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Am 11. Dezember 1943, dem ersten wirklich kalten Tage des Winters,...

Aus der Juni 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Am 11. Dezember 1943, dem ersten wirklich kalten Tage des Winters, arbeitete ich in meiner Kriegsbeschäftigung als Schiffsarbeiter an einer der größten Werften Neuenglands. Seit einigen Tagen war ich damit beschäftigt gewesen, „Schwappdeckel“ (durchlöcherte Deckel über kleinen Öffnungen) an den Treibstoff-Behältern eines großen Kriegsschiffes anzubringen. Die Treibstoff-Behälter eines Kriegsschiffes sind auf dem Boden des Schiffsrumpfes verteilt, wo sie Raum einnehmen, der nicht für andere Zwecke benötigt wird, und werden voneinander durch Scheidewände getrennt, die wasserdicht and feuerfest sind.

Der schwierigste und ermüdendste Teil meiner Arbeit ergab sich gerade aus dieser Lage, da sie erforderte, daß ich durch viele enge Stellen und zahllose kleine als „Schlupflöcher“ bezeichnete Öffnungen kriechen mußte. Dabei mußte ich überall hin, in all die vielen Abteilungen, wo Deckel angebracht werden mußten, ein über 30 Meter langes Schweißkabel und ein Lichtstromkabel mitschleppen sowie eine Schutzmaske und eine Werkzeugtasche tragen.

An dem Tage hatte ich gehofft, diese besondere Arbeit zu beendigen, indem ich den letzten der 39 erforderlichen Deckel anschweißte, entdeckte jedoch beim Nachprüfen meiner Arbeitsliste, daß ich irgendwo einen Behälter übersehen hatte. Das war sehr entmutigend, denn da ich vom Liegen auf dem kalten Stahl fast erstarrt war, hatte ich große Eile, mit dieser Arbeit fertigzuwerden und etwas andres zu tun, wobei ich stehen oder mich umherbewegen konnte.

Ich war versucht, den einen Deckel auszulassen und ihn von jemand anders anbringen zu lassen, wenn es entdeckt werden sollte, daß er nicht angebracht worden war. Doch hatte ich die Gewohnheit, jede mir gegebene Aufgabe zu beendigen, ehe ich um eine neue bat. So untersuchte ich also den ganzen Boden des Schiffsrumpfes und fand, daß der Behälter, den ich übersehen hatte, der erste war, den ich hätte in Angriff nehmen sollen, und daß er ganz weit vorne, fast im Bug des Schiffes war.

Ich fing an, den Deckel anzubringen, was erforderte, daß ich in das Innere des Behälters kletterte, und zwar durch das „Schlupfloch“, eine Öffnung von ungefähr 38 zu 58 Zentimetern, denn die „Schwappdeckel“ öffnen sich nach unten in die Behälter.

Ich mußte die Angel, an der der Deckel hängen sollte, an das Innere des Behälters und an den Deckel schweißen. Um die Angel an die richtige Stelle zu bringen, so daß der Deckel beim Öffnen und Schließen frei schwingen konnte, mußte ich diesen zuerst mit seinen etwa 36 Schrauben festschrauben und dann die Angel anschweißen.

Ich versuchte, die erste Schraube anzubringen, während ich den Deckel über meinem Kopf mit einer Hand nach oben drückte, doch war ich so erstarrt von der Kälte und so ermüdet von der Anstrengung, mit all den Gerätschaften so weit kriechen zu müssen, daß ich es erst bei dem achten Versuch bewerkstelligen konnte. Das Gewinde der ersten Schraube fing an festzuhalten, und bald hatte ich genug Schrauben eingedreht, um den Deckel an seiner rechten Stelle zu halten. Als ich jedoch nach meinem Schraubenschlüssel greifen wollte, um die Schrauben fester zu drehen, merkte ich, daß ich ihn irgendwo auf dem Wege hatte fallen lassen. Ich mußte entscheiden, ob ich den Deckel wieder loslösen sollte und zurückkriechen, bis ich meinen Schraubenschlüssel fand, oder versuchen, die Schrauben mit den Fingern so fest wie möglich zu drehen, und dann die Angel anzuschweißen. Ich entschied mich für das Letztere.

Als ich fertig war mit dem Schweißen und fortgehen wollte, da jetzt meine Aufgabe vollendet zu sein schien, entdeckte ich jedoch, daß die Schrauben, die ich mit den Fingern eingedreht hatte, nicht wieder herauskommen wollten. Das Schweißen hatte irgendwo in dem Stahl eine Einwirkung gehabt, die eine Spannung verursachte — ich hatte mich also selber eingekerkert.

Da ich sofort den Ernst der Lage erkannte, wurde es mir klar, daß ich nun selbst die Wahrheiten beweisen mußte, die ich so oft erklärt hatte. Viele aggressive Suggestionen kamen mir in den Sinn. Ich trat einer jeden mit dem Gegenteil der geistigen Wirklichkeit entgegen. Der erste wissenschaftliche Gedanke, der mir in den Sinn kam, war das Thema der Lektionspredigt, die am folgenden Tage in allen christlich-wissenschaftlichen Kirchen gelesen werden sollte, nämlich „Gott, der Erhalter des Menschen“.

Ich hielt fest an dieser Tatsache, daß Gott „der Erhalter des Menschen“ ist, und arbeitete metaphysisch, wie ich es gelernt hatte. Als der Satan mir einflüstern wollte: „Du bist allein, und niemand kann dir helfen“, machte ich mir klar, daß Gott unendlich, stets gegenwärtig ist, und daß ich daher nicht allein war. Von neuem kam die Einflüsterung: „Es ist 15 Grad unter Null, und es ist jetzt Samstag Mittag. Wenn du um drei Uhr nicht hier heraus bist, so mußt du bis Montag morgen um sieben Uhr hier bleiben. Glaubst du, daß du das überstehen kannst?“ Da sprach die Stimme der Wahrheit zu meinem Bewußtsein: „Gott ist dein Leben; du kannst nicht sterben.“

Ein furchtbarer geistiger Kampf entspann sich in meinem Bewußtsein, innerhalb jenes kalten Tanks. Er wurde nicht leicht noch auch schnell beendet. Aggressive Suggestionen suchten durch Furcht Gewalt über mich zu gewinnen. Doch wußte ich, Gott sei Dank, das geistige Gegenteil all jener Unwahrheiten.

Indessen suchte ich immerwährend, die Schrauben mit den Fingern loszudrehen, und versuchte bald an der einen, bald an der andern, um eine zu entdecken, die sich bewegen ließ. Als ich das Licht meiner elektrischen Lampe darauf richtete, bemerkte ich, daß Hautfetzen und Stücke Fleisch an den Schraubenköpfen hingen. Ich beschaute meine Finger und sah, daß sie wund waren, doch hatte ich keinen Schmerz gefühlt. Meine Furcht, eingekerkert zu werden, war größer als das Schmerzgefühl und hatte dieses zeitweise verdrängt.

Der Teufel reizte mich, zu schreien, an die Stahlwände zu hämmern, nach einem andern Ausgang zu suchen, meine Schweißstange dazu zu benutzen, die Schrauben auszubrennen. Doch ich wußte, daß niemand mich hören könnte. Die lauten Schläge der Niethämmer dröhnten von der andern Seite des Schiffes herüber. Ich fing an, in die andre Abteilung des Behälters zu kriechen, doch die Furcht, den Trost meines elektrischen Lichtes zu verlassen, und das Wissen, daß es ja doch kein andres Schlupfloch in dem Behälter gab, hielten mich davon ab, dieser Versuchung nachzugeben. Die Weisheit warnte mich: „Du hast noch nie versucht, eine Schraube mit dem Schweißstab auszubrennen. Mann kann es zwar tun, doch du weißt nicht, wie es gemacht wird. Wenn es dir nicht gelingt, so magst du statt dessen die Schrauben festschweißen und dich selbst einkerkern.“

Währenddessen versuchte ich immer noch krampfhaft, die Schrauben herauszudrehen. Endlich kam es mir zum Bewußtsein, daß ich aufhören müßte mit meinen menschlichen Bemühungen und mich gänzlich auf Gott verlassen. Es kostete mich fast eine körperliche Anstrengung, die Hände von den Schrauben wegzubringen. Doch schließlich legte ich sie still in den Schoß, und dann fing ich an, mit Gott zu reden. Ich sagte: „Gott, ich lausche.“ Der Wandel, der über mich kam, war wunderbar. Eine Botschaft aus dem Aufsatz von Adam H. Dickey „Gottes Berichtigungsgesetz“ kam mir in den Sinn: „Wäre einer auf hoher See am Ertrinken und anscheinend ohne menschliche Hilfe, so gibt es ein Gesetz Gottes, das, wenn recht angerufen, seine Rettung bewirkt.“

Mit diesem Gedanken kam absolute Ruhe, ein Gefühl des Friedens, eine Gewißheit von der Nähe Gottes, eine positive Versicherung der Befreiung. Ich wartete und hörte die Mahnung: „Nimm die Spindel aus der Angel!“ Selbst als ich mich daran machte zu gehorchen, sagte der Schwarze zu mir: „Was kann das helfen? Die Schrauben halten doch den Deckel fest, nicht die Angel.“ Doch diesmal gab es keinen Kampf. Ich wußte, welcher Stimme ich gehorchen wollte.

Ich zog die Spindel aus der Angel, legte die Hände in den Schoß und wartete. Von neuem kam die Stimme: „Nimm die Schraube auf der linken Seite heraus.“ Meine Finger ergriffen die Schraube und bemühten sich, sie herauszudrehen. Sie bewegte sich. Ich erfaßte sie von neuem, und spannte alle meine Kräfte an, bis ich sie herausgeschraubt hatt. Ich fuhr fort, eine Schraube nach der andern loszudrehen, bis schließlich nur noch eine blieb, die ich nicht bewegen konnte.

Wieder ließ ich die Hände in den Schoß sinken und wartete. Die Worte eines beliebten Kirchenliedes können am besten das Erstaunen beschreiben, das ich fühlte, als ich sah, wie meine Erlösung sich allmählich entfaltete:

„Ich war nicht immer so, noch wollt’ ich tun,
Was Du mir rietst;
Ich wählte selbst mir meinen Weg, doch nun
Führ Du mich weiter.“

Die Engelstimme sagte: „Zieh den Deckel herab.“ Der Deckel bog sich, als ich mit all meiner Kraft daran zog, so daß das Loch halb offen war. Die Versuchung kam, mich hindurchzuzwängen. Doch wurde sie beizeiten durch einen besseren Gedanken berichtigt: „Versuche das nicht! Du wirst nur halbwegs hängen bleiben und nicht mehr imstande sein, vorwärts oder rückwärts zu gehen. Zieh noch einmal an dem Deckel.“ Diesmal schien mehr als Muskelkraft am Werke zu sein. Das Schraubengewinde gab nach, und der Deckel fiel mir in den Schoß. Ich war frei! Ich schaute hinaus auf den Boden des Schiffsrumpfes und sah mein Schweißkabel und das Lichtstromkabel, die sich durch die Dunkelheit hinauswanden denselben Weg, den auch ich gehen mußte, um zu dem Ausgangsschacht zu gelangen, der mich wieder ans Licht führen würde. Ich mußte sehen, ob der Weg nun auch wirklich frei war.

Dann setzte ich mich wieder in dem Behälter nieder und pries Gott in stillem Gebet, dankbar, daß die Christliche Wissenschaft den Menschen solche Gewalt verliehen hat. Ich dachte nach über die mannigfachen Segnungen, die mir geworden waren, worunter der Klassenunterricht, den ich genossen hatte, nicht die geringste war. Ich fühlte tiefe, unaussprechliche Dankbarkeit gegen Mrs. Eddy.

Ich befestigte den Deckel wieder an der Angel und verließ das Schiff. Als ich zu Hause anlangte, kam meine Frau mir entgegen und sagte: „Ich habe den ganzen Tag für dich gearbeitet, daß du wieder heil und sicher heimkommen solltest.“ Sie hatte gefühlt, daß ich Schutz brauchte, und hatte ihn mir gewährt, indem sie festhielt an richtigen Gedanken und Wahrheitserklärungen über den Menschen. Ich war so bewegt und dankbar, daß Stunden vergingen, ehe ich von dem Vorgefallenen reden konnte.

Keine andre Erfahrung hat mir je solch ein Gefühl der Gottesnähe gebracht wie diese. Ich fühlte Seine Gegenwart, und gehorchte den Stimmen Seiner Engel. Ich glaube, ich habe gelernt, göttliche Führung zu erkennen.—

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