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„Ein Tisch in der Wüste“

Aus der Juni 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Seit Jahrhunderten haben hungrige Herzen Trost gefunden in den unsterblichen Worten des Psalmisten (Ps. 23, 5): „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“ Ist aber, fragt man sich vielleicht, in der heutigen Wüste menschlichen Elends ein solcher Tisch vorhanden? Und wer sind die Feinde?

Auf Seite 135 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt unsere geliebte Führerin, Mary Baker Eddy: „Heute liegt;. die Gefahr nahe, daß sich das Ärgernis der Juden in der Begrenzung des Heiligen in Israel und in der Frage wiederholt: ‚Ja, Gott sollte wohl können einen Tisch bereiten in der Wüste?‘ Was kann denn Gott nicht tun?“ Und auf Seite 8 in „Miscellaneous Writings“ haben wir ihre aufrüttelnde Erklärung: „Betrachte einfach das als deinen Feind, was das Christusebenbild, das du widerspiegeln solltest, trübt, entstellt und herabwürdigt.“

Die Christliche Wissenschaft enthüllt Gottes „Tisch in der Wüste“ mit seiner Fülle, und zwar gerade in Gegenwart der sinnlich wahrnehmbaren Feinde, und sie zeigt, wie die göttliche Liebe den menschlichen Notschrei erhört und das hungrige Herz speist. Gottesfürchtige Menschen haben immer wieder bewiesen, daß dies wahr ist. Ein beachtenswertes Beispiel ist der Prophet Elia. Unter göttlicher Leitung trank Elia zu einer Zeit der Hungersnot und anhaltender Trockenheit aus dem Bach Krith und wurde von Raben gespeist. Als der Bach vertrocknete, hieß ihn Gott nach Zarpath gehen, und des Herrn Wort kam zu ihm (1. Kön. 17, 9): „Ich habe daselbst einer Witwe geboten, daß sie dich versorge.“ Er fand jedoch, daß das Sinnenzeugnis anstatt der verheißenen Versorgung ein Bild äußerster Not und Verzweiflung darbot; denn die Witwe stand im Begriff, ihr vermeintlich letztes bischen Nahrung für sich und ihren Sohn zuzubereiten.

Glaubte Elia, daß dieses Bild wirklich sei? Keinesweg! Er rüttelte die Witwe vielmehr auf zur Erkenntnis der immer verfügbaren Substanz rechter Ideen, in diesem Falle der christlichen Eigenschaften Gefälligkeit und selbstlose Liebe. „Fürchte dich nicht! Gehe hin und mach's, wie du gesagt hast. Doch mache mir am ersten ein kleines Gebackenes davon und bringe mir's heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du darnach auch machen“, lautete das einfache Gebot des Propheten (1. Kön. 17, 13). Der demütige Gehorsam der Witwe wurde damit belohnt, daß sie versorgt wurde mit dem, was ihr menschlich not tat; denn „er aß und sie auch und ihr Haus eine Zeitlang“.

Als Elia später verzweifelnd und der Welt müde vor dem Zorn abtrünniger Herrscher floh, gehorchte er zweimal dem Engelsgebot: „Stehe auf und iß!“ Und er wurde nicht nur erfrischt und gestärkt, um weiterzugehen, sondern er fand auch dadurch Ermutigung und neue Kraft, daß Elisa zum Propheten bestimmt wurde und sich zu ihm gesellte. In dem Bericht heißt es (1. Kön. 19, 21): „Und [Elisa] machte sich auf und folgte Elia nach und diente ihm.“ Nach diesen Beweisen der Gegenwart Gottes muß Elia mit zunehmender Klarheit gesehen haben, daß die gärenden Gewalten des Bösen, die sich in Erdbeben, Wind und Feuer bekundet hatten, machtlos waren; daß das „stille sanfte Sausen“ der Wahrheit dagegen mächtig war.

Unserer geistig scheinbar darbenden Welt tun heute Gestalten wie Elia sehr not. Und es ist auch sehr notwendig, daß die heutigen Elias „aufstehen und essen“, so daß sie erfrischt und gestärkt die Arbeit fortführen können. Dann können sie angesichts furchterregender Irrtumsbilder sagen und durch „mitfolgende Zeichen“ beweisen, daß der materielle Anblick unwirklich, das Zeugnis des geistigen Sinnes dagegen wirklich ist.

Eine in der Arbeit stehende Christliche Wissenschafterin fühlte sich eines Morgens beim Aufwachen sehr krank und sie war sehr niedergeschlagen. Sie betete und machte mehrere entschlossene Anstrengungen, sich aufzuraffen, aber vergebens. Sie hatte dringende Pflichten zu erfüllen. In dieser anscheinenden Bedrängnis kam die Engelseinflüsterung: „Stehe auf und iß“, mit andern Worten: „Vertiefe dich in die Lektionspredigt!“ Sie suchte zu gehorchen, aber körperliche Unfähigkeit und verworrenes Denken wandten ein: „Du kannst es nicht tun.“ Dann kam eine zweite Engelsbotschaft: „Vergiß nicht, daß die Wahrheit, die jedem Wort in diesem geistig bereitstehenden Festmahl zugrunde liegt, jetzt am Werk ist, zu heilen und zu segnen, ob du es sehen kannst oder nicht.“

Sie klammerte sich an diese herrliche Verheißung und wußte, daß sie gehorchen mußte. Sie fing daher an, die Stellen in der Bibel und im Lehrbuch aufzuschlagen, und las einen Abschnitt der Lektion im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft nach dem andern ohne eine Spur von Erleuchtung; aber sie widerlegte immerfort die beharrliche Irrtumseinwendung der Müdigkeit und unklaren Denkens mit der demütigen Erklärung: „Ich bleibe gehorsam.“ Als sie an den vierten Abschnitt der Lektion kam, strömte das Licht der Wahrheit in ihr wartendes Denken ein und vertrieb die verworrenen Gedanken. Sie wußte, daß sie geheilt war, obgleich körperlich anscheinend keine Besserung erfolgt war. Noch immer schwach, aber geistig gehoben las sie die jetzt Klarheit bringende Lektionspredigt zu Ende, und sie stand vollständig geheilt auf.

Die göttliche Liebe hatte wahrlich in Gegenwart der Feinde einen Tisch für sie bereitet. Seither betrachtet sie die Lektionspredigt als das von dem unpersönlichen Christus gegebene tägliche Festmahl, zu dem dankbare Herzen in der ganzen Welt kommen.

Des Irrtums unberechtigter Anspruch auf einen Platz und auf Macht ist nur eine Nachahmung, eine sterbliche Trugvorstellung, die im Licht der geistigen Wirklichkeit verschwindet. Weil Gott das allgegenwärtige Gute ist, müssen wir jetzt tatsächlich in der Gegenwart des Guten sein. Sind wir uns dieser Wahrheit bewußt? Und wenn es der Fall ist, handeln wir entsprechend? Wenn wir im Guten weilen wollen, müssen wir des Guten würdig sein. Groll, Furcht, Zweifel, Haß, Heuchelei, Unehrlichkeit, weichliche Gleichgültigkeit und Verstandesstolz schließen diejenigen, die ihnen willfährig sind, von der Gegenwart des immer in Fülle vorhandenen Guten aus.

Das mit materiellen Annahmen verbundene Denken ist schwerfällig, niedergeschlagen, begrenzt und ein fruchtbarer Boden für irreführende Irrtumseinflüsterungen. Die Christliche Wissenschaft bricht den Bann dieses mesmerischen Einflusses, vergeistigt das menschliche Denken und lehrt die Menschen die einfache Kunst, Gott treu zu sein. Dem Denken, das mit dem göttlichen Sein im Einklang steht, entfaltet sich das Gute ganz natürlich. Das von Christus geübte Verfahren, das Gute zu vervielfachen, ist immer allen freigestellt.

Jesus speiste in der Wüste die Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen. Laßt uns das, was wir an Liebe, Mut, Erbarmen, Freude und Gutem besitzen, durch christusähnliches Dienen mit andern teilen und zusehen, wie das Gute, das wir haben, sich vervielfacht!

Vor einigen Jahren erwog eine Gruppe ernster Christlicher Wissenschafter Mittel und Wege, um ihre Kirche vollends einweihen zu können. Zu diesem Zweck beschlossen die Mitglieder, der Ersparnis halber im folgenden Jahr einen Vortrag weniger zu geben. Das Vorhaben kam jedoch nicht zur Ausführung, sondern wurde rückgängig gemacht, als ihnen gezeigt wurde, daß wahre Kirchweihe ein ununterbrochenes geistiges Tätigsein ist, und daß sie in Wirklichkeit nicht mehr Geld brauchten, sondern mehr Hingebung und Opfer von jedem Mitglied. Sie wurden ferner darauf hingewiesen, daß durch den Vorschlag ein geistiges Fest unterbleiben würde, und dadurch der göttliche Zweck unserer geliebten Sache eher aufgehalten als gefördert würde, daß es also kein Fortschritt wäre. Dann wurde vorgeschlagen, im kommenden Jahr einen weiteren Vortrag zu geben, und dieser Vorschlag wurde angenommen.

Kurz nach diesem Beschluß wurde in der Kirche eine der monatlichen Einweihungsversammlungen gehalten in der Hoffnung, einen beträchtlichen Teil des noch nötigen großen Betrages zu bekommen. Die anspornende Geschichte der Vermehrung der fünf Brote und der zwei Fische wurde eingehend erwogen, bis sie erkannten, daß die unbegrenzte Fülle des Guten gegenwärtig war. Nachdem sie dann miteinander geistiges Brot gebrochen hatten, fand ein solches Ausströmen von Substanz aus dankbaren Herzen statt, daß der Schatzmeister berichten konnte, es sei mehr als der nötige Betrag gezeichnet worden — die Körbe waren übervoll.

Niemand verstand die vorstehend ausgeführten Wahrheiten besser als unsere geliebte Führerin, die durch tiefe Demut und vom Himmel stammende Eingebung in der öden und feindlichen Wüste materieller Annahmen Christi reichen Tisch entdeckte, und dann ihr ganzes Leben der selbstlosen Aufgabe widmete, ihre Entdeckung einer der Sünde überdrüssigen und innerlich hungernden Welt darzubieten.

Die von ihr vorgesehenen vielen Möglichkeiten stehen heute allen zu Gebote. Die christlich-wissenschaftlichen Lesezimmer sind Stätten zu erfrischender Erbauung. Die Vorträge und die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften bieten uns wahrlich Festmahle, ebenso die Gottesdienste in Der Mutterkirche und in den über die ganze Welt verbreiteten Zweigkirchen. Wie doch diese heilige Einheit des Denkens wie ein freundlicher Leuchtturm Licht aussendet und allen, die von diesem Licht erreicht werden, Segen und Heilung bringt!

Diese heilige Macht christlich-wissenschaftlichen Denkens kennt keine Grenzen und keine Hindernisse, und läßt sich weder durch Grenzen noch durch Hindernisse aufhalten. Sie bringt empfänglichen Herzen überall die Engel, die not tun; ihre heilende und rettende Macht dringt bis in die unbekanntesten Orte der Welt vor; sie sucht das verirrte oder strauchelnde Lamm und bringt es sicher zurück; sie bringt vertrauenden und geduldigen Herzen Mut und Kraft; sie bringt auf jedem Kampfplatz die Gewißheit des schließlichen geistigen Sieges. Gott hat wahrhaft „einen Tisch in der Wüste“, und zwar in Gegenwart unserer Feinde, für uns bereitet. Nehmen wir an diesem Guten uneingeschränkt und dankbar teil und lassen auch andere daran teilnehmen?

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