrtums.

Nur das falsche materielle Selbst hört die fremden Stimmen der Suggestion. Das wahre Selbst hört nur die Eingebungen und Offenbarungen des Gemüts, in dem und für das es lebt. Die Stimme der Wahrheit wird den Weg weisen, was dieser auch sein mag, der herausführt aus der Knechtschaft des Bösen.

Es gibt einen „Steig, [den] kein Adler erkannt hat und kein Geiersauge gesehen” (Hiob 28:7); und derjenige, der diesen Weg für die Seinen bereitet hat, ist immer willens, sie darauf zu leiten. Nicht durch menschliche Vernünftelei, sondern durch die Inspiration der Wahrheit finden wir den Weg aus der Knechtschaft des Irrtums in das Reich der Liebe, wo man „der Fremden Stimme nicht kennt”. Wir sollten uns täglich klarmachen, daß die einzige Stimme, die der Mensch hören kann, die der „Wahrheit [ist, die] sich kundtut”.

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