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Harfensaiten

Aus der Juli 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einem alten Königsschloß nahm einst David eines Abends seine Harfe und spielte für König Saul, und der „böse Geist” wich von Saul. Das Ergebnis war Ruhe und Friede. David spielte zweifellos einfache Lieder. Er war Hirtenknabe gewesen und hatte sich viel im Freien aufgehalten. Seine Bescheidenheit und Unschuld müssen unverkennbar gewesen sein, als er auf Sauls Geheiß kam, um ihm vorzuspielen. Die Beschaffenheit seines Denkens kam jedenfalls in seiner Musik zum Ausdruck.

Saul wußte, daß Davids Spiel ihn beruhigte, aber er verstand vielleicht nicht die volle Bedeutung der Erfahrung; denn es war nicht die mit der menschlichen Hand gespielte Musik, die den Leidenden beruhigte. Saul wurde zweifellos durch den geistigen Sinn der Harmonie geheilt, deren sich David bewußt war. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, beschreibt eine solche Erfahrung in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, wo sie sagt (S. 213): „Das sterbliche Gemüt ist eine Harfe mit vielen Saiten, die entweder Mißklang oder Harmonie ertönen läßt, je nachdem die Hand, welche darüber hinstreicht, menschlich oder göttlich ist.” Davids menschliche Hand, mit der er die Harfe spielte, konnte nicht heilen; aber sein Bewußtsein der göttlichen Gegenwart war wirksam und hatte Harmonie zur Folge.

Selbst die uns Menschen bekannte Musik ist allgemein beliebt. Viele Tondichter und Künstler waren bei ihrer Arbeit, ihrem Streben nach Vollkommenheit in Ton, Melodie und Ausführung, inspiriert. Ein berühmter Tondichter machte eine lange Automobilreise. Als er den Rundfunk in seinem Wagen auf ein Programm einstellte, das er klar bekommen konnte, hörte er, daß eine seiner Tonschöpfungen gespielt wurde. Beim Zuhören machte er ab und zu Bemerkungen zu seinem Reisegefährten und fand in aufbauender Weise an der Wiedergabe manches auszusetzen.

Als das Stück zu Ende gespielt war, wurde zu seiner Überraschung bekannt gegeben, daß es eine Schallplattenwiedergabe eines von dem Tondichter selber gespielten Stücks gewesen sei. Er hatte vollständig vergessen gehabt, daß er das Stück für eine Schallplattenaufnahme gespielt hatte; als er sich dann aber wieder daran erinnerte, war er froh, daß er in der Zwischenzeit Fortschritt gemacht hatte und sehen konnte, wo er die in seinem Werk verwerteten Ideen hätte klarer ausdrücken können.

Wir sind dankbar für die Arbeit begeisterter und schöpferischer Musiker, die uns durch ihre Werke erfreuen. Kirchenmusik hat von jeher mächtig zu geistigem Fortschritt beigetragen. Die den Christlichen Wissenschaftern in ihrem Liederbuch und in den Sologesängen in den Gottesdiensten gebotene Musik ist eine beständige Quelle der Hilfe und Heilung.

Es war jedoch Mrs. Eddys geistiger Scharfblick nötig, um auf die große geistige Tatsache hinzuweisen (Miscellaneous Writings, S. 106): „Musik ist die Harmonie des Seins; aber die Musik der Seele bietet die einzigen Weisen, die in den Zusammenklängen des Gefühls erklingen und die Harfensaiten des Herzens wecken.” Denkt der Wissenschafter über diese Tatsache nach, und beginnt er von ihrer Voraussetzung aus zu handeln, so kann er schnell eine Erleichterung der Last und eine harmonischere Erfahrung verwirklichen. Er wird sich vielleicht immer weniger der menschlichen Hand an den Harfensaiten des Denkens und immer mehr der göttlichen Erleuchtung bewußt.

Der wirkliche Mensch kann von der Harmonie seines Seins nicht getrennt werden. Daher drückt er allezeit die Schönheit, das Ebenmaß und die Melodie himmlischer Musik aus. Wer sich mit der Musik, die wahre Harmonie ist, als wesenseins betrachtet, erwacht aus dem Traum der Zusammenklänge und Mißtöne, aus denen die menschliche Erfahrung besteht. Er wird sich des geordneten Ebenmaßes des geistigen Weltalls bewußt. Er hört die erhabenen Symphonien des Chors geistiger Ideen, die in Gottes Reich wohnen. Er denkt an Mrs. Eddys Worte in ihrem Gedicht „Christus meine Zuflucht” (Gedichte, S. 12):

„Es harren still die Saiten des Gemütes,
Darüber eine Weise zieht,
So leise, ernst und süß; die Töne binden
Des Schmerzes Macht, der Kummer flieht.”

Christliche Wissenschafter, die Fortschritt machen, können sich freuen, gerade wie „die Morgensterne miteinander lobten und alle Kinder Gottes jauchzten”— denn so ist im Buch Hiob die Wirklichkeit verkündigt. In dem unaufhörlich ausgedrückten göttlichen Gemüt bestehen der Mensch und Musik zusammen. Der Arbeiter in der Wahrheit, die Jesus lehrte, kann an jede Aufgabe mit dem Gedanken herantreten: „Mein Herz singt: Ich habe den Weg gefunden.”

Was ist die sogenannte Schwierigkeit? Ist es Krankheit, falsches Verlangen, Mangel, Begrenzung, Enttäuschung, Furcht? Des Menschen Erbe ist die göttliche Harmonie, die das Denken, das vergeistigt wird, Stunde für Stunde begleitet.

Diejenigen, die das Böse überwinden, singen heute „ein neues Lied”, wenn sie vor dem Thron Gottes ihre Harfen spielen. Johannes sah dies nicht als ein künftiges Ereignis, sondern es war sein Bewußtsein der Wirklichkeit des Himmelreichs hier und jetzt. Es ist keine Wirklichkeit in Mißtönen oder in irgend einer unschönen oder unharmonischen Erfahrung. Der wissenschaftliche Mensch und göttliche Musik sind untrennbar.

Laßt uns immer mehr auf die Töne des göttlichen Schöpfers des Weltalls hören und den Entschluß fassen, uns die Wahrheit zu vergegenwärtigen, daß Kampf und Streit, Zwietracht und Furcht noch nie ein Teil jenes erhabenen Einklangs der Schönheit und Wahrheit waren, der sich in dem wirklichen Weltall einschließlich des Menschen ewig in Harmonie ausdrückt!

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