Während wir dies schreiben strahlt die Forsythia in unserm Garten im Blütenglanz. Jedes spitze Blütenblättlein trägt stark und farbenprächtig seinen Teil bei zu der Milchstraße leuchtender Sterne. Noch vor wenigen Wochen lagen all diese fröhlichen strahlenden Zweige tief zur Erde gebogen unter der Wucht der Schneemassen. Man fragte sich, ob sie wohl die Prüfung bestehen und je wieder aufkommen würden, um ihre Lieder ohne Töne in den frühen Lenz zu schmettern.
Doch sie konnten erdulden, sie gaben die Hoffnung nicht auf. Sie bogen sich, doch sie brachen nicht. Sie widerstanden tapfer den Kräften, die sie bedrohten und bedrängten. So überlebten sie die Widerwärtigkeiten, die sie zu überwältigen drohten.
Es ist wirklich sehr tröstlich und ermutigend zu beobachten, wie tapfer viele Menschen den Wechselfällen des Lebens entgegentreten, und mit welch unerschütterlichem und nie wankendem Mut sie den sie bedrohenden Kräften widerstehen.
Als eine Folge dieses letzten Krieges sind jetzt Millionen vor die unabweisbare Notwendigkeit gestellt worden, neue Lösungen zu finden, von neuem anzufangen, ja, ihr ganzes Leben auf neuen Grundlagen aufzubauen. Ein jeder von ihnen — ob er nun ein aus dem Kriegsdienst Entlassener ist, der sich vielleicht durch gewisse Nachwirkungen behindert fühlt, eine des Gefährten beraubte Gattin oder Verlobte, eine des Sohnes beraubte Mutter oder auch ein Jüngling, dessen Leben durch die Anforderungen des Krieges verdorben worden ist — kann sich über diese Umstände erheben, wie schwer sie auch scheinen mögen, denn sie gehören nicht zu der Wirklichkeit des Seins. Die Intelligenz, die Gott ist, hat sie nicht geschaffen. Das Verstehen Seiner Natur und Seines Gesetzes zeigt uns, wie sie gemeistert und überwunden werden können.
Körperschäden, Trennung von unsern Lieben, die Durchkreuzung menschlicher Pläne — alles dies und noch mehr kann nicht die unwandelbaren geistigen Tatsachen des harmonischen Seins beeinflussen, die von Christus Jesus und der Christlichen Wissenschaft enthüllt werden, worin der Platz, die Wirksamkeit und die Umstände eines jeden Einzelwesens von Gott bestimmt und von Gott gesegnet sind.
Vielleicht kennt ihr die Geschichte von dem Teufel und seinem Brandausverkauf. Alle seine Waffen wurden zum Verkauf gestellt, jede mit ihrem Preiszettel. Ein Besucher bemerkte jedoch einen kleinen Keil, der beiseite gelegt war und keinen Preiszettel hatte. Er sagte zu dem Teufel: „Und was ist das? Verkaufst du denn nicht all deine Werkzeuge und Waffen?” Der Teufel entgegnete: „Alle außer diesem kleinen Keil.”—„Warum behältst du den denn?” war die erstaunte Erwiderung. Der Teufel erklärte: „Das ist das einzige Werkzeug, das ich nicht entbehren kann. Ich kann alle andern verkaufen, doch dies muß ich behalten. Es ist der Keil der Entmutigung. So lange ich den habe, blüht mein Geschäft; denn wenn ich einmal den Keil eingetrieben habe in eines Sterblichen Denken, kann ich ihn mit so ziemlich allen andern falschen Gedanken verstärken, mit denen ich diesen beherrschen möchte.”
Die Christliche Wissenschaft hilft uns zu verstehen, daß keine äußeren Umstände oder Zustände den Menschen des Mutes und Vertrauens berauben können, womit Gott, das göttliche Gemüt, Seinen Sohn für immer ausgerüstet hat. Die Entmutigung betont und übertreibt das Böse und seine Wirkungen. Es mag einem einflüstern, daß das Unglück ihn so getroffen hat, daß kein Strahl der Hoffnung das Dunkel durchdringen kann, daß seine Lebenspläne vereitelt, seine Fähigkeiten geschwächt sind. Doch diese Einflüsterungen kommen immer nur von der sprechenden Schlange des Bösen, die einem heimtückisch den Gedanken aufdrängen möchte, daß es eine unwissende Macht gibt, die in der einen oder andern Weise die Oberhand über die Allmacht Gottes, des Guten, gewinnen, den Menschen seiner von Gott verliehenen Individualität berauben und ihn mit Hemmungen und Fehlschlägen in die Enge treiben kann.
Die Christliche Wissenschaft weist solche Einflüsterungen zurück. Sie erweckt den Einzelmenschen dazu, sein wahres Sein als Gottes Ebenbild und Widerspiegelung erkennen zu lernen. Sie hilft ihm, gegenwärtig etwas von seinem geistigen und einzig wahren Selbst und der darin beruhenden Erhabenheit über jedwede Form oder Phase des Bösen zu verstehen. Mary Baker Eddy rät: „Tritt jedem widrigen Umstand als sein Herr entgegen,” und: „Denke weniger an materielle Zustände und mehr an geistige” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 419).
Nicht dadurch, daß man in Gedanken bei den materiellen Widerwärtigkeiten verweilt, kann man sich darüber erheben, sondern vielmehr dadurch, daß man sich trotz allem, was die Materie und die materiellen Sinne behaupten mögen, der Tatsache bewußt bleibt, das Gott und Sein Weltall Wahrheit-ausdrückender Einzelwesen unberührt, unverändert, unbeeinflußt, unbegrenzt und unerschrocken geblieben sind, ungeachtet der irrigen Vorstellungen eines vergänglichen materiellen Begriffs der Schöpfung und des Menschen.
Unser Verständnis der geistigen Wahrheit mag noch nicht genügend sein, um Glieder der Körpers, die abgenommen worden sind, wieder zu ersetzen, doch hat es gar manches Mal die Gedanken des Betroffenen so über die Entmutigung und Verzweiflung erhoben, die solche Zustände oft mit sich bringen, daß er anfing zu verstehen, daß Glück, Tüchtigkeit und Erfolg viel mehr von der Gedankeneinstellung als von den Körperzuständen abhängig sind. Er entdeckte, daß in dem Maße, wie einer willig ist, sich von dem materiellen zu dem geistigen Begriff des Selbst zu wenden, er jenes unwandelbare Bewußtsein des Seins findet, das niemals von materiellen Kräften beeinträchtigt worden ist, und das — in dem Grade wie er es besser versteht — seine Einigkeit mit Gott ans Licht bringt und damit neue Ausblicke auf aufbauende Tätigkeit, die mehr wahre Männlichkeit ausdrückt, als er je geahnt hat.
Die Schäden des Krieges brauchen nicht die Existenz zahlloser Menschen zugrunde zu richten. Die physischen Kräfte können die geistigen Tatsachen nicht wandeln. Die Macht und das Gesetz Gottes sind gegenwärtig bei uns, um zu trösten und wiederherzustellen durch das Verständnis, das der betreffende Mensch von seinem eigenen Selbst als dem geliebten Sohn Gottes erlangt. Die Christliche Wissenschaft ist hier bei uns, um uns mit der Macht und Liebe Gottes bei dieser großen Aufgabe des Wiederaufbaus zu helfen und sie zu einer freudigen Aufgabe zu gestalten in dem Licht der Wahrheit, die Paulus in dem folgenden ausdrückt (Röm. 8:37–39): „In dem allem überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebet hat. Denn ich bin gewiß, daß weder ... Gegenwärtiges noch Zukünftiges ... mag uns scheiden von der Liebe Gottes.”
