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In den Himmel eingehen

Aus der Oktober 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein reicher Jüngling kam einst mit einer sehr wichtigen Frage zu Jesus. Er wollte wissen, was er tun mußte, um das ewige Leben zu erlangen. Jesus wies ihn auf die Zehn Gebote hin. Der Jüngling antwortete sofort, daß er diese Gebote sein ganzes Leben lang streng gehalten habe, und fragte: „Was fehlt mir noch?” Jesus, der die wunderbare Fähigkeit hatte, zu erkennen, was denen not tat, die ihn um Hilfe baten, antwortete dem Jüngling: „Gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!”

Hätte der Jüngling die geistige Bedeutung dieses Vorgehens verstanden, so hätte er sich dadurch von den Annahmen befreit, die ihn zu fesseln geltend machten. Daß er die geistige Bedeutung nicht verstand, ist augenscheinlich; denn es heißt in der Erzählung weiter: „Er ging betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter.” Er betrachtete die materiellen Güter als sein Eigentum. Durch das Zeugnis der körperlichen Sinne irregeführt, sah er das Materielle als eine Macht an, ihn zu schützen und ihm ein sicheres Auskommen zu verbürgen. Da er diese Unwahrheit glaubte, wandte er sich von Gott, der einzigen Macht, dem einzigen Leben, der einzigen Intelligenz und Sicherheit ab.

Hätte der Jüngling verstanden, daß der Glaube an die Macht materiellen Besitzes der Götzendienst war, von dem er befreit werden mußte; hätte er erkannt, daß er durch seine Abkehr vom Unwahren zu der Wahrheit „einen Schatz im Himmel” ererbt hätte—hätte er die geistigen Tatsachen bloß verstanden, wie gern er dann die falsche Auffassung von Leben und Substanz in der Materie aufgegeben hätte! Statt dessen „ging er betrübt von ihm”. Er faßte die Forderungen der Wahrheit wahrscheinlich so auf, als ob sie ihn verpflichteten, einen Sinn der Armut und der Erniedrigung auf sich zu nehmen.

Aber Reichtum ist an sich so wenig ein Laster, wie Armut eine Tugend ist. Reichtum aufgeben, nur um Armut auf sich zu nehmen, wäre kein Beweis des heilenden Christus. Hätte der Jüngling nur blindlings gehorcht und sein Eigentum weggegeben, ohne sein Denken, das an das Materielle gefesselt war, zu ändern, dann hätte er nicht die Heilung erlebt, die unfehlbar folgt, wenn man sich von trügenden materiellen Annahmen bereichernden geistigen Ideen zuwendet.

Nicht, was man äußerlich besitzt, ist maßgebend, sondern was man im Denken wertschätzt. Da der Jüngling den ihm gegebenen Rat nicht befolgte, wandte sich Jesus an seine Jünger, um ihnen die hier vorliegende große Lehre zu erklären. Er sagte: „Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.” Zur Erläuterung dieser Erklärung schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 241, 242): „‚Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe‘, denn daß sündige Annahmen in das Himmelreich, in die ewige Harmonie, eingehen.”

Vor alters brachten mit Säcken beladene Kamele Gewürze, Edelsteine usw. von einem Teil des Landes zum andern. Zuweilen erreichten sie ihren Bestimmungsort, eine mit Mauern umgebene Stadt, nachdem die großen Tore zugemacht und für den betreffenden Tag geschlossen waren. Dann konnte man nur durch die kleinen Türen oder Türfüllungen der großen Tore, auf die in der Bibel als „Nadelöhr” Bezug genommen ist, in die Stadt gelangen. Da jede Füllung „90cm bis 1, 20m hoch, 45 bis 60cm breit und 30 bis 60cm über dem Boden war, konnte ein Kamel unmöglich hindurchgehen” (Populär and Critical Bible Encyclopedia, S. 329).

Wir können nur in dem Grade in den Himmel, die Harmonie, eingehen, wie wir sündige, kranke, begrenzende, stolze und furchtsame Annahmen bereitwillig aufgeben, um die wahren Tatsachen des Seins zu erlangen. Wenn wir im geistigen Verständnis wachsen, erfassen wir immer klarer, daß Gott die Liebe ist; daß alle wahre Substanz und Intelligenz von Gott kommt, daß der Mensch, das Ebenbild Gottes, immer unter dem Schutz des göttlichen Harmoniegesetzes steht. So geben wir durch das Verständnis der geistigen Tatsachen die falschen materiellen Annahmen auf. Wir hören nicht mehr auf die Einwendung, daß die Materie Sicherheit biete, daß die Materie Gesundheit, Glück oder Frieden gebe.

Das Anhäufen von Materie hat noch nie jemand auch nur einen Schritt geistig vorwärts gebracht. Es hat die Sterblichen nicht mit Frieden, Sicherheit oder Freiheit gesegnet. Ja, das Anhäufen von Reichtum bringt oft ein Gefühl schwer lastender Verantwortung, der Besorgnis und Furcht vor Verlust mit sich.

Dies ist in Hiobs Fall eindrucksvoll veranschaulicht. Er hatte große Herden Vieh und „sehr viel Gesinde”. Trotz seines großen Besitzes wurde ihm jedoch alles weggerafft, und er wurde von einem schweren körperlichen Leiden heimgesucht. Aber als aus seinem Denken Stolz, Selbstüberhebung und ein Gefühl materieller Macht ausgeschieden waren, als er in Demut und Gehorsam zur Erkenntnis der freudigen Freiheit der großen Liebe Gottes und Seiner nie versagenden Fürsorge erwachte, wurde Hiobs Hab und Gut wieder größer denn je.

Das geistige Verständnis der reichen Segnungen, die Gott Seinen geliebten Kindern gibt, ein Verständnis, das das Zeugnis der körperlichen Sinne zum Schweigen bringt, brachte Hiob Frieden, Gesundheit und Trost. So geht es allen Sterblichen. Wenn die aus der Fülle der unendlichen Liebe kommenden bereichernden Ideen im Bewußtsein geschätzt werden, kann das Gesetz bleibender Fülle wirken.

Laßt uns bei unserem Aufstieg zu den Wirklichkeiten des Seins duldsam und erbarmungsvoll gegen unsere Weggefährten sein, die noch nicht willens sein mögen, Stolz, Neid, Eigennutz, Furcht, Leid, Mangel, Haß oder Rache aufzugeben. Es bricht der Tag an, wo Gotteserkenntnis unbestritten im Bewußtsein herrschen wird. Dann wird die Last der Annahmen des Bösen von den Schultern des Wanderers gleiten, und er wird freudig den Gipfel erreichen.

In Wissenschaft und Gesundheit (S. 392) gibt Mrs. Eddy den Rat: „Steh Wache an der Tür des Denkens. Wenn du nur solche Schlüsse zugibst, die du in körperlichen Resultaten verwirklicht zu sehen wünschst, wirst du dich harmonisch regieren.” Es ist wichtig, zu sehen, daß „die Tür des Denkens” hier unser eigenes Denken bedeutet. Wenn wir acht geben, daß wir nur solche Gedanken ins Bewußtsein einlassen, die wir verwirklicht zu sehen wünschen, werden wir nicht versucht sein, uns über unsern Bruder aufzuregen oder uns um ihn zu sorgen. Wenn wir erkennen, daß Gott Sein Ebenbild ewig in Harmonie erhält, kann kein falscher Einwand über den Menschen im Bewußtsein Platz finden. Mrs. Eddy sagt uns (Nein und Ja, S. 8): „Wir können uns freuen, daß jeder Keim des Guten sich schließlich zu Freiheit und Größe durchringen, und jede Sünde sich selbst so strafen wird, daß sie sich den Geboten Christi—der Wahrheit und der Liebe—beugt.”

Wenn wir im Denken an der Wahrheit festhalten, daß Gott die einzige Ursache ist, weil Er der einzige Schöpfer ist, und daß der Mensch, Sein geistiger Sprößling, die vollkommene Wirkung dieser Ursache ist, kann die Wahrheit die Irrtümer des sterblichen Gemüts verdrängen. Je nach seiner Empfänglichkeit wird jeder von der falschen vermeintlichen Knechtschaft frei, so daß er den Weg sieht, der „in das Himmelreich, in die ewige Harmonie”, führt.

Mrs. Eddy gab uns ein Beispiel, dem wir eifrig nachstreben sollten. Sie war gegen alle, sogar gegen ihre sogenannten Feinde, stets freundlich. Sie liebte die Menschheit mit einer nie wankenden Liebe. Sie war gegen die Schwächen der Sterblichen in großmütiger Weise erbarmungsvoll. Mit christusähnlicher Geduld arbeitete sie, die Irrtümer falscher Schlußfolgerungen, der Annahmen eines materiellen Daseins, zu berichtigen, und dem umnachteten Denken das strahlende Licht und die Liebe des Christus zu bringen. Das Verwirklichen der Liebe im Leben führt zu der Bereitwilligkeit, Unwahrheiten aufzugeben und an den Freuden des Geistes teilzunehmen.

Der Kampf in der Welt geht heute darum, daß die Annahmen des Bösen um ihr Fortbestehen kämpfen und der Macht der Gerechtigkeit Widerstand zu bieten suchen. Wir sehen die tückischen Versuche des Bösen, zwischen Freunde und Verbündete dadurch einen Keil zu treiben, daß es Samen des Argwohns unter denen sät, die für die Befreiung der Erde vom Bösen kämpfen. Wie sorgfältig wir gegen solch täuschende Einwendungen auf der Hut sein sollten! Gott regiert. Diese Tatsache müssen wir beharrlich anerkennen. Dann wird Argwohn keinen Boden in unserem Bewußtsein finden, und daher vergehen und verschwinden.

Die Wahrheit ist in größerem Grade als je ins menschliche Bewußtsein gekommen. Sie hat den schlummernden Widerstand des sogenannten sterblichen Gemüts geweckt, das nun anscheinend vielleicht versuchen mag, mehr Unheil anzurichten. Die Christliche Wissenschaft macht ganz klar, daß der Widerstand gegen Geistigkeit umso größer ist, je weiter man in den Irrtum versunken ist, bis der Irrtum dem göttlichen Gemüt weicht.

Laßt uns im Verständnis der allumfassenden Regierung der Liebe fortschreiten und jede Erscheinungsform des Bösen bereitwillig aufgeben, damit der falsche Sinn schnell gezwungen ist, der gerechten Herrschaft der Erlösung zu weichen!

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