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Einige Betrachtungen über „aufdringliche gedankliche Behandlung“

Aus der Februar 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Behandlung im Sinne der Christlichen Wissenschaft ist etwas sehr Heiliges, etwas ganz anderes als irgend welche uns bekannte medizinische oder sonstwie menschlich erdachte Heilmethode. Der Christliche Wissenschafter kommt zu denen, die seiner Hilfe bedürfen, mit der Kraft des Gebets; und da die Wirkungen dieses heilenden Gebets sowohl körperlich wie auch geistig sehr weittragend sind, ist es in den meisten Fällen von großer Wichtigkeit, daß die Behandelten wissen, daß sie behandelt werden, und in vollem Maße damit einverstanden sind.

In ihrem Buch „Rückblick und Einblick“ schreibt die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddy (S. 71): „Unterschiedslose gedankliche Behandlung ohne Zustimmung oder Wissen des Behandelten ist ein folgenschwerer Irrtum. Menschen, die die Begleiterscheinungen der gedanklichen Behandlung nicht kennen, wissen nicht, was auf sie einwirkt, und können so ihrer persönlichen Rechte — der freien Wahl und der Selbstbestimmung — beraubt werden.“

Angenommen, ein wohlmeinender Christlicher Wissenschafter hört, daß ein Freund in einem Krankenhaus ist, um sich seinem eigenen Wunsche gemäß einer medizinischen oder chirurgischen Behandlung zu unterziehen, und beschließt nun, diesem Freunde Hilfe im Sinne der Christlichen Wissenschaft zu leisten — was natürlich eine Hilfe bedeutet, um die der Freund nicht gebeten hat, und von der er nichts weiß. Überschreitet er damit nicht unerlaubt die Grenzen seines Gedankenreiches? In einem anderen ihrer Werke, nämlich „Miscellaneous Writings“, gibt Mrs. Eddy in dem treffenden Aufsatz „Aufdringliche gedankliche Behandlung“ diese bestimmte Erklärung (S. 282): „Wenn ihr mental die persönlichen Grenzen eines menschlichen Gedankenreiches überschreitet, so solltet ihr gewiß sein, daß die Person, mit der ihr gedanklich in Verbindung tretet, dies auch wirklich wünscht.“

Weiter erklärt sie dann (S. 283): „In der Regel hat man ebensowenig das Recht, in das Gedankenreich eines anderen Menschen einzudringen und sein Denken ohne sein Wissen und Wollen zu erregen, zu verwirren oder zu berichtigen, wie man das Recht hat, in ein fremdes Haus einzudringen, den Schreibtisch aufzuschließen, die Möbel umzustellen und das Eigentum eines anderen seinen eigenen Wünschen gemäß zu ordnen und zu verwalten.“ Dann fügt sie noch in treffender Weise hinzu: „Irgendwelche Ausnahme von der altbewährten Regel: ‚Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!‘ ist selten.“

Aber — mag hier jemand einwerfen — es kann doch gewiß nicht unrecht sein, einem leidenden Bruder helfen zu wollen. Gibt es denn nichts, womit ein Wissenschafter einem anderen Menschen helfen kann, der nicht um seinen Beistand bittet? Ganz gewiß gibt es etwas; ein wissenschaftlicher Christ hat immer das Recht und die Pflicht, sich selbst eine Behandlung zu geben, sein eigenes Denken aufzuklären — mit anderen Worten, sich zu weigern, irgend einem Bilde der Disharmonie, das ihm entgegentritt, sei es betreffs seiner selbst oder anderer, Wirklichkeit noch Macht zuzumessen. Bei solch einer Behandlung wirkt er jedoch nicht auf das Denken eines anderen ein; sondern er bleibt unbedingt im Reich seiner eigenen Gedanken.

Doch hier ist die lichte Seite dieser Betrachtungen betreffs der Gemeinschaft des Christlichen Wissenschafters mit Wahrheit und Liebe: er könnte mit jemandem verglichen werden, der ein helles Licht in seinem Hause angezündet und dann die Fensterläden geöffnet hat; und jeder Wanderer, der nun im Dunkeln vorbeigeht, jeder einzelne, der mit seinem Denken in Berührung kommt, hat einen Anteil an dem Schein dieses Lichtes und wird dadurch gesegnet. Zweifellos könnte jeder Wissenschafter von Heilungen erzählen, die dadurch bewirkt wurden, daß er, wenn er einen Bericht von Irrtum hörte, alsogleich doch schweigend die Argumente des sterblichen Gemüts verneinte und sich selbst eine Behandlung gab — mit anderen Worten, sein Denken gegen die Annahme des Bösen als Wirklichkeit wappnete. Wenn er das Licht des geistigen Verständnisses in seinem eigenen Bewußtsein anzündet und seine gedanklichen Fensterläden auftut, ist es zu verwundern, daß viel Dunkelheit durch diesen hellen Schein verscheucht wird?

Eine Christliche Wissenschafterin betrat einmal eine Amtsstube, in der ein Ausländer, der zu einer öffentlichen Last geworden war, von einigen Beamten befragt wurde. Die Wissenschafterin konnte nicht umhin, einen Teil des Verhörs mit anzuhören, und ihr Interesse wurde besonders durch die Bemerkung eines Beamten erweckt, die dahin zielte, daß der Ausländer deportiert werden sollte, weil er an einer widerlichen, ansteckenden und unheilbaren Krankheit litte. Die Wissenschafterin trat an ein Fenster und schaute hinaus in tiefem Nachdenken über dieses Problem. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dem armen Unglücklichen eine Behandlung im Sinne der Christlichen Wissenschaft zu geben. Eine häßliche Suggestion des sterblichen Gemüts war ihr entgegengetreten. Sie wurde versucht zu glauben, daß es im schönen Reiche Gottes so etwas wie eine widerliche, ansteckende und unheilbare Krankheit geben könnte.

Mit all ihrer Macht bekämpfte sie diese gottlose Behauptung. Sie hielt fest daran, daß die ewige Liebe unendlich gerecht und die einzige Gegenwart und der einzige Gesetzgeber ist. Während sie sich in ihrem eigenen Herzen diese herrliche Wahrheit des Seins vergegenwärtigte, vergaß sie die Amtsstube, den armen Ausländer, den traurigen Urteilsspruch. In ihrem abgeklärten Denken stand sie auf heiligem Boden und beanspruchte als einzige Wirklichkeit in ihrem Weltall den Gott, der keine Krankheit schafft, und den Menschen, der dessen ewiger und harmonischer Ausdruck ist.

Doch nun hört das Ergebnis dieser vollkommenen, unpersönlichen Arbeit im Sinne der Christlichen Wissenschaft. Einige Tage später, ehe die endgültige Verordnung zur Deportation des Ausländers erlassen wurde, unterwarf die ärztliche Behörde ihn noch einer Untersuchung. Zu ihrem großen Erstaunen konnte die für sie unerklärliche Tatsache festgestellt werden, daß keine Spur der widerlichen, ansteckenden und unheilbaren Krankheit mehr zu finden war. In dem Falle ließ wahrlich jene Christliche Wissenschafterin ihr Licht leuchten; und zweifellos schien es auf ein hungriges, aufnahmefähiges Herz und bewirkte die Heilung.

Christus Jesus eröffnete seine Bergpredigt mit den Worten (Matth. 5:3): „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.“ In der Heiligen Schrift wird verschiedentlich Bezug darauf genommen, daß er seine frohe Botschaft besonders den Armen predigte — den empfänglichen Herzen, die bereit waren, seine Botschaft aufzunehmen. Groß ist die Freude des Christlichen Wissenschafters, wenn diejenigen, „die da geistlich arm sind“, geistige Heilung suchen und die Segnungen einer direkten gedanklichen Behandlung von einem Ausüber empfangen. Doch mit Bezug auf jene, die vorziehen, sich auf andere Heilmethoden zu verlassen, laßt uns vorsichtig sein, nicht als mental aufdringlich erfunden zu werden; und laßt uns oft über die weisen Ratschläge unsrer Führerin in dem Aufsatz „Aufdringliche gedankliche Behandlung“ nachdenken.

Möchte doch die Lampe der Wahrheit so hell im individuellen Bewußtsein scheinen, daß alle, die in ihren segenbringenden Lichtkreis treten und wahrhaft „geistlich arm“ sind, die heilende Berührung des Christus spüren.

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