Die menschliche Sprache ist im Wesentlichen ein Ausdruck des Denkens. Es ist das Bestreben des menschlichen Gemüts, sich hörbar oder schriftlich auszudrücken. Die Sprache, die stets Schritt gehalten hat mit der Entfaltung des menschlichen Denkens von seinen Uranfängen an in dunkler Vergangenheit bis zu seinem gegenwärtigen erweiterten Gesichtskreis, hat Worte entwickelt, die anzeigen, daß die Menschheit Wahrheiten erfaßt hat, die über das Sterbliche und Materielle hinausgehen. Einige dieser Worte sind: Gott, Geist, Christus, geistig und ewig.
Als die Christian Science oder die Geistige Wissenschaft von Mary Baker Eddy entdeckt worden war, und diese erkannte, daß es ihre Sendung war, sie der Menschheit zu verkünden, sah sie sich bald vor die schwierige Aufgabe gestellt, in der menschlichen Sprache die rechten Worte zu finden, um den Menschen die großen geistigen Wahrheiten des Seins zu übermitteln. Die Darlegung mußte klar und genau sein, da sonst die Offenbarung verdunkelt und in Nebeln der Zweideutigkeit verloren werden würde.
Im Lehrbuch der Christian Science Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt sie (S. 349): „Die Hauptschwierigkeit, die Lehren der göttlichen Wissenschaft dem menschlichen Denken exakt zu übermitteln, liegt darin, daß die englische Sprache, wie alle andern Sprachen für den Ausdruck geistiger Begriffe und Sätze unzulänglich ist, weil man gezwungen ist materielle Ausdrücke zu brauchen, während man es mit geistigen Ideen zu tun hat. Die Erläuterung der Christlichen Wissenschaft liegt in dem geistigen Sinn dieser Wissenschaft, und ihre Schüler müssen sich diesen Sinn erwerben, um ihre Bedeutung erfassen zu können. Aus diesem Zustand erwuchs die Weissagung über die christlichen Apostel, sie werden, mit neuen Zungen reden'.“
Daß Mrs. Eddy den richtigen menschlichen Ausdruck fand, der am besten geeignet war, die Christus-Wissenschaft darzulegen, ist aus der allgemeinen Einstimmigkeit unter den Schülern dieser Wissenschaft betreffs ihrer Lehren sowie der Regeln für deren Anwendung auf menschliche Bedürfnisse zu ersehen. Die Schriftleiter unsrer religiösen Veröffentlichungen beobachten dies in den vielen Beiträgen, die sie von Christlichen Wissenschaftern aus der ganzen Welt erhalten. Nur selten enthalten diese ernstliche Abweichungen von den wissenschaftlichen Erklärungen der Christian Science, wie sie von deren Entdeckerin und Gründerin in ihren Schriften gegeben werden.
Ganz gewiß wird jeder aufrichtige Anhänger dieser Wissenschaft bestrebt sein, dazu beizutragen, daß sie für alle Generationen in der wissenschaftlichen Exaktheit und von Gott inspirierten Klarheit bewahrt wird, mit der unsre Führerin sie uns unter göttlicher Führung mitgeteilt hat. Genaue Beobachtung ihres Gebrauchs der Worte, um Gott und den Menschen, Ursache und Wirkung, zu definieren, und die Weigerung, auch nur ein Haarbreit hiervon abzuweichen, wird zur Erreichung dieses Zieles beitragen.
Von den Ausdrücken, die in der englischen Sprache dazu dienen konnten, Gott zu definieren, hat Mrs. Eddy sieben als besonders wichtig gewählt. Sie werden auf Seite 465 des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ angegeben und können als besondere Ausdrücke angesehen werden. Obwohl sie alle sinnverwandt sind, ist ein jeder von ihnen gewählt worden, um eine wesentliche Seite der Gottheit zu betonen. Johannes schreibt in seinem inspirierten Buch der Offenbarung: Sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes“ (Offenb. 4:5). Andere Ausdrücke, die in der Bibel und den Schriften unsrer Führerin gebraucht werden, um Gott zu bezeichnen, können als erklärende Ausdrücke betrachtet werden, die wichtige Eigenschaften Gottes andeuten. Einige derselben sind Schöpfer, Hirte, König der Könige.
Es sollte beachtet und behalten werden, daß Mrs. Eddy bei ihrer Erklärung des Menschen dies immer in Ausdrücken der Wirkung tut, da der Mensch in der Wissenschaft gerade das ist. Die Wirkung sollte niemals mit der Ursache verwechselt werden; ebensowenig kann der Mensch, oder die Wirkung, richtig mit Ausdrücken der Ursache definiert werden. So sagt Mrs. Eddy zum Beispiel: „Der Mensch ist der Ausdruck vom Wesen Gottes“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 470), doch sagt sie niemals: Der Mensch ist Gott, der im Menschen Ausdruck findet, oder daß Gott sich als Mensch ausdrückt. Dies zu sagen, bedeutet, die von Gott gewählte Ausdrucksweise der offenbarten Wissenschaft zu verlassen, und kann leicht zu einer Begriffsverwirrung von Ursache und Wirkung führen, deren Unterscheidung sehr wesentlich ist für wissenschaftliches Denken. Unsre Führerin sagt ohne Einschränkungen: „Der Mensch ist nicht Gott, und Gott ist nicht der Mensch.“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 480.)
Wenn ein Christlicher Wissenschafter irrtümlicherweise annimmt, eine fortgeschrittenere und bedeutungsvollere Ausdrucksweise gefunden zu haben, um die Tatsachen betreffs der Ursache und Wirkung darzulegen, als die von Gott gesandte Offenbarerin an dieses Zeitalter, so ist das eine Anmaßung, und er täte wohl daran, derartige Bestrebungen aufzugeben und sich klarzumachen, daß in der Ausdrucksweise, die unsre Führerin unter Gottes Leitung gewählt hat, jene klare, wissenschaftliche Darlegung der Wissenschaft zu finden ist, die kein Nachfolger der Offenbarerin verbessern kann. Seine Bestrebungen sollten sich vielmehr demütig darauf richten, das von Gott offenbarte und erklärte Wort besser verstehen zu lernen.
Das Wort „individuell“, das so oft von Mrs. Eddy gebraucht wird, um die Offenbarung der Christian Science darzulegen, sollte zu einem Gegenstand nachdenklicher Betrachtungen gemacht werden. Es ist abgeleitet von den lateinischen Worten in (nicht) und dividuus (trennbar), und es bedeutet also ursprünglich „nicht trennbar“. Dem heutigen Gebrauch zufolge wird die ursprüngliche Bedeutung, wie das so oft vorkommt, als veraltet angesehen—gemäß den Wörterbüchern von Webster und dem „Gekürzten Oxforder englischen Wörterbuch in bezug auf historische Prinzipien“. Letzteres, das sich auf Murrays größeres „Englisches Wörterbuch in bezug auf historische Prinzipien“ gründet, gibt an, daß der letzte in der Literatur bekannte Gebrauch des Ausdrucks „individuell“ mit der Bedeutung „untrennbar“ im Jahre 1678 vorkam.
Die neuzeitliche Bedeutung des Wortes „individuell“, eine Bedeutung, die längst angenommen worden war, ehe „Wissenschaft und Gesundheit“ geschrieben wurde, wird also wie folgt von Webster angegeben: „als eine getrennte und besondere Wesenheit existierend“. Es ist zweifellos mit dieser Bedeutung, daß Mrs. Eddy das Wort in ihren Schriften gebraucht, wenn sie zum Beispiel sagt: „Der Mensch ist geistig, individuell und ewig“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 173).
Auch mag es zweckdienlich sein zu beobachten, daß das Wort „denken“ nicht von Mrs. Eddy gebraucht wird, um Gedankenvorgänge die nur mit geistlichen Dingen zu tun haben, zu bezeichnen, und sie wendet das Zeitwort „denken“ niemals auf Gott an. Dies Wort ist so allgemein mit rein mentalen Vorgängen des menschlichen Gemüts verbunden worden, welches manchmal richtig und manchmal falsch denkt, daß es kaum hinreicht, um das Wirken des allwissenden Gemüts zu beschreiben. Gott sollte nicht als denkend, sondern als wissend angesehen werden. Ebenso denkt der Mensch Gottes nicht nur menschlich; er weiß wissenschaftlich.
Erklärungen betreffs der Christian Science sollten nur angenommen werden, wenn sie offensichtlich mit den Offenbarungen der Christian Science, wie wir sie in den Werken unsrer Führerin finden, übereinstimmen,—einerlei, ob die Erklärungen von einem Lehrer, einem Vortragenden, einem Ausüber oder einem Schriftleiter ausgehen. Der einzig sichere Maßstab zur Beurteilung ist die Erklärung dieser Wissenschaft, wie sie von derjenigen dargelegt wurde, die sie vom göttlichen Gemüt empfangen hatte. In dem Maße, wie die Christlichen Wissenschafter individuell willig sind, demütig anzunehmen, was Gott uns durch sie geschenkt hat, unverfälscht durch Selbstsucht, Nachlässigkeit oder menschliche Meinungen, wird ihr Weg zum Himmel gekürzt und die Menschheit gesegnet werden.
