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Freudige, maßvolle Inangriffnahme

Aus der Juni 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nach der Sage suchten einst gewisse widerstreitende Einflüsse den „Geist der Gottheit” dauernd von den Menschen abzusondern und vor ihnen zu verbergen. Der Fabel gemäß sollte der „Geist der Gottheit” an einem Ort verborgen werden, der so unerreichbar fern, jeder Vermutung so vollständig entrückt war, und so weit über allen menschlichen Scharfsinn hinausging, daß niemand je imstande sein würde, ihn zu finden.

Der Vorschlag, ihn, im Meer zu verbergen, wurde verworfen aus Furcht, daß die Menschheit ihn durch den Gebrauch von Schwimmvorrichtungen schließlich finden könnte. Es schien auch nicht weise, ihn in tiefen Wäldern oder im Innern von Bergen zu verstecken, weil die Menschen infolge ihrer ungemeinen Wißbegier, ihres unersättlichen Forschens und der großen Neugier, von der sie erfüllt sind, ihn schließlich entdecken könnten. So wurde schlau ersonnen, daß das sicherste Versteck für „den Geist der Gottheit” im Menschen selber sei. Dort würde er ihn nie suchen.

„Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde, in der Wüste verschmachtende Wanderer-— warten und harren der Ruhe und der Erquickung. Gib ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen und fürchte nie die Folgen”, schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, auf Seite 570 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”.

Ja, Millionen! Viele Männer und Frauen aus allen Kreisen, Leute, mit denen wir täglich zusammenkommen bei der Arbeit, im Personenaufzug, in der Eisen- oder Straßenbahn oder in einem Laden, dürsten in der Wüste menschlicher Hoffnungen und Befürchtungen. Sie suchen und warten auf Befreiung von der Geißel Notwendigkeit und Zeit, von Unstimmigkeiten in häuslichen Angelegenheiten und von Ungerechtigkeiten im bürgerlichen Leben. Auf der Suche nach „Ruhe und Erquickung” durchforschen sie bildlich und buchstäblich die Wälder, die Berge und die Meere; suchen sie — den Blick beständig auf den Horizont gerichtet —überall, ausgenommen in sich selber, und vergessen ganz die Verheißungen in der Bibel: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch”; „das Reich Gottes ist herbeigekommen”, und „die Hütte Gottes [ist] bei den Menschen.”

Wie können wir Christliche Wissenschafter „ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen” geben? Vielleicht durch Belehrung, aber ganz gewiß durch das Beispiel. Wir brauchen auch nicht zu versuchen, ihr Verlangen nach Wahrheit und Gerechtigkeit zu entwickeln, da es ein natürliches Merkmal des Menschen ist. Es braucht nur erkannt und ermutigt zu werden.

In der Gestaltung der öffentlichen Meinung geschulte Personen sagen, daß man mit den Augen siebzehnmal schneller wahrnehme als durch das Gehör. Wo daher eine Lehre, selbst wenn sie als maßgebende endgültige Tatsache geäußert wird, versagen mag, kann das liebevoll vorgelebte sichtbare Beispiel oft den Sieg davontragen.

Wenn wir also einem suchenden Herzen die Schönheiten und die Wohltaten der Christlichen Wissenschaft bringen wollen, müssen wir offenbar zuerst aufs neue die uralte Tatsache feststellen: „Der Geist ist in den Leuten.” Laßt uns so vorgehen, daß wir bei unserem ganzen Tun und Handeln die freudige, maßvolle Inangriffnahme widerspiegeln, die so leicht erkennbar ist, und die keines Beweises bedarf, daß sie liebevoll gemeint ist. Wenn wir freudig die Aufgabe in Angriff nehmen, die Christliche Wissenschaft gewissenhaft zu leben, können wir, wie beim Holzhauen, die Späne hinfallen lassen, wo sie wollen.

Wenn wir nur wenig wissen, sollten wir dieses Wenige beweisen und dann mehr zu verstehen lernen. Laßt uns unsere menschlichen Ansichten aufgeben! Laßt uns zugeben, daß wir Gottes Kinder sind, und dann für unser Erbe tauglich werden! Das Verständnis des Einsseins des Menschen mit Gott heilt Krankheit jeder Art. Es kann Einsamkeit augenblicklich heilen. Ein christlich-wissenschaftliches Erkennen, daß Gottes Liebe beständig und allumfassend ist, und daß der Mensch nur diese Liebe widerspiegelt, kann Untreue heilen. Wird das Wissen, daß Gottes Idee, der Mensch, vollständig ist und ihm nichts fehlt, verständnisvoll angewandt, so vernichtet es jedes Mißverhältnis in Geldangelegenheiten. Das Wissen, daß Gelegenheit immer gegenwärtig ist, heilt den Glauben, daß uns die rechte Tätigkeit fehle. Das Wissen, daß das Leben nicht von uns selber oder von. Umständen abhängt, sondern gleichbedeutend mit Gott, dem göttlichen Prinzip, dem Gemüt ist, berichtigt jeden Glauben an bloße menschliche Fähigkeiten oder an intelligente Materie.

Wenn wir weit genug vorgeschritten sind, zu wissen, daß wir nicht über Mißerfolg reden und dabei Erfolg erwarten können, sollten wir nie über Mißerfolg reden. Wenn wir wissen, daß wir einen Bruder nicht abfällig beurteilen und uns dabei unser Erschauen der Wahrheit wahren können, sollten wir einen Bruder nie und nimmer abfällig beurteilen. Wenn wir wissen, daß ein Bruder, der gefehlt hat, liebevoll unterstützt werden sollte, sollten wir ihn nie dem Scheinwerferlicht liebloser Verurteilung aussetzen. Wenn das Forschen im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch uns gelehrt hat, daß das Anwenden der Christlichen Wissenschaft etwas ist, was jeder selber beweisen muß, sollten wir uns nicht um scheinbare Nachlässigkeiten anderer kümmern, sondern vielmehr der aufrüttelnden Aufforderung Christi Jesu eingedenk sein: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!”

Wenn wir gewisse wissenschaftliche Wahrheiten über Gott und den Menschen verstehen gelernt haben, sollten wir sie anwenden und so in unserem Leben beweisen, daß sie wahr sind. Und wir sollten zu einem immer höheren Beweis fortschreiten, wo uns noch größere Herrlichkeit bevorsteht. Keine Hochschule könnte einem Schüler, der sich weigerte, von seiner Kenntnis der ersten Anfangsgründe täglich Gebrauch zu machen, das Reifezeugnis erteilen. Es ist auch in keinem Fach möglich, daß ein Anfänger sofort in die oberste Klasse aufgenommen wird. Wir alle müssen am Anfang beginnen und in der Arbeit vorwärts kommen — aber wir müssen einen Anfang machen. In vielen Fällen, wo der Fortschritt zum Stillstand kommt, liegt der Grund nicht in der Unfähigkeit, sondern in dem Versäumnis, das, was wir wissen, zu beweisen.

Laßt uns in der Art und Weise, wie wir andern begegnen und sie behandeln, unser Verständnis beweisen, daß der Mensch tatsächlich die Bekundung des göttlichen Prinzips, der Liebe, ist! Laßt uns die Forderungen dieses Prinzips anerkennen und ihnen nachkommen durch ein Leben, das sich mit einem Geburtsrecht vereinbaren läßt, das uns sowohl zu Gottes Zeugen als auch zu Seinen Vertretern einsetzt. Laßt uns unaufhörlich das uns innewohnende wesentliche Gute, mit dem Gott uns ausgestattet hat, dartun. Laßt uns unter allen Umständen von unserem herrlichen Recht Gebrauch machen, durch freudige Tätigkeit im Alltag zu beweisen, daß der Mensch nur Gutes erleben kann, da Gott nur Gutes geschaffen hat. Dieser wünschenswerte Zustand läßt sich stufenweise verwirklichen. Gottes Werk steht unverrückbar fest, und wir sind Sein Werk.

Als musterhafte Christliche Wissenschafter sollten wir der irrigen Neigung entwachsen, uns vor dem Wetter zu fürchten oder uns davon beeinflussen zu lassen. Sollte uns ein anscheinend verdienstvolles Streben durchkreuzt werden; sollten wir in der Hast und dem Drang des Alltagslebens Vereitelung oder Kummer erleben oder vielleicht leiden, dann laßt uns beweisen, daß wir „von ihnen ausgegangen sind”, indem wir Bekannten gegenüber nicht klagen. Eine Schwierigkeit ist viel leichter zu heilen, wenn nicht darüber gesprochen wird. In dem Maße, wie wir uns weigern, dem Irrtum Macht zuzugestehen, erhöhen wir unsern Sinn der Herrschaft darüber und werden dadurch würdig, die Verheißung der Bibel zu empfangen: „Meine lieben Brüder, achtet es für eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallet, und wisset, daß euer Glaube, wenn er rechtschaffen ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll festbleiben, bis ans Ende, auf daß ihr seid vollkommen und ganz und keinen Mangel habt.”

Der Künstler und der Handwerker sollten nur über gute Ergebnisse ihrer Arbeit reden, und nur gute Ergebnisse erwarten. Der in Kochkunst Bewanderte sollte eingedenk sein, daß das Versorgungsgesetz der Liebe ihn regiert und die Beschaffenheit seines Erzeugnisses bestimmt. Und wenn wir Behauptungen aufstellen müssen, sollten sie immer aufbauend sein, damit wir nicht durch eine verneinende Voraussage dem Gegenteil Gottes in unserem Denken Gewicht beimessen.

In allen diesen Dingen handelt es sich um „die kleinen Füchse, die die Weinberge verderben”— um scheinbar harmlose Unbesonnenheiten, die unsere Selbstzufriedenheit erhöhen und denen man leicht frönt, weil sie nicht sofort eine Strafe nach sich ziehen. Aber sie müssen überwunden werden.

In der Bibel lesen wir, daß der Mensch Gottes Zeuge ist. Wir lesen nicht, daß der Mensch je ein Zeuge des Irrtums sei. Der Mensch ist also fähig, immer und nur für Gott zu zeugen. Der wirkliche Mensch ist nicht fähig, für den Irrtum zu zeugen; er hat keine Befugnis, es zu tun, und kein Verlangen, es zu tun. Des Menschen Unfähigkeit, den Irrtum zu vertreten, entzieht dem Irrtum jede wahre Wesensübereinstimmung. Da der wirkliche Mensch nur geistige Eigenschaften besitzt und widerspiegelt, kann er nur den Geist, Gott, bekunden. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 272): „Gott ist das göttliche Prinzip von allem, was Ihn darstellt, und von allem, was wirklich besteht”. Wenn der Wissenschafter, um für Gott zu zeugen, durch das Feuer der Verachtung, des Verdrusses, des Undanks und des Verlustes zu gehen hat, kann er es erhobenen Hauptes tun. Der Kampf ist des Herrn, und Gott gibt und erhält die Kraft, den Mut und die Ausdauer bei jeder Anfechtung.

Wie sehr wir doch eine freudige, maßvolle Inangriffnahme lieben, Pflegen und fördern sollten! Gibt es etwas Schöneres als eine Zunge, die keine Hinterlist kennt und weder herabwürdigt noch Klatsch verbreitet; ein Ohr, das von allem Gehörten nur das Gute behält; Augen, die in andern göttliche Tugenden sehen; einen Humor, der niemand in Verlegenheit setzt; eine Nächstenliebe, die handelt, aber nicht zuwiderhandelt!

Solcher ist das Himmelreich, und das freudige Anwenden der Christlichen Wissenschaft im täglichen Leben ist der Paß dazu.

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